wobei der Fuhrmann, WirtRaach von Erb­stetten, Vater einer zahlreichen Familie, so unglücklich zu Fall kam, daß er alsbald lot war.

In der Sonntag-Nacht brannte in dem bad. Orte Rllchsen bei Möckmühl zwischen 1'/- und 2'/s Uhr die Kunstmühle des Müllers Brust nebst Scheuer und Stallung bis auf den Grund nieder. Von der Fahr­nis wurde außer dem Rindvieh und den Pferden nichts gereit-t. Die Mühleeinrich- tung und Mchlvorrai samt der weiteren Fahrnis ist versichert. Betr. der Ursache des Ausbruchs des Brandes ist bis jetzt nichts Gewisses ermittelt, als daß das Feuer in der Mühle entstand.

Die 17jährige Tochter des Schneider­meisters Lcrsch in Karlsruhe, die bei einer Vergnügungsfahrt auf dem Rhein bei Maxau aus dem Boot siel und ertrank, ist jetzt, nach zwei Jahren, dem Bad. Bcob. zufolge gefunden worden. Die Ucberrcste waren förmlich in einen Kalkklumpen verwandelt und nur an einem Strumpfe konnie die Identität fcstgestellt werden.

Aus München schreibt man, daß die Königsschlösser Linderhof, Neuschwanslcin und

Hohenschwangau am 15. Oktober für de» Winter geschlossen werden. Die Einnahmen aus diesem Sommer sollen ganz riesig ge­wesen sein.

- Aus Gadebnsch, 7. Okt., meldet man der Köln. Ztg.: I» der Kasse dcS Vorschnßvereins hat sich ein Fehlbetrag von 83,000 ^ hcrausgcstellt. Der Kassierer S. befindet sich im Konkurs. Er ist schwer erkrankt; mutmaßlich hat er Gift genommen.

Ans Gleiwttz wird der Berl. Vol ksz. gemeldet: Fünf verheiratete Bergleute worden auf Schacht Königin Luise-Grube verschüttet. Die Feuerwehr ist seit 48 Stunden unab­lässig lhätig, doch ist die Rettung ausge­schlossen.

Der Hausbesitzer und Schlossermcister Zech in Kottbns, welcher, von einem Schmause kommend, auf das Wirtschaftsgehöft des dortigen Zentralgefängnisses geraten war und dem ihn anrufenden Militärposten keine Ant­wort gab, wurde von dem letzteren durch einen Schuß in die Seite sofort getötet. Zeck, sonst rin braver und ordentlicher Mensch, hat den Felizug gegen Frankreich mitgcmachl. Er hintirläßl eine Witwe und zwei Kinder.

(Zur Warnung für Witzbolde.) Der Bureaugehilsc Otto Brüchig von Pforzheim, in Diensten desPforzhcimcr Anzeigers", sandte am 12. v. M. an denPforzheimer Beobachter" ein Inserat ein, das dazu an- getha» war, die achtbare Tochter eines Pforz­hcimcr Geschäftsmannes zu beleidigen und die ganze Familie bloszustelleu. Das frag­liche Inserat war unterschrieben mit dem Name» des Vaters der betreffenden Dame (natürlich fälschlicherweise) und nahm Bezug ans ein damals über das Fräulein kursireu- deS total unwahres Gerücht. Das eingesandte Inserat erschien jedoch nicht, da dem Verlag desPforzheimer Beobachters" die Sache verdächtig erschien. Der Verdacht lenkte sich alsbald auf de» obengenannten Otto Brüchig, gegen welchen Klage wegen Fälschung erhoben wurde. In der Strafkammersitzung zu Karlsruhe am 3. dS. Mts. entschuldigte derselbe sein Vergehen damit, daß er einen Witz habe machen wollen, auf den der Pforzheimer Beobachter" hineiufallen sollte. Der Genchtshof betrachtete die Sache etwas anders und verurteilte den jungenWitz­bold" unter Annahme mildernder Umstände zu vier Monaten Gefängnis.

SchickscrL'swege.

Novelle von Th. Hempel.

Nachdruck verboten.

15.

Er begeisterte sich für all das Große und Schöne i» der Gebirgswelt wie an den G staden des Weltmeeres.

Lange Zeit war er schon umhergereist und dachte nun an die Rückkehr, ohne Sehn­sucht nach der Heimat, ihm bangte im Gegen­teil, dort mit dem Leben wieder anzuknüpfcn.

Er hielt sich in einer größere» Stadt der Schweiz auf, und da er dort anregen­den Verkehr fand, so verschob er seine Rück­kehr von einem Tage zum andern.

In dem Hotel, in welchem er logierte, verkehrten mehrere Professoren der Univir- siiäk, besonders fühlte er sich unter diesen ang-zogcn von einem Mediziner, welcher zu­gleich Dirccior eines großen Krankenhauses war. Dieser erwiderte die Zuneigung des Grafen, dessen vielseitige Interessen sowie sein tiefer, beinah schwermütiger Ernst ihn ungemein anzogen.

Eines Tages kehrte der Graf von einem längeren Spaziergang heim, als ihm sein Freund, der Mediziner, aus der Straße zu­fällig in den Weg trat. Er sah ärgerlich und erregt aus, deshalb wollte ihn der Graf nicht störe» und ging grüßend schnell an ihm vorüber.

Nein Freund, so entkommen Sie mir nicht," rief aber der Arzt,längst schon spähte ich nach einer teilnehmenden Seele aus, um ihr meinen Aerger milzuteilen, welcher mich zu ersticken droht."

