Dem OenevEesömccr-schclK Kvccfen Moüke

zum 9V. Geburtstage.

(26. Oktober 1890.)

Greiser Held von Alpenhöhen bis zum fernen Eiderstrand Sind Dir alle deutschen Herzen freudig heute zugewandt,

Der Du nun auch neunzig Jahre Deines Lebens schaust zurück, Das dem deutschen Volk geworden längst zum Segen und zum Glück

Neunzig Jahre, reich an Ehren, reich an Arbeit allezeit,

Hast Du Deinem Herrscherhause, hast Du Deinem Volk geweiht D'rum erklingt zum heut'gen Tage laue der Deutschen Jubclruf: «Heil und Segen unferm Mollke, der das neue Reich mit schufl"

Ja, durch Deines Geistes Thaten führtest herrlich Du mit aus, Was der Kanzler einst ersonnen im polit'schen StnrmgebrauS: Neu zu einen Deutschlands Stämme, sei's mit Blut u. Eisen gleich, Daß vom Belt bis zu den Alpen nun ersteh' ein einig Reich Und zum Schwert bist Du geworden, das so hell u. scharf erklang. In dem Kampf' um Deutschlands Größe, in den Tagen ernst und bang,

Da auf fränkischen Gefilden wild der Schlachtenlärm erscholl, Dem für uns ein neues Leben, neues Werden reich entquoll!

Drum gegrüßt, Du,unser Moltke", Heil Dir, ritterlicher Greis,

Dessen Stirn so dicht umwunden von des Siegers Lorbcerreis

Dessen Namen tausendfältig widerklingt im Jubelton

Von des Reiches ärmster Hütte bis hin zu des Kaisers Thron

Heil Dir,. Heil es sei beschieden Dir noch manches Lebensjahr Gleichwie heute: Rüst'gen Körpers und der Geist so frisch und klar

Wohl, so nimm zum heut'gen Tage Deutschlands heiße Wünsche hin:

Glänze noch in fernen Zeilen, Deutschen Heeres Paladin I

P. Berthold.

Aus gefährlicher Bahn.

Novelle von H. v. Ziegler.

Nachdruck verbaten.

2 .

Graf Rudolf war sehr bleich geworden bei der kurzen Schilderung, die sein ehe­maliger Jugendgefährte von dieser häßlichen Scene entwarf. Der junge Graf bot jetzt demselben die Hand und sagte: «Laß die Toden ruhen, Kuno! Ich kann für meines Vaters veraltete Anschauungen nicht einstehen, ich bin ein Kind der Neuzeit und ein Christ und bitte Dich osten und ehrlich: trage mir nicht, was mein Vater an Dir gesündigt, nach und erhalte mir die alte Freundschaft!"

Es war in dieser schlichten, ritterlichen Art, des jungen Grafen etwas so Einneh­mendes, daß auch der finstre Kuno nicht wiederstehen konnte und dcö Grafen Hand nach kurzem Zögern ergriff.

Ich freue mich, daß eS bei Euch so gut geht, alter Junge,"fuhr dann Graf Schwarz­bach, als sei nichts vorgefallen, fort.Dein Vater steht wohl aus und scheint zufrieden, er hat mir auch erzählt, daß Du trotz Deiner Jugend schon Dein Herz verschenkt hast."

Mein Herz?" klang fast grollend die Frage, daun schüttelte Kuno den Kopf,nein Herr Graf, mein Herz hat nichts dabei zu lhun, wenn Sie meine Verlobung mit der Hannah meinen."

Aber warum nicht, Kuno? Hannah ist ein hübsches, junges Mädchen, sauber und flink, und wie mir scheint wird sie eine vortreffliche Hausfrau werden, die Dein Erb­teil spart und mehrt. Ich wünsche Dir von Herzen Glück, Kuno, zu Deiner Liebe."

Ich liebe die Hannah nicht so sehr, wie Sie wohl meinen mögen," entgegnet? Kuno ruhig,es ist eben ein Abkommen, welches wir getroffen haben und das für beide Teile günstig sem wird. Die Hannah ist arm, hat weder Vater noch Mutter und müßte unter fremde Leute, wenn mein Vater ein- mal stirbt; da sic nun fleißig und ordenl- lieh ist, auch überall Bescheid weiß, so kam mir b-r Gedanke, sie zu heiraten und ich sagte es meinem Vater"

Hm, Du bist ein prosaischer Liebhaber,"

fiel Graf Rudolf ein,für gewöhnlich srägt man die Geliebte zuerst."

Ja bei dem Vornehmen ist daö so," nickte Kuno und der alte Groll gegen die Reichen und Bevorzugten klang ans seiner Stimme hervor, aber bei uns niedrigem Banernvolk spielt die Liebe bei den Verhei­rateten eben keine so bedeutende Rolle."

