M u N tz s ch a «.

Hkrrenalb, 14. Dez. In den letzten Tagen ist man auch hier der Frage betreffend die elektrische Beleuchtung näher getreten. Von verschiedenen Fabriken wurden Voran­schläge aufgefordert; ein Konsortium von Privaten, an dessen Spitze Hofrat Dr. Suchter steht, hat sich gebildet. Der Bedarf a» Lampen wurde auf ca. 500 Flammen für die verschiedenen Etablissements festgestelll. Die Wasserkraft ist für eine billige Rechnung hiezu vorhanden. Wenn die Kosten nicht zu groß werden, wird sich auch die Stadt an der Sache beteiligen. Die Baulust hat in diesem Jahre eine solche Ausdehnung infolge der guten Saison von Heuer genom­men wie kaum in einem vorangegangenen Jahr. Gegen 100 neue Zimmer sind zum Bau in Angriff genommen; wären die Bau­plätze nicht so teuer (der Morgen wurde mit 16,000 -/A bezahlt), so hätten noch mehrere Privaten sich zur Erstellung von Logierhäusern für Kurgäste entschlossen.

Münstngen, 16. Dez. Der Ban de» Eisenbahnloset Münsingen-Marbach macht trotz der Winterzeit sehr rasche Fortschritte. Täglich arbeiten etwa 160 Mann an der Linie, und gestern kamen 40 bis 50 Ita­liener, welche einen Bergvsrsprung, den sog. Doldenkopf gegenüber dem Schlosse Grafcn- eck, durchgrabcn. Die DiphtheritiS, welche seit August vorigen Jahres in unserer Stadt grassiert, fordert immer wieder neue Opfer. In den letzten Wochen wurden verschiedene Erwachsene davon ergriffen.

Ehingen, 16. Dez. Einem 18jährigen Mädchen, das in der Lumpcnfabrik des Kauf­mann« Walker in Rottenacker arbeitete, pas­sierte ein ungeahntes Unglück. Dieselbe, eine Sortiererin, fand in einer alten Weste eine Patrone vor. Vielleicht ohne dieselbe zu kennen, spielte sie mit derselben und stupste mit einem spitzigen Gegenstände hinein. Die Patrone ging los und riß dem Mädchen den Zeigsinger ganz weg; drei weitere Finger sind derart zugerichlet, daß sie amputiert wer­den müssen.

Ellwangen, 18. Dez. Effenbahnbktricbs- bauinspeklor Bock in Crailsheim wurde gestern hier beim Einsleigen in den Personenzug 129, der von dort 9 Uhr 9. Min. abends in der Richtung nach Crailsheim abgeht, vom Zug überfahren und war sofort tot.

Riedlingcn, 13. Dez. Von der Nach- bargemcinde Zell, war ausgeschrieben die Stelle eines Polizeidteners, welcher zugleich die Dienste eines Nachtwächters, Feld- und Waldschützen, sowie des Wegknechis zu be­sorgen hat, also Tag und Nacht in Ort und Feld und Wald auf den Beinen sein muß. Hiefür haben sich 22 (I) Bewerber gemeldet. Das Jahreseinkommen dieser 5Aemter" beträgt ganze 180 ^

Rirdlingen, 18. Dez. Heute mittag wird da» fünfte erwachsene Kind der Knappschen Eheleute zu Grabe getragen. Vor ungefähr 34 Wochen erkrankte eine 15jährige Toch­ter in Reutlingen an Diphtheritis und starb dortselbst. Eltern und Geschwister eilten dorthin, der lieben Verstorbenen den letzten Liebesdienst zu erweisen, nicht ahnend, daß sie den Keim dieser tückischen Krankheit in ihr eigenes Heim tragen. Nach wenigen Tagen erlag eine 13jährige Tochter, ihr folgte eine 17jährige, dann ein 19jähriger Sohn

Berantvwrtlicher Redakteur: Bern

und heute ein 6jährige- Mädchen. Die Teil­nahme mit dieser schwergeprüften Familie ist eine allgemeine.

Birkenfeld, 16. Dezbr. (Unglücksfall.) Gestern abend waren einige junge Leute in einem Privathause versammelt. Da stieß plötzlich einer derselben auS Unvorsichtigkeit die Hängelampe herunter; diese fiel einem 8jährigen Schülermädchen in den Schoß, welches dadurch solche Brandwunden erhielt, daß cs unter den gräßlichsten Schmerzen morgens 3 Uhr verschied. Herr Oberamls- arzt Fischer wurde gleich abend« telegraphisch berufen.

DaS Frontmachen der Bahnwärter fällt vom 1. Januar nächsten Jahres ab fort, nachdem die neue Signalordnung für die Eisenbahnen Deutschlands das Signal der Zug darf ungehindert passieren" nicht mehr enthält. Ebenso fällt auch da- durch den Bahnwärter während der Dunkelheit mit der weißleuchtendcn Handlaterne zu gebende Signal fort. Die Signale mit der Stations­glocke kommen am 1. Januar 1893 in Fort­fall.

Aus Baden, 15. Dez. Die Rekruten des Lcibgrenadier-RegtS. tragen lautKarls­ruher Zeitung" in diesem Jahre erstmals alle die blauen Landsturmröcke zum Exer­zieren. Die im vorigen Jahre gemachte Probe scheint sich bewährt zu haben. Mit Ausnahme Reinigens von Schmutz braucht an diesen Röcken nichts gebutzt zu werden, wodurch dem jungen Soldaten viel Arbeit erspart bleibt. Die Landstunnröckc sind etwas länger als die Waffenröcke, wie diese von blauer Farbe und schließen nicht eng am Körper an; auch fehlt der steife Rockkragen, an dessen Stelle ein mit einem kurzen roten Streifen versehener umgelegter Kragen ge­treten ist.

