im Hinterhalt liegenden Indianern eine Schußwunde erhalten, während ein in Diensten desselben stehender Canadier von den Indianern gelötet wurde. Die Landesregierung hat Truppen auf den Schauplatz des Aufstandes gesandt.
Paris- Dom Pedro, der ehemalige Kaiser von Brasilien, ist gestorben.
— Am 3. Dez. wurde in Paris die neue Druckluft-Zentrale Pomp festlich eröffnet. Die Maschine» von 6000 Pferde- kraft arbeiten sehr gut.
Petersburg, 4. Dez. Der Zar richtete ein herzliches Schreiben an Kaiser Wilhelm, worin er für die anläßlich seiner silbernen Hochzeit übersandten Geschenke dankt.
Peking, 4. Dez- Das Reutersche Bureau meldet: Laul offizieller Meldung des Kommandanten des DistriklS Kinchow griff derselbe am 27. und 28. Nov. mit großer Streitmacht die Aufständischen an. Letztere wurden schließlich geschlagen und verloren 600 Mann nebst ihrem Führer. Der Kommandant von Aeko habe die Aufständischen ebenfalls geschlagen.
— Ein Bahnzug wurde auf der Fahrt von Sankt Louis nach San Francisco von
Geprüfte Kerzen.
WeihnachlSnovellc von H. von Ziegler.
Nachdruck verboten.
3.
„O doch l Cousine Ediths kommt, wie sie wissen," erwiderte Elise, „und da kann ich nicht Hiersein."
„Was geht die Cousine mich an, und mein Glück?" fuhr er fast zornig in die Höhe, „wenn ich Dich mein eigen nenne, Elise, sio kümmert mich die reiche Cousine nichts."
„Wer weiß," scherzte die junge Erzieherin, „Cousine Editha soll der Prüfstein unsrer Liebe sein I Wenn Sic nach dem Feste noch meiner gedenken, dann bin ich die Ihrige."
„Sage doch Du und Rudolf zu mir, mein Liebling l"
„Nun, wenn — Du mich nach dem Feste nicht vergessen hast, so —"
„So erkläre ich meiner Mutter, daß Du mein liebes Bräutchen bist. Und nun lebe wohl I"
„Lebewohl, Rudolf!"
Der starke Mann erbebte bei diese» geflüsterten innigen Worten und dem dieselben begleitenden Blicke; er gelobte sich, dies liebliche Mädchen zu hüten und zu hegen wie seinen Augapfel vor allen Stürmen und Unbilden des Lebens und in ihrem Glück allein das seine zu finden. Freilich, er wußte, daß ihm wegen seiner beabsichtigten Verlobung mit der Erzieherin mit seiner Mutter ein harter Kampf bcvorstand; sie hing mit aller Zähigkeit eines jahrelangen Lieblings- planeS an dem Gedanken einer Verbindung mit Editha von Büren, jener verwaisten Nichte, die durch ihre früh verstorbene amerikanische Mutier in den Besitz einer halben Million gekommen war. Sollte dadurch doch auch ein schweres Zerwürfnis, welche- einst gerade wegen der Heirat Hellmuths von Büren zwischen den Angehörigen der Büren'- schen Familie enlstanden war, beigelegt werden.
„Niemals," dachte Rudolf bei sich, „ich will für meine Liebe kämpfen und streiten,
Räubern angehalten, welche die festen Schränke deS Postwagen« mit Dynamit erbrachen. 15.000 Dollars Bargeld und alle registrierten Briefe wurden entwendet.
.-. (Still ruht's Geschäft.) Von den Inhabern der Ladengeschäfte aller Branchen wird seit langem schon über einen überaus flauenfGeschäftsganggeklagt. Seinem Schmerze hierüber macht ein elegisch angehauchter Suh- ler Ladenbesitzer in folgendem, nach der Melodie „Still ruht der See" zu singenden Versen Luft, die wir unfern Lesern nicht vor- cnthalten wollen:
Still ruhl's Geschäft,
Die Kunden schlafen,
Ein Flüstern nur vom Personal.
Der Abend naht mit leerer Kasse Zieht traurig heim der Prinzipal.
Still ruhl's Geschäft,
Vom Personale
Entläßt man viele pou Z, psu.
Dem armen Chef wird'« angst und bange, Denn ihn durchzieht ein bitt're» Weh'.
Still ruht'« Geschäft,
Die Wechsel kommen,
und erst ruhen, wenn Elise mein eigen ist. Mag Editha kommen, sie kann nicht einen Mann besitzen wollen, dessen Herz einer anderen gehört!"
Elise war inzwischen mit den Kindern zurückgekehrt; lachend und plaudernd saßen dieselben um sie herum beim Kaffee, als plötzlich die Thür sich öffnete und Frau von Büren eintrat, kühl und streng blickend wie immer.
Alle Heiterkeit Hänschen« und seiner Schwester schien mit einem Schlage vorüber, hastig führten die Kinder die Kaffeetassen zum Munde und saßen gerade wie die Kerzen, damit Mama nur nicht« zu schelten haben möge.
