teilte wieder:Noch nicht! noch nicht I" und die Szene vom Vormittag wiederholte sich. Er bat noch um 2 Stunden Frist, weil er erst dem Pfarrer beichten wolle. Der Sheriff gab wieder nach und man ließ den Mörder mit dem Beichtiger allein. Plötzlich fielen zwei Schüsse, der Gefangene hatte sich, als der Henker den Rücken wandte, zwei Kugeln in die Brust gejagt und sich töbtlich getrosten. In diesem Augenblicke gab der Vertreter der Staatsanwaltschaft den gemes­senen Befehl, den zum Tode Getroffenen zum Schaffst zu schleppen. Mit ersterbender Stimme lispelte der Unglückliche noch das Wort:Gnade!" dann verfiel er in einen Starrkrampf. Ohne Erbarmen wurde er aber durch vier Gerichlsbeamte zu einem Stuhle gezerrt; hier zog man ihm die Kappe über den Kopf, legte ihm den Strick um den Hals, wenige Augenblicke noch und der Henker halte einen Sterbenden erdrosselt. Die Empörung ob dieses unerhörten Ver­fahren- war in St. Joseph so groß, daß die Richter nur mit Mühe der Lynchjustiz ent­gingen. Pfarrer Lavake, der beschuldigt wird, hem Mörder den Revolver zugestcckr zu ha­

ben, wurde trotz feines lebhaften Protestes verhaftet.

Vermischtes.

(Widerspruch.) Eine junge Witwe mit zwei Kindern hat sich wieder verheiratet. Kurz nach der Hochzeit spricht ein Freund des Hauses das älteste Töchterlcin vor der HauSthür an und sagt:Nun, ihr freut euch wohl recht über euren neuen Papa?"O!" erwiderte das Kind,der ist nicht neu I Den hatten wir schon den ganzen vorigen Winter."

(Naturbeschreibung.)Nun, Herr Kommerzienrat, was hatten Sie auf dem Rigi für Wetter?"Prachtvolles! Ich sag' Ihnen, die Sonn' is nur so auf-u. unter- gchangen!"

(Die armen Reisenden.)Papa, da ist ein Reisender!" --Na, so gib ihm doch zwei Pfennig!"Nein, ein Herr Reisen­der ist da !"So, dann wers' ihn 'naus!"

.'. ^Erkannt.) Student A.:Wie ge­fällt Dir mein neuer Anzug, sitzt er?" Student B.:Wie ongepnmpt!"

(In der Hitze.) Frau:Wie kön­nen nur so dumm sein und auf den neu­

angcstrichenen Tisch etwas stellen!?" Magd:Der gnädige Herr hat vorhin auch schon 'was d'rauf gestellt!" Frau (in höchster Wut):Wenn mein Mann -in Esel ist, dann hat er wenigstens ein Recht dazu, aber Sie nicht, Sie dumme Person!"

Knnst und Wisse n scha ^ t.

In allen Buchhandlungen liegt das Heft auf, mit welchem dieWiener Mode" ihren fünften Jahrgang beginnt. Wir ha­ben in dem reichen Hefie geblättert und dür­fen sagen, daß die feschen Wiener Toiletten, welche so viel von sich reden machen, darin mit verführerischem Chic zur Darstellung ge­bracht werden. Wer diese reizend gekleideten Wienerinnen sieht, verficht die Zauberformel, mit welcher die Mode der Kaiserstadt sich die Herzen aller Frauen erschlossen hat. Wir empfehlen unseren Leserinnen, sich einen Ein­blick in das Probeheft derWiener Mode" zu verschaffen ; das Blatt lehrt, wie kein an­deres, die Kunst, sich geschmackvoll zu kleiden, eine sehr schätzbare Kunst, der man die größte Verbreitung wünschen muß.

Die Küttenkönigin.

Roman aus der Gegenwart v. W- Hogarth.

Nachdruck verboten.

1 .

Auf der breiten, von dunkelgrünen Tan­nenwäldern umsäumten Landstraße, welche durch einen der koblen» und eisenreichstcn Ge­biete Schlesiens führte, ritt eine vornehme junge Dame auf feurigem Renner dahin. Sicher und stolz saß die Dame im Sattel und leicht und gewandt lenkte sie das mutige Tier. Blickte man auf diese elegante Er­scheinung im dunkeln, äußerst geschmackvoll gearbeiteten Reitkleide, und gelang es dem Beschauer, aus den strahlenden braunen Augen der schönen jungen Dame einen Sounenblick zu erhaschen, so mußte man dieselbe unwill­kürlich für eine Vertreterin des hohen Adels halten, der in dieser Gegend, meistens reich begütert, ansässig war, so vornehm und dist- inguirt war diese weibliche Gestalt. In die­sem Glauben wurde man noch bestärkt durch den Diener, der auf einem prächtigen Rappen reitend, der Dame in respektvoller Entfernung folgte.

Und doch trog dieser Schein, nach wel­chem man die vornehme Amazone zu einer Vertreterin des hohen Adels der Umgegend zählen mußte, vollständig, denn die anmutige Reiterin trug keineswegs einen jener stolzen Namen der hochadeligen Geschlechter Schle­siens, sondern sie führte den einfachen bür­gerlichen Namen Elisabeth Baumgarten.

