gewaltigen Tier, daS ahnungslos ihnen ZUM Opfer fiel; eS brüllt, stampft, tobt, wirft sich zu Boden, zerreißt jede angelegte Fessel und hätte nicht das verhängnisvolle, leere Schass den Grund dieser Wut verraten, man Wäre ratlos über dieselbe gewesen. Der her- bcigeholte Tierarzt verordnete alle möglichen Mittel, kalte Ueberschläge und Douchen und endlich erholte sich der arme Ochse wieder- Aber trotzdem sein Verstand so ungerecht verdächtigt wird, erwies er sich als weitaus klüger und gescheidter, als gar viele andere Bewohner unseres Planeten. Denn in Zukunft machte er um das Schaff, sobald er dessen ansichtig wurde, eine» großen Umweg.
(Kurios m) An dem hübschen, mit drei Türmchen versehenen Nathause in Bietigheim ist unter der jUhrentafel ein Bild, der Kopf eines Mannes mit einer Tabakspfeife im Munde, angebracht. Der Mund ist ziemlich weit geöffnet. Ein SperlingS- paar wählte sich nun in diesen» Sommer denselben zum Nistplatz; es trug Strohhalme in des Mannsbildes Mund, baute sich ein Nrstchen und brütete junge Sperlinge aus. EL war lustig anzusehcn, wie der Spatz mit
einem Strohhalm im Schnabel auf der Tabakspfeife stand und dann den Halm in die Mundöffnuug hincintrug. So fliegen also in Bietigheim einem — die Spatzen in de» Mund.
(Schwacher Trost.) Herr: „Sie Schafskopf, Sie haben mir ja den gesunden Zahn gerissen!" Chirurg: „Sind E' froh, daß er heraus ist, bevor er auch noch schlecht wird!"
(Der Grund der Besuche.) Der P"pa: „Junger Mann — Sie besuchen mein Haus seit mehreren Wochen allabendlich, bleiben jedesmal ein paar Stunden hier — ich muß Sie daher ersuchen, sich zu erklären, was der Grund ihrer Besuche ist?" Der erschrockene Courmacher: „I — I — Ich habe — keinen Ofen in meinem Zimmer und komme nur — um mich zu wärmen I Der Papa: „Wenn Sie sich bloß wärmen wollen, dann fahren Sie zu Hölle — meine Tochter ist keine Flamme für Sie I"
(Immer gerecht.) „Ja, Herr Prä. sidcnt, wie ist's denn möglich, daß von Ihren beiden Räten gerade der schlechtere, faule befördert ist und der fleißige, gescheidte
nicht?" — „Jo, wissen S' -- wenn ich den schlechten nicht gut qualifiziert hält' — hält' ich ihn gar nicht angebracht — und er hat mir doch gar nichts geleistet! Den guten aber brauch ich noch, dem guten darf ich also keine guten Noten geben, sonst thuu sie mir ihn gleich fort."
Ein Gefangener, der wegen Diebstahls vor Gericht stand, hatte seine Schuld bei Festnahme eingestanden, wurde aber bei der Verhandlung von seinem Anwälte mit großer Hartnäckigkeit ve llidigt. „Meine Herren," sagte der Richter zn den Geschworenen, „der Gefangene sagt, er sei unschuldig! Sein Anwalt sagt nein. Sie müssen zwischen ihnen entscheiden. Eins dürfen Sie nicht vergessen, meine Herren. Der Gefangene war dabei, sein Anwalt aber nicht."
Gemeinnütziges-
— Gegen schlechten Geruch eingcpackt gewesener Kleider. Zwischen Kleider, welche man für eine Zeitlang einpackt, sollte man immer eine Anzahl frischer Stücken Holzkohle plazieren; dieselben verhindern allen Modergeruch.
Der Karnpsum eineMMiml.
Criminalnovelle von W. Roberts.
Nachdruck verboten.
15.
An den Onkel Burns lautete der gefälschte Brief:
„Teuerster Onkel!
Mein quälendes Gewissen und die nagende Reue drängen mich dazu, Ihnen einige Aufklärungen darüber zu gebe», weshalb ich England in aller Stille und schleunigst verlassen mußte. Erwarten Sie von mir kein volles Bekenntnis meiner Schuld, werter Onkel, denn ich will Ihre letzten Lebensjahre nicht dadurch vergiften, daß Sie es so ganz schauderhaft deutlich sehen, Ihre Liede und Güte, die fast diejenige eines Vaters ülurlraf, an einen Elenden nutzlos verschwendet zu haben, ich will Ihnen nur kurz andeuten, daß ich ein entehrendes Verbrechen begangen habe, welches mich in der Gesellschaft unmöglich machte und mir, wenn ich mich nicht rechtzeitig durch die Flucht dem Arme der Gerechtigkeit entzogen hätte, auch noch eine der schwersten Strafen cingebracht haben würde. Ich glaubte deshalb unter falschen Namen fliehen zu müssen. Ich habe mir zu diesem Zweck durch das Op er einer kleinen Geldsumme die Legitimations- Papiere eines neu angeworbenen Soldaten, dessen Gestalt der weinigen ähnlich war, verschafft und bin mit dem I I.Regimcnle »ach Indien unterwegs! Ich werde zunächst beim Militär bleiben, will mir aber später in Indien oder Australien eine Existenz gründen, wo ich ja unver» kynnt lebe» kann.
Sie, teuerster Onkel, bitte ich, mich als einen Ihrer väterlichen Huld ganz unwürdigen Neffen vergessen zu wollen, denn ich würde ja doch niemals im Stande sein, auch nur die geringsten der Hoffnungen, die Sie aus mich setzen müßten, zu erfüllen. Leichtsinn und Leidenschaft haben mich in einen furchtbaren Abgrund
' Verantwortlicher Redakteur: Hern:
gestürzt, auS welchem ich so leicht nicht wieder emporkommen werde. Beklagen Sie mich nicht, denn ich habe mein Schicksal voll und ganz verdient, und halte mich sogar für zu unwürdig, um Ihre Verzeihung zu bitten. Wenden Sie Ihre Güte und väterliche Huld einem anderen, wenn Ihnen zunächst auch ferner stehenden, Anverwandten zu, denn sicher ist er würdiger als ich. Ich habe in den letzten Monaten, als ich in England war, meinen Vetter Ralph Lockwell als einen sehr chrenmcrlen und sehr gebildeten jung. Mann kennen gelernt. Derselbe ist ja auch ein ferner Anverwandter von Ihnen und möchte ich Ihnen, teuerster Onkel, fast raten, Ralph Lockwell zu Ihrem Acoptivsohne zn machen, denn ich glaube, er würde unter Ihrer Protektion eine glänzende Laufbahn vor sich haben und ciu berühmter Mann Englands werden. Doch ist cS nur so ein Gedanke von mir und Sie können sich ja selbst noch von der Würdigkeit Ralph Lockwells überzeugen, bevor Sie ihn adoptieren.
Ich wage noch die Bitte auszusprechen, daß Sic meine Schulden bezahlen möchten, lieber Onkel, und will hoffen, daß Sie sich wegen eines mißratenen Neffen nicht so sehr grämen, denn ich verdiene cs nicht. Leben Sie wohl auf ewig!
Richard Johnson, genannt „William Hutting", Soldat bei dem 11. Regiment, künftige Garnison Lahor in Indien."
Pvrd-Said am 24. April 1876.
„Dieser Brief könnte bei dem Greise, der mit wahrer Affenliebe an dem guten Richard hing, die erwünschte Wirkung erzielen," flüsterte Ralph leise und faltete mit schadenfroher Gcberde das Schreiben sorfäl- tig zusammen. Dann steckte er cS behutsam in das Briescouvert des Briefes, der von Richard Johnson aus Port-Said an Allan Burns gerichtet worden war, und verschloß das Couvert wieder. So sah der Brief thatsächlich so aus, als wäre er auSPord-
Yarv Hof mann.) Druck und Verlag von B e
Said gekommen. Nun legte Ralph den gefälschten Brief in ein größeres Couvert und adressierte eö mit einigen bcigefügten Zeilen an den Portier im Hause seines Onkels Allan BurnS mit dem Bemerken, daß er ans Versehen den Brief heute nicht an Mr. Burns abgegeben habe und deshalb den Portier bitte, den Brief morgen früh seinem Onkel zu überreichen.
Darauf nahm der Fälscher den auf gleiche Weise für Fräulein Elisabeth Lund fabrizierten Brief, der auch scheinbar von Richard Johnson herrühren sollte, und laß auch dieses Machwerk nochmals durch.
(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
.'. Eine Kokette ist eine Rose, von der jeder Liebhaber ein Blatt pflückt. Die Dornen bleiben dem zukünftigen Gemahl übrig.
(Unnütze Erfindung.) Ein genialer Mann hat eine Maschine zum Klavierspielen erfunden. Uebcrflüssige Mühe! Haben wir denn nicht schon genug Klaviermaschinen im Lande?
Folgendes Kuriosum des diesjährigen Sommers erzählt der Schw. B.: Zu Anfang voriger Woche war ein Schrambcrger Wirt und Gutsbesitzer auf der Höhe bei Heiligeubronn mit Heuen beschäftigt. Auf dem Heimwege kehrte er mit seinen Leuten im Hirsch in Heiligenbronn ein und fand es in dem Wirtschaftszimmcr recht behaglich. Auf den Ofen zugehend, fragte er: Ich glaube wohl, Ihr habt iengeheizi? Darauf erhielt er vom Wirt die Antwort: Ich dachte, wenn Ihr mit Euren Leuten vom Heuen kommt, dürfte eine warme Stube angenehm sein.
.'. (Mißverständnis.) Frau vom Hause: „Was sagen Sie zu diesem Regen?" — Herr: „Ich glaube, er wird anhalten I" — Tochter (dazukommend): „Anhalten? Wer denn, Mama? Um mich?"
.'.(Bestraft.) „Schon bestraft?" fragte der Richter. „Allerdings," lautete die Antwort, „ich habe zum zweitenmal geheiratet."
rnhard Hofmann in Mldbab.