Wurttömbeigische und preußische Invaliden

In Wildbads warmen Quellen Dort liegt ein Invalid!

Der Fuß er will ihm schwellen Schwer schmerzt das kranke Glied.

Er hat sein Blut vergossen Darum der Krankheit Keim.

Sein Fuß wurd ihm zerschossen Bei Tauberbischofsheim.

Dort hat er es erfahren Was Brüderfeindschaft macht Drum hält seit langen Jahren Er jetzt auf Kombnrg Wacht.

im Wildlmd.

Noch mit der schwäbisch alten Montur geht er die Straß!

Doch hat er nicht behalten Den einstigen Preußenhaß.

In Wildbad jetzt beim Baden Strahlt ihm das Auge hell Weil preußische Kam'raden Mit ihm sind in der Quell.

Sie haben sich gefunden Die deutschen Brüder dort Wir waschen uns die Wunden! Ist jetzt das Losungswort.

Wir sind jetzt deutsche Streiter Vom Rheine bis zum Belt Wir fürchten Gott und weiter Sonst nichts auf dieser Welt.

Und König Karl soll leben Der auch dem armen Mann Das Wildbad hat gegeben Wie es gewollt sein Ahn!

Der Graf er hat geschworen Als ihm das Herz ward voll, Daß jeder ungeschoren Im Bad sich jüngen soll.

Ein Hoch von Invaliden Sei diesem Mann gebracht Der was sein Ahn erstritten Noch weiter hat gemacht.

Auf laßt uns stolz erheben Ruft donnernd mit mir noch:

Unser König Karl soll leben Er lebe Hoch, Hoch, Hoch!

Holzhauer.

Der Kainpfurn eineMillion.

Criminalnovelle von W. Roberts.

Nachdruck verboten.

27 .

Das ist nicht wahr I" erklärte Madame Lockwell energisch.Dein Glück ist auch mein Glück und Dein Unglück kommt auch über mich."

Nun, wenn Du cs so willst, so muß es ja schon so sein," meinte Ralph lächelnd, aber so beruhige Dich nur schon aus Ver- nunftSgründe», denn Unruhe kan» uns nur schaden und verraten. Ich gehe morgen zu Allan Burns und will ihm einen Brief vor­legen, den Richard an mich geschrieben und darin eine Art Beichte abgelegt hat. Der Brief wird schon wirken und in einigen Ta­gen gedenke ich vollständig am Ziel zu sein.

Ich will es hoffen," sagte Frau Lock­well,doch gieb mir auch heute das Ver­sprechen, daß Du Dir, mag es kommen wie cs will, kein Leid anlhust, sondern im Not­fälle mit mir in das Ausland fliehen willst, ich habe zu diesem Zwecke bereits mein Ver­mögen bei der Bank von Frankreich angelegt."

Habe keine Angst, Mutter, es wirb nicht zum Schlimmsten mit mir kommen," antwortete Ralph,ich kan» ja auch im letz­ten Augenblicke über Dovor nach Frankreich in wenigen Stunden entfliehen, falls wirk­lich Gefahr für mich eintrcten sollte. Bitte, laß mich aber jetzt allein, damit ich meine Briefe fertig schreiben kann."

Als Madame Lockwell Ralphs Arbeits­zimmer verlassen hatte, trat derselbe indessen nicht an seinen Arbeitstisch, sondern ließ sich seufzend auf dem Sopha nieder und hing bösen Gedanken nach. Daß Richard den angeblichen Brief von Allan Burns und auch den scinigen nicht beantwortete, obwohl in­zwischen vier Monate verflossen waren, be­unruhigte Ralph, denn er mochte doch nicht glauben, daß sich Richard so ohne jeden Wiederstand in sein Schicksal gefügt hatte. Lieber wäre es Ralph schon gewesen, wenn Richard a» Allan Burns einen wehmütigen Brief, den natürlich Ralph ausgefangen und

für den Onkel gefälscht hätte, geschrieben ha­ben würde, er hätte dann genau gewußt, woran er mit Richard mar und hätte ihn durch ein Legat oder eine Pension seitens des Onkels absinden können. Die Unge­wißheit, welche Richards Schweigen hervor- ricf, beunruhigte deshalb Ralph sehr.