Freilich galt der Name Baumgarten in der dortigen Gegend ebensoviel wie ein hoch- adeliger Titel, denn Ludwig Baumgarten, Elisabeths Vater, war der reichste Bergwerks­und Hüttenbesttzer in der ganzen Umgegend gewesen und Halle bei seinem vor einem Jahre erfolgten Tode seiner einzigen Tochter und alleinigen Erbin Elisabeth ein geradezu fabel­haftes Vermögen hinterlassen.

Ludwig Baumgarten war einer jener be­vorzugten Männer, welche mit seltenem Scharfblicke das Wesen und die Vorteile der Berg- und Hüttenindustrie zu erfassen mögen. Dabei war Ludwig Baumgartcn noch ein

wahres Genie in Bezug auf die Erfindung immer neuer Mittel und Wege zur Hebung seiner Unternehmungen gewesen. Desgleichen galt es als ein Muster von Fleiß, Spar­samkeit und Ordnungsliebe, und so hatte sich der ehemalige einfache und fast unbemittelte Obersteiger Baumgarten im Laufe der Jahre und später auch durch glückliche Spekulatio­nen und den allgemeinen Hochgang der Berg­industrie begünstigt, zum vielfachen Millionär emporgearbcitet. Auf ein Gebiet, welches größer als eine Quadratmcile war, erstreck­ten sich die Baumgarten'schcn Besitzungen, die in der Hauptsache aus Berg- und Hütten­werken, daneben auch in Wäldern und an­deren größeren Grundstücken bestanden. Auch ein einst hochadelige- Rittergut Ternan mit gleichnamigem Schlosse gehörte zu den Baum- garten'schen Besitzungen.

Kein Wunder konnte es daher sein, daß Elisabeth Baumgarten, die alleinige Erbin dieser kolossalen Reichtümer, von Freiern aus den höchsten Gesellschaftskreisen förmlich um­schwärmt wurde. Doch alle diejenigen Freier, welche nur in ihrem Titel und in ihrer eleganten Erscheinung die Anziehungsmittel gefunden zu haben glaubten, um Elisabeth Baumgarten als Braut sich zu fesseln, irr­ten sich bei dieser Rechnung ganz gewaltig. Elisabeth war nämlich nicht nur ein schönes und hochgebildetes Mädchen, sondern sic be­saß auch eine außerordentliche Klugheit, welche sie von ihrem genialen Vater geerbt hatte. Deshalb durchschaute sie mit kühlem Ver­stände meistens sehr rasch die wahren Ab­sichten der vornehmen Herren, die mehr um die Millio^enschätze der reichen Erbin als um deren Person freiten, und wies dann solche Werbungen mit einer derartigen eisigen Kälte zurück, daß sich Elisabeth bereits den Ruf einer unnahbaren Jungfrau erworben hatte.

Es gab freilich auch Spötter, die da mein­ten, Elisabeth habe kein Herz, oder die ihr das Loos einer alten Jungfer, die dann noch eine Mißheirat schließt, prophezeiten. Der­gleichen und ähnliche Spöttereien drangen aber selten an Elisabeths Ohr und berühr­ten deshalb die Haltung der reichen Erbin

ihren immer noch sehr zahlreichen Freiern gar nicht.

Sehr auffällig war, daß die damals ge­rade einundzwanzigjährige Eilsabcth Baum­garten nach dem Tode ihres Vaters erklärt hatte, die Berg- und Hüttenwerke mit Hülfe mehrerer erprobter Beamter selbst weiter leiten zu wollen. Auffällig war dieser Entschluß Elisabeths allerdings nur der uneingeweihten Außenwelt gegenüber, weiche nicht wußte, daß Elisabeth seit ihrer Rückkehr aus einem vor­nehmen Erziehungsinstitute, also ungefähr seit ihrem siebzehnten Lebensjahre, sich sehr für die väterlichen Besitzungen interessiert und von ihrem klugen Vater allmählich in die Leitung derselben eingesührt worden war. Elisabeths große Begabung und der Umstand, daß sie bereits in ihrem zwölften Lebenjah.e die Mutter verloren hatte, begünstigten na­türlich ihre nahezu leidenschaftliche Neigung, dem verehrten Vater den fehlenden Sohn zu ersetzen, in hohem Maße, und so war es durchaus keine thörichte Eitelkeit, sondern eine That gereifler Klugheit als sich Elisabeth nach dem Tode ihres Vaters zur Oberleitung der ererbten großen Besitzungen entschloß, weil eben allein dadurch enorme Vermögens­verluste, welche ein übereilter Verkauf solcher Berg- und Hüttenwerke oder die Fortsühr-^, ung derselben mit Hülse eines unsähigen Oberverwaltcrs leicht im Gefolge haben kann, vermieden wurde.

Uebcrdies gewährte die Oberleitung ihrer Besitzungen der hochbegabten jungen Dame eine hohe Befriedigung und eine stolze Ge- nugthuung, denn mit ihren Talenten war Elisabeth Vaumgarten zu keinem, wnm auch noch so süßen Schmetterlingslebcn geschaffen, wie es Viele anderen reichen jungen Damen mit Vorliebe vollbringen.

(Fortsetzung folgt.)

Merl's.

Es ist das Glück ein Schmetterling,

Den ein Knabe in seinem Netze sing;

Er nahm ihn zum zeigen in die Hand,

Da schwang sich der Schmetterling auf und entschwand.

Verantwortlicher Redakteur r Bernhard Hosmann,) Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildbad.