— Eine richtige Räubergcschichte. In Lnblill traf vor einiger Zeit ein dcstinguicr- ter Fremder ein. Er nannte sich Baron von Osten-Sacken — anch sein ganz richtiger Paß lautete auf diesen vornehmen Namen — stieg im ersten Hotel ab und begann dort bald ein lustiges Leben. Von sehr angenehmen Aeußcrn und feinsten Manieren, knüpfte der „Herr Baron" bald in den besten Häusern der Stadt und niit den Gutsbesitzern im Kreise Bekanntschaften an und war überall gern gesehen. Besonders lieb hatte ihn aber die männliche Jugend, mit der er in Saus und Braus lebte und die verschiedensten Vergnügungen veranstaltete. Mit einem Wort, der „Herr Baron" war der Löwe des Tages und wäre cs noch lange geblieben, wenn nicht in Lublin ein Telegramm eingetroffen, das den Anführer einer Räuberbande suchte, der einem Baron Osten- Sacken in Kurland feine Legitimation und verschiedene Wertsachen gestohlen. Das bei- gesügte Signalement paßte auf den Lublincr Baron vollständig und begann die dortige Polizei daher, denselben zu beobachten, wonach sie zu seiner Verhaftung schritt. Bei der vorgenommenen Durchsuchung seiner
Wohnung wurden denn auch die dem Baron Osten-Sacken gestohlenen Dokvmcnte und Wertsachen, und außerdem eine Liste seiner Komplitzen, von denen einer die Rolle eines Kammerdieners bei ihm spielte, gefunden. Als dann aus Mitau die Photographie deS Inhaftierten roch eintraf, blieb ihm nichts weiter übrig, als ein vollständiges Geständnis abzulegen und seinen wahren Namen zu nennen.
— Die portugiesische Expedition, zwei Offiziere und 300 Neger, ist in der Nähe des Nyassasees niedcrgcmetzelt worden.
— InCalatafimi (Sizilien) wurde das Versatzamt mit Nachschlüsseln geöffnet und Wertsachen im Betrage von 80,000 Lire entwendet.
— Ein Diamantenmaklcr in Antwerpen ist unter Mitnahme von mehreren Händlern gehörigen geschliffenen Diamanten für 160,000 Frcs. flüchtig geworden.
New-Iork, 26. März Durch Blitzschlag fand in dem Dynamitinagazin bei Hauchaca in Peru eine Explosion statt; 25 Menschen wurden getötet, 40 schwer verwundet.
— Der Baronin Heldewicr, einer Ver
wandten des königlichen Hauses Braganza, sind, wie aus Florenz gemeldet wird, Juwelen im Wert von 300,000 Frcs. gestohlen worden.
.-. (Bosheit bei Lebenden Bildern ) In einer Gesellschaft werden durch Lebende Bilder Sprichwörter, Stellen ans Dichtern u. s. w. zur Anschauung gebracht, so, daß die Zuschauer jedesmal zu erraten haben, was das Bild verstellt. Unter andern kam folgendes Bild: mehrere Damen, welche nicht zu den Jüngsten und.Schönsten gerechnet werden konnten, standen zusammen und zischel- ten. Das Bild sollte bedeuten: „Es flüstert i» den Blumen." Aber niemand fand eine Erklärung. Endlich kam Einem das erlösende Wort: „Es rauscht in den Schachtelhalmen."
(Modern). „Was hast Du denn so große Eile?" ruft ein Freund dem andern nach, der aus einem Modcmagazin hcrausgcslürzt. — „Ich habe meiner Frau einen neuen Hut gekauft und muß mich eilen, daß er nicht altmodisch wird."
(Bildlich.) Gast: „Kellner, tragen Sic diesen Käse fort, er ist mir — zu unruhig I"
Die Hsterökunren.
Erzählung von C. Plesky.
Nachdruck verboten.
8 .
Wie mit Windeseile und ohne sich nur einen Augenblick zu besinnen, eilte der junge Osficier dem durchgehenden Pferde nach. Tollkühn sprang er über einen breiten Graben, und ans diese Weise dem rasenden Tiere den Weg nach dem Sec abzn- schneiden. Beherzt trat er in den Sumpf, der sich vor dem See an dieser Stelle aus- dehntc und fiel schließlich dicht vor dem Ufer dem rasenden Tiere in die Zügel, es mit einem gewaltigen Rucke, wobei der junge Graf allerdings auch einen Augenblick zu Boden fiel, zum Stehen bringend.
Totenbleich und in höchster Erregung saß die Baronesse aus dem zitternden Tiere, welches Graf Curt zu besänftigen suchte und langsam umwandte.
„Fassen Sie sich, gnädiges Fräulein," bat dann der junge schöne Offizier, der jetzt wie ein zweiter Siegfried vor Gertrud von Bruneck stand. s„Jch hoffe und wünsche, daß Sie bis auf den großen Schreck ohne Schaden davon gekommen sind. Entschuldigen Sie nur gütigst, die unpassenden Worte und Bewegungen meines Vaters, der unbeabsichtigt, Sie beinahe in ein großes Unglück gestürzt hätte!"
