Er bewohtne sein Pfarrhaus mit seiner Schwester und einer Haushälterin. Gegen 2 Uhr morgens hat sich die Bande mit Gewalt Eintritt in das Pfarrhaus verschafft. Sie knebelten den Pfarrer und die beiden Frauen und raubten das Haus auf das allergründlichste aus. Ganz nach derselben Methode verfuhren sie bei ihrem Einbruch in das „Rote Kreuz". Zu einer entsetzlichen Blutthat aber gestaltete sich ihr verbrecherisches Beginnen in Spreitchen bei der Beraubung des Ackerers Schuch. Die Verbrecher müssen erfahren haben, daß Schuch eine beträchtliche Summe Geldes — 500 ^ — in seinem Schlafzimmer aufbewahrte. Sic bahnten sich den Eingang in das Haus ihres Opfers, indem sie ein Loch in die Lehmwand des Hauses brachen. Auf diese Weise gelangten sie in das Schlafzimmer Schuch's. Sie mußten sich aber sagen, daß sic das Geld nicht erbeuten könnten, ohne Schuch zu erwecken, denn dieser wahrte seine Ersparnisse in einem Wandschranke auf, welcher durch das Bett verdeckt war. In dem Bette schlief Schuch mit seiner Ehefrau den festen Schlaf des Landmanncs. Die beiden Mörder scheinen als Waffen nur ein Brecheisen
und eine Axt bei sich gehabt zu haben. Mit diesen zertrümmerten sie dem schlafenden Schuch den Schädel. Die Frau des Unglücklichen wurde natürlich wach, und die Unholde bearbeiteten sie ebenfalls mit ihren Mordwerkzeugen. Die arme Frau wurde jedoch glücklicherweise nicht tötlich getroffen. Die Räuber erbrachen den Schrank, raubten, was Ihnen in die Hände kam, und flüchteten. Die Beute war nicht beträchtlich, denn die Hauplsumme war so gut verwahrt, daß sie Ihnen entging. Das Befinden derFrau Schuch läßt auf Rettung nur geringe Hoffnung.
Helgoland, 11. Aug. Der Kaiser traf gestern vormittag 11^4 Uhr auf der Jacht Hohenzollern hier ein und wurde von Herrn v. Bötticher, den Spitzen der Behörden, dem Badepublikum u. der Bevölkerung empfangen. Es herrscht die größte Begeisterung; im Oberlan fand einFestgottesdicnst statt. Nach einer Ansprache des Kaisers folgte die Hiss- »ng der deutschen Flagge unter dem Salut sämtlicher Schiffe. Ein Parademarsch der Marinctruppen folgte sodann, hierauf wurde eine Adresse der Einwohner überreicht. Nach dem Mittagsmahl schifften sich die Truppen
ein; der Kaiser reiste um halb 4 Uhr nach Wilhelmshaven ab.
.'. (Auch aus Buxtehude.) Der General v. Dolman, ei» alter Haudegen, genoß des Vorzuges, in Buxtehude geboren und erzogen zu s'ein. Als derselbe bei Besichtigung eines Husarenregimens sich die Untcr- richtSklassen vorexaminieren ließ, fand kleinen Husaren, der so einfältig war, daß er auf alle Fragen die Antworten schuldig blieb, da fragte ihn der General selbst nach den einfachsten Dingen und erreichte kein anderes Resultat. Endlich riß ihm die Geduld und er rief aus : „Mensch, was ist er dumm ! Wo ist er eigentlich her?" „Ook nut Buxtehude, Excelcnz!" erwiderte der Husar, der General aber wandte sich ab und lachte.
(Triftiger Grund.) „Du, ich dank jeden Tag meinem Schöpfer, daß er mich nicht als Mädchen erschaffen hat." „Warum denn?" „Ja, ich Hab eine so große Neigung, — sitzen zu bleiben I"
.'. (Von Habenichts.) Baron A.: „Denken Sie sich, Bester, diese Nachl ist man bei mir eingebrochen." — Baron B.: „Alle Wetter, da haben Sie sich aber jehörig blamiert."
Der Kamps um eine Million.
Criminalnovelle von W. Roberts.
Nachdruck verboten.
24.
„Sehr brav, mein Sohn!" antwortete der General und reichte dem jungen Soldaten die Hand. „Sie haben mit ihren Kameraden eine todesmutige Heldenthat vollbracht, denn schon der schnelle Aufstieg auf den steilen Berg war für jeden der Freiwilligen -lebensgefährlich und oben angekommen thalen Sic alle, trotzdem Sie Ihres eigentlichen Führers beraubt waren, Ihre Pflicht im hohen Maße. Der Feind ist total geschlagen und zu diesem Erfolge trugen Sic das Meiste bei, ich werde Sie daher Alle für diese Heldenthat zu belohnen wissen. Doch wie heißen Sie, junger Helv, der so mutig und geschickt der Führer der Freiwilligen wurde, als Harvest verunglückt war?"
»Ich heiße eigentlich Richard Johnson, aber man nennt mich hier wegen eines seltsamen Verhängnisses „William Hutting."
