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Ostern, Ostern, Frühlingswehen!
Ostern, Ostern, Auferstehen Aus der tiefen GrabeSnacht;
Blumen sollen fröhlich blühen,
Herzen sollen heimlich glühen,
Denn der Heiland ist erwacht.
r n!
Der im Grabe lag gebunden,
Hat den Satan überwunden,
Und der lange Kerker bricht; Frühling spielet auf der Erden, Frühling soll'S im Herzen werden, Herrschen soll das ew'ge Licht.
Trotz euch, höllische Gewalten! Hättet ihn wohl gern behalten,
Der Euch in den Abgrund zwang! Mochtet ihr das Leben binden? Aus des Todes düstern Gründen Dringt hinein sein iw'ger Gang.
Alle Schranken sind entriegelt. Alle Hoffnung ist versiegelt Und beflügelt jedes Herz.
Und es klagt bei keiner Leiche Nimmermehr der kalte, bleiche Gottverlassne Heidenschmerz.
Alle Gräber sind nun heilig, Grabcsträume schwinden eilig,
Seit im Grabe Jesus lag.
Jahre, Monde, Tage, Stunden,
Zeit u. Raum, wie schnell entschwunden, Und es scheint ein ew'ger Tag I
Die HsterSQrrnen.
Erzählung von C. Plesky-
Nachdruck verboten.
6.
Nach wenigen Wochen ging die Reise der freiherrlich Vrnnkck'schen Familie weiter nach Venedig, aber auch die berühmte Lagunenstadt mit ihren bestrickenden Reizen übte nur eine momentan zerstreuende Wirkung auf Gertruds Geist aus, und dann Verfiel sie wieder in ihren melancholischen Anstand. Keine größere Wirkung erzielten auch die nun folgenden Reisen nach Rom und Neapel, und weder die herrlichsten Na- turschönheiten, noch die berühmtesten Schätze der Kunst und die interessanteste» Sehenswürdigkeiten VeS Altertums vermochte die Baronesse von ihrer Schwermut zu heilen.
Aergerlich über diesen Mißerfolg gab der Freiherr seine» Plan, auch noch nach dem schönen Paris mit seiner Gemahlin und Tochter zu reisen auf, und kehrte mit seiner Famtlie heim auf sein stolzes Schloß.
Hier bemerkte da« freiherrliche Ehepaar zu seinem großen Leidwesen, daß die große R-tse nicht im entferntesten der Tochter Ge- MÜlSkrankheit gcnrildert und sie anderen Sinnes gemacht hatte, denn als bald nach der Rückkehr auf Schloß Brnncck die Baronin nvch einmal in Grtrud drckng, ihr den wahre» Grund ihres Kummers mitzutcilcn, erwiderte die junge Baroneß im entschiedenen Tone:
„Du weißt eS ja bereits, liebste Mama, daß mir des Vaters unversöhnliche Feindschaft gegen den Grafen Rothbnrg bitteren unauslöschlichen Schmerz bereitet. Der Vater und Du, Ihr verachtet und haßt da, wo ich Achtung und Liebe entgegen bringen muß."
„Also immer noch die unglückselige Schwärmerei?" frug die Baronin streng. „Willst Du, unser Kind, unsere Empfindungen meistern?"
„Ich will cs nicht, aber Ihr dürft auch meine Liebe, wenn sie rein und edel dem Gefühle der Hochachtung und Verehrung entsprungen ist, nicht in Fesseln schlagen wollen," erklärte Baronesse Gertrud würdig.
„Das heißt mit anderen Worten, daß Du in Graf Curt Rothdurg wegen seiner vermeintlichen einzig dastehenden Ritterthat verliebt bist und daß wir trotz der viele Jahre lang vom alten Grafen Rothburg
tistraiuwrrüichcr Redakteur: lvern
gegen uns gezeigten Feindschaft uns d> wütigen, uns mit den Rolhbnrgs anSsöhncn sollen, damit vielleicht der junge Herr Graf die große Gnade hat, nach Jahr und Tag Dich, die hochgeborene reiche Erbin, welche Freier aus den edelsten und vornehmsten Familien des Landes genug finden wird, zu seiner Gattin zu erheben. Gertrud, fühlst Du denn gar nicht, welche Demütigung, welche Beschämung jür uns in einer solchen Verheiratung, ja überhaupt schon in einer solchen verirrten Neigung unserer einzigen Tochter, liegen muß?"
