Reichstag.
Berlin, 26. Okt.
Haus und Tribünen sind überfüllt. — Auf dem Reichstagsgebäude wehen die Fahnen auf Halbmast.
Auf der Tagesordnung steht die Beratung der Entscheidung der Botschaftcrkonferenz über Oberschlesicn. i Präsident Lö-e eröffnet die Sitzung und führt u. a. aus, die Sitzung müsse Stellung nehmen zu dem schweren, unheilvollen Schlag, den das Vaterland durch die Zerreißung Oberschlesiens erlitten habe. Er wolle der Entscheidung des Hauses nicht vorgreisen, aber er müsse doch ein Wort sagen, indem er der 220 000 Familien gedenke, die ihre Stimme für uns abgegeben und die nun gezwungen von uns Abschied nehmen müßten. Wir wollen ihnen noch einmal die Hände auf die Schultern legen und ihnen sagen: Treue um Treue. Dieses Gelöbnis wird geschehen. (Bravo!)
Nach Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten nimmt das Wort
Reichskanzler Tr. Wirth:
Auf Grund der Bitte des Reichspräsidenten habe ich die Neubildung des Kabinetts übernommen. Der Reichskanzler stellt das Kabinett vor und fährt fort: Dis neue Regierung ist in einer schweren äußeren Lage des Reichs und unter inneren politischen Schwierigkeiten gebildet worden. Ich habe von dem Herrn Reichspräsidenten das verantwortungsvolle Amt übernommen und meine Mitarbeiter gesucht und gefunden, die mit mir eines Glaubens sind, daß es nicht angängig ist, das Schicksal des Vaterlands durch eine lange Krisis der Regierungsbildung oder durch eine handlungsunfä- > hige Regierung aufs Spiel zu setzen. Ich spreche auch diesen Männern an dieser Stelle besonderen Tank für ihre Bereitwilligkeit zur Mitarbeit aus. Vor die Entscheidung der Botschafterkonferenz gestellt, hat sich die frühere Regierung entschlossen, dem Herrn Reichspräsidenten ihren Rücktritt anzuzeigen und mit dem Schritt ihre Auffassung bekräftigt, daß sie die Entscheidung über Oberschlesien in der Form, wie sie erfolgt ist, für ein Anrecht, für ein Unglück ansieht. Sie hat zugleich ausgesprochen, daß durch den Spruch der Botschafterkonferenz eine neue politische Lage geschaffen sei. Im Namen der nenen Regierung erkläre ich, daß auch sie in der Verurteilung der Entscheidung über Oberschlesien in nichts von dem Standpunkt der vorigen Regierung abweicht. Auch die neue Regierung ist der Meinung, und betont dies feierlich vor aller Welt, daß durch den Spruch der Botschafterkonferenz Deutschland und dem betroffenen Oberschlesien harte Gewalt angetan wird. Die Entscheidung durften nach dem Vertrag nur die Hauptmächte selbst treffen. Sie haben sich dieser Pflicht jedoch dadurch entledigt, daß sie den Rat des Völkerbunds um eine gutachtliche Aeußerung ersuchten und zugleich untereinander dahin übereinkamen, dieses Gutachten, wie es auch lauten möge, als für sie bindend hinzunehmen. Nach unserer Auffassung, die mit dem allgemeinen Rechtsempfinden übercinstimmt, verstößt die hierin liegende Nebertragnng der Entscheidung an eine andere Instanz gegen den klaren Wortlaut des Vertrags. (Lebhafte Zustimmung.) Die getroffene Entscheidung muß selbst anerkennen, daß die verbündeten Hauptmächte nicht imstande gewesen sind, eine Grenze zu finden, die sowohl dem durch die Abstimmung bekundeten Willen der Einwohner, als den geographischen und wirtschaftlichen Verhältnissen gerecht wird. Sie stellt vielmehr ausdrücklich fest, daß die gewählte Linie wichtige wirtschaftliche Interessengebiete zerreißl (Lebhafte Zustimmung), also die Gefahren und Nachteile für das Land Oberschlesien nicht vermindert, die durch die Bestimmungen des Vertrags vermieden werden sollten.
„Lore".