"Ihr V.rtrauen wird mir eine große Ehre sein," sagte Graf Salten teilnehmend.

Nnn wohl, so hören Sie ein Kapitel über die Undankbarkeit der Mutschen, welche wohl niemand m hr kennen lernt als der Arzt in seinem schweren Beiuf. Diesmal gilt sic nicht meiner Person. Seit mehreren Jahren gehe ich in einer den vornehmen Ständen ongehörendeu Familie als Arzt aus und ein. Der Hausherr ist ein sehr ange­nehmer Mann, seine Frau im höchsten Grade

erregt und nervös. Sie bewohnen eine herr­liche Villa unten am Fluß, wohin mich in letzter Zeit die ernste Krankheit der Kinder oft führte. Früher schon hatte ich Gelegen­heit gehabt, die Unfolgsamkeit dieser Patien­ten zu genießen, da die Mutter, aus einem Extrem i» das andere verfallend, der Er­ziehung der Kinder in keiner Weise gewachsen ist. Um so angenehmer war ich überrascht, diesmal die Kleinen fügsamer und geduldiger zu finden als sonst. Den Grund dieser wohlthätige» Verwandlung fand ich in der neuen Erzieherin, welche zwar erst seit einige» Monaten im Hause, doch den besten Einfluß auf ihre Zöglinge ausübte. Außerdem nahm mich daS junge Mädchen durch seine Hin­gebung für die Kinder ein, ebenso durch ihre Entschiedenheit, wo cs galt. Sie war eine vorzügliche Pflegerin der Kranken eben­so wie des Arztes beste Stütze, hier eine um so größere Wohlthat, als die eigene Mutter trotz dem besten Willen wenig in das Kranken­zimmer paßte. Nu» sind die Kinder auf dem Wege der Besserung, haben aber durch­aus keine Neigung, ihre freundschaftliche Ge­sellschafterin zu entbehren. Ich hielt es da­her für eine Pflicht, der Herr des Hauses war leider nicht anwesend, Frau von Bellow, wie die Dame heißt, darauf aufmerksam zu machen, daß das Fräulein dringende Erhol­ung bedüifc. Leider scheiterte meine Bitte an ihrer entschiedenen Abneigung, die junge Dame jetzt zu entbehren. Diese selbst ver­sicherte, daß sie eine Erholung nicht nötig habe. Trotz ihrer großen Unnahbarkeit konnte ich mich nicht enthalten, ihr herzlich die Hand zu drücken für ihre treue Pflege.

Sie sind gewiß aus einem großen Ge­schwisterkreis?" frug ich sie dabei,und haben frühzeitig der Mutier Sorgen für die jüngeren Geschwister teilen helfen."

Ich bereute sogleich meine Worte, denn ganz entgegengesetzt ihrer sonstigen Zurück­haltung brach die Erzieherin in Thränen aus und erwiderte bewegt:Ich habe Nie­mand ans der Welt, keine Heimat, kein Herz, welches mich ein wenig lieb hat."

Der Graf, welcher bis jetzt mit seinem

Interesse der Eizählung gefolgt war, welches mehr dem Erzähler als dieser selbst gilt, frug jetzt in erregtem Tone:Wie heißt die junge Dame?"

Fräulein Mathias."

»Ist sie von schlanker Gestalt? Trägt sie das dunkle Haar glatt gescheitelt um den feinen Kopf,-und blicken ihre wunderbaren, tiefen Augen stolz und oft auch mit einer schmerzlichen Frage in die weite Ferne?"

Sie verstehen es treffend zu schildern, Herr Graf, ich muß annehmcn, daß Sic die Dame kennen."

Zu Ihnen im Vertrauen, Herr Doktor, ich bin fest überzeugt, daß Sie eine mir uahestehende Persönlichkeit ist. Wissen Sie mir nichts, gar nichts mehr von ihr milzu­teilen ?"

Nach einem kurzen Zögern fnhr der Arzt fort:

Wenn die Dame Ihnen nahe steht, Herr Graf, wird cs mie schwer, Ihnen das mitzuteilen, was mich heute so sehr in Zorn versetzte. Im Voraus nehmen Sic die Ver­sicherung, daß ich von ihrer Unschuld voll­ständig überzeugt bin, dieses Auge kann nicht lügen. Heute Morgen erzählte mir die Ba­roninen in der größten Aufregung, die sich von Minute zu Minute »och steigerte, Fol­gendes : Sie hätte am gestrige» Nachmittag den Besuch eines jungen adeligen Herren empfangen, welcher die Erzieh,rin bei seinem Eintritt in das Zimmer auffallend beobach­tete und nachdem sie es verlassen, die Ba­ronin dringend vor ihr gewarnt habe."

Wer ist dieser Mensch, welcher sie zu verleumden wagt," fuhr der Gras erregt auf, ich will seinen Verleumdungen ein Ende setzen. Sodann bitte ich Sie, mich zu dem armen Mädchen zu führen, damit ich das­selbe unter meinen Schutz stellen kann."

Der junge Herr ist bereits wieder ab­gereist, sein Aufenthalt hier war vorüber­gehend, seine» Namen habe ich nicht in Er­fahrung gebracht.

Und was wagte er, dem jungen Mäd­chen eigentlich nachzusagen?"

(Fortsetzung folgt.)

Verantwortlicher Redakteur: Bernhard H o s m a n n.) Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildbad.