raschte stk mit einer Enkelin. W«S blieb nun ander« übrig al« rasche Heimkehr. Mit dem kchirmhandel war'S aus. Die junge Mama samt Sprößling wurde in ein Bett aus einen Leiterwagen gebracht, die Großmama hielt einen Regenschirm darüber und der Großpapa setzte sich zum Fuhrmann. So zog die Familie zu viert noch Hause, von wo sie nach wenigen Tagen zu dreien fortreiste.
— (Früherer Wildreichtum.) Zur Zeit der Regierung Herzog Eberhard Ludwigs war da« Wild in Württemberg noch so zahlreich , daß einmal während eines strengen Winter« 7000 Stück Rotwildbrett erfroren. In zwei anderen Wintern belief sich der Verlust sogar auf 20 000 Stück Rot und Echwarzwildbret.
Berlin, 15. Dez. Der Kaiser empfing gestern Nachmittag kurz vor 3 Uhr den Großfürsten Konstantin auf der Station Wildpark und geleitete ihn nach dem Neuen Palais, wo die Kaiserin den Gast empfing. Nach der Tafel gab der Kaiser dem Großfürsten bei der Abreise nach Berlin wieder daS Geleite bi« Wildpark. Heute Vormittag arbeitete der Kaiser längere Zeit mit dem Kriegsminister und mit dem Militärkabinet. Um 10 Uhr fuhr da« Kaiserpaar nach Berlin. Um 4 Uhr trat der Kaiser seine Reise nach Letzlinpen an.
— Ein böser Gast. Die Influenza ist wieder in Sicht. Nach übereinstimmenden ärztlichen Beobachtungen ist seit mehreren Wochen in Berlin die Influenza wieder ausgetreten und hat mehrfach bereits zu schweren Erkrankungen gesührt. Auch des verstorbenen Werner v. Siemens Leiden begann mit Influenza. Nunmehr teilen die Veröffentlichungen deS kaiserlichen Gesundheitsamtes mit: während der diesjährigen Epidemie war es in Deutschland der Regierungsbezirk Düsseldorf, wo sich die Krankheit zuletzt, und zwar bi« Anfang Juni, gezeigt hat. In Deutschland hört man seitdem nicht« von einem epidemischen Auftreten der Influenza ; in England, Nordamerika und auch in Italien hiell sich die Epidemie etwas länger, doch auch von hier hat seit geraumer Zeit nickt« darüber verlautet. Jetzt melde» die Veröffentlichungen, daß in den beide» letzten Wochen in Kopenhagen je 106 Erkrankungen, in London 6 bezw. 2, in New- Jolk 3 Todesfälle an Influenza beobachtet worden sind.
— Ein Duell zwischen Arbeitern- In Mühlhausen i. E. macht ein Duell zwischen Arbeitern »on sich reden. Die Veranlassung zu diesem war eine völlig ritterliche. Der eine Arbeiter war nämlich mit einem Mädchen versprochen gewesen und erging sich, nachdem daS Vermächtnis sich gelöst, in den rohesten Ausdrücken über die ehemalige Braut, worüber ein anderer Arbeiter ihn zur Rede stellte. Hierdurch erklärte der elftere sich für beleidigt, und beide kamen überein, ihren Streit persönlich suszufechten, wie es Ehrenmännern zukomme. Sic bedienten sich des Messer« al« Waste, wobei sie einander so gründlich zerfleischten und so schwer verwundeten, daß nun beide tätlich getrosten, fast hoffnungslos darnieder liegen.
— Ein sonderbarer Rechtsfall. Drei Hundertmarkscheine hatte der erste Bürgermeister in Schneidemühl, Herr Wolfs, im Mai d. I. auf dem Teppich seines Eßzim
mer« gefunden. Er zeigte den Fund beider Polizei an, der Eigenthümer des Geldes meldete sich jedoch nicht. Dieser Tage hatte sich nun die dortige Strafkammer mit dieser Angelegenheit z» beschäftigen. Der Staats- anwall beantragte die Einziehung des Geldes, da datselde vermutlich von einer versuchten Beamtenbestechung herrührc. Der Gerichtshof schloß sich dieser Ansicht jedoch nicht an und wie« den Antrag zurück. Herr Wolfs hat gleich nach der Verhandlung die ihm zu- gesprochenen dreihundert Mark ^mehreren Wshlthätigkeitsanstalten überwiesen.
— In dem Dorfe Wollenstem (Kreis Homberg in Kurhesten) erschlug die Frau eine« kleinen Landwirt« im Streite ihren Mann mit einer Axt und erhängte sich alsdann.
— Der Advokaturschreiber Rswotny raubte am Mittwoch abend am Hauptpostschalter in Prag drei Geldbriefe der Böhmischen Kreditbank mit 6000 fl., nachdem er die Thüre zum Lokal eigens abgesperrt hatte. Der Thäter wurde indessen bald ergriffen.
— Einer Meldung aus Flenn zusolge weigerten sich die Arbeiter des Schachts 25 der dortigen Kohlenbergwerke, einzufahren, da man sie zu spät wieder susfahren lasse.
— Das Wasser des Rheines ist am Steigen. Der Strom wälzt sich, vielfach Gestrüpp, Holz und Faschinenwerk mit sich führend, in wilden Wogen dahin. Von Kies- bänken ist keine Spur mehr zu bemerken. Dieselben werden ihren Standort wieder ändern.
