Hiesiges.

-- Am Hause des Herrn Messerschmied H. Riexingcr, hier, ist neuerdings ein sogenan.TagesUcht-BeleuchttmgS-Apparat" (Reflektor) angebracht, welcher aus der Fabrik von W. >H e n n i n g-Berlin stammt, dessen Wirkung am besten inil Eintritt der Däm­merung beobachtet werden kann. Diese Ap­parate bezwecken, solchen Räumen eines Ge­bäudes, welche durch Fenster ungeniegendes Tageslicht erhalten, das Tageslicht in aus­giebigerem Maße zuzusühren. Sie werden zu diesem Behufe in der Regel außerhalb des Fensters, geeignetenfalls unter einem sogen. Licht-infallSfenster, angebracht, so daß das Tageslicht auf sie einfälll und durch sie in den zu erhellenden Raum wcit>rge- worfen wird. Der Gedanke an sich ist nicht neu, sondern schon vor etwa 25 Jahren in England entwickelt worden; die Ausführung desselben ist aber erst in neuerer Zeit zu befriedigenderen Resultaten gelangt. Der Apparat verspricht wegen der Gediegenheit des verwendeten Materials die größtmögliche Dauerbarkeit, da das Material für die schäd­liche Einwirkung von Sonne und Regen, durch ältere Apparate blind und daher un­brauchbar werden, geradezu unempfindlich ist und er leistet an Lichtzuführung in die ungenügend Hellen Räume das denkbar Mög­lichste. Als Räume, zu deren besseren Er­hellung bei Tag vorzugsweise geeignet ist, sind zu bezeichnen: Treppen, Fluren, Korri­dore, Laden, Verkaufshallen, Fabrikräumen und Werkstätten, Küchen, Zimmer, Säle, Komptoir- und Bureauräumen, Schulen, Musen n. a. Der Apparat verdient allge­meine Beachtung, weil er oft den ganzen Tag, mindestens aber für mehrere Stunden am Morgen u. Nachmittag, eine künstliche Beleuchtung durch Gas und dergl-, welche auf die Gesundheit der bei dieser arbeiten­den Menschen von dem schädlichsten Einfluß ist, entbehrlich macht und zugleich eine billigere Beleuchtung der dunklen Räume erzielt. Das verhältnismäßig kleine Kapital, welches für die Anschaffung der erforderlichen TageS- licht-Apparate anzulegen ist, wird sich gut verzinsen und auch schon von diesem einen finanziellen Gesichtspunkte aus empfiehlt sich die Anschaffung des Apparates überall, wo cs in den Gebäuden an hinreichendem Tages­licht fehlt. Niederlage in Wildbad bei Herrn Carl W i l h. Bott.

N un ds ch a u.

Stuttgart, 9. April. Heute früh wur­den von dem Piemicr-Lieutcnant a. d. Bauer auf einen Militärposten zwei Rcvolverschüsse abgefeuert, welche sehlgingen. Der Lieute­nant wurde nach verzweifelter Gegenwehr mit Hilfe herbeigeeilter Leute festgenommen und in Gewahrsam gebracht. Der Ver­haftete leidet an Geistesstörung und ist erst seit Kurzem aus der Heilanstalt entlassen.

Winnenden, 10. April. Um der ihm drohenden Untersuchung wegen eines entdeck­ten Kassenmangcls von 400 zu entgehen, suchte Gemeindepfleger I. von Oppelsbohm durch Ausschneiden der Pulsadern seinem Leben ein Ende zu machen. Man entdeckte ihn aber noch rechtzeitig und verband ihn, so daß er trotz des Blutverlustes am Leben erhalten bleiben wird.

Metzingen , 9. April. Ein überaus schmerzliches Geschick hat eine hiesige Fa­milie betroffen. Im November v. I. ver­

heiratete sich die Tochter eines Wirtes. Mitte Januar erkrankten die jungen Eheleute an einem Tag, der Mann an einem Lungen- katarrh, die Frau an einem Grippcanfall. Gestern nun wurde die letztere zu Grabe ge­tragen, und morgen wird der Gatte an ihre Seite gebettet werden.

Ebingen, 9. April. Gestern jabend nach 6 Udr traf eine hiesige angesehene Familie ein schweres Unglück. Das 3jährige Söhn- chcn des Nadelfabrikanten Theodor Groz jun. sah zum Fenster heraus Kindern, die vor seinem Hause spielten, zu, erhielt das Uebergewicht und stürzte 2 Stock hoch auf das Trottoir herab, so daß es das Genick brach und bald darauf starb. Das Unglück ist um so größer, als der Vater, noch ein junger Mann, selbst schwer leidend ist.

Von Seiten des Ausschusses des Schwäbischen SägerbundeS" wurde Rott- wcil als Festort für das im Jahre 1892 abzuhaltende Sängcrfest bestimmt; es mußte jedoch die Stadt das an sie gestellte An­sinnen abUhnen, weil daselbst kein Platz ist, um über 3000 Sänger zu beherbergen.

Waldsee, 9. April. Heule vormittag 10^2 Uhr verunglückte bei dem Durchlaß Station Wolfegg der Söldner und fürstliche Oberholzmacher Male von Dietrichsholz bei Wolfegg. Derselbe wollte Sägklötze auf die Sägmühle bei Wolfegg führen. Um diese Zeit kommt der Güterzug von Waldsec nach dorten. Male hielt mit seinem Fuhrwerk ungefähr 300 Schrite vor dem Durchlaß und wartete auf besagten Zug; es dauerte ihm aber zu lange und so glaubte er die Durch­fahrt noch passieren zu können. Kaum aber war er bei dem Eingang angekommen, als der Zug heranbrauste. Die Pferde wurden scheu, gingen durch, Male kam zu Falle, wurde noch eine Strecke weit geschleift, dann ging ihm der Wagen über den Unterleib; er wurde so schwer verletzt, daß kaum eine Stunde nachdem er in seine Wohnung ge­bracht war, der Tod bei ihm eintrat. Male war ein sehr geachteter Mann und hinter­läßt eine Frau und eine 15 Jahre alte Tochter.

(Altersrenten.) Bis Ende März d. I. wurden bei der Württ. Jnvaliditäls- und Altersversicherungsanstalt 1891 Alters­rentenansprüche erhoben, 1350 anerkannt und 397 abgelehnt. (In Baden beträgt die Zahl der erhobenen Ansprüche 1962 , die­jenigen der bewilligten 1236.) Die für Renten in den 4 Lohnklassen angewiesenen Jahrcssummen betragen 179317 Mark (in Baden 160 676 ^E). Aus diesen Zahlen ergibt sich, daß die Praxis der Württ. Jn- validitäts- und Altersversicherungsanstalt so milde ist, als die gesetzlichen Bestimmungen irgend gestatten.

Königshofen. In schrecklicher Weise ist ein 2jähuges Mädchen hier umS Leben ge­kommen. Das Kind erfaßte eine auf dem Tische stehende Lampe, diese siel um und das brennende Oel ergoß sich über die Klei­der der Armen. Nach mehrstündigen qual­vollen Schmerzen wurde das Kind durch den Tod erlöst.

Petersburg, 8. April. Der Großfürst Michael Michailowilsch ist ans dem Heeres­dienste ausgeschlossen worden. Die Regi­menter, deren Chef der Großfürst war, wer­den hinfort mit Weglassung des betreffenden Titels genannt. Die ^Großfürsten Olga Fcodorowna, Mutter deS aus dem Heere

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ausgeschlossenen Großfürsten Michael Mi- chaelowitsch hat Petersburg verlassen und sich nach der Krim begeben.

London, 9. April. Der Gemeinderat beschloß, dem deutschen Kaiser bei seinem Besuche in England eine Bewillkommungs- adrcsse in einem goldenen Kästchen zu über­reichen.

(Morphiumhöhlcn ) WiederGau- lois" berichtet, gibt es in Paris eine An­zahl von Häusern, in denen Morphiumsüch­tige Gelegenheit erhalten, ihrer zerrüttenden Leidenschaft zu fröhnen, und zwar sind cS ausschließlich Frauen, aus denen sich die Klientel dieser Häuser zusammensetzt. Die Besucherinnen, die nur gegen vorher ausgk- gebene Erkennungskarten Einlaß finden, müssen bei ihrer Ankunft lange dunkle Gänge durchschreiten und kommen dann in einen großen Empfangssalon, der nur durch ein Kaminfeuer erhellt ist. Ringsum liegen auf Sophas und Kissen Frauen ausgestreckt oder sitzen da mit hohlen Augen, schlaffen Zügen und leichenblaß. Einige werden von Krampf­anfällen geschüttelt. Da öffnet sich eine Thür, durch welche ein Lichtstrahl aus dem Hellen Nebenzimmer in das Halbdunkel dringt. Eine Frau mit rothen Lippen und glänzen­den Augen, die vor Freude strahlen, tritt heraus. Alle die Unglücklichen stürzten sich nun nach der Schwelle des Zimmers, wo eine Alte von verdächtigem Aeußern steht. Jede will zuerst an die Reihe kommen. . . Diese Jammerszeue wiederholt sich täglich mehr als zwanzig Mal. Man begreift nicht, wie derartige Vergiftungsanstalten im Her­zen von Paris bestehen können, ohne daß Jemand einschreitet.

(Der Papst über die Mädchenerzieh­ung ) Aus Rom wird berichtet: Papst Leo XIII. fragte jüngst eine schweizerische Dame, die mit ihrem Gemahl zur Audienz erschie­nen war, ob sie auch Kinder besitze, und als er vernahm, daß sie Mutter eines Töch- lcrchens sei, fragte er weiter, ob sic dasselbe zu Hause erziehe oder in einem Institut er­ziehen lasse. Die Dame bejahte elfteres, und LeoXIII. erwiderte sichtlicherfreut, das Elternhaus sei die beste Erziehungsanstalt für Mädchen. Es lhue ihm jedesmal wehe, wenn er vernehme, daß Eltern ihre Töchler schon frühe aus dem Elternhaus« in Institute versetzen, die auch im günstigsten Falle dem Kinde nie das auf den Lebensweg mitgeben, was die liebende Mutter ihm geben könne. DaS mittellose Mädchen, das unter der liebe­vollen Obhut einer braven Mutter den ersten Schritt in's Jungfrauenalter thue, sei zu beneiden gegenüber dem reichen Mädchen, welches diesen Schritt fern vom Elternhause in einem Institute thun müsse. AuSnahms- sälle Vorbehalten, sollte man Mädchen nicht vor dem vollendeten 15. Jahre in ein In­stitut geben.

(Schneidig contra Schneidig.) Die Barm. Ztg." berichtet aus Hagen folgende kleine Szene: Dieser Tage tritt in ein hie­siges Geschäft ein Herr, hinter dem 'der be­kannte Musterkoffer erscheint.Ludwig L., Vertreter der Firma P-Z in Berlin, Pre­mier-Lieutenant der Reserve." Sprichls, ver­beugt sich. Der Geschäfts-Inhaber thut des­gleichen und erwidert:Vizefeldwebel der Reserve. Herr Premierlieutenant begreifen, daß ich mit einem Vorgesetzten kein Geschäft entrieren kann." Tableau.