Die Hsteröktrnen.
Erzählung von C. Plesky.
Nachdruck verboten.
7.
Baronesse Gertrud lenkte, den Bitten des Vaters nachgebend, selbst den stolzen Viererzug und saß neben dem Freiherrn vorn auf dem Wagen, während die Baronesse nebst einer verwandten Dame hinter den Beiden Platz genommen hatte und hinten auf dem Dienersitz zwei reich betreßte Diener saßen.
Der prächtige Viererzug, der von einer- schönen jungen Dame elegant und sicher gelenkt wurde, erweckte natürlich auf dem Manöverfeldr großes Aufsehen, und des stolzen Freihcrrn Herz schwelgte förmlich in dem Bewußtsein, heute mit seiner reizenden Tochter allgemein bewundert zu werten. Zm Eifer so viel als möglich zu sehen und gesehen zu werden, hatte der Freiherr auch schon öfter Gertrud veranlaßt nahe an die Truppen heranzufahren und war ihm dieser- halb schon einige Male von den Offizieren abgewinkt worden. Aber der Freiherr achtete in seinem stolzen Ucbcrmute wenig auf solche Warnungen und ließ de» Viererzug kanm hundert Schritte rückwärts lenken. Da rasselte plötzlich eine Batterie reitender Artillerie daher, protzte in fliegender Hast ab Und gab Schnellfeuer auf nahende Cavallerie. Vor den jäh hintereinander aufblitzenden Kanonenschlägen scheuten die vier Hengste vor dem Wagen deS Frciherrn, Baronesse Gertrud vermochte die entsetzten Tiere nicht HU halten, auch dem Freiherr», der selbst die Ziegel erfaßte, gelang es nicht, und querfeldein stürmte der Viererzng davom Beb» «nd hielten sich die sechs Insassen kaum in dem Wagen, der mächtig hin und her geschleudert wurde und dem jetzt jeder Graben, jeder Baum, ja jeder Stein, über den er seinen Weg nahm, gefährlich werden konnte.
„Helft dochl Helft doch Leute I« schrie der Freiherr den da und dort stehenden Zuschauer zu, aber eS rührte sich keine Hand, um den rasenden Hengsten in die Zügel zu fallen, und verzweifelt sah sich der stolze Edelmann mit seiner soeben noch viel bewunderten Tochter, die sich hülfesuchend fest an ihn geklammert halte, nebst den übrigen Insassen deS Wagens einem entsetzlichen Schicksal preisgezeben. Da sprengte plötzlich auf schäumendem Renner ein Offizier herbei, und jagte neben dem Wagen des Frciherrn her, blutig drückte er seinem edeln Pferde dir Sporen in die Weichen, daß eS mit äußerster Kraftanstrengung vorschoß. Jetzt fiel der Offizier den beiden vorderen Pferde in die Zügel, parirte sein Pferd und riß auch mit gewaltigem Rucke die beiden Hengste zurück. Der Freiherr, welcher die Absicht deS mutigen Offiziers erkannt hatte, befaß in diesem kritischen Momente Geistesgegenwart genug, um die beiden Stangenpferde ebenfalls zurückzureiben, so daß sie hoch aufbäumten und der Wagen zum Stehen gebracht wurde.
„Wen dürfen wir als unseren Retter mit heißem Dank begrüßen?" riesen der Freiherr und Bvronesse Gertrud fast in einem Athen, als die Diener die Pferde am Zügel hielten und die entsetzten Insassen den Wagen verließen.
„O machen Sie nicht so viel Aufhebens
""" LksanlwdMchkr piedaktyw: Äern
von der Sache, Herr Baron?" erwiderte der mit Schweiß und Staub bedeckte Offizier. „Wir kennen uns ja auch schon, wenn auck nur de» Namen nach, ich bin Graf Curt Rothburg!"
Todtenbleich, am ganzen Körper zitternd und höchste Verlegenheit verratend standen der stolze Freiherr und seine Gemahlin da und fanden kein Dankeswsrt für ihren Retter. Baronesse Gertrud folgte in diesem Momente freudigen Schreckens aber nur dem Zuge ihres Herzens und rief laut aufjauch- zend:
„Herzlichsten Dank, Herr Graf, ich bin nun zum zweiten Male Ihnen größten Dank schuldig, nehmen Sic ihn voll und ganz hin, auch im Namen meiner Eltern!" Mit diesen Worten reichte die Baroneß dem jungen Grafen ihre feine Hand, die dieser ehrerbietig küßte.
„Mein Dienst drängt," sagte dann der schöne Offizier schlicht, „ich muß mich den Herrschaften empfehle» und zu meiner Truppe zurückkcbren."
O, Sie dürfen diesmal nicht so ohne Weiteres fort," rief da Baroneß Gertrud und heftete ihre prächtigen dunklen Augen flehend auf das Antlitz deS ritterlichen jungen Mannes.
„ES wäre mir unerträglich, wenn auch dieser Vorfall zu keiner Aussöhnung zwischen unseren Familien führen sollte I Sie sind für heute Abend zu uns in'S Schloß geladen, Herr Grast um den Dank für ihre Großthat entgegen zu nehmen, wie ihn jetzt meine noch zu Tode erschrockenen Elterv Ihnen nicht abstatten können!"