W" Roman von Emma Haushofer-Merk.
' 16. (Nachdruck verboten.)
Hohenburg hakte sich abgewendet. Er konnte seine Tochter nicht weinen sehen. Ihr Mick ries ihm zu traurige Erinnerungen an längst Verlorenes wach. Aber er hatte sich daran gewöhnt, sich von seiner Umgebung beeinflussen zu lassen, und er fand, daß er nur seine väterliche Pflicht erfüllte, wenn er ihr unerbittlichen Ernst zeigte.
Kore aber ging von ihm fort, flügellahm, wie zerbrochen.
Sie hatte sich mit solcher Leidenschaftlichkeit an den Gedanken geklammert, daß sie Talent habe, daß sie eine Künstlerin werden könnte, und man versperrte ihr den Weg mit einer unüberschreitbaren Mauer. Ein jung s Mädchen aus ihren Kreisen durfte nur tändeln und dilettieren? Nur keinen Ernst, keine Tiefe!
Frühlingsstürme draußen, wie in ihrer Seele! lieber die Welt kam der Mai und verjagte alle Wolken und die Sonne strahlte sieghaft über ein Meer von Blüten.
In der Stadt wurde ein glänzendes Fest vorbereitet, me Eröffnung des neuen Staotparkes, der in den Rhein- Anlagen angelegt worden, in dem man mit verschwen- derischer Pracht einen großen Pavillon für Konzerte und Bälle gebaut und entzückende landschaftliche Bilder, Spielplätze für die Kinder und Ruheplätze für die Erwachsenen geschaffen hatte. Hohenburgs, die beide, Vater und Sohn, im Komitee waren und bedeutende Summen für diesen neuen Schmuck der Stadt beigestenert hatten, konnten sich von der Einweihungs-Festlichkeit nicht wohl ausschließen. Es war denn seit Wochen schon von den Toiletten die Rede, in denen die Damen der Familie an diesem Tage glänzen sollten. Besonders für Frida war diese Frage mit äußerster Wichtigkeit des Breiteren erörtert worden. Kore hatte das peinliche Gefühl, daß ihre Tante und ihre Cousine ihr irgend eine Krankheit wünschten, damit sre ihrer lästigen Begleitung ledig wären. Sie hätte so gerne verzichte^ aber ihr Vater wünschte
Kauft keine Feiridbrmdware.
' W.W. Diese Mahnung erscheint uns angesichts der steigenden Notlage unserer Wirtschaft und der Bedrückungen von außen selbstverständlich. Dennoch wird sie oft als chauvinistisch oder „nationalistisch" bezeichnet und daher in gewissen Kreisen sogar verurteilt. Nichts falscher und kurzsichtiger als dies! Wir können cs uns nicht leisten, immer neue Mengen deutschen Geldes für Luxuswarcn dem Ausland in den Schoß zu werfen, in dieser Zeit, in der es vor allem darauf ankommt, Rohstoffe, hereinzube- kommen, um sie durch unsere Arbeit zu veredeln und unsere darniedcrliegende Wirtschaft dadurch zu stärken. Wir können es uns aber auch nicht leisten, noch so edclwertige Waren ausländischer Herkunft den Erzeugnissen unserer eigenen Industrie vorzuzichen, ganz abgesehen davon, daß uns, die wir die Zcchlung harter Steuern und Entschädigungslasten auf uns nehmen mußten, äußerte Sparsamkeit eignet. In einer sparsamen Wirtschaft jedoch haben Luxus- gegenstänoe, wie wir sie vorzugsweise aus Frankreich vor dem Krieg für nicht weniger als eine Milliarde Goldmark bezogen, keinen Platz mehr. Mau darf wohl annehmen, daß die allein durch die Not der