Der Ständerat in B e r n hat den Bundesrat ermächtigt, im Mai 1893 sür den Schweizer Eisenbahn-, Post- und Tele- grsphenverkehr die mitteleuropäische Stunden- zonenzei't einzuführen.

Auf dem Bahnhof Homburg v. d. H. ereignete sich am 15. ds. ein Unglücks­fall. Ein Güterzug, an welchem die Bremsen wegen der durch die Nässe entstandenen Glätte der Schienen versagten, fuhr mit größter Ge­schwindigkeit von der Höhe vor dem Bahn­hof herunter und wühlte sich in die die Dreh­scheibe einschließende Mauer ein. Der an den Tender anschließende Packwagen sieg senkrecht in die Höhe und die folgenden fünf Wagen wurden zertrümmert. Menschenleben sind nicht verloren gegangen, doch kamen mehrfache Verletzungen vor. Dem Maschinen­führer Rück wurden durch ausströmenden Dampf und siedendes Wasser die Hände verbrüht, auch soll er Quetschungen erlitten haben; drei andere Zugsbeamte sind leichter verletzt. Die Stätte de» Unglücks bot einen schauerlichen Anblick dar, von der Maschine war säst nichts mehr zu sehen, da sie sich fast ganz in daS Erdreich eingewühlt hatte. Die sechs Packwagen, namentlich die elfteren vier, waren in furchtbarer Weise zertrümmert.

In Krakau verhaftete die Polizei eine weitverzweigte Bande von Engelmacherinnen, welche zahlreiche Säuglinge dadurch töteten, daß sie dieselben Hunger leiden ließen und dem Frost aussetzten. Bei einer der Per­sonen fanden sich drei Kinderleichen.

bard Hosmann.) Druck und Verla« von B e

In der Nacht vom 9. zum 10. ds» hat sich in Lodz ein entsetzlicher Vorfall er­eignet. Ein Arbeiter kam gegen Mitternacht heim. Als ihm seine Frau Vorwürfe machte, schlug er mit einem Hammer nach ihr, bis sie blutüberströmt liegen blieb. Er hielt sie für tot, begoß sie mit Petroleum, legte sie ins Bett und zündete dieses an. Der Manu selbst versuchte sich im Stalle zu erhängen, jedoch erreichte er nicht seinen Zweck, da der Strick vor der Zeit ließ. Durch das Schreien des dreijährigen Kindes wurden die Nachbarn aufmerksam; sic fanden die Frau mit zahl­reichen Brandwunden bedeckt in dem brennen­den Bette. Beide Eheleute wurden in daS Krankenhaus verbracht.

Folgende« Unglück ereignete sich in Hörde. Am Hochofen sollte zu einer neuen Schlackenhalde eine Brücke hergestellt werden. Die aus Ziegelsteinen auSgeführlen hohen Pfeiler wurden mit schweren eisernen Trägern überbrückt, wobei ein Pfeiler teilweise zu- ssmmcnbrach. Drei Arbeiter fanden den so­fortigen Tod, während acht andere teilweise sehr schwer verletzt wurden.

AuS Orel (Rußland) wird gemeldet, daß ein furchtbarer Orkan große Verwüst­ungen angerichtet hat. Viele kleine Häuser in den Vorstädten wurden dem Erdboden gleich gemacht, wobei eine Anzahl Personen de» Tod fand und viele verletzt wurde». In der Hauptstraße wurden die HauSdächer, Schilder und Schornsteine fortgerissen und Scheiben zertrümmert. Der Stadlpark ist arg verwüstet.

Verschiedene».

Aus den Geheimnissen des Harems. Nach einem in Konstantinepel umlaufenden Gerüchte, das sich aus bekannten Gründen nur schwer auf seine Richtigkeit hin prüfen läßt, herrscht im kaiserlichen Serail eine un­geheuere Aufregung wegen eines im Harem vorgekommcnen schrecklichen Verbrechens. Fünf außerordentlich schöne Adalisken, die erst vor einigen Tagen aus Egypten als Geschenk de« Khedive an den Sultan angekommen waren, wurden am 15. Dez. Abends in ihren Belten als Leichen gefunden. Die Aerzte stellten fest, daß die Mädchen vergiftet worden seien; man vermutet, daß sie als Opfer der Eifer­sucht ihrer Genosstnen starben. Drei Eunu­chen, die beschuldigt werden, den Mädchen daS Gift eingegcben zu haben, sollen in Haft genommen und in Ketten gelegt worden sein.

.. Mit einem Hundertmarkschein wurde kürzlich ein armer Laufbursche sür seine Ehr­lichkeit belohnt. Von einem Handjchuhge- schäfte zu einer Dame entsendet, um dieser eine Bestellung zu überbringen, erhielt er durch die Zofe einen eingewickelten Handschuh mit dem Bemerken, daß man ihr nach diesem Muster noch ein halbes Dutzend senden möge. Neugierig wickelte der Bursche unterwegs daS Papier auf und entdeckte, wie er den schönen ,Vicrundzwanzigknöpfigen" sich be­sah, in demselben etwas hartes, da«, ans Tageslicht gezogen, sich als ein strahlender Diamanlring erwies, der beim Abziehen des Handschuh in einem der Finger unbemerkt stecken geblieben war. Sofort kehrte der Bursche um, machte von seinem Funde Mel­dung und empfing aus der Hand der hoch­erfreuten Dame unter vielen Worten des Dankes die erwähnte Belohnung.

rnbard Hofmann in Wilbbad-

8S" Hiezu eine Beilage.