Rundschau.

Se. Maj. der König hat die bei der Negierung dkS Eckwarzwatdkreises erl. Se­il elärSstelle dem KanzleihilfSarbeiter Amt­mann Hüstle (früher in Neuenbürg) bei dieser Behörde übenrage».

Stuttgart, 5. November. (Landtag.) In der heutige» Sitzung der Kammer der SlandeSherreu gab der Präsident Fürst von Waldburg-Zeil einen kurz » Rückblick auf die damit beendigte 3jährige Periode dieses Landtags. Es haben in derselben in diesem Hanfe 44 Sitzungen und 7 gemein- sckastliche mit dem anderen Hause stattgefun­den. Verhandelt wurde über 18 Gesetze. Die Festesfreude über das 25jährige Regier- ungSjubiläum S. M. des Königs Karl ist leider zum Schluß des Landtags in Trauer verwandelt worden. Schließlich dankte der Präsitänt für die Unterstützung, welche ihm von allen Seilen bei der Leitung der Ge­schäfte cntgegengebrachl wurde, und die Kam­mer ihrerseits ließ dem Präsidenten durch den Fürsten zu Hohenlohe-Waldenburg für die vorzügliche, korrekte und unparteiische Leitung der Geschäfte ihren Dank auSdrücken. Vor Schluß der Sitzung teilte der Prä­sident mit, eS wäre wünschenswert, in die engere Kommission, welche über die Erricht­ung eines Gedenkzeichcns au das RegicrungS- jubtläum König Karls zu befinden hat, ein in Stuttgart ansässiges weiteres Mitglied zu bekommen. Auf Vorschlag des Fürsten Wald- burg-Zeil wurde Präsident v. Silchcr als Stellvertreter gewählt. In der Sitzung der Kammer der Abgeordneten warf Präsi­dent v. Hohl einen Rückblick auf die erledig­ten Geschäfte des ersten Landtags der gegen­wärtigen Wahlperiode, die heute zu Ende gehl. Die Mitglieder des hohen Hauses kön­ne» das Bewußtsein mit nach Hause nehmen, durch ihre Beschlüsse ihre Pflicht treu er­füllt zu haben. Schließlich dankte der Prä­sident dem Hause für das ihm während seiner Amtsführung cutgcgcngebrachte Vertrauen u. sagte allen ein herzliches Lebewohl. Frei­herr E. v. Ow sprach hierauf dem Präsi­denten de» Dank des Hauses aus für seine umsichtige und unparteiische Leitung der Ge­schäfte und forderte die Mitglieder auf, in Anerkennung der erfolgreichen Wirksamkeit des Präsidenten sich von den Sitzen zu er­heben. (Geschieht.) Hierauf traten die Mitglieder der ersten Kammer in den Saal zur Abhaltung einer gemeinschaftlichen Sitz­ung, deren Vorsitz Fürst Waldburg-Zeil übernahm. Der Ministerpräsident Dr. Frei­herr von Mittuacht trat an den Minister­tisch, um das VertaguugSrefkript zu verlesen und hierauf im Allerhöchsten Auftrag den Landtag zu schließen. Der Minister zählte alle die vom Landtag erledigten Arbeiten auf und sprach den Kammern für ihre Tätig­keit den allerhöchsten Dank aus. Der Prä­sident brachte hierauf ein Hoch auf S. M. den König aus, in welches die Versammlung dreimal begeistert einstimmte.

Stuttgart, 3. Nov. (Militärisches.) Im Laufe des heutigen Vormittags rückten die Rekruten zum Dienst mit der Waste ein. Die für taö 3. Bataillon in Tübingen be­stimmten N.kruteu fahren heute abend 8 Uhr 50 Min. hier ab und treffen dort 11'/- Uhr ein.

