ungefähr 40 Jahren, iiiitcr der Anschuldigung fest, das obenerwähnte Mädchen verführt zu haben.
— Aus San Franzisco wird dem „W. Extrabl." gemeldet: Der Schooner „Eliza Mary" mit 79 Personen an Bord nach Australien unterwegs, wurde während eines Sturmes auf Klippe» bei Mallicolo, einer großen Insel der Hebridcngruppe, getrieben. Dort wurden 51 Personen, Seeleute wie Passagiere, von Wilden gefangen und getötet. Die Leichen wurden von den Kannibalen geröstet und verzehrt.
— Aus Avigliano wird gemeldet, daß daselbst die Kugelgießerei abgebrannt sei. 14 Menschen wnrden getötet, mehrere verwundet.
Verschiedenes.
(Ein russischer Vielfraß.) In einer Fabrik zu Kiew befindet sich ein Arbeiter, dessen Gefräßigkeit eine so ungeheure ist, daß er selbst den größten Vielfraß, von dem uns die Geschichte berichtet, den Kaiser Vitellins in den Schatten stellt. Koullakoff, so heißt der Mann mit dem unergründlichen Magen, hat wörtlich genommen, sich selbst
Aus Ruhmeshöhen.
Novelle von F. Stöckert.
Nachdruck verboten.
17.
Es war das berühmte Rubinsteinsche Lied. „Vom Stamme ASra, welches sic jetzt aufschlug. Einen Moment stutzte sie, dann setzte sie mit voller Stimme ein.
Hoff hatte die Hand vor die Angen gelegt, daS kleine Lied klang so ticftrauriz in erregtes Inneres hinein; und als jetzt die letzten Strophen mit den Worten:
„Die da sterben, wenn sie lieben" verklangen, da war es ihm als wollten sich bittere Thränen in seine Augen drängen.
„Aber welch ei» trauriges Lied, Fräulein Hannah !" rief der Conimerzienrar, „da müssen Sie notwendig noch ein heiteres singen."
Er sprang auf und nahm ein Notenheft in die Hand.
„Hier sind heitere Lieder, Fräulein. Darf ich Ihnen mein Lieblingölicd aufschlagen? So, nun bitte!"
„Wach auf Du goldenes Morgenrot Und grüße meine Braut,
Daß sie des Himmels Seligkeit In Rosenwölkchen schaut!" sang Hannah jetzt, aber ihr Herz hatte kein Teil an diesem jubelnden Gesang; wie Hohn erschien eS ihr bei der Stelle, zu singen: „Wie all mein Glück An diesem Tag In Rosen aufgeblüht."
Der Commerzienrat klatschte fröhlich Beifall. „Solch ein Lied laß ich mir gefallen," rief er mit leuchtende» Augen, und Euch gefällt cs gewiß auch," wandte er sich an Hoff und Elvira.
Letztere hatte sich zärtlich an ihren Verlobten gelehnt. Dieser aber schaute ziemlich finster drein. Der Mann, der dieses jubelnde Lied gesungen, mochte wohl auf der Höhe deS Glücks gestanden haben, was vielleicht unter Tausend Sterblichen einmal erst Einem vergönnt ist. Hoff aber war wohl noch weit, weit von diesem Ziele entfernt, und bezwci-
Ber»ntw»rtlicher Redakteur: Bern
- und seine Angehörigen „arm gegessen". Um l sein Leben zu Fristen, hat er sich dazu entschlossen, Fabrikarbeiter zu werden, doch hat sein Herr sich verpflichten müssen, ihm statt l des Lohnes seinen Hunger zu stillen. Und
> das ist keine leichte Aufgabe und billig gc-
> wiß nicht. Dekan Koullakoff, ein kleiner unbedeutender Mensch, verspeist z. B. zum Frühstück sieben Pfund Brot und ißt zum
! Mittag etwa 20 Pfund Reis. In der Auswahl der Speisen ist er keineswegs wählerisch, denn er verzehrt hundert noch unreife Aepfel mit demselben Appetit, mit welchem er einem Dutzend Gänse den Garaus macht. Dieses glücklichen Appetits erfreut sich Koullakoff bereits seit seinem 14. Jahre.
(Der schlaue Bursche.) Frau Ha„pt- mann (zum Burschen): „Haben Sie meine» Mann im Adler aufgesucht und ihm gesagt, daß er sogleich heimkommen soll?" — „Zu Befehl, hob'S aber nit auSrichten können, der Herr Hauptmann war gar nicht im Adler. I hob mer's aber eh'schon dacht, weil er im Hirschen zum Fenster 'raus g'schaut hat."
(Aus einer Gardinenpredigt.) Frau: .„Du bist, wie alle Männer
felte, daß er es je erreichte, als er jetzt znm Abschied HannahS Hand einen Moment in die seine nahm, und sic seinen bangfragenden Blick, so kalt unb abweisend erwiderte.
„Komm morgen Vormittag einen Augenblick mit heran, Hans," bat Elvira, indem sie Hoff zärtlich „gute Nacht" sagte.
