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DerW. St. A." enthält eine köni- liche Verordnung, hetrefsend die Ermächtig­ung der Königlichen Eisenbahnverwallung zur Erwerbung des für den Bau der Eisen­bahnstrecke MarbachBeilstcin erforderlichen Grundeigentums im Wege der ZwangScnt- eignung.

Hohenmemmingen, 7. Dez. Am letzten Montag geschah zwischen hier und Bachhagel, beim Kreuz, ein bedauerlicher Unglücksfall. Auf einem Wägelein wollte nach dem Brenz­thalboten ein Knecht zwei Frauen v»n Disch- ingen nach Giengen auf den Bahnhof führen. Am Kreuz bei Bachhagel wollte das Pferd rechts von der Straße abweichen, sprang aber rasch wieder nach links, wodurch das Wäge­lein inS Uebcrgewicht geriet, und die darauf sitzenden Personen wurden auf die Straße auf einen Steinhaufen geschleudert. Die ältere Dame, welche heim nach Ulm fahren wollte, war am Kopf schrecklich verwundet. Die Kopfhaut war ganz weggerissen, so daß die Gehirnschale bloßlag. Die andere aus Dischisgen erlitt einen Armbruch, während der Knecht mit einigen Löchern im Kopf da­vonkam. ImRößlc" hier wurden sie aus­genommen und vom Arzt verbunden. Die schwerverletzte Frau wurde am Abend i»S Krankenhaus nach Giengen gebracht.

Neuenbürg, 8. Dez. Nach heute einge­troffener Nachricht ist Herr Oberamtmann Hofmann zum Kgl. Ministerium des Innern einberufen worden. Zum OberamlSverweser wurde Herr Regierungs-Assessor Maier von Hohenheim bestellt. Die Amtsübcrgabc wird unter Leitung des Herrn Oberregieruugsral v. Bellino von Reutlingen am Montag statt­finden.

Büchenbronn, 7. Dez. Heute nachmit­tag war die 14 Jahre alte Tochter des Stein- Hauers Zechiel in Abwesenheit ihrer Ellern mit ihren beiden jüngeren Geschwistern allein zu Hause. Man vermutet, daß das geistig nicht ganz zurechnungsfähige Mädchen das Feuer im Ofen nachschüren wollte; dabei fingen ihre Kleider Feuer. In ihrer Angst verbarg sich das Mädchen unter einer Bett­lade. Die letztere geriet ebenfalls in Flam­men. Auf das Geschrei der kleineren Ge­schwister eilten die Nachbarn herbei. Die­selben mußten zuerst die von den Eltern der Kinder bei ihrem Weggänge verschlossene Thüre einstoßen. Waldhüter Bessert und ein reisender Handwerksmann löschten nun mit dem rasch herbeigeschafften Wasser das in Flammen stehende Bett, Als sie den Körper de- unglücklichen Mädchens dann unter der Bettlade hervorzogen, bst sich Ihnen ein schrecklicher Anblick. Brust und Gesicht waren teilweise verkohlt. Einige leichte Be­wegungen de« Körpers verrieten, daß noch Leben in demselben enthalten war. Die Männer übergossen die Sterbende mit Wasser. Sie gab nach wenigen Minuten ihren Geist auf.

Frankfurt a. M., 7. Dez. Die Frage der öffentlichen Beleuchtung scheint in ein neues Stadium zu treten. Di- Errichtung eines städtischen Elektrizitätswerkes ist zwar beschlossene Sache und man sucht schon einen Direktor dafür; ob das Projekt aber wirk­lich zur Ausführung kommt, läßt sich noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Seit einigen Wochen wird nämlich in einer großen An­zahl von Geschäften in Schaufenstern, ferner

in Wirtschaften und in Bureaux da« Auersche Glühlicht verwendet, und man ist bisher im allgemeinen damit sehr zufrieden. Der Stadt­verordnete Wclb hat nun einen Antrag ein- gebracht, den Magistrat zu ersuchen, eines der städtischen Amtsgebäudc, beispielsweise das Tiefbauamt, mit Auerschem Licht ver­sehen zu lassen, um den städtischen Behörden Gelegenheit zu geben, die Güte und Zweck­mäßigkeit desselben im Vergleich mit gewöhn­lichem Gaslicht und elektrischem Licht zu prüfen. Der Antrag wird voraussichtlich nächste Woche in der Stadtverordnetensitzung zur Verhandlung kommen.

> In Bergtheim (Unterfrankcn) fand ein Bauer in einem von ihm erkauften Hause einen Zentner und sieben Pfund alte Kronen- thaler, die er daS Pfund zu 48 Mark ver­kaufte.

Zwei deutsche Handwerksburschen wählten sich kürzlich den Pilatus als Winter­quartier. Durch Aufdrechen eines Ladens und Eindrücken der Fenster gelang es ihnen, am 28. November in das über den Winter geschlossene Hotel Klimscnborn sl870 Meter über dem Meer) einzusteigen, und sie richteten sich daselbst häuslich ein, indem sie namentlich den Kellervorrätm tapfer zu­sprachen. Die Wächter auf PilatuSkulm entdeckten jedoch am 3. Dez. die Fußspuren in dem inzwischen frischgefallenen Schnee und benachrichtigten auf telephonischem Wege den Besitzer des Hotels, Major Brilschgi, der noch in der Nacht zu.Berg stieg und die Verhaftung der beiden veranlaßte, die von der Polizei nach Stans verbracht wurden.

