Kundgebung gegen die Frankenwährung.

Saarbrücken, 13. Okt. Die polnischen Parteien, -die die überwiegende Mehrheit der Saargebietsbevölkerung umfassen, haben an den Völkerbundsrat in Genf ein ^elegramm gerichtet, in dem sie erklären, du überwie­gende Teil der Saargebietsbevölkerung erhebe aus wirb schaftlichen und sozialen Gründen nachdrücklich seine Stimme gegen jede weitere Einführung der Frankem Währung. Sie weisen weiter die in einem Telegramm dreier Gewerkschaftsführer aufgestellte Behauptung zu» rück, wonach diese den überwiegenden Teil der Bevöl­kerung des Saargebiets vertreten.

Genf, 13. Okt. Der Völkerbundsrat hält im Dezember nne neue Tagung in Genf ab, auf deren Tagesordnung die Frankenwährung im Saargebiet steht.

Ungarischer Angriff auf Oesterreich?

Wien, 13. Okt. Gestern wurde in Wien ein monar­chistisches Flugblatt verbreitet, das die österreichischen Soldaten auffordert, nicht auf die Ungarn zu schießen, son­dern zu ihnen überzugchen.

Wie die Blätter berichten, scheinen die Ungarn eine größere Unternehmung gegen Wiener-Neustadt zu planen. An der Ostgrenze des Burgenlands, im südlichen Teil und anr Neusiedler Weg seien Truppen in Stärke von 10 000 Mann zusammengezogen. Die Ungarn machten zwei Stoßkolonnen marschfertig, von denen die eine einen Angriff auf Wiener-Neustadt unternehmen, die andere zu­nächst gegen Semmering und von hier pus ebenfalls gegen Wiener-Neustadt Vorgehen solle. Diese Kolonnen sollen sich in erster Linie der großen Munitionslager be­mächtigen, um die starken Arbeiterwehren am Steinfeld zu beseitigen. Dann dürfte zu einer Unternehmung gegen Wien geschritten werden. (?)

Le-ensmittelwttcher in Wien.

Wien, 13. Okt. Bei Lebensmittelunruhen sind in der Leopoldstadt eine Anzahl jüdischer Geschäfte zerstört und in der Kärnthnerstraße eine Anzahl Schaufenster zer­trümmert worden.

Die Hilfe für Rußland. .

London, 13. Okt. Die Konferenz für wirtschaftliche Wiederherstellung hat eine Entschließung angenommen, in der alle Regierungen, soweit sie dazu imstande sind, aufgefordert werden, für die Unterstützung Rußlands Kre­dite zu gewähren, ohne Bedingungen zu stellen, durch die sich die Mächte in Rußlands innere Verhältnisse einmischen.

Zusammenstoß.

Heidelberg, 13. Okt. Heute früh überrannte ein Leergüterzug auf der benachbarten Station Wieb­lingen das Stellwerk, das er vom Sockel herunter­riß. Infolge der dadurch hervorgerufenen Unterbre­chung des Signaldienstes fuhr ein aus Mannheim kom­mender Personenzug bei dichtem Nebel auf einen von Mannheim nach Basel abgelassenen Schnellzug auf, der auf der Strecke vor der Nnfallstelle liegen geblieben war. Tie Lokomotive des Personenzugs entgleiste. Der Packwagen des Schnellzugs schob sich in den letzten Personenwagen und beschädigte ihn erheblich, wobei mehrere Reisende des Schnellzugs Verletzungen erlitten, darunter der aus dem Haag kommende österreichische Legationsrat Dr. Günther. Mit mehreren Stunden Verspätung konnte der Schnellzug die Fahrt nach Ba­sel fortsetzen.

Tarmsta-t, 13. Okt. Heute vormittag 6.30 Uhr stieß der Personenzug 136l bei Lenne infolge grober Fahr­lässigkeit des Zugmeldedienstes mit einer leer fahren­den Lokomotive zusammen. Ein Heizer wurde getötet, andere Beamte wurden schwer verletzt. Tie beiden Lokomotiven und 2 Personenwagen wurden stark be­schädigt.

Nachverhandlungen.

Paris, 13. Okt.Echo de Paris" teilt mit, zwi­schen der englischen und französischen Regierung werde

O. «Nachdruck verboten.)

Me hatte ein solches MMrÜ» mi: vem Kind, das nun Hel 1- ihr war, das sie am liebsten bei sich behalten, M ihvun Buben herauwachscn sehen.

Hohenburg hatte tagelang in wildem, faismiMosem Mmerz jeden Trost, jeden freundlichen Zust -uch zn- 'chckgcwicscn, er war so außer sich gewesen vor Reu? und Sehnsucht nach der Toten, daß seine Bekannten bw'ürch- tcten, auch er würde sich ein Leid antun. Mer in seiner Natur schienen sich alle leidenschaftlichen Regungen rasch zu erschöpfen: Liebe und Jammer gingen über seine Seele hin wie tolle Sommergewitter; dann kam rasch eine große Ruhe.

