drang ihm in den Unierstib. Zn bas Hospital zu Emmerich verbracht, ist der Unglückliche verstorben, nachdem ihm ein Bein amputirt worden war.
— Am Dienstag, 4. Nov-, wurde in Rom der belgische Priester Halloux in seiner Wohnung mit einer Revolvermunde am Kopfe tot aufgefundc». Die Brieftasche des Toten fehlte und aus den Schränken war alles Wertvolle geraubt.
Wien, 3. Nov. Graf Hartenau (Alexan- d>r v. Battenberg) hat heule nach der Fr. Ztg. eine längere Unterredung mit König Milan im Hotel Sacher.
Wien, 5. Novbr. Aus dem von der „Neuen Fr. Presse" mitgeteiltcu Auskünften der Hamburger Assekurateure Eiffe und Moos, bei denen Johann Orth sein Schiff „Sta. Margaretha" versicherte, geht hervor, daß das Schiff wahrscheinlich beim Kap Horn ein Opfer des Sturmes geworden und der Kapilä» Johann Orth u. seine Mannschaft untergegangen sei.
— Gencralgouverneur Gurko soll vom Zaren nach St. Petersburg berufen sei», um sich in Betreff der auf seine Anordnung, wie nachträglich sich heransftellt, unschuldig zum
Tode verurteilten und erschossenen drei Freiwillige» des Dragonerregiments in Siedlce zu verantworten. Die Stellung GurkoS soll erschüttert sein.
— Wie aus Petersburg gemeldet wird, soll der Zar sehr aufgebracht sein über die Aufnahme des Grafen v. Hartenau (des Exfürsten von Bulgarien) in die österreichische Armee.
— Das Resultat der amtlichen Volkszählung von Nordamerika erzielte 62 480 540 Seelen; zwölf Millionen über die vorhergehende. Man hatte aber allgemein auf 65 Millionen gerechnet.
Vermischtes.
(Enttäuschte Diebe.) Eine niederschmetternde Enttäuschung erfuhren zwei Einbrecher , die kürzlich den Carl v. F. auf seinem Landsitz bei Retgate während seiner Abwesenheit mit ihrem Besuche beehrten. Die Visite mußte infolge einer Störung kurz abgebrochen werden — mit einer Art ledernen Brieftasche, die wohlgespickt war, suchten oie Epitzbulcn das Weite. Und nun machten sie Halt, und mit Schmunzeln öffnen sie die erbeutete Tasche. Was aber finden
sie in ihrem Schoße? Eine homöopathische Apotheke!
Folgenden zärtlichen Brief schrieb dieser Tage ein Dienstmädchen an seinen Wilhelm, welcher Hausknecht in demselben Etablissement ist, wo eS selbst die Funktionen eines Hausmädchens zu verrichten hat: „Hochsgeliechtcr Wielehm den haben Sie sich Schon überlecht Wie das aus Beide Werden Wnrt. Hochgelicchter Wielehm Denn ich Hab mir schon alles über Lecht, wie Wirs Bcede Mehercn Weden Hochsgeliechter Wielehm So ein wie sie sind werde ich wol nicht wieder zu Sehn Be- kom und Bitte Nem Sie das zu Herzen. — ihre mit Rockens ihre Drohe Liebe Auguste Braun. Verlies nicht Mein." (Auch ein Mittel gegen Trunksucht.) Als ein Betrunkener dieser Tage im Walde lag und s-ine Schwiegermutter im Traume doppelt sah, erschrak er so sehr, daß er sich seit dieser Stunde das Trinken abgewöhnte.
(Aus der Kaserne.) Unteroffizier: „Sie denken wohl schon wieder daran, wie Sie am Sonntag mit Ihrer Rosinante Arm in Arm gehen werden, Sie alter Don Quixote!"
Aus gefährlicher Kahn.
Novelle von H. v. Ziegler.
Nachdruck verboten.
8 .
Er hielt inne, ohne auch nur einen Blick auf das todenblasse Mädchen zu werfen, welches nahe daran war umzustnkeu; ihr Herz schrie aus vor Jammer bei den kühlen, geschäftsmäßigen Worten desjenigen, für de» sic so gern den letzten Blutstropfen verspritzt hätte und dem sie für das ganze L>ben an- gehören sollte.
„Und so denke ich," fuhr Steffen tief- aufalmend fort, „eS wird gut sein, wenn wir den Herrn Pfarrer bitten, uns schon morgen ganz still am Totenbette des Vaters zu trauen. Ist es Dir recht so, Haunah?"
Sic nickte leise, sprechen konnte sie nicht.
Ihr Verlobter achtete nicht darauf und fuhr, augenscheinlich erleichtert durch ihre Zustimmung, fort: „Ich werde gleich morgen srüh zu dem Herr» Pfarrer gehen, alles erklären und ihn fragen, wann er kommen kann; auch das Begräbnis will ich bestellen und Du magst indes den Leuten auf dem Hofe Mitteilen, daß sie sich bereit halten sollen, inö Slerbezimmcr zu kommen, wenn wir getraut werden. Aber waS hast Dn, Hannah, bist Du krank?"
