Vom I.Juli ab werden neue Fracht­briefe eingtführt, die auf allen deuischeu Eisenbahnen gleich sein müssen. Die neuen Frachtbriefe sind weiß, für Eilgut sind Weiße Frachtbriefe mit roten Streifen vorgeschrieben.

Nach einer Meldung au« Frankfurt a. M- wurden die im Hause des Kassierers Jäger durch den Staatsanwalt beschlagnahm­ten Wertgegenstände im Betrage von über 100,000 der Frau desselben auf Ver­anlassung des Barons v. Rothschild zurück- gegeben.

Frankfurt a. M., 3. Mai. Vor kurzer Zeit wurde, wie dieKleine Presse" be­richtet, die Ehe eines der bedeutendsten hie­sigen Bau-Industriellen geschieden. Mann und Frau sind bereits Großeltern I Die Ur­sache zur Scheidung gab eine Künstlerin, welcher der Bauherr seine Neigung schenkte. Der MäceanS behauptete, gegen seine Frau eine tiefe Abneigung gefaßt zu haben. Vor Gericht wurde festgestcllt, daß auch die Frau dasselbe Gefühl für ihn hege. Der Mann wurde als der schuldige Teil erkannt-, was zur Folge hatt, daß der geschiedenen Frau 400 000 -/M ausdezahll werden mußten.

Wittersburg, 4. Mai. Der Förster Schäffmann von hier hatte, wie dieSaar- gem. Ztg. berichtet, das Glück auf einem Gang durch den Wald (Hohenhiwcl) ein Nest mit sieben jungen Wölfen zu finden. Derselbe hofft beute Abens auch die Alte zu erlegen.

Berlin, 7. Mai. DerRcichsanzeiger" meldet: Der Kaiser verlieh dem Kronprinzen den Schwarzen Adlerorden.

Berlin, 7. Mai. DemBerliner Tage­blatt" wird aus Sansibar gemeldet, unver­bürgten Arabermeldungen zufolge solle Emin Pascha gestorben sein.

Das Spielen mit sog. Kanonenschlä­gen hat, wie man nachträglich aus Berlin hört, dortselbst am Dienstag Nachmittag ein entsetztiches Unglück herbeigeführl. Der 13- jährig« Sohn eines Werftausseher« hatte sich mit einem 12jährigen Schulkameraden nach einem hinter einem Maschinenschuppen am Treptow-Kanal belcgenen Garten begeben und wollte daselbst einen sog. Kanouenschlag, den sich beide heimlich von ihren Sparkrsjchen beschafft hatten, abfeuern. Um der Sache noch größere Wirkung zu Verleihen, hatten die Knaben den Kanoncnschtag in einen auS- gehöhlten Stein gepaßt und diesen dann mit Erde fest zugepfrspft. AtS nun der jüngere Knabe die hcrauShäugende Lunte angezündet hatte, explodierte einige Augenblicke später der Stein, und eines-, der herumsliegenden Stücke traf den Jungen so unglücklich, daß er sofort eine Leiche war. Dem älteren riß ein Seitcnstück den linken Arm weg und drückte ihm den Brustkasten ein. Erwürbe sofort nach der elterlichen Wohnung geschafft, starb aber schon kurze Zeit darauf.

In den StsatSwaldungen bei Alber- schweilcr, Kreis Saarburg, sind durch Sturm an 100 000 Festmeter Tannenholz zu Boden geworfen worden, meist starke Stämme. Auf den Revieren im obern Breutschthale liegen Hunderttausend- von Stämmen. Die Ver­heerungen, die der Organ in einzelnen Be­zirken, vor Allem in der Nähe von Donon, «»gerichtet hat, gewähren eine» großartigen Anblick. Tausende von alten Stämmen liegen entwurzelt und bilden ein wüstes Durch­einander. Auf großen Flächen ist vom alten Bestände nichts übrig geblieben. Aus diesem

Cbao» ragt noch hie und da ein abgebrochener Baumstumpf von 34 Mir. Höhe hervor, dessen Helle Splitter sich scharf von dem dunkeln Hintergründe der Beste abheben. Auch an den Westhängcn der Vogesen in Frankreich soll der angerichtete Schaden ganz außerordentlich sein. Mehr als '/« Million Festmeter, meist Tannen-Nutzholz sind nach der Ansicht von Fachleuten geworfen und harren der schnellen Aufarbeitung. Der Orkan tobte so entsetzlich, daß das Krachen ver Bäume dem lebhaften Feuer einer Ar- tilleriefeldschlacht glich und viele Bewohner der einsamen Gehöfte zu den Dörfern her- unterliefen, um dort Schutz zu finden. Wie eine Windsbraut fegte der Sturm stoßweise durch die Schluchten und Mulden hinaus zu den höchstcn.Gipfeln der Bergrücken, wo, wie am Mathiaskopf u. am Kleinen Donon, kein Baum dieser Gewalt wiederstehen konnte.

Ueber einefette Bauernhochzeit" die drei Tage hindurch gefeiert wurde, wird der Kgsbrz. Hart. Ztg. au« einem im Kreise Fischhausen belcgenen Dorfe berichtet. Zu der Hochzeit waren nicht weniger als ein Rind, drei Schweine, vier Kälber, achtzehn Hühner, zehn Gänse und außerdem zahlreiche Enten und Tauben geschlachtet worden. Fünf Scheffel Weizenmehl waren zu Kuchen ver­backen und über 1'/, Zentner Butter ver­braucht. An Getränken wurden von den 168 Gästen 30 Achtel Bier, 50 Lt. Liqueur und 40 Liter Rum, außerdem verschiedene andere Getränke konsumiert.

