Rundschau.

- Am Sonntag abend um 11 Uhr wurde in Calw ein 40 Jahre aller Stein- hauer aus einer dortigen Bierwirtschast auf die nur 2 Stufen tiefer liegende Straße hinausgeworfen, wobei er so unglücklich auf­fiel, daß ein Schädelbruch cinlrat; infolge dessen ist er, ohne noch zum Bewußtsein ge­kommen zu sein, gestorben. Der Unglückliche hinterläßt eine Frau mit fünf unversorgten Kindern.

Calw, 15. Dez. Vorgestern, am Vor­mittag, brannte in Liebenzell die Papierfabrik von Gewinner gänzlich nieder. Die Ent- stehung-ursache ist bis jetzt nicht bekannt; der Schaden ist ziemlich beträchtlich.

Ehingen, - 15. Dez. Cigarrenfabrikant Trunz, dlssen sonderbares Verschwinden wir kürzlich gemeldet haben, wird wegen Betrugs und bctrüglichen Bankerotts steckbrieflich ver­folgt.

Einem Artikel der Karlsruher Nach­richten vom 17. Dezbr. entnehmen wir folg. : Die Mitglieder der Liederhallc vereinigten sich am SamStag Abend nach ihrem Stifiungs- festkonzert im Vereinslokale zu gemeinsamem Abendessen mit darauffolgendem fröhlichen Beisamenscin. Ansprachen ernster u. heilerer Art wechselten dabei mit Liedcrsang, musikali­schen Vorträgen und humoristischen Dekla­mationen, bis die frühe Morgenstunde zum Aufbruch mahnte. Unter anderem heißt cs : Besonders verschönert wurde der Abend durch die allerseits in hohem Maße sym­pathisch berührenden herrlichen Waldhorn- Vorträge eines geschätzten GastcS, des Herrn Fohmann aus W i l d b a d, welcher als Sohn und Schüler des berühmten württem- brrgischen Hornisten Fohmann zum großen Teil sich die seltene Virtuosität seines Mei­ster» anzueignen wußte und davon auch an dieser Stelle glänzende Proben ablegte. Sehr dankbar wurden auch seine fein nuanzierten, wärmsten» zu Herzen sprechenden künstleri­schen Darbietungen ausgenommen mit dem aufrichtigen Wunsche, er möge noch oft bei ähnlichen Anlässen als stets willkommener Gast wiedcrkehrcii.

Nach der Volkszählung ist die größte deutsche Stadt nächst Berlin Hamburg, cS zählt mit Sr. Pauli und den Vororten 570 000 Einwohner, dann folgen Leipzig mit 353 000, München mit 345 000, Bres­lau mit 334,000, Köln mit 282 537, Dres­den mit 276 000, Magdeburg mit 202 000 Seelen. Von den Städten, welche zwischen 200 000 und 100 000 Einwohnern zählen, sind die Ergebnisse noch nicht vollständig bekannt. An der Spitze steht Frankfurt a. M. mit 179 666, dann Hannover mit 163 100, Königsberg 161 159, Düsseldorf 146000, Altona 144636, Nürnberg 144240 Stuttgart 139 659, Chemnitz 128 855, Elberfeld 125 830, Straßbnrg 123 566, Barmen 116 192, Stettin 116 000, Krefeld 105 000, Braunschwcig 100 883, Halle 100 131 Einwohner. Es fehlen noch Dan­zig, Bremen und Aachen.

Der Lehrling eines Fadrikgeschäfts in Nürnberg wollte mit 5000 die er auf die Post dringen sollte, durchgehen, wurde aber, im letzten Augenblick, als er im Begriff war, nach Passau zu reifen, auf dem Zen- tralbahnhof verhallet. Binnen wenigen Stunden hatte er schon 300 </L für einen Revolver u. s. w. verbra ucht, auch Visiten-

" Berantwortlicher Redakteur: Bern

karten hatte er sich anfertigen lassen, worauf er sich den Freiherrntitel beilegt.

Berlin, 18. Dez. Die Kaiserin ist gestern Abend von einem gesunden Knaben glücklich entbunden worden.

Berlin, 18. Dez. Die Geburt eines Prinzen wurde gestern im Opernhaus nach dem 2. Akt desTannhäuser" dem Publi­kum von der Bühne herab auf Befehl des Kaisers mitgeteilt. Es folgten Hochrufe und das Orchester spielte die Volkshymne.

Gegen den Antrag Windthorst auf Aufhebung des Jesuitengesitzes erklären sich auch deutsch-freisinnige Blätter; so schreibt dieKieler Zig.":

Daß ein Verbot des Jesuitenordens nicht nur von weltlichen Herrschern, sondern auch von dem Papste der römischen Kirche aus­gesprochen worden ist, weiß man zur Ge­nüge. Ebenso weiß man zur Genüge, daß der Jesuitenorden wesentlich zu dem Zwecke gegründet worden ist, die Reformatio» rück­gängig zu machen, und daß er in diesem Sinne auch gewirkt hat, häufig mehr als den Völkern zum Segen gereichte. Die Mo­ral der Jesuiten ist oft beleuchtet und ange­griffen worden. In jedem Falle läßt sich nicht leugnen, daß sich bei dem Gedanken an die Rückkehr der Jesuiten der weitesten Kreise ein unbehagliches Gefühl bemächtigt. In protestantischen Kreisen sieht man in diesem Schritte eine ernste Gefahr. Denn gestattet man den Jesuiten ihre frühere Tätig­keit, namentlich auf dem Gebiete des Unter­richts, so sieht sich der Protestantismus immer­hin bedroht. Aber auch in katholischen Krei­sen ist man vielfach von jeder Begeisterung für den Jesuitenorden frei, einzelne andere Orden haben regelmäßig in stetigen Kämpfen mit ihnen gestanden, und ein großer Teil des Klerus sieht in den Jesuiten eine Art schlimmer Spione und anmaßlichcr Obcraus- seher. Wir wissen nicht, wie in diesem Augenblicke die Reichsregicrung sich zu dem Anträge Windthorst stellt. Wir verhehlen aber nicht, daß wir durchaus wünschen, der Antrag werde schon vom Reichstage abge- lehnt, damit der Bundesrat nicht erst in Versuchung komme, seine Zustimmung zu der Aufhebung des Gesetzes zu geben.