Mit wogender Brust saß die Baronesse auf ihrem nun wieder besänftigten Pferde. Eine ungeheure Bewegung hatte ihr Herz ergriffen. Der Sohn des Mannes, der mit ihrem Vater tödlich verfeindet war, hatte sie vom Tode in den Wellen des blaue» Sees gerettet, dessen Anblick sie noch vor wenigen Minuten so entzückt hatte.
Gertrud wollte ihrem Retter mit feurigen Worten danken, aber die Erregung erstickte förmlich ihre Stimme und nur mit dem Ausdruck einer grenzenlosen Verlegenheit heftete die Baronesse ihre großen braunen Augensterne auf ihren Retter.
„Darf ich Ihnen noch zu irgend etwas behülflich sein, Baroneß?" frug dann Graf
Curt teilnehmend, und als er statt der Antwort wieder nur seltsamen Blicken aus den braunen Augen der Baronesse begegnete, sagte er freundlich:
„So erlauben Sie doch wenigstens, gnädiges Fräulein, daß ich das Pferd bis hinüber auf festeren Grund und Boden führe."
Willenlos ließ cs die Baronesse geschehen, daß der junge Graf ihr Pferd zu- rücksührtc. Auf diesem Rückwege fand Graf Curt den Strauß Oslerblumen wieder, den er vorhin in der Erregung weit von sich geschleudert hatte. Behend hob er den Strauß, der noch ganz unversehrt war, empor und bot ihn der Baroneß mit den Worten dar:
„Gnädiges Fräulein I Wir werden wohl kaum jemals wieder Gelegenheit haben uns zu sehe» und über das seltsame Ereignis dieses Tages auszusprechen. Deshalb möchte iq Sie bitten, diesen Strauß schlichter Frühlingsblumen als ein Zeichen dafür anzu- »ehmen, daß der Groll unserer Väter nicht auf ihre Kinder vererbt werden soll, und daß Sie meinem jähzornigen Vater sein heutiges, unritterliches Benehmen Verzeihen."
Mit der leise zitternden Rechten nahm die Baroneß den' einfachen Waldblumenstr. und ein tiefer inniger Dankesblick aus ihren herrlichen dunkeln Augen senkte sich in die blauen Augensterne deS jungen Offiziers Dann nickte sie leise wie zum Abschiede und ritt langsam an der Seite des inzwischen herangekommenen und nun vorsorglich neben seiner Herrin reitenden Dieners davon. — „Bist ein ganzer Mann und ein echter Rothburg," meinte der alte Graf, als der junge Offizier wieder zu seinem weit zurückgebliebenen Vater trat, „aber so geradezu galant brauchtest Du nun mit der kleinen braunen Hexe aber doch nicht zu sein "
Graf Curt biß sich bei diesen Worten des Vaters auf die Lippen und schwieg still, denn er wußte, daß er doch wenig Beifall bei dem gestrengen Herrn Papa finden würde, wenn er ihm sagte, daß die Bezeichnung „braune Hexe" für die schöne junge Baronesse, welche zweifellos eine Dame
Druck und Verlag von B e
von höchster Dicnstinktion war, so ganz und gar nicht am Platze sei.
„Warum bist Du denn so ruhig nach dem kleinen Abenteuer?" frug nach einer Pause der alte Graf seinen Sohn, die jetzt beide auf dem Heimwege nach Schloß Noih- burg begriffen waren. „Bist wohl von dem tollen Wettlauf mit dem scheuen Pferde sehr ermüdet."
„Das kann ich gerade nicht sagen," meinte Graf Curt offenherzig, „mir kam in Folge der Affairc nur der Gedanke in den Sinn, daß es doch geradezu lästig, ja widersinnig ist, wenn wir ewig mit unseren Nachbarn , des Brunccks, in Feindschaft leben sollten. Ich glaube, daß die späteren Besitzer von Bruneck und Rothburg nicht gerade so."
„Ei, was fällt Dir denn eigentlich ein, mein Herr Sohn?" fiel dem Sprecher der alte Graf in's Wort. „Hast Du so wenig Achtung vor den Gefühlen Deines Vaters, daß Du sie nicht für begründet genug hältst. Der Freiherr von Bruneck kann niemals mein Freund sein, denn er hat mich unter dem Scheine des Rechts mehrmals schmählich hintergangen. Sieh'drüben diesen herrlichen Wald I Um denselben und noch um fünfzigtausend Thalcr hat der Freiherr mich mit Hilfe geschickter Advokatenkniffe gebracht. Findest Du das eines Edel mann es würdig. Von anderen Kniffen, die der saubere Baron sonst noch gegen mich auSgeübt, will ich schweigen."
„Ja, Vater, was die Erbschaftsansprüche, welche die Baronin Bruueck einst an unser Familiengut machte, anbetrifft, so müssen dieselben doch rechtlich begründet gewesen sein, sonst hätte die Baronin oder vielmehr ihr Gatte den Prcceß nicht gewonnen. Weni- stens sagte mir ein hervorragender NechtS- gelehrter in Berlia, Justizrat Wendel, mit dem ich letzten Winter bekannt wurde und dem ich einmal von unserem Erbschaftspro- cesse erzählte, daß Du jedenfalls nicht ohne Grund durch drei Instanzen hindurch den Proceß verloren hättest."
(Fortsetzung folgt.) rnhard Hofmann in Witdbad.
MG" Hiezu eine Beilage.
Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Hosmann.)