doner BlatteThe Daily Chrcnicle" ent­nehmen, hat die Lloyd-Agentie die Nachricht erhalten, daß unter den beim letzten Sturm in Verlust geratenen Handelsschiffen sich die Margharita" befinde, welche den gewesenen Erzherzog Johann an Bord hatte. Ferner wird aus London gemeldet: Die Admiralität erhielt direkte Nachrichten aus Valparaiso, wonach mit ziemlicher Gewißheit anzumhmcn ist, daß der Dreimaster Johann Orths, des früheren Erzherzogs Johann von Oesterreich, Margharita", ein Opfer des Orkans ge­worden ist. Wiener Blättern zufolge be­sitzt Johann Orth noch eine kleinere Be­sitzung im Temeser Banate, welche von einem schon seit längerer Zeit im Dienste desselben stehenden Beamten verwaltet wird. Von Zeit zu Zeit gelangten an diesen Gutsver­walter schriftliche Aufträge und Anordnungen von dem Besitzer des Gutes. Nachdem nun aber schon Monate verstrichen sind, ohne daß der Verwalter irgend eine Nachricht er­hielt begab sich derselbe nach Wien, um sich in der Hofburg bezüglich der Verwaltung des Gutes Rats zu erholen. Es konnte ihm hier nichts Näheres über den Aufent­halt seines Herrn mitgeteilt werden und

wurde ihm nur die Weisung erteilt, die Be­sitzung so wie bisher weiter zu verwalten.

Verschiedenes.

(150 Jahr Zuchthaus.) Wegen schwerer Sittlichkeitsverbrechen stand vor wenig Tagen in Berlin ei» Kartograph Zuber vor der Strafkammer I. Die Verhandlung wurde unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt, jedoch ging aus der Urteilsverkündig- nng hervor, daß das Opfer des Angeklagten seine eigene jetzt 15jährige Tochter gewesen war. Der Angeklagte wurde überführt, feit sechs Jahren einen verbrecherischen Lebens­wandel geführt zu haben. Der Präsident erwähnte, daß eine Gesammtstrafe von 100 bis 150 Jahren Zuchthaus hcrauSkommen würde, wenn das Gesetz nicht in so vielen Fällen ein Znsammenziehen der Einzclstrafen vorschricbe, es sei deshalb auf 6 Jahre Zucht­haus und 6 Jahre Ehrverlust erkannt worden.

(Richtig.)Wie kommt nur die reizende Emilie dazu, sich mit diesem häß­lichen alten Baron zu verloben?"Nun, so schlimm ist cs nicht etwas hat er so­gar vor ihr hinaus I"Und das wäre ?" Einen besseren Geschmack!"

Kunst und Wissenschaft.

Die einzige militärische Handlung, die unter den Angen des verewigten Kaisers Friedrich stattfand, war die Vorführung der 2. Garde-Jnfanteric-Brigade durch den da­maligen Kronprinzen Wilhelm im Schloß-' parke von Charlottenbnrg am 29. Mai 1888. Dieser historische Moment ist im Aufträge unseres regierenden Kaisers durch die Meister­hand Georg Koch's in einem Gemälde dar- gestellt, das bei seiner Ausstellung im Vor­jahre durch die Natürlichkeit der Auffassung und durch die genaue Wiedergabe der bei dem Vorgänge beteiligten Personen den größten Beifall hervorrief und zugleich die wehmütig­sten Erinnerungen an den verehrten, hier im Wagen dargestellten Kaiser Friedrich er­weckte. Wie wir erfahren, hat Kaiser Wil­helm die Erlaubnis erteilt, das in seinem Besitze befindliche Gemälde zu vervielfältige», und wird infolge dessen binnen kurzem eine gute Reproduction in Photogravure im Kunst­handel zu haben sein. Wir wollen nicht verfehlen, alle Verehrer des Heimgegangenen Siegers von Königgrätz und Wörth auf daS Kunstblatt aufmerksam zu machen.

Aus gefährlicher Bahn.

Novelle von H. V. Ziegler.

Nachdruck verboten.

10 .

Wer nicht an Gott glaubt und die Obrigkeit schmäht, kann auch Geld stehlen," sagte Hannah hart,von den anderen Leuten that es keiner, für die stehe ich ein."

Kuno, der bei dieser Hiobspost völlig nüchtern geworben war, Halle indeß den Geldbrief untersucht und sich überzeugt, daß derselbe leer sei; mit einem wilden Fluche schleuderte er das Couvert zu Boden.

Wer hat es gestohlen! Das muß ich untersuchen und dann Gnade dem Schurken I" schrie er jetzt.

Hannah trat jetzt dicht an ihn heran UNd legte die Hand auf seinen Arm.

Kuno, Du sprichst so oft davon, daß alle Menschen gleich sein sollten und die Schätze der Reichen unler die Armen ver­teilt werden müßten. Nun steh zu, wo Du mit diesen Grundsätzen in unserer Wirtschaft hinkömmst. Du möchtest das Geld von reichen Leuten nehmen, aber Dir darf man Dein Eigentum nicht rauben. Wie, wenn es der Wilddieb, der Malhow, der Dir die schändlichen verkehrten Grundsätze wie Gift cingeimpft hat, an sich genommen hätte?"