Ein bedeutungsvoller Tag war der weiß- Sonntag für die Familie des Arbei­ter« St. in Hoiersdorf bei Braunschweig, Die Frau des St. feierte ihren Geburtstag, ein Sohn beider wurde konfirmiert, eine ver­heiratete Tochter, die dort wohnt, beschenkte das Hau« mit einem Enkel. Diese freudigen Ereignisse waren von folgenden traurigen begleitet: ein jüngeres Kind der Eheleute St. wurde begraben, eine ältere Tochter er­krankte recht schwer, der kleine neugeborene Enkel erkrankte ebenfalls, erhielt Rotläufe und starb noch an demselben Tage. Es waren also an einem Tage in der Familie zu ver­zeichnen: Geburt, Taufe, Konfirmation, Krankheit, Tod und Begräbnis,

Würzburg, 3, Mai. Bei der Eröffnungs- fahrt unserer neuen Pferdebahn fand der Kondukteur unter der Sitzbank eines dichtbe- setzten Wagens eine pulvergesüllte, mit glim­mender Zündschnur versehene Melallröhre. Die Explosion, welche glücklicherweise noch verhindert werden konnte, hätte unter dem dichten Menschenknnäuel ein fürchterliches Unheil anrichtcn müssen. In Betreff des Thäter« fehlt einstweilen ein bestimmter An­haltspunkt.

Tilsit, 4- Mai. Die ungeheure Trag­kraft der jetzigen Geschosse ist wieder einmal, leider wieder durch einen Selbstmord, bar- gethan worden. Wie derFrankfurter Zeit­ung" gemeldet wird, erschoß sich hier ein Dragoner. Die Kugel durchbohrte die Brust, ging dann durch di: Zimmerdecke und ver­wundete im oberen Zimmer einen im Bette liegenden Dragoner schwer an beiden Füßen.

Selbstmord eines jungen Ehepaares in Folge von Spielvcrlusten. In Vcnlimiglia hat sich ein tragischer Vorfall ereignet. Ein junges Ehepaar, der belgische Baron P. und seine Gattin, haben sich , mit meinem Tuche aneinandergebunden, in- Meer geworfen und dort den Tod gesunden. Baron P. und

seine Gattin befanden sich auf der Hochzeits­reise. Das Ehepaar kam aus Monle Carlo, wo Baron P. 120,000 Franks, wie es heißt, den größlen Teil der Mitgift, im Spiele ver­lor. Ans Gram über diesen Verlust beging Baron P. den Selbstmord. Er wußte seine junge Gattin zu diesem Schritte zu überreden. Baron und Baronin P. bannen sich mit einem Tuche aneinander und so stürzten sich die Lebensmüden in die Wellen des Meeres, wo sic auch den.Tod fanden.

(Eine Blutthat im Znchthause.) Man meldet au« Kopenhagen, 7, Mai: Ein ge­fährlicher Verbrecher, Namens Jen« Nielsen, welcher vor einigen Jahren mehrere Gebäude in den Docks von London in Brand steckte und zweimal zum Tode verurteil!, jedoch immer wieder begnadigt worden ist, hat ge­stern im Zuchthause in HorsenS, Wo er jetzt seine Strafe abbüßt, den GesängniSarzt und einen Aufseher mit einem Beile überfallen und sie schwer verwundet. Der Mann hat die That angeblich vollführt, um endlich hin­gerichtet zu werden.

Lehrer Christaller ist mit seiner jung. Frau wohlbehalten wieder in Kamerun an­gelangt. Den Stand seiner Schule bezeich­net er als ganz vortrefflich. Er hat 70 Schüler angctroffen, könnte aber bei dem Zudrang der jungen Neger viel mehr auf­nehmen, wenn die Räumlichkeiten cs gestal­teten-

Kairo, 9. Mai. Das Reutersche Bureau meldet: Der flüchtige Frankfurter Kassier Jäger kam in voriger Woche unter falschem Namen hier an und reiste am Freitag an­geblich nach Griechenland Wetter.

Reuters Bureau meldet au« New- Aork: Die großen Schlachthäuser von Schwarzschild und Sulzberger sind abge­brannt. Der Schaden wird auf 1 Million Dollar« geschätzt. Man vermutet Brand­stiftung.

Vermischtes.

20,000 Mark Belohnung. Aus London, 3. Mai wird berichtet: Der Herzog von Westminster setzte eine Belohnung von tausend Pfund Sterling aus aus die Ermit­telung des Missethäters, der sein Rennpferd Orme vergifteie.

.'. (Unerhört.) Wissen Sie, Frau Nach­barin, ich gehöre gewiß nicht zu denen, die das Thun anderer Leute unter das Mikros­kop nehmen, aber wie es bei Sekretärs zu- geht, ist 'wirklich schandhaft. Die Leute mit ihren neun Kindern haben selbst nicht viel zu brechen und zu beißen und denken Sie halten sich jetzt auch noch einen Laubfrosch.

.-. (Uebertriebene Pietät.) Intendant: . Unser Thealergebäude steht schon hundert Jahre?" Auswärtiger Fürst :DaS ist ganz schön und gut aber neue Balleteusen hätten doch 'mal in der Zwischenzeit engagiert werden sollen I" (Hauskreuz.) Junger Ehemann (bei der Arbeit):Jetzt weiß ich nicht, schreit meine Kleine, singt meine Frau oder raisonniert meine Schwiegermutter i" Glück in der Liebe Unglück im Spiel. Wie kommen Sie nurzu der Über­zeugung, daß ich grenzenlos in Sie verliebt bin, Herr Lieutenant?" ,,2^er, mein Fräulein, seit ich Sie kenne, schauderhaftes Pech beim Spiel ist da weiterer Beweis nötig?««