Hannover, 8. Dez. Der Kaiser ließ heute früh 7'/»Uhr die Garnison alarmieren und rückte an ihrer Spitze zu einer Feld- dienstübung aus.

Religiöser Wahnsinn. Frau I. W. Radenbach in Cincinnati träumte vor einigen Tagen, sie befände sich unter den Engeln im Himmel und sollte in den Chor der himm­lischen Heerschaaren mit einstimmen. Da sie ihr gesangliches Unvermögen zu gut kannte und die Harmonie durch keinen Mißton stören wollte, weigerte sie sich, der Aufforderung nachzukommen, und zur Strafe wurde sie das alles träumte sie dem Teufel überantwortet. Seitdem sie erwacht ist, wähnt die Unglückliche sich vom Leusel besessen. Sie ist in wilde Tobsucht verfallen und er­schreckt die Nachbarschaft mit ihrem Heulen und Wehklagen. Da kein BeruhigungSmit- tel sich bis jetzt als wirksam erwiesen hat, so befürchten die Aerzte, daß es mit der Frau noch ein schlechtes Ende nimmt.

Ein Danerschläser. Man berichtet aus Passau, daß ein Braugehitfc aus der Jnnbrücke aufgesunden und wegen Starr­krampf ins Krankenhaus verbracht worden ist. Es handelt sich um denselben Mann, der im Jahre 1884 als Soldat 162 Tage, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, im Schlafe lag.

Prag, 8. Dez. In Königgrätz gab es eine Sträflings-Revolte. 170 Sträflinge empörten sich gegen die Strafhausverwattung wegen der schlechten Kost. Sie zertrümmer­ten Fenster, Thüren und Laternen, rissen das Pflaster auf und begannen die Stroh­säcke anzuzünden. Militär und Gendarmerie mußten die Rädelsführer, welche mit Messern und Steinen die Mitglieder der Verwaltung umzubringen drohten, überwältigen und an-

ketten, werauf erst die Ruhe wieder hergestellt war.

Ausblasen von Petroleum-Lampen, lieber das Ausblasen der P.troleumian.p n schreibt ein Fachmann:Wenn eS richiig ist, daß unter hundert Personen neunundnennzig die Lampe von Oben ausdlasen, so ist es ebenso richtig, daß diese Neunundnennzig der gleichen Gefahr ausgcsetzt sind, die dem Hundertsten passiert, sich mit Petroleum zu verbrennen. Wenn der Oelbehälter weiter hinunter leer ist, so ist nämlich zuriskiren, daß der leere Raum in Folge der Wärme des Oels mit Gas, ganz leicht entzündbar wie Leuchtgas, angefüllt ist; trifft es nun, daß der Docht im Brenner etwas zu schmal und die Röhre nicht ganz ausgefüllt ist, so bläst man die Flamme durch den offenen Raum hinunter, das GaS fängt Feuer, zer­sprengt den Oetbehälier und daS übrige heiße Oel fängt Feuer, ergießt sich über Kleider. Möbel und Zimmerboden und da- Ende ist eine schreckliche Katastrophe. Will man die Petroleumlampe ohne Gefahr auslöschen, io drehe man den Docht auf die Höhe der Röhre hinunter, aber nicht weiter, sonst ris­kiert man, daß die Flamme in den Oelbe- hälter kommt und wieder eine Explosion ver­ursacht, dann bläst man sie von Unten durch die Zuglöcher einfach aus. Das Petroleum ist im kalten Zustande ganz ungefährlich und man kann es mit Zündhölzchen nicht anzün- den. Erwärmt man es auf Grade, die es ein paar Stunden in der brennenden Lampe erhält, so darf man mit Feuer kaum in die Nähe kommen." Möge diese Mahnung über­all beherzigt werden."

Umarmung mit Kuß. Von einem jungen Mädchen umarmt und geküßt zu werden, ist in den meisten Fällen nicht un­angenehm. Einen solchen Ueberfall lassen sich wohl alle Herren gerne gefallen, nur darf kein solcher Irrtum obwalten wie bei dem Vorkommnis, das wie folgt aus Ham­burg gemeldet wird:Als am Samstag Abend ein hiesiger Geschäftsmann den Spiet- budenplatz passierte, wurde er plötzlich von einem jungen Mädchen umarmt und geküßt. Mit der Entschuldigung, sich in der Person geirrt zu haben, entfernte sich dann das Mädchen. Gleich daraus machte der so über­raschte die unangenehme Entdeckung, daß ihm die silberne Uhr von einer Taschendieb!» aus der Tasche gestohlen war." Also Vorsicht, Ihr Herren, jung oder alt, wenn Euch ein Mädchen überfällt und meuchlings umarmt oder küßt I

Der Heiralsschene. Ais in Ham­burg während der Ehotera-Epldemie Hitss- ärzte verlangt wurden, wand sich auch ein Hallenser Arzt aus den Armen seiner schönen, 19jährigen Braut und ging nach Hamburg. Bald darauf gelangte von da die amtliche Meldung an die Braut, daß der Arzt ein Opfer der Seuche geworden sei, worauf in verschiedenen Orten die Todesanzeige veröff­entlicht wurde. Jetzt hat der angebliche Tote von Amerika aus an seine Mutter die brief­liche Nachricht gelangen lassen, daß er aus Heiratsschcu von Hamburg gegangen u. dort einem an der Cholera Gestorbenen seine Visitenkarte und Papiere zugestcckt habe, um als Gestorbener gemeldet zu werden, er selbst aber in die neue Welt übergestebelt sei.

Druck und Verlag «»»Bernhard Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Beruh. Hofmann.)