Obrigheim (A. Mosbach), 12. Dezbr. Gestern wurde der zehnte Sohn des hiesigen Bäckermeisters Christian Frick auf die Vornamen des verstorbenen Prinzen Ludwig von Baden gelaust. Der Großherzog hatte auf Ansuchen huldvoll die Patenschaft übernommen und ihm 60 Mark zur Sparkasseneinlage gnädigst zugkwendet.
Verschiedenes.
(Heißes Wasser für Verrenkungen und Verstauchungen.) Man halte den Verwundeten Teil 15 oder 20 Minuten lang in Wasser, welches so warm sein soll, als man es aushalten kann. In gewöhnlichen Fällen werden dann die Schmerzen sich legen. Heißes Wasser, mittels eines Tuches aufgelegt, ist ein ausgezeichneter Mittel gegen Nervenschmerz und Seitenstechen. BeiBrand- wunden und Verbrühungen wende man Tücher an, welche gut in kühlem Alaunwasser gesättigt sind, und halte die wunden Teile gegen die Berührung mit der Luft bedeckt.
.'. Frankfurts dickster Mann. Am Montag starb der in der Schwarzburgstraße wohnende Rentner K., der allgemein als der dickste und schwerste Mann unserer Stadt galt. Derselbe konnte seiner Korpulenz wegen kaum noch gehen, seinen mächtigen Leib trug eine mit Nchselbändern versehene Bandage. In den letzten Jahren war sein einziger Weg nur noch in seine Stammkneipe bei Geyer auf der Eckenheimer Landstraße, wo er regelmäßig seine vier Beefsteaks und das dazu gehörige Getränk vertilgte. Der für ihn bestimmte Sarg erwies sich als zu schwach und mußte nächträglich mit Eiscnbändern versehen werden. Der Leichnam wog mit Sarg über vier Centner. Es war nicht möglich, Beide zusammen die Treppe hinunter zu schaffen. Man mußte den Sarg und die
Leiche für sich allein in den Hausflur trogen.
(Lustiges aus der Schule.) Zum Kapitel „Humor in der Schule* werden der „Volksztg." folgende Proben mitgeteilt. Einem der bekanntesten Schulaufsichtsbeamten passierte vor Kurzem in einer Berliner Gemeindeschule folgender Scherz : Bei einer gelegentlichen Prüfung frug der Schulrat einen Schüler wa« man unter einem „Staatsmann" verstehe. Nach einer Pause gab endlich ein Schüler die Antwort: „Einen Mann, der Reden hält." Diese Antwort genügte natürlich dem Herrn Schulrat nicht und er erläuterte nun diesen Begriff den Schülern dadurch, daß er Namen von Ministern, Bismarck u. A-, nannte und ergänzend hinzu- sügte: Seht Ihr, ich halte ja zuweilen auch Reden und bin doch kein Staatsmann. Wer ist also ein solcher? — Endlich meldet sich ein Schüler zur Antwort. Nun ? fragt der Herr Schulrat. „Einer, der gute Reden hält I" — Bei der Prüfung eines Gemeindeschülers zur Aufnahme in eine höhere Bürgerschule läßt der Lehrer den Knaben das Einmaleins hersagen und fragt den Schüler, ob er auch dasselbe von rückwärts könne. Mit voller Schneidigkeit macht der Junge auf dem Absatz Kehrt und deklamiert, dem Lehrer den Rücken znwendend, denselben Vers noch einmal. Natürlich war das ganze Auditorium von dieser Leistung im höchsten Grade befriedigt und erheitert.
.-. (Sprachreinigung von oben her.) Die beiden letzten Thronreden sind in den Kreisen der Sprachreiniger mit großem Beifall begrüßt worden, weil Fremdwörter darin nach Möglichkeit vermieden sind. So wird dort von „Tagung" gesprochen anstatt von „Seston^, von „Fehlbetrag" statt von „Defizit", und für „patriotisch" hieß es „vaterländisch" und „Heer" für „Armee". Es wird darauf hingewiese», daß Ministerpräsident Graf Eulenburg sowohl, wie die Minister Dr. Miguel und Thielen dem deutschen Sprachverein als Mitglieder angehören.
(Zwangsweise Versteigerung eines Löwen.) In Halle a. S. finden z. Zt. Vorstellungen im Walhalla-Theater statt, in denen sich u. A. ein dressierter Löwe, „So- liman" produziert. Der dortige „General- Anzeiger" enthält nun i» seiner Nummer vom 13. d. Mts. ein Inserat, wonach der Gerichtsvollzieher Pelschick am 15. ds. Mts. im „Berliner Hof" einen dressierten Löwen, einen Löwenkäsig, ein Pferd einen Hund u. s. w. zwangsweise gegen sofortige Barzahlung versteigert. — Wer bietet auf den „So- liman" ? (Vielleicht eine „sinnige Gabe für den Weihnachtstisch".)
.'. (O, die Kantönli!) Man liest im Demccrate von Payerne: Wer im Waadtlande einen Raben tötet und darob erwischt wird, hat 10 Franken Buße zu bezahlen; wer aber auf Freiburger Gebiet einen Raben tötet, erhält dafür ein Schußgeld von 20 Rappen. Was für ein Unterschied besteht nun zwischen einem Waadtländer und einem Freiburger Raben?
(Ein Zweikampf aus — Klaviere ) In Newyork hat kürzlich ein Kiavierduell stattgefunden, und zwar zwischen einem Herrn und einer Dame. Die Dame spielte ohne Unterbrechung l6 Stunden 52 Minuten lang, dann war sie erschöpft und hatte aufgelaufene Gelenke und munde Finger. Ihr Gegner spielte 8 Minuten länger.
Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wilddad. (Verantwortlicher Redakteur Beruh. H»fmann.)