Rundschau.

DasWochenblatt für Landwirtschaft" Nr. 35 gicbt eine Uebcrsicht über die heurige Getreideernte in Württemberg, zusammenge- stelll auf Grund Sachverständiger Schätzungs- berichie. Dieselbe umfaßt aus dem Ncckar- kreis 11, dem Jagstkrcis 9, dem Schwarz­waldkreis 7, dem Donaukrcis 10 Oberämter. In diesen 37 Bezirken zusammen beträgt der durchschnittliche Ernteertrag in Prozenten einer Mitlelernte: beim Wintcrrogen 83, Winter­weizen 80 (in Stroh 92), Dinkel 92, Som­mergerste 101, Sommerweizen 100, Haber 108 (in Stroh 110).

Cannstatt, 2. Scpt. Heute nachmittag zwischen 4 und 5 Uhr wurde am Wehr ober­halb der Wilhelmsbrücke der Leichnam einer der Persönlichkeit nach'noch unbekannten'Frau- enspersou im Alter von etwa 30 Jahren aus dem Neckar gezogen. Dieselbe mag acht Tage lang im Wasser gelegen haben und ist dem Aenßeren nach vom Lande. Strümpfe und Hemd sind mit der Nr. 15 versehen; die Verstorbene dürfte daher in einer Anstalt ge­wesen sein.

Altensteig, 30. Aug. Eine recht betrüb­ende Nachricht aus weiter Ferne bekam dieser Tage die Witwe Schwab in Altensteig-Dorf. Durch das Schultheißenami wurde ihr er­öffnet, daß ihr 20jähriger Sohn Johannes in Köln beim Baden im Rhein ertrunken sei. Jedermann bemitleidet die schwergeprüfte Witwe mit ihren übrigen, zum Teil noch un­mündigen Kindern,

Nagold, 31. August. Gestern abend führte der Postillon Georg Engelhard von Haiterbach einen Mann von Nagold nach Untcrjeuingen. Auf der Rückfahrt hieher fuhr er scheint'S etwas rasch die Unterjrttinger Steige herab. Hiebei stürzte der Wagen um, so daß die Räder nach oben gekehrt waren, und der Postillon lag unter demselben. Bis Hilfe herbeikam, war er erstickt. Die Teil­nahme und das Mitleid mit der Familie ist allgemein.

Elstersheim bei Weikcrsheim, 1. Sept. Seit Donnerstag nachmittag wurde das 2- jährigc Kind des Häckers B. vermißt und konnte trotz eifriger Nachforschungen nicht ge­funden werden. Man gab das Kind schon verloren. Da wurde es am Sonntag nach­mittag bei einer Streife durch den Wald ge­funden. Das Bellen eines mitgenommenen Hundes zeigte den Suchenden den Platz, wo das Kind wohlbehalten stand und eben von den Früchten eines Brombeerstrauchs den Hunger zu stillen beflissen war. Die Freude der Eltern kann man sich denken.

Aus dem Oberamt Hall, 1. September. Bei völlig ruhiger Luft und klarem Himmel wurde gestern, abend Uhr ein großes Meteor beobachtet; ihm folgten zwei gewal­tige Knülle, als ob man in einem Stein­bruche schießen würde, und dann ein dröhn­endes Rollen wie nach einem starken Donner. Beide Erscheinungen wurden von mehreren Personen gesehen bezw. gehört.

Crailsheim, 2. Sept. Ein bedauerlicher Fall kam gestern in Spaichbühl vor, woselbst der dortige Oekonom Gg. Vogel bei einer Beschäftigung in seiner Scheuer durch das Garbcnloch herabstürztc, wobei er so schwere Verletzungen erlitt, daß noch am Abend des Tages der Tod bei ihm eintrat. Gestern nacht gegen 1 Uhr brannte cs in dem Pri­vatier Schuttes und drei weiteren Familien gehörigen gemeinschaftlichen Wohnhause. Ent-

I stehungSursache ist unbekannt. DaS Gebäude ist bis auf den Grund niedergebrannt. Lei­der ist von den vier Abgebrannten nur Sch. versichert; die drei übrigen zurzeit mit un­bekanntem Aufenthalt abwesenden Familien haben eine Vergütung ihrer beweglichen Habe nicht zu erwarten.