„Wie Du befiehlst, erwiderte Hoff, und verließ dann das Haus mit dem dumpfen Bewußtsein, daß alle seine Gedanken und Pläne in die Irre führten und nimmer hinauf zu den Höhen des Glücks. —
„Die da sterben, wenn sie lieben" murmelte Hannah, als sie jetzt in ihr Zimmer trat. Bitterlich weinend warf sie sich dann auf einen Stuhl und vergrub das Gesicht in beide Hände. — Ach, war, was sie thun wollte, thun mußte, uicht tausendmal bitterer als sterben! Dort auf dem Tisch lag ein Brief ihrer Mutter; in w-lchcm eS ihr als eine Pflicht hingestellt wurde, die Werbungen des Herrn Commerzienrats nicht zurückzuweisen.
Gott mochte wissen, woher sic zu Hause von der Absicht des Commerzienrats erfahren halten! Man schien sich wie an einen R ttungsanker an diese Ansicht zu klammern.
„Und Dein Herz ist ja frei, noch unberührt von Liebe und Leidenschaft I" schrieb ihr die Mutter. Wie seltsam diese Worte hineinklangen in Hannahs gequältes, junges Herz.
Wohl war eS noch frei, und was da von Liebe hineingeleuchtet, das mußte das Licht des Tages scheuen, und trieb ihr die heiße Schamröte ins Gesicht. Sie empfand voll und ganz die Wahrheit der Dichterworte: „O Lieb, wie bist Du süß!" —
„Hannah I Bist Du noch wach, darf ich hineinkommcn?" ertönte da plötzlich draußen vor der Thür Elviras Stimme.
Hannah fuhr erschrocken auf, schnell wischte sie sich die Thränen aus den Augen und öffnete dann die Thür.
Elvira im schleppenden dunkelroten Mor- gengewande und aufgelöstem Haar schwebte herein.
„Ich habe HanS Alles vergeben," be- hard Hosmann.) Druck mW Verlag von B r
— keine Bohne wert!" — Mann: „Ja, daS merk' ich an meinem Kaffee."
.'. (Kleines Mißverständnis.) Mutter: „Ach, wenn sich doch mein Matchen verheiraten würbe! ... Wissen Sie mir keinen guten Rat?" — Bekannte: „Einen guten Rat nicht, aber einen recht netten Assessor!"
(Kasernhofbliiten.) Sergeant: „... Nur immer Mut, Jungens — daS Ei des Kolumbus ist auch nicht an einem Tage gelegt worden!"
Eine dumme Frau ist viel schlimmer als ein dummer Mann — weil sie mehr spricht.
Loben kann der Oberflächliche; zum Tadel gehört Verständnis.
.'. (Im Bnchladen.) Junge Dame: „Ich bitte um einen Führer durch — durch
— ach Gott, jetzt habe ich den Namen vergessen!" Verkäufer: „Vielleicht einen durchs Leben, mein Fräulein?" Junge Dame: „Nein — die Gegend kenne ich!"
.'. (Berechtigte Frage.) Gast: Herr Wirt, wie heißt dieser Wein? Gastwirt: Warum denn? Gast: Nun, wenn er getauft ist, muß er doch einen Namen haben.
gann sie jetzt mit etwas unsicherer Stimme, denn das blasse verweinte Gesicht Hannahs, ihre großen fragenden Augen schienen die kleine Intrigantin ein wenig zu verwirren; verlegen strich sie die Falten ihres Gewandes glatt, dann setzte sie sich und fuhr fort: „Auch Dir, liebe Hannah, zürne ich nicht mehr!"
Hannah warf den Kopf zurück. Hatte Elvira das Recht, ihr einen Vorwurf zu machen! Was könnte sic dafür, daß ihr Hoff den Hof machte? Aber würde Hoff es gewagt haben, wenn sie ihm ihr heißes Lieben nicht io oft, ach so viele Mal verraten durch ihr Erröten, ihr Erblassen, ihre Blicke!
Nicht wegen Hoff's Handlung hatte Elvira das Recht zu zürnen, aber doch darum daß Hannah dieser Liebe überhaupt den Eingang in ihr Herz gestattet. Das erforderte eine Sühne, und Hannah wollte es sühnen durch ein Opfer^ wozu Alles, Alles sie zu drängen schien.
„Ich bin Dir nicht mehr böse Hannah!" wiederholte Elvira und streckte ihr die Hand hin, und zögernd legte Hannah ihre heißen Finger in die kühle weiche Hand Elviras. „Und nun habe ich noch einen Auftrag," fuhr diese fort: „Papa läßt Dich durch mich bitten, seine Frau zu werden, er hat den Mut nicht, es Dir selbst zu sagen."
Elvira zog bei diesen Worten einen Ring mit blitzenden Steinen hervor, und fuhr zärtlich fort:
„Darf ich den Ring von Papa an Deinen Finger stecken, und darf Dich Papa morgen als seine Braut begrüßen?"
Hannah atmete tief auf. War das nicht das angstvolle Gesicht Hofss, das da, wie in einem Nebel vor ihr auftauchtc, und sie drohend anschautc, und daneben das bleiche ermahnende kummervolle Gesicht, trug eS nicht die Züge ihrer Mutter! O Gott» gab es denn keinen Ausweg, mußte sie denn Alles opfern, ihre Jugend, ihre Freiheit, ihre Liebe, o, ihre unselige Liebe!
(Fortsetzung folgt.)
rnhard Ho fmann in Wildbad.