nacheilende 21jährige Tochter konnte nur noch die Leiche des Vaters abschneiden.
— Montag abend versuchte in Chemnitz ein Ibjähriger Buchbinderlehrling die Frau seines Meisters im Keller zu erdrosseln und legte dann Hand an sich selbst. Beide Anschläge mißlangen; der Thäier ist verhaftet.
— Der Fleischer König in Grottau (Sachsen) ermordete seine sechzehnjährige Nichte Marie Bergmann, nachdem sie seine LiebcSanlräge abgeivicsen hatte; darauf versuchte der Mörder sich durch Bauchaufschlitzen selbst zu entleiben und fügte sich eine Verwundung zu, an welcher er hoffnungslos darniederliegt.
— Auf dem Torpedoboot O 5 verbrühten am Mittwoch vormittag, wie aus Wilhelmshaven gemeldet wird, infolge einer Kcs- selsprengung Vier Mann aufs schwerste. Maschinist Meyer und zwei Heizer sind bereits ihren Verletzungen erlegen.
— Ein eigentümlicher Eisenbahnunfall ereignete sich dieser Tage in der Grafschaft Lancaster (England) auf der Furneß Eisenbahn. Als die Lokomotive eines GülerzugeS von Lindal nach Mverston fuhr, sank plötzlich der hohe Eisenbahndamm 30 Fuß tief
ein. Der Lokomotivführer hatte die Geistesgegenwart, Gegendampf zu geben, und sprang dann von der Maschine herab. Kaum war er in Sicherheit, so öffnete sich der Schlund, und Lokomotive und Tender stürzten hinein. Man holte Arbeiter, um dieselben wieder freizumachen, aber vergeblich; nach einigen Stunden gerieten die Erbmassen von neuem in Bewegung. Die Arbeiter hatten sich gerade noch in Sicherheit bringen können, als man hörte, wie die Maschine mit lautem Gekrach in den Stollen eines verlassenen Bergwerks fiel. Die Bahn, die sich dort über die Parkfide-Gruben hinzieht, gilt schon seit einigen Jahren nicht mehr für sicher, da wiederholt kleine Senkungen vorgckommen waren. Wahrscheinlich hatten die Regengüsse der letzten Wochen den Bahndamm vollends unterwühlt und so den Unfall her- beigcführt.
— Die Cholera-Epidemie in Hamburg nimmt erfreulicher Weise immer weiter ab. Vom Sonntag wurden aus Hamburg bloß 81 Erkrankungen und 49 Todesfälle an Cholera gemeldet. Es ist demnach jetzt auch die Zahl der täglichen Cholera-Erkrankungen zum ersten Male seit Wochen unter
hundert gesunken. Der Stand der Cholera an den übrigen infizierten Orten Deutschlands giebt zu keinen besonderen Bemerkungen Anlaß. Dagegen Wird aus Paris eine Wieder- zunahmc der Cholera gemeldet; z. B. kamen am Sonnabend 33 Cholera-Erkrankungen u. 13 Todesfälle vor. Dos Zusammenströmen gewaltiger Menschenmassen in Paris anläßlich der Feier des 22. September scheint demnach doch nicht ohne nachteilige Folgen geblieben zu sein.
— Aus San Sebastian wird von einem argen Schwindel berichtet. Zwei Individuen, die sich als Vertrer der Credit Mobilier ausgaben, errichteten eine Bank und versprachen allen Einlegern 25 pCt. Zinsen. Nachdem sic von etwa 80 Personen über 100,000 Frs erhalten hatten, verschwanden sie spurlos. Lokal und Ausstattung der „Bank" erwiesen sich als vermietet und die Betrogenen haben das Nachsehen. Die Entrüstung ist sehr groß.
Belgrad, 28. Sept. Gestern Übersielen bewaffnete Männer eine liberale Parteikonferenz ; als die Gendarmen dieselben verhafteten, entpuppten sie sich als verkleideten Panduren.
Welche von Beiden.
Noveletre von I. Piorkowska.
Nachdruck verbeten.
4.
Gegen Abend bat ich sie, einen Spaziergang mit mir zu machen. Ich schlug denseben Weg ein, auf dem wir uns zum ersten Mal gesehen halten, — ach, wie weil schien jener Tag schon hinter uns zu liegen.
Schweigend gingen wir eine Zeitlang nebeneinander her; ich wußte nicht, wie ich das, was ich ihr zu sagen hatte, einlciten sollte. Schließlich war sie es, die zuerst das Wort ergriff. Offenbar hatten ihre Gedanken sich mit Bernhard beschäftigt.
„Sage, Tauschen," Hub sie an, „was veranlaßt eigentlich neulich Abends Deinen Bruder, so plötzlich davon zu reiten?"
„Ein Brief — ein Brief aus der Heimat," antwortete ich. Dann schwieg ich wieder. Ach wie schwer siel mir die Aufgabe, dem armen Mädchen ihr ganzes Glück zu rauben. „Deshalb mußte er auch nach Brisbane," fuhr ich stockend fort. „Der Brief war von einem jungen Mädchen, das — das wir von Deutschland her kennen."
Ich sah Softe von der Seite an, um zu beobachten, welchen Eindruck meine Worte auf sie machten, offenbar aber hatte sie sie gar nicht gehört.
„Horch," rief sie plötzlich und blieb lauschend stehen, „da kommt Jemand Galopp einhergeritten. Vielleicht ist es Dein Bruder?"