„Ob Richard Johnson oder William Hutting Ihr richtiger Name ist, kann ich jetzt nicht untersuchen," entgegnete der General lächelnd, „aber ihre außerordentliche Tapferkeit und Geistesgegenwart, welche Sie im kritischen Momente gezeigt haben, verdient auch eine außerordentliche Belohnung. Wie ist Ihr Capitän mit Ihnen zufrieden ?" frug jetzt der General und schaute dabei rückwärts nach den Offizieren, die inzwischen herangekommen waren und im Halbkreise hinter dem General hielten.'
Auf einen Wink des Obersten Muray ritt Eapilän Hunter vor und meldete:
„Herr General! Der bei meiner Compagnie dienende William Hutting oder R. Johnson, wie er durchaus heißen will, ist ein braver Soldat und besitzt eine gute Schulbildung."
„Nun, so ernenne ich Sie, William Hutting oder Richard Johnson, vorbehaltlich der Genehmigung ihrer Majestät der Königin von England zum Lieutenant in Anerkenn
ung Ihrer ausgezeichneten Dienste, die Sie heute dem Vaterlande geleistet haben."
„Bravo, bravo, Herr General!" jubelten die Freiwilligen, als sie ihren Kameraden so geehrt sahen und alle anwesenden Offiziere reichten Richard Johnson die Hand und gratulierten^ihm zu seiner Beförderung. —
Als sich am anderen Tage Richard Johnson als „Lieutenant William Hutting" beim Obersten Muray vorstellte, erfüllte eine hohe Genugthuung sein Herz. Der vor wenigen Monaten von einem schweren Verhältnis nach Indien unter die englischen Colonialtrnppen geschlenderte junge Mann empfand, daß sich in Folge seiner Ausdauer und Pflichttreue dieses harte Schicksal, welches ihn dazu verdammt hatte, unter einem fremden Namen und ganz wieder seinem Willen Militärdienste zu leisten, in Segen verwandelt hatte, denn stand Richard jetzt nicht geachtet und geehrt von der ganzen Armee vor seinem Oberst und hatte er nicht ein Ziel erreicht, welches der Ehrgeiz vieler gebildeter junger Leute istl Wie freundlich und kameradschaftlich hatte ihn nicht auch der Oberst bei der Vorstellung begegnet. „Es wird nicht nur bei dem Ojsizierspatent bleiben, sondern Sie werden auch noch einen Orden für ihre Verdienste um den gestrigen siegreichen Tag empfangen," hatte ihm der Oberst gesagt, und Richard Johnson, der auf der ganzen weiten Welt Niemand mehr zu haben glaubte, der sich seiner väterlicher und liebevoller annahm als Oberst Muray, hätte am liebsten dem alten Haudegen um den Hals fallen und für seine Freundschaft danken mögen, denn Oberst Muray hatte zu Richard auch gesagt: „Von heute ab speisen sie einen ganzen Monat zu Mittag bei mir, den» auf diese Weise führe ich Sie am bequemsten gesellschaftlich und kameradschaftlich bei allen Offizieren des Regiments ein und entreiße Sie manchen Zweifeln und Verlegenheiten in Ihrer neuen Stellung, denn es ist nicht leicht, heute gewöhnlicher Soldat und morgen Offizier zu sein. Vergessen Sie cs aber an keinem Tage zum Mittagsmahl zu mir zu kommen," hatte der
Oberst noch besonders betont, „Sic sind mir jeden Tag ein lieber Gast."
Nachdem Richard noch dem Oberst seinen verbindlichen Dank für die große Güte, die er ihm erwiesen, gesagt, verabschiedete er sich von seinem Vorgesetzten, aber kaum hatte er das Zelt des Obersten verlassen, so kam ihm eine Ordonanz nachgeeilt, welche ihm meldete, daß der Herr Oberst Muray den Herrn Lieutenant Hutting nochmals zu sprechen wünsche.
Pflichtschuldigst und eiligst kehrte der junge Offizier wieder in das Zelt seines Regimentskommandeurs zurück.
„Beinahe hätte ich ja das Wichtigste vergessen, Lieutenant Hutting, was ich mit Ihnen zu besprechen habe," bemerkte beim Eintritt Richards der Oberst lächelnd. „Sie behaupteten früher, daß Sie unter falschem Namen und wieder Ihren Willen Soldat geworden seien, Lieutenant Hutting, es ist daher jetzt dringend nötig, daß diese seltsame Angelegenheit in Ihrem Interesse aufgeklärt wird."
„Herr Oberst, ich muß in dieser mich betreffenden dunkeln Angelegenheit meine früheren Angaben vollständig aufrecht erhalten. Ich heiße mir meinem wahren Namen Richard Johnson und nicht William Hutting."
„Nun, Herr Lieutenant, erzählen Sie mir nochmals den rätselhafte» Vorgang, versitzt, wo ich Sie als tapfern und befähigten Offizier schätzen gelernt habe, mein ganz besonderes Interesse erregt," erwiderte der Oberst teilnahmsvoll.
„Soweit ich mich der Angelegenheit erinnern kann, so ist sie sehr einfach," fuhr Richard fort, „aber von dem Momente ab, wo meine Erinnerung aufhört, stehe ich in der Sache selbst vor' einem großen Rätsel, über dessen Lösung ich nur sehr traurige Vermutungen aufsteUcn kann. Am 13. April dieses Jahres ging ich mit meinem Vetter- Ralph Lockwell, einem jungen Juristen, nach den Werbeplätzen im Londoner Hafen, wo junge Leute aller Nationen für Englands Heer angeworbcn werden. (F. folgt.)
Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wldbad.