Sein Vater, von dem er Jahrelang nichts mehr ge­hört hatte, schickte ein Beileidsschreiben. Es kamen nach­träglich kostbare Kränze für das Grab der armen Frau, die niemals für die Familie existiert hatte, solange sie noch atmete. Man war zur Versöhnung bereit.

Mit Macht erwachten nun in Edmunds Herzen die Er­innerungen an das Elternhaus und er beschleunigte seine Abreise, als kehre er aus der grausamen Fremde in die verlorene Heimat zurück. Lore weinte herzzerreißende Tränen über den Abschied von Laura und den Buben.

Und als der Wagen fortgerollt war, in dem die Kleine -n ihrem schwarzen Kleidchen neben ihrem Vater saß oa warf Albert sich im Wohnzimmer nieder und schrie und tobte' vor Schmerz.

Was soll der Lärm?"

Paul Martiuger war aus dem Atelier gestürzt und stand drohend vor dem verzweifelten Jungen.

Du machst augenblicklich, daß Du hier herauskommst, wenn Du Dich so unsinnig benimmst!" herrschte er den kleinen Kerl an, der betrübt davonschlich.

Wer Paul!" rief Laura, der auch die Tränen in den Plugen standen.Wie kannst Du was hat er getan"

darüber verhandelt, wie der Vorschlag des Völkerbunds­rats über Teilung und Verwaltung ins Werk zu set­zen sei, worüber noch keine vollkommene Einigung be­stehe. Ueber die G r e nz fe stsetz u n g in Oberschle­sien habe schon lange U e b er e i n st i m m u n g ge­herrscht; worüber man in Genf in den letzten Tagen so lebhaft gesprochen habe, das seien die Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Einheit Oberschlesiens gewesen. Das Ergebnis sei, daß die starke industrielle Stellung der Deutschen in den Be­zirken erhalten sei. Tie Sitzung des Obersten Rats werde sich auf diesen wirtschaftlichen Einheitsgrundsatz erstrecken.

Bon der Venediger Konferenz.

Venedig, 13. Okt. Tie österreichische und die unga­rische Abordnung zur Erledigung der Bnrgenlands- frage gelangten zu einer Verständigung. Das Pro­tokoll wird heute von den Bevollmächtigten unter­zeichnet werden.

Wien. 13. Okt. TieReichspost" meldet aus Mar­burg: Entlang der ganzen Grenze Jugoslawiens ge­gen Oesterreich sind unter Vermittlung Frankreichs an- geworbene Truppen der russischen Wrangelarmee in Divisionsstärke eingetroffen, die den Grenzfinanzdienst versehen. Unter den Truppen befinden sich zahlreiche deutschredende Offiziere und Mannschaften.

Senator Knox -ß.

Washington, 13. Okt. .Senator Knox ist infolge eines Schlaganfalls gestorben.

Wie Reuter aus Washington meldet, nimmt man an, daß infolge des Ablebens von Senator Knox sich die Bestätigung des- deutsch-amerikanischen Friedensver-

traas etwas verzöaern werde.

Vertagung der preußische» Landtags,ihung.

Berlin, 13. Okt. Der preußische Landtag nahm ge­stern im Hinblick auf die bevorstehende Entscheidung über Oberschlesien mit 154 Stimmen gegen 118 Stim­men der drei sozialistischen Parteien einen Antrag Herold (Ztr.) an, die Sitzung zu vertagen.

Vor der Berkündignng des Belagerungszustands in Oberschlesicn.

Berlin, 13. Okt. In Oberschlesien besteht entgegen der Meldung desMatin" noch keine erhöhte Alarm­bereitschaft der Truppen und Polizei. Mit dem Tag der Verkündigung der Entscheidung dürfte jedoch der Belagerungszustand verhängt werden.

Kattowitz will deutsch bleiben.

Kattowitz, 13. Okt. Die Deutschen der Stadt Katto­witz haben beim Völkerbund, Lloyd George, Briand, Bonomi und dem japanischen Botschafter in Paris telegraphisch die Belassung von Kattowitz bei Deutsch­land gefordert.

Tie Wirkung auf die holländische Börse.

Aus dem Haag, 13. Okt. Die Gefahr, in die Deutsch­land durch die Entscheidung des Völkörbundsrats in Genf gebracht wird, wird hier mit größter Aufmerk­samkeit beobachtet. Ein Zeichen dafür ist die Tat­sache, daß an der Amsterdamer und Rotterdamer Börse nahezu alle Geschäfte stilliegen. Die Mark erreichte den bisher noch nie dagewesenen Stand von 2H. Gul- - den für 100 Mark.