Auf das Freudigste überrascht blickte der junge Graf auf die reizende Baroneß, die seit jenem Frühlingstage,' wo er sie am blauen See vor der Gefahr deS Ertinkens gerettet hatte, die heiße Sehnsucht seines Herzens gebildet hatte, und dann sah er verstohlen nach dem stolzen Freiherrn hinüber , der mit starrem Blicke die Scene musterte.
„Sie sind freundlichst gebeten, uns heute Abend auf Schloß Bruneck zu besuchen, tz-rr Graf," sagte dann der Freiherr hastig, „eine solche That, wie Sie sie heute an uns gethan, löscht zwischen Ehrenmännern alle Feindschaft aus. Sagen Sie dies auch Ihrem Herrn Vater!"
„Ich werde kommen, Herr, Baron!" entgegncte Graf Rothburg hastig, grüßte verbindlich und sprengte eilig davon. —
Drei Wochen später feierte man auf Schloß Bruneck in Gegenwart aller Mitglieder der gräflich rothburgischen Familie die Verlobung der Baron-sse Gertrud mit dem Grafen Curt und zwischen den prächtigen Rosen, die vor dem Brautpaare auf der Festtafel standen, befand sich in zierlicher Vase auch das Sträußchen verblichener Oster- diumen, welches Graf Curt einst Gertrud geschenkt und auf welches die Blicke deS glücklichen PaareS jetzt o't lächelnd sielen.
Der alte Graf Rothburg hatte zwar vor vierzehn Tagen noch arg gewettert und getobt, als er das erste Wort von der Absicht seines älteren Sohnes hörte, sich mit Baronesse Bruneck zu verloben, aber den verneinten Bitten der beidenseiligen Familienangehörigen hatte der alte Edelmann, der im Grunde genommen ja doch ein gutes Herz
hard Hosmann.) 'Druck »ich Verlag von B«
hatte, schließlich doch nochgegeben. Und nun sandte er für den Rest seiner Tage auch fröhliche Blicke hinüber nach Schloß Brnneck, wenn er an einem der Fenster der Rothburg stand. —
— Ende. —
Verschiedenes.
— Tod durch einen Gnmmipfropfen. Der Unsitte, kleine Kinder dadurch zu beruhigen, daß man ihnen einen Gummi-Saugpfropfen in den Mund steckt, ist nach der Danziger Zeitung ein Kind zum Opfer gefallen. Die Mutter desselben war zur Är- Arbcit auSgegangen und hatte ihr kleines Kind der Fürsorge von Mitbewohnerinnen anvertraut, welche ihres Amtes nicht besser walten zu können glaubten, als indem sie dem Kinde einen noch dazu durch einen Kork verstopften Gummi-Saugpfropsen in den Mund gaben. In einem unbewachten Augenblick verschluckte das Kind den Gummi; durch die angestrengten Atembewegungen, vielleicht auch durch ungeschickte Hilfeleistung geriet derselbe weiter nach hinten. Durch den Kork wurde die Atmung gänzlich verhindert und das Kind erstickte.
— Glück muß der Mensch haben. Vor etwa 14 Tagen verstarb in Mainz, wie man von dort schreibt, ein Rentier mit Hinterlassung keiner direkten Erben bezw. Nachkommen. Bei der vorgestern stattgehabten Eröffnung des Testaments fiel der ganze Nachlaß deS Verstorbenen einem entfernten Verwandte» feiner Frau zu, welcher seither auf der hessischen Ludwigs-Eisenbahn als Schreiber beschäftigt war. Dies Vermögen beträgt über 100,000 so daß der Erbe, ssither ein armer Schlucker, plötzlich zum
wohlhabenden Mann geworden ist.
» *
.'. (Verlängerung des Tages ) Sambo: Unser Herr sagt, in Georgien müßten die Neger 25 Stunden täglich arbeiten. Onkel Ned: O, ein Tag hat ja doch aber nur 24 Stunden. Wie können sie denn 25 Stunden arbeiten? Sambo: Ich glaube, sie müssen eine Stunde vor Tagesanbruch aufstchen.
(Am Fenster.) Tochter (zu ihrer Mutter): Ach sieh mal, Mama, dort drüben geht schon wieder der hübsche Assessor N. vorüber, der mich neulich Abends nach Hause begleitet hat. Mutter: Laß ihn laufen; denn wer sich für Dich nur vorübergehend und nicht anhaltend interessiert, kann mir nichts nützen.
— DaS von der Wiener Rauchutensilien» Fabrik Brüder Octtinger in Ulm a. D. neu herausgegebcne illustrirtc Musteralbum über ihre Fabrikate, Cigarren spitzen, Pfeifen, Pfeifenrohren in Meerschaum, Bernstein, Holz rc. und deren Bestandteile, sowie der in dieser Fach einschlagender Artikel verdient die besondere Beachtung aller Geschäfte, welche diese Gegenstände führen. Dieses Musteralbum, welches ca. 2000 dercouran- lesten Muster von Rauchutensilien enthält, wird an jeden hierauf reflektierenden Wiederverkäufer auf Verlangen zugesendet und da diese Firma ferner alle erscheinenden Neuheiten in dieser Branche gratis und franko nachgeliefcrt, so kann dieses Musteralbum behufs Warenbestellung hierauf im eigenen Interesse allen Geschäften, die diese Artikel führen, aufs beste empfohlen werden.
rnhard H,o fmann in Wildbatz,
k