Zur Jesuitcnbcwegung. Ein Aussatz aus der ZeitschriftDie Grenzboten" liefert den Nachweis, daß hinter der in das Deutsche Reich geworfenen Jesuitenbewegung Niemand anders steht als Frankreich. Daß die Revanche-Idee in Frankreich heule noch die meiste Züudkraft besitzt, ist allbekannt. Man kann dem starken, einigen deutschen Reich von außen her nicht beikommen, darum sucht man es von innen her anzugreise», cs kon­fessionell zu verwirren und zu zerreißen. Das katholische Volk soll gegen seine prote­stantischen Mitbürger fanatisiert werden dann habe Frankreich, das ist die R-ch- nung, später leichteres Spiel bei dem ge. planten großen Kriege. Frankreich über­nimmt neuerdings die Rolle der ersten katho­lischen Vormacht Europa's. Und wer dient ihm dabei am besten und wer steckt hinter all diesen Machinationen? Das sind die H-rrcn Jesuiten, die im Dunkeln zu fischen hoffe». Darum, deutsches Volk! sei auf der Hut vor Deinen schlimmsten Feinden!"

Auf dem Zwickauer Segen GotteS- Schacht verbrannte laut B. T. ein zwölf- jähriger Knabe, welcher von Gasen betäubt,

unbemerkt auf einen glühenden Kohlenhaufen gefallen war, vollständig.

Am 16. ds. brannte, wie auS Magde­burg gemeldet wird, die Oelfabrik Gustav Hubbe samt Maschinen und umfangreichen Vorräten nieder. Der Gesammtschadeu be­läuft sich auf ungefähr eine Million Mark. 200 Arbeiter sind brotlos geworden.

In Schleswig sind beim Eislauf vier Knaben eingebrocheu und ertrunken.

Die große Strohhutfabrik von Kamp­mann in Epinal wurde durch Feuer zerstört. Der Schaden beläuft sich auf ungefähr 600,000 Francs.

E x-König Milan ist aus London in Paris eimetroffen. (Derselbe soll von Her- Ausnahme >n London, insbesondere seitens der Königin und des Prinzen von Wales, so wenig erbaut gewesen sein, daß er als­bald wieder abreiste.

(Eine bestialische Thal) ist am letzten Mittwoch Morgen im pofenschen Dorfe Em­tinghausen verübt worden. Ein in einer dortigen Wirtschaft logircndcr polnischer Arbei­ter stand an jenem Morgen gegen 3 Uhr auf, um den in der Nähe wohnenden An­bauer BrüuS zu wecken und denselben zur Arbeit abzuholen. Brüns, in der Meinung, daß Zigeuner, mit denen er am vorhergehen­den Tage Streit gehabt hatte, bei ihm ein­brechen wollten, sprang aus dem Fenster und rief den grade vorbeifahrenden PostomnibuS um Hilfe an. Dem Wagen entsprangen vur Handelsleute, welche mit Knitteln über den unglücklichen Polen herfielen und ihn grausam mißhandelten. Dann banden die Unmenschen den Unschuldigen an ein Wagen­pferd und schleppten ihn eine Strecke mit fort, bis er tot zujammenbrach. Zwei Arbei­ter fanden die Leiche und brachten sie auf einer Karre nach hier, wo der Kreisphysikus einen Schädelbruch mit bloßliegendcm Gehirn, herbeigeführt durch eine» Schlag mit einer Latte, ferner einen Armbruch und sonstige Verletzungen festflellte. Und in solchem Zu­stande hatte man den unglücklichen Polen noch an ein Pferd gebunden und nebenher laufen lasse»! Drei der Thätcr sind bereits verhaftet.

Während eines Maskcnfestes in AkkVN (Ohioj geriet das Kleid einer Dame in Brand. Andere Damen eilten zu Hilfe, aber auch ihre Kleider finge» alSbald Feuer und bald stand die ganze Gesellschaft in Flammen. 30 Personen wurden schwer verletzt, wovon mehrere bereits gestorben sind'

In Guatemala wüten die Pocken: über 12,000 Perfoncn sind erkrankt. In der Stadt Guatemala allein sind im Lause von 7 Wochen 1200 Personen gestorben.

-- (Tücke eines Elephantcn.) Ver­deutsche Menagericvesitzer Eisfeldt ist am vorigen Donnerstag auf eine sehr trouuge Weise in Riga ums Leben gekommen. C>e- feldl produzierte sich vor dein Publikum mit einem seiner Etephanten, welcher sehr gelehrig war. Während der Produktion erfaßte der Elephant einen Fuß Eisfeldt's und hob ihn in die Höhe. Anstalt Eisfeldt, wie gewöhn­lich, wieder sachte niederznlassen, ließ der Elephant feine Last plötzlich in die Luft los. Eisfeldt fick nun jo unglücklich auf die Bret­ter herab, daß er sich mehrere Rippen brach und noch an demselben Tage Abends den Geist aufgab.

Harb Hosmann.- Druck und Verlag von Bernhard H,fmann in Wldbad,