funktionäre bei. Nach der Leichenrede des Hofpredigers wurde der Sarg in die Krypta Versenkt. Der Justizminister legte die Siegel an. (Anläßlich der Leichenfeier entstand, wid man den M. N. N. meldet, wiederholt ein derartiges Gedränge, daß zahlreiche Personen verletzt wurden. Mehrere Pferde des Leichenzuges scheuten. Einzelne Reiter wurdet« aus dem Satlel gehoben.)
— Während eines heftigen Sturmes, der am letzten Montag und Dienstag an der Küste von Neuschottland wütete, sollen 40 Schiffe, zumeist aus den Sceprovinzen, bei den Inseln Saint Pierre und Miquelon untergegangen und auch 12 Personen umgekommen sein. Auch auf dem Lande hat der Sturm großen Schaden verursacht, zahlreiche Brücken weggerissen und den Eisenbahnverkehr mehrfach unterbrochen.
— Auf dem Mississipi ist der Dampfer „T. P. Leathcrs" nicdergebrannt, wobei 17 Menschen umgekommen sind. Mehrere ertränken, während sie versuchten, an's Ufer zu schwimmen.
— (Wie entstehen die Druckfehler? So fragt mit einer gewissen Berechtigung sehr oft das abonnierende und kaufende Publi
kum. Die Antwort ist nicht ganz einfach, cs geht unS ungefähr, wie wenn die Kinder fragen, wo wohl der Kleinkinderbrunnen zu finden, und fast möchten wir antworten: Verehrtes Publikum, die macht der liebe Gott, der die Lauf- und Druckerbuben, die Setzer, die Buchdrucker, die Korrektoren, die Fakioren, die Redakteure und Autoren, die Prosaiker und Poeten und in seiner Langmut sogar Orthographie verachtende Bureau- kratcn geschaffen hat; der neben Gutem das Böse duldet, zwischen dem Waizen das Unkraut wachsen läßt, der läßt zwischen den Lettern auch die Druckfehler gedeihen. Der Druckfehler ist eine Naturerscheinung wie Hagclschlag, Pestilenz und teuere Zeit, er ist eine physische Macht wie der Blitz und eine metaphische Notwendigkeit wie das Uebel; er wurzelt in der Unvollkommenheit der irdischen Dinge und in der Schwachheit des menschlichen Fleischer. Seine Abwesenheit beruht darauf, daß 1) der Verfasser oder Einsender das Richtige geschrieben, 2) das Richtige auch deutlich geschrieben hat, 3) der Setzer in alle Fächer des Setzkastens lauter richtige Lettern geworfen hat, 4) die richtigen Lettern greift, 5) sie richtig einsetzt, 6) der Korrektor rich«
tig liest, 7) der Setzer die erste Korrektur richtig verbessert, 8) der Korrektor die zweite Korrektur richtig liest, 9) der Setzer die zweite Korrektur richtig verbessert, 10) die Revision richtig gelesen und daß 11) und 12) noch ein Dutzend andere Umstände sich ebenso glücklich abmachen. Und da nun ein Groß-Oktat bogen 50—55 000 Buchstaben zählt, so müssen jene günstigen Umstände sich 50—55 OOOmal wiederholen, um dem lieben Publikum einen einzige» fehlerfreien Zeitungsbogen in die Hand zu liefern.
.-. (Richtiger Schluß.) „ . . . Scheu Sie, Verehrtester, wenn meine Frau und ich uns zanken, so darf niemand zugegen sein; wir lassen die Kinder fortgehen, damit sie nichts davon hören!" — „Ah so! Jetzt verstehe ich auch, warum man ihre Kinder immer auf der Straße sieht!"
(Verhaut.) Herr: „Sie sind wirklich reizend, mein Fräulein!" Dame: „Aber schmeicheln Sie doch nicht — bin ja schon dreißig Jahre alt;" Herr: „Was sind 30 Jahre im Vergleich zur Ewigkeit!"
.-. (Fataler Druckfehler.) Er stand bc- kümmelt am Fenster und dachte über sein trauriges Loos nach.
Aus gefährlicher Dahn.
Novelle von H. v. Ziegler.
Nachdruck verboten.
19.
Und dann mußte der Hcimgekehrte das kleine Töchterlein bewundern, welches fried- schlummernd, in seinem Bettchen lag, die Fäustchen dicht an das winzige Gesicht gedrückt. Beinah ehrfurchtsvoll strich Kuno mit der Hand über das Steckkissen, worauf die Kleine ruhte, denn er wagte nicht das Kind zu berühren, aus Furcht, ihm wehe zu thun.
„Mein Pathenkind, bester Kornmann," lächelte Gräfin Margarethe freundlich, „nächsten Sonntag wollen wir eS taufen, nicht wahr?"
Kuno nickte zustimmend und küßte der Frau Gräfin ehrerbietig die Hand.
Auch das Gesinde begrüßte den Bauern ' mit treuherzigem Handschlag; Graf Schwarzbach halte den Knechten und Mägden heute morgen eine Rede gehalten, worin er erklärt, daß der Bauer Kornmann freiwillig eine Strafe wegen Wildfrevel verbüßt habe und daß ex der Graf, strengstens verbiete, daß den Bauer Jemand deshalb schäl ansehe. Er, der Gutsherr, wolle ihn selbst abholen und zuxückbringen und verlange auch von den Leuten, daß sie freundlich wie sonst sich benehmen.