Zeit hervorgerufene Ablehnung ausländischer Waren durch die deutschen Käufer mindestens ebenso dazu beitrug, die von gegnerischer Seite kürzlich wieder einmal heftig beklagte Verminderung der Einfuhr französischer Luxuswareu nach Deutschland hcrbeizuführen, wie das amtliche Einfuhrverbot für fertige Kuxuserzeugnisse. Frankreich aber erblickt darin, daß seine Waren — in der Hauptsache Weine und teuere Toilettenartikel — überhaupt nicht eingelassen wurden, eine gegen den Versailler Friedensvertrag verstoßende Schikane. Statistische Angaben, in denen ein Mitglied des Reichswirtschaftsrats an Hand der erteilten Ausfuhrbewilligungen für die Zeit von Anfang Juli bis Mitte September 1920 die Einfuhr derartiger durchaus entbehrlicher Waren aus Frankreich auf nicht weniger als I H 2 Milliarden Mark berechnet hat, zeigen deutlich, daß die französische Beschuldigung bewußt falsch ist. Unter den einzelnen Posten finden wir Kognak, Haarnetze, Seide und Tüll, Seidengewebe, Pelze, Schmuck, Federn, Reiher usw. Dazu wurden eingeschmuggelt und durch Beschlagnahmen ersaßt allein im Mai für über 3 Millionen Mark Alkoholerzeuguisse uud für 3,7 Millionen Mark Zigaretten, Tabake usw. Nach der französischen Statistik lieferte Frankreich an Deutschland im Jahr 1920: Seife und Riechstoffe im Betrag von 4 Millionen Mark, Konserven (Konfitüren, Früchte usw.) für 88 Millionen Mark und alkoholische Getränke für nicht weniger als 390 Million.n Mark.
Es ist widersinnig, wenn derselbe Gläubiger, der die Geißel der Sanktionen und Sicherheiten schwingt und seinen Schuldner bis zum Weißbluten zahlen lassen will, gleichzeitig fordert, daß ihm derselbe Schuldner überflüssige Dinge abnimmt. Darum Deutsche: Kaust keine Feindbundware! Ihr handelt damit nach Eurem Wort vom 11. Mai und nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch im wahren Interesse Eurer Gläubiger.
j lvirkschaftlich die größte Bedeutung hat, unter Verzst. j auf den höchstmöglichen Gewinn, heißt ein Opfer von ! ihm fordern, das zu bringen keinem Kaufmann, Jnd„. ? ftriellen oder Handwerker einfällt. Opfer darf der S>^ und die Volkswirtschaft aber nur von allen gleich ch>
^ stungsfähigen gleichmäßig fordern, alles andere ist un> gerecht und parteiisch und schädigt ihn selbst auf die ^ Dauer. Dafür zu sorgen, daß die wichtigsten Früchte ' am meisten gebaut werden, ist nicht Sache des Einzel- f nen, sondern Sache des Staats. Und nicht durch streng, ' Vorschriften, durch Zwang kann er das erreichen, so,,, dern durch eine geschickte Preispolitik. Der große Ausgleicher des Wirtschaftslebens, der auch Bedarf und Dek- kungsmittel ausgleicht, ist der gesund e' Eigennutz. Der muß freilich von oben her innerhalb der gesetzlichen Grenzen gehalten werden, liefert aber andererseits die beste Handhabung zur Beeinflussung der Erzeugung. zum Krieg ließ man ihn gewähren', und er erfüllte feste Aufgabe. Geschickt beeinflußt und geleitet, würde er M zu Höchstleistungen führen. Seine Ausschaltung führt zum Hungertod — vergleiche Sowjetrnßiand.
Württemberg.
Bedeutung "der^ Fruchtfo'ge.