Noch nicht das letzte Wort gesprochen?

Paris, 13. Okt. In den Wandelgängen der Kammer sagte gestern abend Briand, es werde eine neue Sitzung des Obersten Rats einberusen werden. Die Konferenz habe die Aufgabe, die Entscheidung, die der Völkerbundsrat empfiehlt, zur Kenntnis zu neh­men und gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags als zuständige Instanz für die Entscheidung der oberschlesischen Frage das endgül'ge Urteil abzugeben. (Dadurch wäre nicht ausc Zossen, daß die Schritte, die die Reichsregierung gleichzeitig in London und Paris durch ihre Bots^after hat un­ternehmen lassen, auf diese Erklärung Briands be­stimmend eingewirkt hätten. Es fragt sich nur. wie

weit der englische Einfluß und besonders der per­sönliche Einfluß von Lloyd George auf dieser neuen Entente-Konferenz durchdringen würde.)

Berlin und London. Eine Frage an die Reichsregierung.

München, 13. Okt. DieMünch.-Augsb. Abendztg." stellt an die Reichsregierung die Fra-- was sie ge­tan habe, um die ursprünglich uns günstige Stellung Englands in der öberschlesischen Frage zu verstärken. Das Blatt weist darauf hin, daß das Wiesbadener Abkommen in einem Augenblick abgeschlossen wurde, wo in Genf die oberschlesische Frage zur letzten Be­ratung stand.

Zu den Tiroler Anschlnßabsichten.

München, 13. Okt. In einer Meldung des Tiroler Sonderberichterstatters derMünchner N. N." heißt es u. a.: Der Intergang Oesterreichs ist nicht mehr aufz-halten. Das noch durchaus gesunde Tirol ist er -hlossen, seinen Willen, zu leben, in der entschiedensten Weise zum Ausdruck zu bringen. Es hat das größte Recht aus die Unterstützung von Sei­ten Deutschlands. Diese Unterstützung im Rahmen des politisch und wirtschaftlich Möglichen ihm auch wirk­lich zuteil werden zu lassen, ist eine Ehrenpflicht Deutschlands. Möge man das in Berlin nicht ver­gessen.

Lloyd George geht nach Washington.

Paris, 13. Okt. Nach demDaily Telegraf" wirk Lloyd George am 5..November mit Briand nach Wa­shington reisen und 56 Wochen fortbleiben. Wahr­scheinlich war die ursprüngliche Ankündigung, daß Lloyd George nicht nach Washington gehen werde, dazu bestimmt, die Sinnfeiner zu überzeugen, daß Lloyd George in erster Linie mit der Erledigung der irischen Frage Ernst machen will.

Tie OPPauer Opfer. Die Zahl der Toten und Ver­mißten im OPPauer Unglück hat nach amtlicher Mit­teilung nunmehr 600 überschritten, nachdem noch meh­rere Schwerverwundete in den Krankenhäusern gestor­ben sind. An Spenden sind bis jetzt über 60 Millio­nen Mark aufgebracht worden.

OPPauer Kinder nach der Schweiz. Dem Physiologen der Universität Halle, Abderhalden, ist es ge­lungen, für mehr als 350 Kinder aus Oppau Unter­kunft in der Schweiz zu finden. Abderhalden ist ge­borener Schweizer und Leiter der deutsch-schweizerischen Kinderfücsorge.

Württemberg.

Stuttgart, 13. Okt. (Vom Landta g.) Die Aus­schüsse des Landtags nehmen in den nächsten Wochen ihre Arbeiten wieder auf. Das Plenum soll aber erst Miß' November zusammentreten. Zunächst berät der Polizei Ausschuß des Landtags am 19. Oktober über das Gesetz betr. die Verstaatlichung der Polizei. Ihm folgt da Steuerausschuß.

Aus dem Parteileben. Der Parteitag der Deutschen Volkspartei findet am 24. unl>S5. Oktober in Stuttgart statt. Abg. Tr. Stresemann spricht über die politische Lage. Am 29.31. Oktober wird der Vertretertag der Württ. Bürgerpartei abge­halten. Oeffentliche Versammlungen finden im Dinkelacker Saalbau und Stadtgarten statt. Berichterstatter sind u. a. Minister a. D Hergt, Prof. Tr. Martin Spahn, Frau Dr. Käthe Schirmacher.

Stuttgart, 13. Okt. (Militärdienst-Jubi­läum.) Der 1856 in Gmünd geborene General der Infanterie Freiherr v. Matter, vom März 1915 ab Kommandierender General des' württ. 13. Armeekorps,! eiert am Freitag sein 50jähriges MilitärdienstJubi- !äum. Der General lebt im Ruhestand in Baden-Baden.

Arbeitsgemeinschaft sozialer Versiche­rungsträger. Die Träger der reichsgesetzlichen So­zialversicherung in Württemberg haben sich kürzlich in An- vesenheit des Präsidenten Dr. Kaufmann vom Reichs- oersicheruugsamt zu einer Arbeitsaemeinichait zusammen-

>b» .»rrr Decuc Pflicht, die Kinder daraus aufmerk­sam zu machen, daß sie mich nicht stören dürfen, wenn ich' arbeite"

Sie sah ihn mit erschrockenen Augen an. Di sen hef­tigen Ton, diese Ungedult gegen die'Kinder war sie gar nicht von ihm gewöhnt. Ihrem wunden Herzen tat seine Lieblosigkeit doppelt weh. ,

* * *

An einem der'nächsten Tage fuhr ein eleganter Wagen an ihrem Hause vor. Gleich darauf wurde bei ihnen geklingelt. Da die Köchin eben bcschä'tigt war, ging sie selbst hinaus um zu öffnen.

Eine Duftwolke wehte ihr entgegen. Eine schlanke, verschleierte Dame frug mit etwas hochmütigem Tone:

Kann ich Herrn Martinger sprechen?"

Allerdings, mein Mann ist eben heimgekehrk."

Mit kühler Handbewegung öffnete sie die Tür des Ateliers und zog sich dann mit kurzer Verbeugung zu­rück.

Die elegante Dame nickte herablassend. Die beiden fühlten in dieser ersten Minute, daß sie sich gegenseitig mißfielen.

Der Wagen mit den hübschen Pferden stand lange vor dem Hause. Die Knaben, die hungrig aus der Schule kamen, mußten wohl eine Stunde auf das Mittagessen warten. Als Martinger endlich eintrat, war er auf­fallend erregt, hastig in seinen Bewegungen, zerstreut und erhitzt.

Eben war Frau Baronin von Fregge bei mir! Sie hat sehr bedauert, daß ich gestern mein Bild verkauft habe. Aber da ist nichts mehr zu machen. Für die Galerie in D. und 10000 Mark! Auf diese Bedin­gungen mußte ich doch eingehen!" rief er triumphierend, fast mit höhnischem Ton, seiner Frau zu.

Sie schüttelte das Unbehagen ab, das sie während dreses Besuchs, während des langen Wartens erfaßt hatte, stand M und. legte ihrem Mann die Arme um den

Hals. Mit fast schüchterner Zärtlichkeit sah sie ihm in dii Augen, bittend um einen warmen, guten Blick. > Nein! Paul! So ein Glück! Und das hast Du milk nicht gleich erzählt! Zehntausend Mark! Das ist st! für unsere Verhältnisse ein Vermögen! Und für eine Galerie! Ich bin ja so überrascht!" Sie hatte in ihrem Wunsch, ihm Liebes, Freundliches zu sagen, sehr leb « hast gesprochen und suchte ganz gerührt nach seine« § Lippen. Aber sein Kuß war kühl. ' >

Na, na! Tu' nur nicht, als wenn wir das große Los ' > gewonnen hätten! Mein Bild ist gut! Es wird mck , Gebühr bezahlt! Das ist nichts so unerhörtes, daß T« ^ ganz feierlich zu werden brauchst!" ! ^

Sie war eine scheue Natur, die nicht leicht eine« Ausdruck fand für eine innerle ''Empfindung. Es ver- ! letzte sie daher um so tiefer, wenn sie einen Augenblick, in E dem sie ihre Zurückhaltung überwunden und siH ^ weich gezeigt hatte, eine so frostige Abweisung fand- » Mit blassem Gesicht saß sie dann vor ihrem Teller,^ ^ eine herbe, trotzige Falte grub sich um ihren Mundwinkel - und auch ihre Stimme war ganz klanglos, wenn sie den Kindern eine Antwort gab. , ' M-

Was mühte sie sich' denn noch. Sie traf ja doch nicht' mehr den rechten Ton! Paul wollte einfach unzufrieden mit ihr sein! ' '

, Ihre beleidigte Miene machte ihn nur noch mehr gegen i sie gereizt. Ja, er hatte förmlich die Empfindung, als j schauten ihn auch seine Buben mit finsteren Augen an i und trotzten der Mutter zuliebe gegen ihn auf. i

Die schweigsame Mahlzeit war seiner Natur auf dl« , Dauer unerträglich. ' ' !

Ich habe mich wahrhaftig geschämt über die elende Einrichtung in meinem Atelier!" warf er nach emer Weile ärgerlich hin.Das muß anders werden! Wenn ! mich nun öfters elegante Leute besuchen! Man darf W i heutzutage nicht in einem Winkel verkriechen. Es w alles Modesache." . k