Eine dunkle Röte färbte des Bauer» Stirn und zornig schleuderte er die Hand seines WeibeS von seinem Arm, doch ehe er noch zu antworten vermochte siel ihm das Gewehr ein, welches er noch zu antworten vermochte fiel ihm das Gewehr ein, welches er noch immer über der Schulter trug; hastig nahm er cs ab und hing es an die Wand, dann rief er grollend:Morgen früh will ich das ganze Haus zusammenrufen und mein Geld soll wieder zum Vorschein kommen, so wahr ich Kuno Kornmann heiße."

Du hast Recht," nickte Hannah, ihn voll anblickend,aber höre mich erst an; noch nie bisher bat ich Dich um etwas, es ist heute das erste Mal, und Du wirst des­halb nicht nein sagen."

Berantwortlicher Redakteur: Bern

Finster schüttelte er mit dem Kopfe. Es fiel ihm schwer auf die Seele, daß Mathow ihm seit vorgestern das Geld nicht abgeliefert, welches er beim Lieferanten in der Stadt für seinen Herrn einkassirt; und jetzt fehlte auch noch das Geld in dem Briefe. Ein kalter Schauder schüttelte Kuno, es begann in ihm zu dämmern, welch schändlicher Miß­brauch mit den Freiheits- und Gleichheits­bestrebungen stattfinden könne, und er hörte kaum, was Hannah sagte.

Ich bitte Dich, morgen früh noch nichts zu sagen. Bis Mittag sollst Du Bescheid erhalten, und dann kannst Du die Leute noch immer verhören," bat Hannah.

Es fei," nickte Kornmann hastig,ich muß ohne dies morgen früh aufs Schloß."

Zum Grafen? Ich denke, Du hassest ihn so sehr?"

Er will bei Mathow Haussuchung hal­ten lassen nach revolutionären Flugblättern, und das darf er nicht der Mathow steht in meinen Diensten."

O, bei dem Menschen mag sich noch vielerlei finden," entgegnete Hannah.

Aber ich leide es nicht," schrie Kuno zornig,er hat mir gedroht mich sonst selbst anzuzeigen"

So bist Du in den Händen dieses Elenden?" frug die junge Frau entsetzt,ich dachte es wohl, aber vielleicht kann ich Dir noch helfen, Du armer Mann!"

Am nächsten Morgen, sobald es acht Uhr geschlagen, ging Kuno hinauf zu der Kammer, wo Mathow wohnte und pochte an die Thür, Niemand antwortete, alles blieb still. Noch einmal und immer wieder, immer lauter klopfte Kuno, und als alles nichts half, drückte er auf die Klinke, doch die Thüre war verschlossen, und Niemand öffnete von innen.

Ein Knecht kam von unten herauf und sagte, als er den Bauer stehen sah: Ehr­sucht den Mathow? Der kommt erst heute Abend ans der Stadt zurück, er fuhr vor­hin mit der Post fort."

So," sagte Kuno gedehnt und leise,

hard Hofmann.) Druck und Verlag von B e

immer tiefer sank ein schwarzes Mißtrauen gegen Malhow in sein Gemüt, und Kuno fragte sich ernstlich, ob es wohl mit der Ehr­lichkeit des Rothaarigen so gut bestellt sei, wie er ihm oft beteuert hatte.

Drunten in der Stube stand die Früh­suppe, Brot und Butter daneben, aber Han­nah stand nicht dabei, sondern sie war, wie eine Magd meldete, schon ausgegangen nach dem Schlosse. Kuno ballte die Faust. Was wollte sie bei Graf Rudolf, den er haßte? Oder war sie gar zur Gräfin gegangen?

Ungestüm griff er nach dem Hute, die Büchse ließ er an der Wand hängen, und stürmte hinaus in den Wald, in die Berge. Vielleicht würde die kühle herbstliche Morgen­luft seine Stirn kühlen, sein Blut besänf­tigen !

Dort war ein moosiger Stein, gerade unter einem schlanken Tannenbäuinchen, und der wilderregte Mann setzte sich' dort nieder. Er wußte kaum was er wollte, er mußte immer von Neuem an den Mathow und die verschwundene Geldsumme denken. Wenn sie gestohlen worden, war Kuno ein ruinirter Mann, es blieb ihm nicht einmal so viel, um am nächsten Lohntage seinen Leuten ihr Geld zu geben!

Und was sollte dann werden? Er hatte bald nach des Vaters Tode eine große Summe hypotekarisch auf seinen Hof einschreiben lassen, angeblich um notwendige Verbesser­ungen in seiner Wirtschaft dnrchzuführen, aber das Geld war ihm bei feinem nnstätcn Leben durch die Finger geglitten, er wußte nicht wie. Wenn das Hannah wüßte! Sie, die so fleißig und ehrlich sparte und keinen Groschen zu viel auSgab, am allerwenigsten für sich und ihr Vergnügen.

Lange, lange mochte Kuno so auf dem Steine gesessen haben, da vernahm er Stim­men, hörte ein silberhelles Lachen, bei dem ihm das Blut ins Antlitz stieg. So lachte nur Gräfin Magarethe!

(Fortsetzung folgt.)

rnh «rd Hofmann in Wildbad.