HannahS ganze Gestalt bebte wie im Fieber, mit beiden Händen mußte sie sich an einer Stuhllehne festhaltcn, um nicht umzu- sinken; bei Kunos Frage stammelte sie mühsam als Antwort hervor:
„Es ist — nichts; nur die Aufregung der letzten Stunden, aber es wird gleich Vorbeigehen."
Und sie wankte hinaus, kaum im Stande sich auf de» Füßen zu halten.
Doch Kuno blieb ruhig am Fenster stehen; es kam ihm auch nicht der leiseste Gedanke, Hannah ein freundliches Wort zu sagen, ihr zu helfen, kenn vor seiner Seele standen zwei ganz verschiedene Bilder, welche um die Oberherrschaft kämpften: der rothaarige Mathow, der Dämon seines Lebens und ein holdseliges, engelhaftes Frauengebild, welche
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unter dem Schleier hervor sich lächelud vorbeugte.
Am folgenden Tage fand die sonderbarste aller Trauungen statt. Neben dem Sterbebette des Bauern Kornmann stand der Priester im schwarzen Amtsgcwaude, ernst und ergriffen, vor ihm Kuno und Hannah, seinen herzlichen, schlichte» Worten lauschend; im Hintergründe des Gemaches drängte» sich sämtliche Knechte und Mägde des HofeS zusammen, mehr neugierig als teilnahmsvoll der ernsten Handlung zusehend.
Das Brautpaar war sehr bleich, in dem Antlitze Hannahs zuckle heißer, unsäglicher Schmerz und der ehrwürdige Pfarrer, der sie von Jugend an kannte, srug sich innerlich, ob dies allein der Schmerz um den Toten sei. Der Blick, welcher den V »lobten an ihrer Seite streifte, zeigte wohl Liebe, doch noch mehr namenloses Weh. Kuno sah unbeweglich zu dem Tote» dort hinüber, und als er mit seiner Braut die Ringe wechseln sollte, da zitterte seine Hand und — der goldene Reif fiel zu Boden. Es war nur eine halbe Sekunde, dann hatte Kuno sein Ungeschick wieder gut gemacht und Hannah den Ring an den Finger gesteckt, aber sie Hörle wohl den gepreßten Seufzer und ihre Seele schrie wild auf bei dem Gedanken: „Er liebt Dich nicht, er heiratet Dich nur um des Toten willen "
Dann war die Trauung vorüber. Die Knechte und Mägde gingm alle fort, Kuno schloß sich ihnen bald au, und nur die Neuvermählte trat zurück ans Totcnbot des alten Kornmann und sank vor demselben in die Kniee, während heiße Thränen unaufhaltsam über ihre Wangen rannen.
„O Vater, Vater! Du hast es verlangt, dies furchtbare Opfer und ich habe es gebracht I Hilf mir zu leben, ohne stine Liebe nur für die Pflicht; hilf dies arme Herz zum Schweige» zu bringen, denn es will sich nicht zufr.edcn geben, mit dem kalten Abkommen der bloßen Freundschaft; eS will Gegenliebe — und kann sie nimmermehr verlangen."
harv Hof mann.) Druck und Berlag von Be
„Hannah, arme, junge Frau," sagte da plötzlich des ehrwürdigen Pfarrers ernste, teilnehmende Stimme hinter ihr, „habe Vertrauen zu meinen weißen Haaren, offenbare mir alles; cs wird Dir zum Tröste geschehen."
„Ja, das will ich Herr Pfarrer," schluchzte Hannah, hier angesichts des toten OhmS, der an mir Vaterstelle vertreten hat, solle» Sie Alles hören."
„Arme, arme Frau, seufzte der Geistliche, als er Hannahs Klage gehört und nach vielen trostreichen Worten darauf leise die Thür des Sterbezimmers hinter sich schloß, „ob ihre Liebe stark genug sein wird, auszuhalten, bis er, dem sie gehört, es eines TageS erkennt?"
Zu dem Begräbnis des allgemeinen geachteten Bauer» Aloys Kornmann hatten sich auch Graf Rudolf von Sckwarzbach und seine junge Gemahlin eingefunden, ebenso wie die gesamten Bewohner des Dorfes ; die große Hausflur stand gedrängt voll Mensche», denn in das Zimmer, woselbst sich der Sarg befand, konnten nicht alle Anwesenden hinein.
Der Schloßherr und seine Gemahlin sprachen mit Kuno und Hannah und legten einen wunderschönen Kranz auf den bereits geschlossenen Sarg.
„Alter, guter Kornmann," murmelte der junge Graf feuchte» Auges, „wie oft Haler mich als kleinen Knaben auf de» Knien geschaukelt und mir Pfeifchen aus Fliederästen geschnitten I Schlafe wohl, wir sehen nnS dereinst wieder!"
Kuno sah kreidebleich aus, aber war es allein der Schmerz um den Toten, welcher seine Brust so mächtig arbeiten ließ? Ans nächster Nähe hatte er das holde Frauenbild gesehen, welches vor wenig Lagen gleich einem Traum an ihm vorübergcglitlcn.
(Fortsetzung folgt.)
Merl's.
Wer sich spreizt auf Lügenstelzcn,
Wird sich bald im Kote wälzen!
rnhard Hvsmann in Wildbad,