Cannstatt, 5 Nov. Heute vormittag starb nach längerem Leiden der auch in treiten^Kreise» bekannte Besitzer der Zöppritz-

schen Brauerei dahier, Paul Zöppritz. Die Brauerei wurde unter demselben im Laufe der letzten 10 Jahre wesentlich vergrößert und mit neuer zweckmäßiger Einrichtung ver­sehen.

Lndwigsburg, 4 Nov. In der Nacht vom 3. auf den 4. Nov. wurde in der Schmuckwarenfabrik von Witzel Ungebrochen. Der Dieb, der mit den Räumlichkeiten ver­traut zu sein scheint, soll für etwa 400 ^ Schmucksachen entwendet haben. Ein zurück- gelassenes Taschentuch wird wohl die auf den Thäter eifrig fahndenden Landjäger und Poli­zeimannschaft bald auf die richtige Spur leiten.

Heilbronn Durch eine Abordnung des Gcmcinderats, bestehend aus den Herren Ditt- mar, Haas, Rosengart, wurde am Sonntag Herrn Härle der Ehrenbürgerbrief der Stadt Überreicht. Derselbe hat folgenden Wortlaut:

Der Gemeinderat der Stadt Heilbronn verleiht mit Zustimmung des BürgerauS- fchusfes dem Herrn Privatier Georg Härle dahier aus Anlaß dessen 70. Geburtstages in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um das hiesige Gemeinwesen das Ehren­bürgerrecht. Hcilbronu, 31. Oktober" 1891. Oberbürgermeister Hegelmaier.

Die geschmackvoll in Tusch avsgcführten Randzeichnungen sind von Herrn Zeichen­lehrer Eberhard hier. Sie zeigen das Brust­bild des Hr. Härle, zwei symbolische Figuren, Merkur und Kunsthandwerk darstellend, eine Fortuna mit Füllhorn und Lorbeerkranz, eine» ehrwürdigen Patrizier, eine Abbildung des Rathauses und des neuen Real- und Fortbildungsschulgebäudes. Ein schön ge­schnitzter Eichcnholzrahmen bildet die äußere Zierde.

Ebersbach a. F-, 3. Nov. Gestern er­schlug M. Fischer, Wagner in Reichenbach a. F., seine Frau im trunkenen Zustand mit einem Hammer. Der Thäter floh alsbald, wurde aber verfolgt, in hiesiger Nähe ein« gefangen und den Händen der Gerechtigkeit übergeben. Er soll sich schon länger dem Trünke ergeben und sein ansehnliches Ver­mögen verschwendet haben.

Pliezhausen, 2. Nov. Heute früh durch­eilte die SchreckenSkunde unfern Ort, daß der Zimmcrmaun Philipp Bayer in der ver­gangenen Nacht ermordet worden sei. B., der mit seiner Familie immer in Zwistig­keiten lebte, war, der T. Ehr. zufolge, in der Nacht, als er glaubte, seine Angehörigen schliefen, aufgestanden und hatte ein Beil zur Hand genommen, wie man glaubt, um über feine Familie herzufallen. Der 21jährige Sohn Bayers ergriff aber gleichfalls sein Beil und gab dem Vater einen Hieb, daß er zu Boden stürzte. Durch wittere Hieb: mit der Schnittsette des Veil« ist der Kopf des Getöteten ganz zerspalten. Der verhaf­tete Thäter zeigt bis jetzt keine Reue.

Pliezhausen, 4. Nov. Außer dem Vater­mörder wurden wie die Tübr. Chrk. meldet, auch Mutter und Schwester desselben als mitbeteiligt Verhaftet und ans K. Amts­gericht Tübingen eingeliefert. Der getötete Vater wurde in die Anatomie verbracht. Die Untersuchung ergab, daß dem Getöteten 12 Wunden beigebracht worden waren, vond-ncn 3 oder 4 tödlich waren.