Bei Dir jedenfalls noch nicht, mein lieber Freund, doch die Liebe wird schon kommen, wenn Du erst Hannah als Weib besitzt. Aber erzählt Wetter die Geschichte Deiner Verlobung!"

Der Vater war auch einverstanden," berichtete der junge Bauer,und so frug ich die Hannah neulich, ob sie auf unserem Hofe Bäuerin werden wolle; natürlich sagte sie nein, fiel mir um den Hals und schluchzte wie ein Kind."

Sie liebt Dich jedenfalls, Kuno," fiel der Graf hier ein,deshalb weinte sie Freu- denthränen bei Deiner augenscheinlich völlig überraschenden Brautwerbung."

Ich habe ihr natürlich sofort gesagt, daß es bei uns nicht Mode sei, viele Um­stände bei den Liebeserklärungen zu machen wie bei den reichen Leuten und so trocknete sie dann die Thräncn, machte ein ernstes Gesicht und versprach mir, daß ich keine Ur­sache mehr haben solle, über ihre Thränen zu klagen."

Barbar, der Du bist Kuno," sagte Graf Schwarzbach,wie konntest Du das arme Mädchen so einschüchtern und statt zärtlich zu behandeln rauh anfahren?"

O meine Mahnung hat genutzt," er­klärte Kuno.Seit jener Zeit ist Hannah ganz vernünftig, sie hat von Liebe nie wie­der zu mir geredet."

Die Liebe wird bei Dir zu Haunah schon erwachen, wenn Du erst einmal eine Zeit lang von ihr getrennt fein wirst. Du mußt nun wohl bald zum Militair?"

Id," nickte Kuno und von neuem er­schien der böse Ausdruck in seinen Zügeu, wir armen Bauernburschen müssen ja alle Soldat werden und müssen uns wohl gar freuen, sobald wir in den bunten Coldaleu- rock gesteckt werden.".

Halt, Kuno, kein Wort in diesem Tone weiter," rief jetzt der junge Gutsherr, dessen

Antlitz sich auffallend verfinstert hatte und dessen Stimme plötzlich streng und drohend klang:Du vergißt, daß ich Offizier bin, und eS nie dulden werde, daß in meiner Gegenwart solch' erbärmliche vaterlandslose Ansichten ausgesprochen werden. Fluch über die elenden Agitatoren, die Euren Kopf ver­drehen mit ihren nichtwürdigen Hetzereien und Phrasen ; Ihr versteht ja nicht einmal, was Ihr aussprecht. In unserem Vater­land? muß der Reiche wie der Arme Sol­dat werden, und es wird auch eine gewiße Rücksicht bei den Söhnen genommen, welche die Stütze ihrer Eltern sind. So hat man Dich bereits zwei Jahre aus Rücksicht ans Deinen alten Vater mit dem Militairdieust geschont und Du wirst in Folge eingernch- ter Reklamation wahrscheinlich statt 3 Jahre nur ein Jahr als Soldat dienen.."

Kuno biß die Zähne zusammen, seine Brust arbeitete heftig, seine Hände bebten vor Erregung, und als er jetzt sprach, ge­schah cs voll unterdrückter Wut:O, ich weiß wohl, was ich sage und Unrecht bleibt es doch, wenn unsereins von Haus und Hof fort muß, um im Heere zu dienen."

Kuno, armer Kuno, wer hat Dein Ge­müt so vergiftet, daß Du solche abscheulichen Dinge redest?" frug Graf Rudolf, mehr traurig als aufgebracht,ist denn auch bis in unsere lieben Berge dies furchtbare Gift gedrungen, welches heutzutage der gedanken­losen Menge durch gewissenlose Demagogen eingeimpft wird ? Hast Du denn keine Liebe zu unserem Vaterland und zu unserem an­gestammten Herrscherhaus?"

O, die vornehmen und die großen Herrn kümmern sich ja doch nicht um uns nur wenn sie unsere Steuern oder un­sere Dienste brauchen, fällt eS ihnen ein." (Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

.-. (Eine Heiratslustige.) Lehrerin: Aber, Franziska, du bist nun bereits 13 Jahre alt u. noch nicht einmal imstande, deinen eigenen Familiennamen zu schreiben?" Franziska:Aber, Fräulein, das ist auch nicht nötig für die paar Jahre noch!"

Wie gut, daß Liebe blind ist sie müßte sonst gar zu oft die Augen zudrücken!

rnhard Hofmann in Wilddad,

Verantwortlicher Redakteur: Bernharo Hosmann.) Druck und Verlag von B e