Der Zufall wollte, daß wir genau auf derselben Stelle standen, auf lwelcher Bernhard Sofies Pferd einst aufgehalten hatte.
„Das kann Bernhard nicht sein," versetzte ich, „er kommt nicht hierher."
In der nächsten Minute aber tauchte er doch am Ende des Weges auf.
Er kam eilends herbeigcsprengt. Als er uns erreicht hatte, schwang er sich leicht aus dem Sattel und begrüßte uns in bester Stimmung. WaS, dachte ich, mag geschehen sein? Ich befand mich in einer geradezu fieberhaften Ungeduld. Doch so lange Sofie bei
Lerautwortlicher Redakteur tBern
uns war, konnte Bernhard meine Neugier nicht befriedigen.
Zu Hause bei uns angelangt, begab er sich sofort in das stets für ihn bereite Zimmer, seine Reisekleider zu wechseln.
Diese Gelegenheit benutzte ich, zehn Min. später bei ihm anzuklopfen.
Auf sein „Herein" trat ich ein, und meine erste Frage war: „Was ist geschehen? — ist sie nicht gekommen?"
„O doch!" erwiderte er heiter.
„Aber mein Gott, so sprich doch I ist sie
„Verheiratet ist sie," lachte er.
„Verheiratet?" wiederholte ich atemlos, „was soll das heißen?"
„Das ist sehr einfach. Der Kapitän hat sich unterwegs in sie verliebt und sich noch auf dem Schiff mit ihr trauen lassen. Ich entsinne mich übrigens auch, daß sie von jeher eine Kokette war."
„Was har sie denn zu Dir gesagt?"
„Sie hatte solche Angst vor mir, daß sie mich erst gar nicht sehen wollte; doch Versprach ich, ihr zu verzeihen, wenn sie mir feierlich gelobte, keiner Seele ein Sterbenswörtchen von meinem Brief an sie zu sagen."
Lilly hielt Wort.
So erfuhr Sofie erst lange, nachdem sie Bernhards Frau geworden, aus seinem eigenen Munde, was es gewesen, das seine erste Werbung um sie unterbrochen hatte.
— Ende. —
Verschiedenes.
.'. Wie man oft Inserate siylisiert, zeigt aus's Neue folgende Sammlung in der „Germania" : „Ein Mädchen von 5 Wochen wünscht eine Mutter an Kindesstatt abzugeben." (Jntelligenzblatt.) — „Drei doppelte Buchhalter für erste Häuser suchte der Vorstand det Handlungs-Kommis-Verein." (Nat-- Ztg.) — »Ich suche solide tüchtige Handschuharbeiter und zahle pro Dutzend 1 — 2 Mark Fr. Friedel, Handschuh-Fabrikant." (Schles. Ztg.) — „Der Unterzeichnete bringt zur Anzeige, daß unterm Heutigen Vormittags 10 Uhr, der Hund des Lohnkutscher
hard Hofmann.) Prnck und Verlag von B e
Andreas, welcher Rattenfänger nicht nur einmal, sondern mehrere Tage ohne Marke und Maulkorb hcrumläuft, ohne sich darum zu kümmern, und.höhnisch dazu lacht, wenn derselbe gewarnt wird. Joseph Hörner Polizeisoldat." (Baver. Vzlg.) — „Am 7. März zu meinem Geburtslage entriß mir der Tod zum zweiten Male meine innige, treue und gewiß von Jedermann geliebte Gattin. F. W." (Leipz. Tagbt.) — „Die Dame, welche vorigen Montag den Manichcttenknopf suchte, ist gefunden worden, und ist avzuholen. Grimmasteig 9." (Leipz. Ztg.) — Durch die „Kobl. Ztg." wird für einen „älteren jungen Mann Nachhülfe in der Religion gesucht."
— „Ei» dreijähriger Esel, wegen seiner Frömigkcil auch sür den Umgang mit Kindern passend, ist zu verkaufen." (Amtsbl. für Rügen.) — „Zu verkaufen sind zwei gut melkende Ziegen, Kapellgaffr Nr. 9 und nur Nachmittags von 3 Uhr an zu sprechen.
Doktor H. besuchte an einem Mittage seinen Freund, den Dichter M. und traf ihn im Bette liegend. „Aber mein Gott, lieber M.," rief der Doktor erschrocken, „Sie sind schon drei Tage nicht bei mir gewesen; ich vermutete, daß Sie krank seien, und treffe Sie jetzt richtig im Bette. Was fehlt Ihnen denn, lieber Freund?" „Beinkleider," versetzte trocken der Dichter. „Ich habe meine einzigen zum Ausbeffern gegeben."
.-. (Was ein Häkchen werden will...) Die kleine Else halte zum erstenmale bei ihrem neuen Hauslehrer Unterricht. Ihr entfällt ein Bleistift, der junge Mann will ihn aufheben und fällt dabei. „Um Gotteswillen I" ruft Else aus, „stehen Sie auf, wenn uns jemand in dieser Stellung sähe!"
.-. (Ganz einfach.) „Was thäten Sie, wenn Ihr Onkel der Millionär stürbe und Sic zum Universalerben einsetzte?" — B.: ,Nischt."
.-. (Aufrichtig.) -Präsident: „Sie haben den Zeugen einen Esel genannt; was können Sie zu Ihrer Entschuldigung Vorbringen?"
— Ksrnbauer: „Ich hab'S halt immer mit ihm ehrlich gemeint I"
ruhard Hosmann in WUbbgd,