Jur Sedanfeier 1892.

(Freitag, den 2. September.)

Die Tage von Sedan, vergesse sie nicht Du deutsches Volk, lenke die Blicke Zum Himmel, erfülle die heilige Pflicht Dank unsrem Gott für diese Siege.

Bei Sedan auf amphitheatralischen Höh'n Da standen die Deutschen Intervalle Ein Kranz von Wachtfeuern war ringsum zu seh'n Der Franzmann er war in der Falle.

Beim Morgenrot frühe schon standen sie all Die Deutschen, begrüßten den schweren Den Tag mit einem frommen Choral,

Dem Lenker der Schlachten zu Ehren.

Die deutschen Krieger sie ziehen mit Gott In den heißen Kampf und das Zeichen Da« Morgenrot leuchtete manchem zum Tod Der Mittag begrüßt sie als Leichen.

Am Bergabhang drunten dort hinter dem Holz Da wiehern viel ledige Rosse Dort liegt Frankreich« Blüte dort liegt Galliens Stolz. Durchbohrt von dem deutschen Geschoße.

Und speit die Mitralleuse ganz wütend auch au«

Und lichtet auch stark unsere Glieder AuS diesem Kessel dürft ihr nicht heraus So rufen die deutschen Gebrüder.

Und als die Stunde drei Uhr jetzt zeigt Um Mittag, da wird es ganz Stille Das Knattern, das Blitzen, der Donner er schweigt, Gerechter Gott ist es Dein Wille?

Ein brausender Jubel ist mit einemal Durchs deutsche Lager gegangen Achtzigtausend Franzosen sind drunten im Thal Mit Kaiser Napoleon gefangen.

Und als um Nacht« zwölf Uhr nach fromm deutscher Art Nun danket alle Gott" ward geblasen,

Da fiel manche Zähre herab in den Bart Die Krieger sie konnten« nicht fassen.

Die Feierklänge als Schlachiopfer d'rauf Sie stiegen als dankende Loten Vermischet zum nächtlichen Himmel hinauf Mit dem Rauch von dem Blute der Loden.

Gott geb ich die Ehre, Gott war mit und schon So sprach auch der Fromme Siegreiche,

Der gekrönte Held Wilhelm und Luisen'« Sohn Der Kaiser vom neu deutschen Reiche.

Drum wollen wir heute beim vollen Pokal Ein Freudenfest jetzo nicht halten Wir geben statt dessen bei unserem Mahl Drum auch Gott die Ehre dem Alten.

Und wenn darum heute beim festlichen Mahl Die Vivats und Hoch laut erschallen So denkt auch an unsere Brüder zumal Die bei Sedan als Helden gefallen.

An diese Gcfall'nen, ob Freund oder Feind Ja, wollen wir heute drum wieder Gedenken, den dort im Grabe vereint Ruh'n auch sie beisammen wie Brüder.

Bis sie, die gefallenen Helden zur Stell Vor dem großen Feldherrn der Welten Beim einstigen allergrößten Appel

Als Christliche Brüder sich melden. Holzhauer.

In Sturm und Drang.

Novelle von C. Western.

(Nachdruck verboten.)

8 .

Egoismus hat dm Zaun erfunden," gab nun Eduard zurück,und lächerliche Titel und oft lumpiger Besitz erhallen ihn aufrecht I Als ob wir nicht alle gleich wären als Menschen."

Herr von Arnberg rümpfte die Nase:

Revolutionäre Ideen sind das, lieber Eduard I Wir dürfen nicht alle gleich sein, der Staat würde sonst zu Grunde gehen."

Eie irren darin, Herr Schwager! In Amerika sind sich alle Bürger gleich. Der reiche Kaufmann trinkt seinen Wein neben seinem Schneider, die Dame ihren Kaffee an der Seite ihrer Wäscherin!"

Jeder nach seinem Geschmack!" ent- gegnete Siegfried achselzuckend und wandte sich den Tagesneuigkeiten zu, indem er be­richtete, wie in der Waldschenke die streiken­den Arbeiter wieder zusammen seien. Es gehe dort schlimm her und man habe ihn selbst bedroht. Es werde wohl noch schlimm werden.

Herr Reichart zuckte die Achseln und meinte:

Sie wollen eS nicht besser, mögen Sie e< tragen!"

Eduard verschwand bald darauf still au« dem Familienkreise.

Am andern Morgen hatte Herr Reichart ein kurzes Gespräch mit Herrn Moihs.

Ich liebe die Art dieses Verkehrs in Bezug auf meinen Sohn keineswegs, Herr Moths," bemerkte er,aber da Sie einmal Kenntnis von dieser Sache besitzen Sie verstehen mich? Niemand sonst braucht davon zu wissen. So muß ich nochmals fragen: War mein Sohn gestern Abend wie­der dort?"

Ueber zwei Stunden, Herr Reichart!"

Meinen Sie selbst es wirklich mit dem Mädchen gut? Wollen Sie Martha Voß heiraten, so gebe ich ihr eine Mitgift von zehn tausend Thalcrn I"

Herr Moihs erschrack seltsam.

»Zehn tau send Thaler? stot­terte er dann.Ich will den Versuch machen I"

Gut, ich erwarte Nachricht, aber bald !"

Recht bald, Herr Reichart!" erwiderte Moths und empfahl sich.

V.

Arnold Dsß hatte sein Wort nicht hal­ten können; er wurde wirklich in Ditterau unabkömmlich und kam nicht dazu, in Tiefen­bach einen Besuch zu machen.

In der benachbarten Kreisstadt hatte in­zwischen eine Gewerbeausstellung stattgefun- dcn. Arnold hatte dazu in seinen nächt­lichen Freistunden auch ein Stück geschnitzt: ein Felsen mit drei Gemsen. Die Jury hatte das Stück mit dem ersten Preise ge­

krönt und der Name Arnold Voß ging durch alle Blätter der Provinz.

Heute war wieder der Sonnabend her­angekommen und diesesmal erhielt Arnold den ersehnten Urlaub. Frohen Herzens machte er sich gegen Mittag schon aus den Weg nach Tiefenbach. Dabei mußte er die Waldschenke passieren. In tiefe Gedanken versunken, wollte er eben Vorbeigehen, als ihn plötzlich eine heisere Stimme anrief:

He, Arnold, he, komm hierher!"

Es war Lambert, der mit einigen Ge­nossen in der Thür der Waldschenkc stand.

Arnold überlegte rasch. Sollte er hin­eingehen ? Vielleicht erfuhr er etwas von den Maßnahmen der Belhörten und konnte sie noch warnen.

Lambert reichte ihm die Hand n. sagte:

Willkommen, Arnold I Wenn Du auch nicht mit uns gegangen bist, so warst Du doch auch nicht gegen uns, wie Dein Bru« Gerhard I

Du bist ein ganzer Kerl, Arnold!"

Freut mich, Lambert, daß Du eiue gute Meinung von mir hast I" erwiderte Arnold.

Komm herein zu einem Trunk!"

Erlaube, daß ich denselben ausgebe!"

Bravo! Arnold Voß soll leben!"

Die Arbeiter umdränzten ihn, sie stießen mit ihm an. Er sah es hier hatte die Trunk­sucht schon viel Unheil angerichtet.

Arnold mußte von den Löhnen zu Ditterau erzählen.

(Fortsetzung folgt.)

Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. H «smann.)