„Fräulein Arnold," begann die Dame sich an Elise wendend, „schicken Sic doch nach dem Kaffee einmal die Kinder zu meiner Jungfrau und kommen Sie zu mir auf mein Zimmer, ich habe mit Ihnen zu reden."
„Sehr gern, gnädige Frau, ich hatte ebenfalls schon den Wunsch, Ihnen eine Bitte meinerseits vorzulragen."
„Sic — mir?" erwiderte staunend die stolze Frau, „was könnte da« sein?"
„Ich werde also kommen," brach die junge Erzieherin das unangenehm zu werden drohende Gespräch mit einer so ruhigen Sicherheit ab, daß Frau von Büren nichts zu erwidern vermochte und bald darauf wieder das Zimmer Verließ.
Draußen jedoch hatte sic viel vor. Das beste Fremdenzimmer wurde in Stand gesetzt, die Möbel gebürstet, die Teppiche aufgelegt, weil die sehnlichst erwartete Nichte Editha wohl schon übermorgen eintreffen würde.
„Rudolf," meinte am Abend die Mutter zu ihrem ältesten Sohne, „nicht wahr, Du wirst so gut sein, Cousine Editha von der Bahn abzuholen?"
„Ja," nickte er finster, „da« will ich. Und," fügte er in Gedanken hinzu, „sie soll gleich inne werden, daß ich durchaus nicht ihre Schleppe zu tragen beabsichtige."
„Ich habe nicht viel Zeit jetzt," sagte Frau von Senden dann noch zu Rudolf.
Die Thür, die will nicht stille steh'n,
O Krämerherz, gib dich zufrieden,
Auch du, auch du wirst pleite geh'n I .-. „Ein Schwein aus erster Ehe" — so bezcichnrte dieser Tage ein Gerichtsvollzieher in Berlin ein ihm in die Händ gefallenes Pfändungsobjekt in seinem Protokoll. Der Schuldener, bei dem er pfänden sollte, war gestorben, die Witwe hatte sich aber schleunigst wieder verheiratet und reklamierte das vom Gerichtsvollzieher im Stall gepfändete Schwein, welches allerdings noch in erster Ehe angeschafft war, als ihr und der Angehörigen Eigentum. Der Fall war schwierig, doch glaubte der Beamte unter obigem Hinweis die Pfändung aufrecht erhalten zu müssen.
.'. (Etwas Weniger.) In Petersburg hieß es, der Zar habe aus seinem Privatvermögen den Notleidenden 50 Mill. Rubel zur Verfügung gestellt. ES sind aber blos 6 Millionen, und noch nicht einmal Goldrubel sondern blos Papier, also »och nicht einmal 10 Millionen Mark. Ein hübsches Sümmchen an und für sich, aber bei der herrschenden Not ein Tropfen auf den heißen Stein.
„Schreibe ihr da si> werde uns herzlich willkommen sein, ^vie nimmt den Brief dann mit."
„Wie Du willst, Mutter! erwiderte Rudolf kurz.
Frau von Büren nickte befriedigt und begab sich in ihr Zimmer zurück; ihr Sohn mußte ja doch vernünftig werden, wenn sie e« nur sehr vorsichtig anfinge.
Gleich darauf pochte es an die Thür der gnädigen Frau und Fräulein Arnold trat über die Schwelle, sich freundlich verneigend.
„Ah, da sind Sie, meine Beste," sagte Frau von Büren und neigte gleichzeitig den Kopf, „eS ist mir lieb, Ihnen einen Wunsch nennen zu können, der für Sie an mich gerichtet wurde."
„Ich verstehe Sie nicht, gnädige Frau," erwiderte das junge Mädchen erstaunt.
„ Ich glaube es wohl, es mag Ihnen auch ganz überraschend kommen, indessen ist es eine wahre Glücksbotschafl. Der Oberförster Steinmann, den Sic öfters hier sahen, hält durch meine Fürsprache um Ihre Hand an und ich freue mich —"
„Aber mir thut cs sehr leid, den Antrag ablehnen zu müssen," fiel Fräulein Elise hastig, angstvoll ein, „ich kann und mag den Oberförster nicht heiraten."
„Und warum nicht, wenn ich fragen darf?" begann die Dame jetzt sehr scharf, „es wäre für Sie eine durchaus paffende Partie, die Sie nicht aus purem Hochmut von sich weisen sollten."
„Ich liebe den Oberförster aber gar nicht —"
„Redensarten I In Ihrer abhängigen Stellung und bei Ihren jedenfalls recht bescheidenen Familienvechältnissen dächte ich, sollten Sie keine Prätensionen machen oder — hätten Sic sich etwa gar — andere Pläne zurecht gelegt?"
Elise errötete unter dem durchbohrenden Blicke, welchen Frau von Büren jetzt «uf sie richtete, und senkte verwirrt das blonde Köpfchen; es war ihr in diesem Moment völlig unmöglich, eine Unwahrheit zu sagen.
(Fortsetzung folgt.)
n >n Mldbad.
xieiLiitPmtllchfr Nercckteur; Bernhard HoImann>) Druck und Perlag von B e