Die Baronesse fand auf diese harten Vorwürfe der Mutter keine Antwort, ihre Lippen zitterten nur und ihr Herz erbebte, denn Liebe, Stolz und Scham rangen in demselben mit einander.
„Und weißt Du überhaupt, ob Gras Rothbnrg Deine schwärmerische Neigung erwidert?" fuhr dann die Baronin mit halblauter, fast höhnisch klingender Stimme fort. „Wie leicht kann der berechnende Vater des Grafen diesem schon eine reiche Erbin gewählt haben, um dem Wohlstände des gräflichen Stammhalters wieder aufzuhelfen! Kurz und gut, ich erkläre Deine Neigung für eine thörichte, ja unvernünftige und erwarte von Deinem Verstände, daß Du sie bezwingst und alle Gedanken und Pläne auf eine Aussöhnung und Annäherung an die Rothburgs aufgiebst."
Die Baronin verließ nach diesen strengen Wort<n das Zimmer der Tochter und diese sank schluchzend auf das Sopha.
„Ja, ich will es versuchen, zu überwinden," seufzte Gertrud dann nach einer Weile, „denn meine Liebe ist aussichtslos und trostlos nach allen Seiten. Doch nein, seiner Augen Blick, seiner Glimme Klang können nicht trügen, Graf C»rt liebt mich aucv!" unterbrach sich die Baronesse dann wieder und preßte die Hand aus's H>rz. „Oder sollte ich wnklich ein so thörichtcs Ding sein, wie die Mama meint, und in einer unvernünftigen Neigung mich verzehren?" dachte die Baronesse dann wieder und sprang hastig empor.
Weinend nahm sie dann aus einem geheimen Schubfachc ihres Schreibtisches einen Strauß verwelkter Frühlingsblumen hervor und denselben mitt Küssen bedeckend seufzte sie:
„Soll denn meine erste heilige Liebe zu haro Hof mann.) Druck und -vertag von Be
dem verehrten Manne wie diese Blumen verwelken oder soll sie nach langen, langen Tagen endlich doch herrlich erblühen dürfen ?"
Die Baronesse schloß dann den verwelkten Blumenstrauß wieder in das geheime Schubfach ihres Schreibtisches und bemühte sich, von Stunde ab, vor den Augen der Eltern wieder fröhlich zu sein und ihr Herzleid zu verbergen.
Noch recht heiß schien die Septembersonne, aber die Landschaft zeigte sich der Jahreszeit entsprechend doch schon im herbstlichen Kleide und die herrlichen Eichen- ».Buchenwälder in der Umgebung von Schloß Bruneck waren auch bereits rot und gelb gefärbt.
Trotz seiner Gicht jagte da fast jeden Tag der Freiherr von Brnncck mit vornehmen Gästen in seinen herrlichen Jagdgrün- dcn und gar gern sah es der stolze Freiherr, wenn am Abend im Schlosse seine Jagdgäste, unter denen sich viele junge Edclleutc befanden, seiner schönen Tochter de» Hof machten. Hoffte der Freiherr doch auf diese Weise sich io recht in aller Muße einen passenden Eidam auSwählcn zu können. Aber Baronesse Gertrud erwiderte auf die Schmeicheleien der galanten Herren nur selten mit einem freundlichen Wort und nahm die Huldigungen kühl entgegen.
Da brachte eines Abends die Kunde, daß auf besonderen Befehl des obersten Kriegsherrn die Manöver des Gardecorps fick bis in die hiesige Gegend ausdehnen würden, fiohe Aufregung i» die Jagdgesellschaft. Viele der Herren, darunter der Freiherr von Bruneck, hatten ja früher dem Heere als Offiziere angehört, und die Manöver des Gardecorps frischten manche liebe Erinnerung bei dem Freiherrn und seinen Gästen auf. Man beschloß daher schon jetzt, an den interessantesten Tagen den Manövern zu Pferde und zu Wagen beizuwohnen.
Natürlich wollte der stolze Freiherr bei dieser Gelegenheit auch seine Tochter und seinen Reichtum der vornehmen Welt und ganz besonders den Gardcossizieren zeigen.
Am frühen Morgen eines der folgenden Tage fuhr die freihcrrlich bruneck'sche Familie auf einem eleganten von vier fenerigen Rappen gezogenen Jagdwagen in das Manöver-
folgt.)
rnhard Hof man n in Witdbad. "