Gerabronn, 2. Sept. In verflossener Nacht wurde im Postlokal in Brcttheim ein- gcbrochcn; es sind ca. 1000 ^ aus der Kasse gestohlen worden. Das K. Amtsgericht Langenburg wurde telegraphisch herbeigerufen und hat die Untersuchung eingeleitet. Auch hier wurde in der Wirtschaft zum Löwen in heutiger Nacht eingebrochen und sind ca. 30 Mark aus der Wirtschaftskasse gestohlen wor­den.

Geislingen, 2. Septbr. In Altenstadt ertrank gestern abend der 8jährigc Sohn des Metzgers Herrlinger. Derselbe badete in der Filk, wo er in eine Tiefe geriet. Später fanden ihn Arbeiter am Wehr als Leiche.

Gmünd, 1 . Septbr. In der Hauskapelle dcS Mutterhauses der barmherzigen Schwe­stern hier fand heute Einkleidung und Pro- feßablegung statt. 8 Jungfrauen erhielten da- Ordcnskleid, und 12 Novizschwestern legten die Gelübde ab. Geistliche, Ettern, Geschwister und Verwandte der Ordenskan­didatinnen waren in großer Anzahl zu dieser Feier hierher gekommen.

Biberach, 1. Septbr. Während gestern abend die Tochter der Besitzerin des auf dem äußeren Gigelbcrg gelegenen Schützenhause» ahnungslos mit Klavicrspicl sich vergnügte, krachte plötzlich ein Schuß. Die starke Fen­sterscheibe wurde durchbohrt, und die Kugel in der Größe eines Rehpostens fuhr an dem Mädchen vorbei. Das starke GlaS scheint derselben eine Abwendung gegeben und die Triebkraft geschwächt zu haben, sonst wäre wohl schweres Unglück entstanden. Unter­suchung ist eingeleitet.

In Königshofen bei Straßburg i. E. ist das Stationsgebäude, zugleich Getrcide- magazin von Moses Frank, mit einem Ge- treidevorrat im Wert von 10,000 ^ voll­ständig niedergebrannt.

Wie die Blätter berichten, ist ein Zug der Wandsbccker Husaren mit einem neuen Kavalleriesäbel bewaffnet worden. Die Säbel haben die Länge der Faschinenmesserder deutsch. Fußartilleristen, sind aber um ein bedeuten­des leichte« Die Scheide ist nicht aus Leder, soudern aus Hartgummi angefertigt; die Klinge ist vorn sehr spitz, denn die neue Handwaffe soll nicht mehr als Hieb- sondern als Stoßwaffe dienen. Der Säbel wird nicht am Leib des Reiters, sondern am Sattel be­festigt.

DerReichs-nzciger in Berlin mel­det: Angesichts der Steigerung der Brenn- holzpreise wies der preußische Landwirtschafts- Minister die Regierungen an, den Lvkalbedarf rechtzeitig zu decken und der unbemittelten Bevölkerung die Deckung des Brennholzbe­darfs aus Staalsforsten zu angemessenen Preisen zu erleichtern ; eS seien deshalb auch freihändige Verkäufe geringerer Sortimente in Aussicht genommen.

Potsdam, 31. Aug. Die Erbprinzessin von Hohcnzollern wurde gestern nachmittag in Heiligendamm von zwei Prinzen entbun­den. Geh. Rat Pros. Dr. v. Helmholtz wurde zu seinem heutigen 70. Geburtstage zum Ehrenbürger von Potsdam ernannt.

Ein größerer Diebstahl von Wert­

papieren ist am Montag nachmittag in Lin­delbach bei Würzburg verübt worden. Wäh­rend der Abwesenheit der Besitzerin stieg der Dieb in die Wohnung der vermögenden Oeko- nomenwilwe Fuchs ein und entwendete dort neben einer Barsumme in der Höhe von 200 Wertpapiere im Betrage von no­minell 27,000 bis 29,000

Ein bedauerlicher Unglücksfall ereig­nete sich bei einer stattgehabten Feuerwehr- Uebung der Freiwilligen städtischen Feuer­wehr aus Oswald'S Garten in Gießen. Der Steiger, Schlosser Wilhelm Löber, sollte sich durch den Rettungssack von dem Dach des StcigcrhauseS aus zu Boden lassen. Bei dem Einstieg zerriß der Sack am oberen Ende, Löber stürzte kopfüber zur Erde, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Der Ver­storbene war erst 22 Jahre alt und unver­heiratet.

Wien, 1. Sept. DiePresse" meldet: Ein Donnerstag nachts zwischen Thal und Lienz im Pusterthale unerwartet niedergegange­ner Bergsturz droht das Drauthal vollstän­dig abzusperren und die Drau in unerhör­ter Weise zu stauen. Die bisher abgestürzte, auf 20 000 Kubikmeter geschätzte Bergmasse entriß vier Hektare Wald, wodurch eine see- artige Anschwellung der Drau die Gefahr der Verlegung des DraubetteS erhöht. Städte sind bisher nicht bedroht. Die Schutzarbei­ten werden Tag und Nacht betrieben.

Wien, 2. Sept. Die Wiener Abendpost begrüßt in warmer Weise die bevorstehende Ankunft des Kaisers Wilhelm und des Königs von Sachsen und schreibt:Bei den über­aus innigen und freundschaftlichen Bezieh­ungen zwischen unserem erlauchten StaatS- oberhauptc und den genannten Souveränen, bei denen auf gegenseitiger Sympathie und unzerstörbarer Interessengemeinschaft beruh­enden Allianzverhältnissen zwischen Oester­reich-Ungarn und dem dem Deutschen Reiche ist eS nur natürlich, daß die Bevölkerung der altehrwürdigen habsburgischen Monarchie die beiden befreundeten Herrscher herzlichst willkommen heißt und in ihrem Kommen eine neue Bürgschaft sieht, auf wie festen und sicheren Grundlagen das zum Heile der beiderseitigen Völker geschlossene mitteleuro­päische FriedcnsbündniS ruht." Der Fürst und die Fürstin, sowie der Erbprinz von Montenegro sind heute früh über Triest nach Cetinje abgereist. Der behandelnde Arzt be­gleitet die Fürstin.

Wien, 3. Sept. In einem Leitartikel über die diesjährigen Manöver, die zwischen Horn und Gmünd in Gegenwart der drei Monarchen stattfinden, sagt das Wiener Fremdenblatt: Die Anwesenheit des deutschen Kaisers bei diesen großartigen Heeresübungen zeige ein politisches Ereignis. Es bedürfe keiner neuen Beweise für die Offenheit und Herzlichkeit der deutschen Beziehungen. Die Anwesenheit des deutschen Kaisers sei nur ein neues Symptom deS Bundeöverhältnisscs und werde in Europa die Ucberzeugung be­stärken, daß der Fricdensbund der Central­mächte unanfechtbar, imponierend, und durch gewaltige KriegSheere gesichert sei.

Horn (Oesterreich), 3. Septbr. Kaiser Wilhelm ist heute früh hier eingetroffen.

(Womit die Menschen sich betäuben.) Seit einiger Zeit sind die französischen Blät­ter voll von Schaudergeschichten über das in Deutschland herrschende Elend. Jetzt kommt nun garParis", das seine Nachricht in