Verschiedener.
.. Der Plauderer de- „Neuen Tagblatt«" singt über neue Eteuervorschlägc:
Besteuert den Hochmut, besteuert den Neid, Besteuert da- Protzen und Prahlen,
Den Geiz und die Unbarmherzigkeit,
Da« persönliche Schimpfen bet Wahlen!
Besteuert die Faulheit, den Müßiggang, Besteuert zumal jene Stümper,
Die täglich un« peinigen stundenlang,
Mit ödem Klavicrgeklimper I
Besteuert vor allem die Schleppen auch stark, Die schmutzigen Fegemaschinen,
Ein jeder Zoll koste zwanzig Mark —
Hei wär d» ein Geld zu verdienen I
Besteuert das Tragen von Vogelbrut Auf Damenhüten und -mützen;
Besteuert die Junggesellen gut . . .
E- bleiben viel Jungfrauen sitzen!
Besteilert den Zopf und den Schlendrian, Besteuert die Schreier und Schwätzer, Besteuert die Selbstsucht, den Größenwahn, Die Schmeichler, Krakchler und Hetzer!
Die Heuchler, die gleißend die Augen verdreh», Besteuert, die Splitterrichter,
Die ehrabschneidcnd auf Schleichwegen gehn, Und sonstiges schnödes Gelichter I
Besteuert die Panischer, die unS den Wein Und andere Getränke verderben,
Die Tausende, welche durch Kurpfuscherei'« Und Schwindel sich Reichtum erwerben!
Besteuert die Gigerl, die Simpelci,
Besteuert auch die Koketten,
Besteuert die Pferdeschinderei,
Distanzrittc, Rennen und Wetten I
Besteuert die Dichter, die ewig nur Den Schmutz und die Fäulnis uns schildern, Nur immer die Kehrseite der Natur Uns spiegeln in häßlichen Bildern!
Besteuert die Falschheit, den Lug u. den Trug, Besteuert da- Wechselreiten —
Dann habt ihr Geldmittel übergenug,
Die Kosten des Staat« zu bestreiten!
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— Diamanten zu Kriegszwecken. Es
ist die Rede davon, die Diamanten bei der Anfertigung der Krieg-gcwehrc zu benutzen.
Kleine Splitter des Edelsteins sollen auf den Gewehrläufen befestigt werden, was den Schützen selbst im Halbdunkel das Zielen gestatten würde.
Sonderbare Statistiken gibt es auf der Welt. So hat ein Amerikaner festgestellt, daß von den 1500 Millionen Menschen, welche unsere Erde bewohnen, nur 300 Mill. europäisch bekleidet sind; 50 Millionen tragen Höschen oder Schürze und 230 Millionen laufen im Adamskostüm.
/. (Abgehärtet.) Backfisch: „Ach Tantchen, Du hättest den HeiratSantrag des Herrn Staatsanwalt nicht auSschlagen sollen; er meinte es so treu und ehrlich, daß ich befürchte, er wird sich ein Leids anchun I" — Junge Witwe: „Da kennst Du die Staais- anwälte schlecht — die sind schon an die Ablehnung ihrer Anträge gewöhnt I"
.'. (Beruhigung.) Sie: „Denke Dir, die GenchlSrätin, diese GanS behauptet, ich hätte keine Zähne; ich bin wütend darüber!"
— Er: „Na, beruhige Dich, liebes Kind,
— schick' ihr einfach die Rechnung I"
1)ll8 AvLvülliuK ävr trau Ü6 1a Narv.
Roman von H. v. Limpurg.
(Nachdruck verboten.)
26.
„Wenn er es nicht thut, so fordere ich ihn vor meine Pistole, fünf Schritt Distance."
„Da« »erden Sie nicht, Herr Hauptmann, lassen Sic mich inzwischen handeln. Wir müssen .die Fälschung der Handschrist beweisen, damit ist der Baron als Betrüger entlarvt und ungefährlich geworden."
„Aber wie können wir die« bewerkstelligen ?"
„Des BaronS Diener muß bestochen werden. Gegen solch einen Schuft, wie Linden einer ist, muß man leider zu solchen Mitteln greisen. Geld öffnet olle Lippen und von dem Diener werden wir das nötige erhalten."
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Der Gehcimrat von Norden ging in tiefes Sinnen versenkt, durch sein Studierzimmer; die Unterredung mit dem Baron wollte ihm nicht au« dem Kopfe, er war außerordentlich begierig, da« Resultat von dessen Werbung bei Luisen zu erfahren und dennoch schrack er vor einer Aussprache mit seiner Tochter zurück.
Daß sie Leuthold aufgeben und Linden heiraten müsse, stand bei dem G» heimrat felsenfest. E« fiel ihm gar nicht ein, an eine ernstliche Weigerung Luisens zu denken. Doch war e- ihm eigentlich stclS unheimlich in diese blauen, sansten Augen zu sehen, fast wie ein Vorwurf kam es ihm aus denselben entgegen. Aber dennoch beschloß er, Luise» rufen zu lassen und befahl dem einlretcnden Diener, c- ihr zu melden.
