das Kind entführt, dcmsclbcn beide Augen ausgcstochen und cs dcrarl entstellt, daß cS von se-ncr eigenen Mutter nicht wieder erkannt wurde. Die Zigeuner hatten sich gleich beim Beginn der Scene fortgeschltchen, sie wurden aber alsbald eingeholt und wären vom Bolke gelyncht worden, wenn »ich! die Gendarmerie dazwischcngetreten wäre, um die Verbrecher dem Gerichtshöfe einznliefern.
Tilsit, 11. Juli. Ei» Mann ans Rußland reiste vor sechs Wochen mit seinem 15jährigen Lohne nach Amerika. In Hamburg ließ der herzlose Vater sein Kind im Stich und bestieg allein das Schiff, um die Reise in oie neue Welt zu machen. Der arme Junge hat ohne alle Mittel die weite Strecke von Hamburg bis Tilsit in sechs Wochen zu Fuß zurückgelegt und begab sich von hier aus zu seiner noch in Rußland weilenden Mutter zurück.
Verschiedenes.
— Im Luftballon getraut. Jn Lowell (Massachusetts) wurden am 4. Juli Charles G. Howell und Loitie E. Auverjon in einem von Ankern festgehaltencn Luftballon in Gegenwart von 10,000 Zuschauer» getraut.
Der Kampf um eine Million.
Criminalnovelle von W. Roberts.
Nachdruck verboten.
12.
Wie ein von Dämonen fortwährend überlisteter Schüler des Teufels kam sich bei diesen Gedanken eine Zeit lang Ralph Lock- well vor, denn aus seinen scheinbar so schlauen Ränken schienen ihm immer neue und größere Gefahren zu erwachsen, und eS war ihm fast, als wenn ihn Dämonen aus eine verführerische schwindelnde Höhe locken wollten, um ihn recht lief in den Abgrund stürzen zu lassen.
Doch für Schwäche, erbärmliche Schwäche erklärte dann Ralph dieses Ausma'-en künftiger Gefahren und gewann seinen alte» dreisten Mut wieder. Er konnte ja auch Handel» und viel lhun, um die drohende» Gefahren zu beseitigen, und bis jetzt war ihm dies ja auch so ganz außerordentlich gut geglückt. Zwei Briese Richard Johnsons harte er abgesangen, und diese Briefe in Ralphs Hand sollten nicht nur chm drohende Gefahren beseitigen, sondern auch seinen raffinierten Ervschlcicherplau vollenden helfen- Umsonst halte Ralph sich doch nicht seit bereits drei Wochen in der Nachahmung der ihm wohlbekannten Schriftzüge Richard Johnsons nach vorhanvenen ältere» Briefen dcss. geübt I Der durchtriebene Intrigant wollte mit Hülfe von Briefsälschungen den ihm im Wege stehenden Richard Johnson aus dem Felde räumen.
In seiner Wohnung angekommen, begrüßte Ralph seine Mutter nur flüchtig und schloß sich unter dem Vorwände bringender Geschäfte in sein Zimmer ein.
Mit einem dämonischen Behagen schritt er nun an sein böses Werk, Richard Johnsons Briefe an Allan Burns und Elisabeth Lund zu ösfn.n uno zu fälschen. Bei der Ausführung dieser Schandthat wurde Ralph aber durch ciu h-fiigeS Klopfe» an die Thür gestört. Es war seine Mutter, welche in eitirr wichtigen Sache Einlaß begehrte. Sorg-
"" LermrtwsriUHer Aedakteur-. Hern!
! Der Geistliche, welcher die Trauung vollzogen, sowie die Trauzeugen und die Brautjungfern verließen den Ballon und stiegen auf die Erde herab. Der Bräutigam, ein geschickter Luftschifser, rief dann „Los!" Die Stränge, welche den Ballon ftsthielten, wurden zerschnitten und das Luftschiff segelte in die Lüfte unter dem betäubenden Jubel der großen Volksmenge, die durch die Neuigkeit einer Hochzeitsreise im Ballon nicht wenig erregt war.
.-. (Auch ein Kimstschiihe.) Amerikaner: Da ist Mr. Riflcma», der beste Schütze Amerikas. Er durchschießt ein Kartenblatt auf 500 Meter Distanze. Sachse: Das is Sie noch gar nischt, mei kutestcs Herrchen- Da Hab' ich Sie een' Vetter in Bärne, der Hai Sie neulich een kanzes KonversationS- Lixizon durchschossen I Das is Sie nämlich een kelcrnter Buchbinder!
(Das Wichtigste.) Die Frau eines Bankiers wird entbunden. Tie Operation ist eine sehr schwierige. Endlich wendet sich der Arzt an den erschrockenen Gatten: „Ich kann nicht sür Beide stehen. Wen wollen Sie, soll ich retten, Mutter oder Kind?" — Der Bankier weiß nicht, wo ihm der
fällig räumte Ralph die geöffneten Briese weg und öffnete dann die Thüre.
„Hier ist eben ein Brief aus Port Said mit der Handschrift Richard Johnsons an Dich angekommcn," berichtete Madame Lock- wcll mit gedämpfter Stimme und gab ihrem Sohne einen Brief, den sie bisher sorgfältig in der Tasche verborgen harte.