Sollte Richard, der Teufelskerl, eines schönen Tages in London vor dem Onkel selbst erscheinen und seine Sache vertreten ?" diese Frage fuhr jetzt Ralph durch de» Kopf und regte ihn ungemein auf. Doch dann schlug er sich plötzlich vor den Kopf und murmelte:

Wozu alle Berechnungen des mensch­lichen Hirns, wenn sie nicht eintreffen? Richard ist Soldat und darf bei schweren Strafen seinen Dienst auf sechs Tage nicht verlassen und von Indien nach England er­hält ein gewöhnlicher Soldat auch keinen Urlaub, er kann also nicht zurückkommen, kann in diesem und nächstem Jahre nicht zurückkommcn, und bis dahin habe ich das Testament des Onkels zu meinen Gunsten durckgesctzt. Die Lunds, an welche Richard sehr hängt und von denen unter Umstände» Gefahr für mich zu befürchten ist, mache ich mir auch unschädlich, und zwar giebt cs dafür kein sichereres Mittel, als daß ich eine der Töchter der Tante Lund heirate. Der Mann, der Schwiegersohn, Gatte u. Schwa­ger der Familie ist, werden die Lunds dann wohl nicht bei Allan Burns anklagen. Die schöne Elisabeth wäre schon eine begehrens­werte Frau für mich, und sicher würde auch Allan Burns eine derartige Verbindnngzwi- schen zweien seiner Erben gern sehen, sein Vertrauen zu mir würde noch wachsen und meinen Plan begünstigen. Ich glaube da­her, ich thne gut, wenn ich schon morgen oder übermorgen um Elisabeths Hand bei der Mutter anbalte."

Befriedigt brach jetzt Ralph sein ganz leise geführtes Selbstgespräch ab und setzte sich an seinen Arbeitstisch, um an sich einen angeblichen Brief Richards, den er Allan Burns vorlegen wollte, zu schreiben.

Schon am andern Vormittage um elf

Uhr fuhr Ralph, auf das sorgfältigste ge­kleidet, in einem eleganten Wagen bei Frau Mary Lund vor, um bei der Dame um deren ältesten und schönsten Tochter Elisa­beth Hand anzuhaltcn.

Ralphs Antlitz glänzte in Stolz und Hoffnung. Er hatte noch gestern abend seiner Mutter seine beabsichtigte Werbung anvertraut und diese war mit derselben durch­aus einverstanden, nicht deshalb, weil sie die Lunds sonderlich liebte, sondern weil sie in der nahen verwandtschaftlichen Verbind­ung mit dieser Familie einen großen Vor­teil für Ralphs Plan, Onkel Burns Uni­versalerbe zu werden, erblickte. Wußte doch auch Madame Lockwell, daß Allan Burns die ihm in zweiter Linie verwandte Familie Lund vor den anderen Verwandten, mit Aus­nahme Richard Johnsons, in seinem Testa­mente begünstigt hatte, also sehr wohl ge­sinnt auf Frau Mary Lund und deren drei Töchter sein mußte.

Bald stand Ralph vor der ehrwürdigen Tante Mary Lund und brachte in den ge­wähltesten Ausdrücken seine Werbung um deren Tochter Elisabeth vor. Die Dame lehnte schon aus freundschaftlichen Rücksich­ten Ralphs Werbung nicht ab, sondern sagte dem Freier, daß sic ihr Jawort erteilen werde, sobald sie wisse, daß auch ihre Toch­ter Elisabeth gewillt sei, Ralphs Frau zu werden. Auf Madame LundS Anspielung, ob er sich vielleicht bereits im geheimen Ein­verständnisse mit Elisabeth befinde, mußte Ralph allerdings verneinend antworten, er unterließ dafür aber nicht, in glänzenden Farben der Tante Lund die Vorzüge seiner ehelichen Verbindung mit Elisabeth auch dem Onkel Burns gegenüber auszumalen. Onkel urns schätze, wie Ralph bestimmt glaubte, Gerade Elisabeth sehr und er würde im Hin­blick auf seine Kinderlosigkeit, die ihn schließ­lich zwinge, einen Seitenverwandten zu adop­tieren, eine Verheiratung seines jetzt einzigen Neffen mit seiner Nichte Elisabeth sicher mit Freuden begrüßen.

(Fortsetzung folgt.)

Verantwortlicher Redakteur i Bernharv Hosmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildbad.