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Rundschau.
Stuttgart, 18. April. Seine Königliche Majestät haben heute den neuernannten Badekommissär für Wildbad, Oberst a. D. von Karaß in Audienz empfangen.
— Sc. Köuigl. Majestät haben am 17. April d. I. den Amtsnolar lit. Gcrichls- notar Fehleiscn in Wildbad zum Gerichtsnotar in Hall allergnädigst zu ernennen geruht.
Stuttgart, 18. April. Die erste Kammer hat die Verwaltungsgesctznovelle in der von der Abgeordnetenkammer beschlossenen Fassung mit 26 gegen 1 Stimme angenommen. Somit tritt das Gesetz endgültig mit dem 1. Dez. d. I. in Kraft.
(Billige Arbeiter-Familienwshnungen.) Ans Stuttgart schreibt man: Wie schon früher mitgeteilt wurde, beabsichtigt der hiesige „Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen" die Erbauung von Häusern mit billigen und gesunden Arbciter-Familienwohn- ungen. Zu dem behufs Erlangung von Entwürfen erlassenen Wettbewerb mit Preisen von 1000 und 600 Mark sind nun 52 Entwürfe eingelausen. Dieselben werden in nächster Woche hier ausgestellt. Das Preisgericht ist bereits in Thätigkeit getreten und dürfte am Montag seine Entscheidung getroffen haben.
Cannstatt, 18. April. In einer jFabrik verunglückte gestern ein Taglöhner dadurch, daß ihm während der Arbeit an einer Kreissäge sämtliche Finger der rechten Hand ab- geschnilte» wurden.
Münchingen, OA. Levnberg, 18. April. Gestern mittag um 3 Uhr wollten 3 Knaben nach Starennestcrn sehen in der Scheuer des Th. Wurster, dabei stürzten 2 im Alter von 16 Jahren kopfüber herunter in dem Augenblick, als die Schwägerin des Wurster gerade Stroh holen ^wollte und sieten ihr direkt vor die Füße. Der eine 16jährige Sohn des Bäcker Krauter blieb auf der Stelle tot, der andere schwebt in Lebensgefahr, der dritte ein 14jährigcr wollte vor Angst den Heuboden nicht mehr verlassen, da er seine beiden Kameraden Hinunterstürzen sah; er war vor Schreck fast gelähmt.
Eßlingen, 18. April. Landgerichtsrat Schumann ans Stuttgart, der am letzte» Mittwoch morgen aus der Station Aalen vom Zug überfahren und getötet wurde ist gestern nachmittag hier in seiner Vaterstadt beerdigt worden- Zur Begräbnisfeier waren von auswärts erschienen Präsident v. Firnhaber und die Landgerichlsrätc Fetzer, Schall und Elsässer aus Stuttgart, sowie Direktor v. Psaff ans Utm. Dekan Kübel hielt die Grabrede; darauf jwidmele Landgerichtsrat Elsässer dem Hingeschiedenen einen tiefempfundene» ehrenden Nachruf mit Niederlegung eines schönen Lorbeerkranzes am Grade.
Neuenbürg, 18. April. Herr Amtmann Pommer hier wurde als Kollegial-Hilfsar- beiter zur K. Kreisregierung Ulm einbe- rusen und wird in den nächsten Tagen ab- reisen; mit Wahrnehmung der Amtmanns- stclle ist der Regierungsreserendär I. Klasse Sliefenhofer in Ravensburg betraut worden.
Gmünd, 17, April. Wie die Neckar- Ztg. aus zuverlässiger Quelle erfährt, soll das hiesige Mutterhaus der barmherzigen Schwestern von hier nach Schloß Untcrmarch- thal bei Mnnderkingen verlegt werden und hier nur noch eine Filiale derselben verbleiben. ES werden damit auch die längst
geplanten größeren Bauten in Wegfall kommen.
Freudenstadt, 19. April. Wer Ehrenpräsident des Württembergischen Kriegerbundes S. H. Prinz von Weimar kam gestern in Begleitung der Herren Oberst v. Heinrich, Sekretär Dobel, Buchdruckereibesitzer Kohlhammer und Fabrikant Arthur Jnnghans von Schrambcrg hier an. Die Vorstände der Kriegcrvcreine des Bezirks hatten sich auf dem Perron des Bahnhofs zur Begrüßung ausgestellt. Die beiden hiesigen Vereine, Militär- und Neteranenverein, hatten sich mit ihren Fahnen vor dem Eingang zum Bahnhof aufgestellt. An diese hielt derjPrinz eine Ansprache, in welcher er ihnen den Gruß S. M. des Königs Karl, deS hohen Protektors des Württ. KriegcrbundeS, überbrachte und sie ermahnte, auch ferner fest und treu zu Kaiser und Reich zu halten. Ritterwirt Schmid forderte auf zu einem dreifachen Hnrrah auf den Prinzen. Mit dem fahr- planmäsigen Zug 10 Uhr 55 Min. fuhren die Herren nach Schiltach-Schramberg weiter.
MÜllsingen, 16. April. Der 65 Jahre alte Farrenhaltcr Allgaier in dem benachbarten Auingen führte am Dienstag den 14. ds. einen Farren zur Tränke, fiel dabei rückwärts zu Boden und wurde darauf von dem sich auf ihn stürzenden Farren so hart gestoßen, daß er heute gestorben ist.
Weingarten, 17. April. Heute früh wurde bei den Holzfällungsarbeiten im Raupenwald ein Arbeiter aus Maibach (Hall) von einer fallenden Tanne getroffen und ihm der Kopf zerschmettert. Der Unglückliche, Familienvater, war sofort tot.
Mainz,- 16. April. Ein hier bedienste- tcS Mädchen stürzte sich heule früh aus Kummer über die Treulosigkeit seines Geliebte» vor dessen Augen drei Stock hoch zum Fenster hinaus, nachdem cS einen rührenden Abschied in Versen auf den Küchentisch niedergeschrieben hatte. Das Mädchen wurde schwer verletzt.
Die Kamerunanleihe im Betrage von 1 450 000 wird dem Reichstage zur Genehmigung zugchen.
— Eine neue Festung in Deutschland. Aus Osnabrück wird milgeteilt: Die „O. Z." gibt heule einem hier aufgetauchten Gerücht weitere Verbreitung, nach welchem unsere Stadt durch Anlage von FortS auf den die Stadt umgebenden Höhen zu einem befestigten Waffenplatz gemacht werden soll, um, wie cs zur Begründung heißt, einem etwaigen Vorstoß der Franzosen über Belgien und den Niederrhein gegen die Nordsee hin Widerstand zu leisten.
— Aus Geestemünde : Gesamtwahlergebnis: Fürst Bismarck erhielt 7557, Adloff 2619, v. Plate 3343, Schmalfeld 3928 Stimmen. Sonach Stichwahl zwischen Fürst Bismarck und dem Sozialisten Schmalfeld.
— Bei Raismes ereignete sich am Mittwoch abend ein Zusammenstoß zwischen einem Güterzuge uud einem Personenzuge. Zwölf Personen wurden verletzt.
— In Taschkent fand am 1. April ein großes Erdbeben statt, das einen Stadtteil zerstörte und dem zahlreiche Menschenleben zum Opfer sielen.
Wien, 17. April. Die frühere Königin von Serbien, Natalie, soll, wie jetzt verlautet, gleich nach der Abreise des Altkönigs Milan ausgewiesen werden.
Athen, 18. April. Der feierliche Ueber-
tritt der Kronprinzessin Sofie zur griechisch- orthodoxen Kirche findet am 2. Mai statt.
— Gegenüber der Meldung eines Bu- dapester Blattes, Johann Orth verweile gegenwärtig in PittSburg, wird der „Neuen Freien Presse" in Wien von kompetenter Seite mitgeteilt, die Familie habe bisher keinerlei Anhaltspunkte für den Verbleib des Vermißten. Die Hoffnung auf seine Wiederkehr sei vollständig geschwunden. Die Hamburger Asseknrranzgesellschaft, bei welcher die „Santa Margerita" versichert war, habe bereits die Versicherungssumme von 230 000 -/A flüssig gemacht; die Summe würde in den nächsten Tagen behoben werden.
— Die französische und belgische Polizei verständigten sich über die Grenzbewach- nng bezüglich des Zuzugs fremder Sozialisten. Jeder Verdächtige soll der belgischen Behörde telegraphisch gemeldet werden, damit sie ihn bei Ueberschreitung der Grenze zurückweisen kann.
— Stanlei reiste mit seiner Gemahlin und mit über 100 000 Doll., die ihm seine Vorträge eingebracht, auf der City of Ncw- york von Newyork ab.
Hildburghausen, 18. April. In dem benachbarten Orte Römhild ist in der vergangenen Nacht eine große Feuersbrunst ausgebrochen. Bis heute früh waren dreißig Häuser in Asche gelegt.
— lieber ein Attentat in der Kirche wird aus Budapest gemeldet: Der Schuhmacher Czermack erschoß Freitag früh inderWaitze- ner Katherale den Messe lesenden Domherrn Kunda am Altar. Er feuerte dann auf den ministricrenden Chorknaben und erschoß sich schließlich selbst. Der Priester soll sich angeblich in den Zwist gelegt haben, welchen Czermack mit seiner Frau hatte.
— In der vergangenen Woche belief sich die Sterblichkeit in New-Aork auf 1347 Personen gegen 731 in der entsprechenden Woche des vorigen Jahres. Vom Samstag werden 20 Todesfälle an Influenza gemeldet. Die Gesamtzahl der der Epidemie in dieser Saison zum Opfer Gefallenen beträgt 356. Die Seuche grassiert besonders stark unter den Indianern in der Umgegend von North Jatvima (Washington).
— Ein aus Sydney in San Francisco eingetroffener Dampfer hatte berichtet, das englische Schiff St. Katharine habe an der Küste einer zur Karolinengruppe gehörigen Insel Schiffbruch gelitten. Es seien 90 Personen ertrunken. Diese Nachricht ist unbegründet. Die Mannschaft der Monovay, die die Nachricht überbrachte, hatte die St. Katharine mit dem Dampfer Strathairly verwechselt, welcher bei Nordkarolina Schiffbruch erlitt.
— In Elizabeth, New-Jersey, hat nach einer Meldung aus New-Iork eine Feuersbrunst das Postamt, die First National Bank, die Arcade und verschiedene große Läden zerstört. Der Schaden wird auf 1 Million Dollars geschätzt.
New-Iork, 17. April. Der Norddeutsche Lloyddampfer „Fulda" mit 728 Passagieren an Bord mußte unter Quarantäne gestellt werden, weil ein Fall von Blattern auf der Reise unter den Zwischendeckspassagieren vor- gekommcn war. Die Kajütenpassagiere durften landen. In der letzten Zeit sollen viele Fälle von ansteckenden Krankheiten an Bord der Auswandererschiffe vorgekommen sein.