Gleich darauf trat sie ein, still, ernst und mit geröteten Augen.
„Was ist Drr Luise? Hast Du geweint?" frug der Vater vor ihr stehen bleibend.
„Der Besuch Baron von Linden« hat mich stark erregt," antwortete sie zitternd, „er warb um mich und wollte durchaus nicht an meine Weigerung glauben."
„So? Du hättest ihn abgewiesen? Und we-halb. Sagte er Dir nicht, daß er meine Einwilligung habe?"
„Allerdings, Papa," und voll und groß blickte daS schöne Mädchen den Vater an, „doch konnte mich dies nicht veranlassen, de« Baron« Antrag anzunehmen, — denn ich vermag ihn nicht zu lieben und ohne Liebe heirate ich nicht."
„Ach dumme« Zeug! Du bist doch kein sentimentaler Backfisch, welche Chamisso auswendig kann. Erinnere Dich nur, daß Du fast gar kein Vermögen hast und froh sein mußt, einen reichen Mann zu bekommen."
„Verzeihe mir, Papa, aber ich kann Baron Linden nicht heiraten."
„Und we-halb, will ich Dir auch sagen," rief der Gelehrte nun in heftigstem Zorn, „weil Hauptmann Leuthold Dich umwirbt — ein hübscher Offizier, aber auch ohne Vermögen."
„Aber mit einem edlen, treuen Herzen," unterbrach Luise bewegt, „zudem liebt er mich ebenso wie ich ihn und wir werden nimmer von einander lassen."
„Also seid ihr schon einig! Nun, da wäre ich ja wohl ganz über flüssig ! Haha, da« werden wir noch sehen I Bi« morgen füh gebe ich Dir Bedenkzeit — am Abend wird Deine Verlobung mit dem Baron gefeiert oder — ich schicke Dich so lange in'« Ausland, bi« Du Vernunft angenommen hast."
„Lieber Papa, sei nicht so hart," flehte da- arme Mädchen mit thränenden Augen, „Du hast ja einst selbst geliebt; warum willst Du Dein Kind elend sehen an der Seite eine« — Abenteurers, dessen wahrer Adel noch zu beweisen ist."
„Laß diese unnötigen Worte," befahl Herr vsn Norden streng, „mein Wille ist, daß Du Baron von Linden heiratest und Lcopdld wird sich Madam de la Mare nähern."
„Da« wird er nicht, ehe Juana nicht über ihre Bekanntschaft mit Linden eine genügende Aufklärung giebt."
„Nun gut, Ihr ungehorsammen Kinder!
Seht wie Ihr auf eigenen Füßen durch's Leben kommt, wenn Ihr meiner nicht bedürft. Den Hauptmaun heiratest Du nicht,"
„Und weshalb nicht, Vater? Ist dies Dein letzte« Wort?"
Leopold war jetzt in daS Zimmer und neben die Schwester getreten, deren Arm er liebevoll in den seinen legte. „Ich stehe meiner armen Schwester bei und werde nicht zugeben, daß sie jenem dunkeln Ehrenmann geopfert wird," sagte Leopold fest.
„Also auch Du," höhnte der Professor. „Aber ich will doch sehen, ob ich meinen Willen durchsetze. Willst Du mich wohl mit Deinen Ansichten bezüglich dcr abzulchn- enden Werbung LindenS bekannt machen, Ledpold?"
„Laß mich mit dem Vater allein, Luise," flüsterte Leopold leise und das tieferregte Mädchen zärtlich auf die Stirn küssend, „ich werde ihm beweisen., daß die Handschrift falsch ist."
„ES wird nichts helfen, Leopold," — klang es trostlos zurück, „aber Gott lohne Dir Deine brüderliche Liebe tausendmal."
Als Vater und Sohn einander finster gegenüberstanden, begann der crstere:
„Also auch Du, mein Sohn, unterstützest den Eigensinn Luisens? Sie will jenen vermögenslosen, an große Ausgaben gewöhnten Hauplmann heiraten, um mit ihm einst Hunger zu leiden."
„Hauptmann von Leuthold ist mein Freund, Papa, und ein Mann, dem Baron Linden nicht daS Wasser reichen kann."
„Was hast Du gegen den Baron," brauste der Geheimrat auf, „er ist ein ge- lehrter, liebenswürdiger und reicher Herr von alladeliger Herkunst."
„Der meiner Schwester den Hof macht und im geheimen noch mit Madame de la Mare ein Verhältnis hat," ergänzte Leopolv.
„Woher willst Du das wisst», Leopold ? Ich denke, Du bist für die schöne Spanierin entflammt?"
iFortsetzung folgt)
Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildhad. (Verantwortlicher Redakteur Brrnh. Hofmann.)