„Sehr gut, sehr gut," erwiederte Ralph und s ine Augen leuchteten, „da werde ich ja aus bester Quelle über das Schicksal meines Schützlings unterrichtet und bekomme ihn vollständig in die Hand."
„Aber bist Du auch Deiner Sache in Bezug auf die Briefe, welche Richard au Onkel Burns und wahrscheinlich auch an Lunds schreiben wird, sicher?" frug Madame Lockwell.
„Vollkommen!" bekräftigte Ralph, „ich kann Dir sogar sagen, daß ich von der Seile bereits zwei Briefe Richards abgesangen habe und eben dabei war, sie zu — corrigicren."
Fast wie mit bewundernden Blicken rnh- ten Madame Lockwells listige Angen auf dem Sohne, der in allen Kniffen so großes Talent entfaltete. „Ich darf aber wohl alle die Briefe lesen?" frug dann die intriguante Dame.
„O, cs ist nicht nötig," cntgegneteRalph kurz, „ich besorge dies Alles lnsser allein. Die könntest mir auch sentimentale Scencn bereiten, die mir verdrießlich sind. Ich bedarf auch Deiner Ratschläge dabei nicht, Mutter, denn diese könnten nur die Ausführung meines Planes erschweren."
„Ich will Dir nicht in der Sache raten, ich will nur warnen, falls mir eine Gefahr vorhauten scheint, an welche Du vielleicht nicht denkst," bemerkte Madame Lockwell. „Außerdem muß ich schon deshalb die Mitwisserin der Einzelheiten Deines Planes sein, um nötigenfalls in Deinem Interesse richtig handeln zu können."
„Du sollst den Jnbalt der Briefe erfahren, aber nicht jetzt, sondern erst heule abend oder morgen früh. Jetzt muß ich allein sein, um ungestört und sicher Richards Briese in andere — verwandeln zu können.
hars Hofmann.) Druck und Verlag von B e
Kopf steht und mächtig schreit er: „Retten Sie die Geldkiste!"
Ter Professor findet beim Eintreten in das Kollegium ans dem Katheder einen alten F-tzen. „Meine Herren, cö scheint mir, daß sich Jemand einen höchst unpassenden Scherz mit mir erlaubt hat. (Den Fetzen in die Höhe hebend.) Meine Herren, mit so einem alten Lumpen soll man sich keinen Scherz erlauben."
.-. (Gipfel der Gemütlichkeit) Herr A-: „Ich sage Ihnen, in unserer HilaritaS ist es so gemütlich, daß letzthin einer, der nicht mitschcrztc, durchgeprügelt und hinaus- gcworfen wurde."
.'. (Lustige Ecke.) „Was kann einen modernen Künstler beglücken?" wurde ei» Schauspieler gefragt, und dieser antwortete: „Ein voller Flcischiopf mit einem Lorbeerblatt darin.
.'. (Aus dem Polzeibureau.) Bankier (zum Vagabonden): „Weshalb sind Sic hier?" — Vagabond: Wegen fehlender Papiere, und Sie?" — Bankier: „Eben deswegen." Gedankensplitter.
Der beredt'ste Ausdruck des Entzückens ist — Schweigen.
Du wirst das Ansehen, Mutter, bitte laß mich also allein."
Mit diesen Worten drängte Ralph seine Mutter aus dem Zimmer und verschloß dasselbe wieder sorgfältig. Darauf setzte sich der junge Mann an seinen Schreibtisch, holte aus einem Schubfache eine Menge geheimnisvoller Instrumente, Schecre, Nadeln, Schwämme, Gummi und andere Hülfsmittcl sür sein sauberes Fälschcrstückchen hervor, und öffnete mit der Geschicklichkeit eines Taschenspielers Richards Briese an Allan B. und Elisabeth Lund so fein und sorgfältig, daß man weder einen Riß, noch einen Schnitt an demselben bemerkte und auch die Schifss- siegel auf den Briefen ganz unverletzt blieben.
(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
— (Reicher Kindersegen.) In einem hnstgen Standesamt ließ dieser Tage eine Porlierfrau ihr — sechszehntes Kind an- mclde». Unter den Kindern befinden sich nicht weniger als drei Zwillingspaare. Die „glückliche" Mutter ist dabei erst dreiunddreißig Jahre alt.
(In Wien.) Dame: Würden Sie sich mit mir duellieren? Herr: Nein, denn ich würde mich sicher in sie verschießen.
Tänzerin: Herr Baron, wenn Sie mich beleidigen, sende ich Ihnen eine Forderung. Baron: Wie hoch?
.. Warum wird das Marken nderwesen ans dem Tempelhofer Felde nicht mehr geduldet ? Weil daS Publikum weder Hunger noch Durst verspürt, sondern sich dort satt sehen kann.
(Gewohnheit.) Töchlerchen: Papa, mein Kanarienvogel ist tot. Papa . (Polizeikommissar): Da will ich gleich untersuchen, ob ein Selbstmord oder ein Verbrechen vorliegt.
(Falsche Anschauung. „Vater, warum hat denn der Herr, der die Baßgeig'» spielt, a Brill'« auf?" — „Dummer Bub', — damit er sei' Baßgeig'n sieht!"
.-. (Immer derselbe.) Schullehrer (im Walde an ZiM espen vorbcikommend) : „Ruhig!"
rnhard Hosmann in Wtdbatz.