L. C. Unter dieser Ueberschrift schreibt Dr.^L. H. Ries-Hohenheim in der „Südd. Landw. Zeitschrift u. a.: Soll der Landwirt im Wirtschaftsleben bestehen und sein Auskommen finden, so darf er sich bei seiner Wirtschaftsweise weder von persönlichen Liebhabereien noch von irgend welchen sonstigen Rücksichten ans etwas anderes als die höchste Rentabilität seines Unternehmens leiten lassen. Läßt man der Volkswirtschaft ihren freien Lauf, so wird sie bald die Preisverhältnisse so gestaltet haben, daß die am dringendsten benötigten Artikel relativ am höchsten im Preis stehen. Dann werden sich die Landwirte ganz von selbst auf die vermehrte Erzeugung dieses Artikels werfen, und dabei finden beid«», der einzelne Landwirt und die Allgemeinheit ihren Bor» teil. Dem Landwirt zümuten, er solle statt der am besten lohnenden Frucbt diejenige bauen, welche volks-
Slttttgärt, 26. Okt. (Polizei- 0 der- Verwal- tun g s b eh ö rd e?) Das württ. Wohnungsabgabe gesetz soll, wie wir hören, nicht nur seine rückwirkende Kraft auf den 1. April ds. Js. verlieren, son-, dern auch weitere einschneidende Aenderungen erfahren/ Gerüchtweise verlautet, daß das Reich die Mitwirkuns der Finanzämter bei der Erhebung der Wohnung-, abgabe ab gelehnt habe. Die württ. Regierung sich sich daher gezwungen, w ür t te mber gi sch e Behülft den mit dein Steuereinzug zu betrauen. In erster Link - sollen die Gemeinden und Oberämter dazu heran-/ gezogen werden, also Verwaltungsbehörden, denen zum zum Teil das steuertechnisch geschulte Personal fehlen dürfte. Der "Staat Württemberg, der nun zum erstenmal ohne Steuerexekutivbehörde dasteht, scheint die sowieso überlasteten Verwaltungsbehörden mit einer neuen unangenehmen Aufgabe bedenken zu wollen. Auf der anderen Seite hört man gerade in der letzten Zeit von Bestrebungen, aus dem Bereich der Verwaltung, andere Arbeitsgebiete abzulösen, so z. B. die Verkehrssragen und die Elektrizitätswirtschaft, nachdem schon früher versuch! wurde, einige Zweige der inneren Verwaltung, wie das Veterinärwesen an das Ernährungsministerium zu übertragen. Für Verkehrs- und Elektrizitätssragen soll das/ Arbeitsministerium zuständig erklärt werden. Wie weit diese Behörde, die doch in erster Linie der wirtschaftlichen Demobilmachung zu dienen hatte, überhaupt 's mit neuen Ausgaben bedacht werden soll, ist eine Frage, die > im Interesse der Staatsvercinfachung einer nähe« Prüfung wert wäre. All diese Vorgänge erwecken üörr- gens den Anschein, als sollten unsere Verwaltungsbehörden immer mehr mit unangenehmen Aufgaben belaste! werden, während andere Arbeiten, die geeignet erscheinen, die immer mehr wachsende Unbeliebtheit beim Volke zu nnndern, ihrem Einfluß entzogen werden.
Stuttgart, 26. Okt. (Ausstellungserö)F nung.) Im Ausstellungsgebäude gegenüber dem Landes- gewerbcmuseum wurde heute vormittag die vom Bürzn- rat Groß-Stuttgart und der Schwäbischen Liga zum SW deutscher Kultur veranstaltete Ausstellung „Der Friedensvertrag von Versailles" eröffnet. Diese Ausstellung bringt in erschreckend deutlicher Weise zur Darstellung, was der sogen. Friedensvertrag für Deutschland an Verlusten und Opfern für lange Zeit bedeutet. Mit leicht verständlichen bildlichen Beweisstücken zeigt sie, wie der Vertrag nach den berüchtigten 14 Punkten Wilsons hätte werden sollen und was dagegen teuflische Bosheit ans ihm gemacht hat, um durch einen ungeheuren Betrug-das deutsche Volk bis ins Mark zu treffen. Wer sich über den Vertrag von Versailles und seine Folgen für Deutschland genau unterrichten will, versäume nicht, die Ausstellung zu besuchen. Der Eintrittspreis betragt 1 Mark, für Schulen ist de>- N such -frei. ---
ihre Beteiligung. Obwohl er ihr seit ihrer letzten Unterredung grollte mußte er sie doch wohlgefällig anlächeln Reizend sah sie aus in ihrem Weißen Seidenkleide, mit dem Mohnblumenkranze um den Hellen Hut: einfach und doch so eigenartig hübsch, daß sie unter dem Flor der geputzten jungen Damen ganz besonders auffiel.
Das Fest begann mit einem Promenad.konzert. Man ging aus den fein bestreuten Kieswegen auf und ab, betrachtete die Blumenbeete, die blühenden Sträucher, grüßte Bekannte, plauderte, lachte und flirrte. Ein Vetter Antoinettes, Ludwig Krembser, hatte Lore seinen Arm angeboten, und bemühte sich krampfhaft, Witze zu machen, über die er selbst sehr vergnügt lachte, während Lore jenes Gefühl grenzenloser Langweile und Müdigkeit überkam, das sich unter einer Schar plaudernder, lachender/schwirrender Menschen bis zum körperlichen Schmerz steigern kann. Als sie ihre Verwandten bei dem reizenden, neuen Brunnen — einem Narziße der sich über das Wasser herabneigt, um sein Bild in dem Spiegel zu betrachten — in größerer Gesellschaft stehen sah, lenkte sie ihre Schritte in ihre Nähe, in der Hoffnung, ihren Begleiter hier loszuwerden. Frida unterhielt sich eben mit einigen Studenten aus der nahen Universitätsstadt, die zu dem Feste gckoinmen waren, und die ihr ein Bekannter der Reihe nach vorstellte. Es sollte ja noch viel getanzt werden, und Tante Antoinette hatte ihre Vorkehrungen getroffen, um ihrer Tochter eine Auswahl an Tänzern zu sichern.
, Als Lore herantrat, verbeugte sich vor Frida eben ein sehr stattlicher, junger Mann mit dunklen Augen nnd einem flotten Schnurrbart in dem frischen, lebensfrohen Gesicht.
Während er mit Frida ein paar höfliche Redensarten tauschte, fiel sein Blick auf Lore, und er verstummte mitten im Satz. Auch sie sah ihn überrascht an, länger und forschender als sonst wohl ein junges Mädchen einem jungen, fremden.Herrn in die Augen blickte, und dann riesen beide fast gleichzeitig mit freudigem Erschrecken:
„Lore!" '
„Albert!"
Sie streckten sich in der ersten Unbefangenheit l>ft Wiedersehens, in einem Jahre überfliegenden Erinncw an alte Kindervertraulichkeit beide Hände entgegen.
Albert dachte nicht mehr daran, mit der kleinen Frida unter der weißen Tüllschleierwolke weiter zu plaudern. Lore hatte den Arm des witzelnden Herrn Krembser losgelassen. So vieles stürmte ans die beiden jungen Menschen ein. Sre waren so damit beschäftigt, sich gegenseitig zurechtzusinden in den wohlvertrauten und doch so veränderten Gesichtszügen, daß sic die beobachtenden, spöttischen Blicke um sich her gar nicht bemerkten.
Tante Antoinette biß die Zähne in die Unterlippe und fächelte sich ganz erregt, als Lore ohne weiteres Bedenken, ganz, als müßte es so sein, Alberts Arm nahm nnd mit ihm weiterschritt. Ihr Vetter zuckte, schwer beleidigt, die Achseln, und Frida kicherte':
„Wie hieß doch der Herr? Martinger? Den Namen hörte ich nie! Woher Lore ihn kennt? Wir sind docb immer zusammen! In der Pension sind doch keine Studenten gewesen?"
Im Sonnenlicht gingen sie hin, die zwei hohen, schlanken Gestalten. Schmeichelnd, süß verlockend, klang wn zur Weihe ihres Wiedersehens die Ouvertüre aus tch „Zauberslöte" über den Garten. Sie hatten unwillkürlich einen einsamen Weg eingeschlagen und einige Augenblicke war nur goldiges Grün um sie her, Vögelgellatter, berauschender Äkazie'nduft. Das Alleinsein machte sie befangen. Sie schwiegen eine Weile. Sie fühlten erst M wie fremd sie sich geworden in den langen Jahren. Ta-> alte Kindcr-„Du" ziemte sich nicht mehr. Nach dem neucn Ton zwischen ihnen mußten sie erst suchen.^
Aber das Lächeln, mit dem sie sich begrüßt, blieb ihren Lippen. Albert hatte die feinen Züge der
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aber er glich doch sehr dem Vater, in der Haltung, rn Art, wie er den Kopf hoch trug, wie ihm das stürmpa Blut m die Stirne schoß. (Fortsetzung folgt.)