Waldenbuch, 2. Novbr. Am vorletzten Sonntag kehrten mehrere junge Bursche von Glashütte ziemlich spät von hier nach Hause. Da sie dem edlen Gerstensaft sehr stark zu­

gesprochen hatten, so kamen ihnen allerlei Gedanken, unter anderem auch, einmal Räu­ber zu spielen. Gedacht gethan. Eben kommt ein Bäuerlein mit einem dem Ab­decker verfallenen Pferde, daS er demselben bringen will, des Weges. Sofort wird ihm unter Drohen fein Geld abverlangt. Mein Bäuerlein legt sich aufs Bitten, allein es hilft ihm nichts, die Räuber kennen kein Er­barmen, so daß es endlich seine Stimme er­hebt und um Hilfe ruft, welche ihm auch der Himmel sofort in Gestalt eines Bauern, der mit seinem Fuhrwerk des Weges kam, zu teil werden läßt. Aber auch gegen die­sen stellen sich die kühnen Räuber, lassen aber, ohne Beute gemacht zu haben, von ihren Opfern, die nur mil Schrecken davonkamen, ab und ziehen frohgemut nach Hause. Da die Sache bereits beim Gericht anhängig gemacht ist, werden die Beteiligten für ihren Scherz empfindlich gestraft werden, was auch ganz angezeigt erscheint.

Neuenbürg, 4. Nov Bei der gestrigen LandtagSwaht ist Sägmübledcsltzer Comnurell- Höfen mit 2795 v. 2923 abgegebenen Stim­men gewählt worden.

Oehringen, 4. Nov. Das Gcsamtresul- tat der Landlagswahl ist folgendes: Der bis­herige Abgeordnete Leemann hat 1230, Hart­mann 3242 Stimmen erhalten. Letzterer ist somit gewählt.

UlM, 3. Ntzv. Wegen Verdachts der Verübung deS Diebstahls in der Oberamts- sparkasfe in Blaubeuren ist gestern auf tele­graphische Requisition der K. Staatsanwalt­schaft Ulm der 22 Jahre alte Schreiber Karl Klein aus Ulm in Nom von dem deutschen Konsulat mit seiner angeblichen Braut ver­haftet worden. In seinem Besitze wurden noch circa 13,000 Frcs. vorgefunden.

Biberach, 4. Nov. Ein Brand drohte gestern auf unserem Bahnhofe, allerdings nicht in Räumen, wo das Feuer gefährlich werden kann, sondern dieTournüre" einer fremden Frauensperson hatte sich das ent­fesselte Element zum Ziele genommen und unter allgemeinem Halloh der vielen An­wesende» brannte der reizende Aufbau fort, bis mutige Männerfäuste dem Brande ein Ende machten. Ein Ausrücken der Feuer­wehr konnte unterbleiben. Ursache des Brandes ist eine weggeworfene Cigarre.

Zwischen Haaren und Aachen ist eine 49jährige Bauersfrau ermordet worden. ES war ihr ei» Auge ausgeschlagcn, der Un­terkiefer zerschmettert und die Zunge abge­schnitten.

Ein frecher Raubanfall ist auf der Landstraße zwischen Rheinau und Neckarau (Mannheim) verübt worden. Ein etwa I7jähriger Bursche hat in einer in Neckarau befindlichen Fabrik seinen Arbeitslohn er­hoben und sich dann auf den Heimgang be­geben. Etwa 200 Schritte von Neckarau entfernt, wurde er plötzlich von zwei Burschen überfallen, in Len Straßengraben geworfen und hier seiner in zirka 10 ^ bestehenden Barschaft beraubt. Tie Thäter sind in zwei jungen Burschen im Alter von 20 Jahren ermittelt worden. Dieselben sind von Neckarau gebürtig.

Ein schwerer Unglücksfall hat sich in Eschwege bei Kassel zugetragen. Gegenwärtig wird dort am Lanzeuheiner Weg die Wasser­leitung neu gelegt. Die Legung der Röhren hatte ein Schlossermeister übernommen, der bei den Arbeiten nicht thätig war. Derselb«