Als die gräflichen Herrschaften sich dann entfernt und die Eheleute allein waren, lehnte Hannah noch einmal unter Thränen an der Brust des Gatten.
„Gott segne Deine Heimkehr, Kuno," flüsterte sie liebevoll, nun werden wir unS nie, nie mehr trennen."
Ein lautes Krachen ließ beide zusammen- fchrecken, und Kornmann wandte sich um; dort am Fenster lag ein Bild, das von der Wand herabgestürzt schien, in tausend Trümmern. Verstört hob er es auf.
„DeS Vaters Bild," murmelte er, während ein eisiges Gefühl durch sein Herz glitt, „was mag das bedeuten? In der Stunde
Verantwortlicher Redakteur: Bern
meiner Heimkehr giebt es mir vielleicht ein Zeichen. —"
„Sei nicht abergläubisch, Kuno," ermunterte Hannah, doch auch sie war blaß bis an die Lippen geworden, „wir sind Christen und dürfen nicht an dergleichen Vorbedeutungen glauben. Sieh lieber hier, das Pathengeschenk der edlen Frau Gräfin."
Mit noch vor Schreck bebender Hand ergriff sie einen auf dem Tische liegendenZettel, welcher mitten durchgerissen war. „Es ist die Quittung beim Empfange der viertausend Thaler!" sagte Hannah und eine Freudenthräne stahl sich aus ihren Augen.
„Sie ist ein Engel," murmelte Kuno gerührt, „ohne die Gräfin und den Grafen wäre ich immer tiefer auf der abschüssigen Bahn hinabgestürzt."
Am folgenden Morgen erwachte Kuno Kornmann voll neuer, frischer Lebenslust. Die ganze Welt erschien ihm wieder hell und schön und mit neuverjüngter Thatkraft begann er seine Wirtschaft zu führen-
Hannah mußte sich dem Kinde jetzt mehr widmen, eine gar süße Pflicht für sie, und so übernahm denn ihr Mann einen Teil der Aussicht für sie im Hause. Es konnte noch nicht Mittag sein, da rollte ein Wagen in den Hof, aus dem der Polizeikommissair aus der nahen Kreisstadt stieg, während ein zweiter Beamter im Wagen zurück blieb.
„Ist der Bauer Kuno Kornmann zu sprechen?" frug der Kommissair laut und gleich darauf trat der Gewünschte ruhig auf ihn zu.
„Hier bin ich, was wünschen Sie von mir?"
„Zuerst eine Unterredung," lautete die kurz- Antwort, „das übrige findet sich später."
Knno war sehr erstaunt und zerbrach sich den Kopf, was dieser Besuch zu bedeuten habe, ohne jedoch ins Reine darüber zu kommen. Der Beamte riß ihn ziemlich barsch mit den Worten aus dem Nachdenken.
„Ihr seid also der Bauer Kornmann? Nun, da werdet Ihr mir wohl auch einge-
hard Hofmann.) Druck und Verlag von B e
stehen, daß Ihr mit einem gewissen Mathow in Verbindung standet?"
„Jawohl, er war mein Knecht."
„Und Mitgenossc, wie es scheint," fuhr der Polizeikommissair höhnisch fort; „der Elende hat sich im Gefängnis das Leben genommen, vorher jedoch zu Protokoll gegeben, daß ihr sein Hehler gewesen wäret — und man in Eurem Hause Schriften aufrührerischen Inhalts finden würde."
Kuno trat einen Schritt zurück, ,,daß ich nicht wüßte," entgegnete er ruhig, „doch bitte ich Sie, Herr Kommissair alles durchsuchen zu lassen."
„Gewiß, das soll geschehen, doch muß ich Euch ersuchen, währenddem an meiner Seite zu bleiben, da ich den Ort genau kenne, wo die Schriften liegen und Ihr dieselben sonst leicht beiseite bringen könntet."
Kuno lächelte bitter, das zertrümmerte Bild hatte doch recht gehabt und neues Elend schien über sein Haus zu kommen."
„Suchet immerhin," sagte er resigniert, „ich weiß nichts von den Papieren, die Ihr erwähnt."
Glücklicherweise waren fast sämtliche Leute bei der Arbeit und Hannah wiegte daSKind in Schlaf; der Kommissair winkte seinen Unterbcamten herein und alle drei begaben sich in Kunos Zimmer, wo ersterer ^sofort auf den Schreibtisch zuschritt. „Hier liegen die Beweisstücke," sagte er bestimmt, „Kornmann, öffmt das geheime Fach, indem Ihr dort an die Feder drückt."
Erstaunt that der Bauer wie ihm geheißen, das Fach konnte nur leer sein, denn er hatte nie etwas hineingelegt; doch mit einem dumpfen Ausrufe taumelte er zurück. Der Raum, welcher nun sichtbar wurde, war bis obenan mit Drucksachen gefüllt u. Kuno erkannte sogleich jene Schriften, die ihm Mathow ehemals heimlich zu lesen gegeben. Er war verloren, noch im Tode riß jener Schurke ihn nach sich auf der abschüssigen Bahn des Verderbens I *
(Schluß folgt.)
rnhard Hofmann in Wildbad.