Der Oberkellner reichte dem Herrn die gewünschte Summe und versprach ihm vollkommene Verschwiegenheit. Die deponirte Summe bot ihm ja genügende Sicherheit. Kurz hierauf richtete der Fremde an den Portier daö gleiche Ansuchen, vom nämlichen Erfolge begleitet, dann kam der zweite Kellner an die Reihe und im Zeitraum von einer Stunde hatte er das Experiment mit mehreren anderen — im Hotel beschäl« tigten Personen vorgcnommen und sich so in den Besitz vor 3000 Franken gesetzt. Dann
verließ er ruhig das Hotel.und
ward nicht mehr geseh'n.
— Der thenerste Hund. Der Colliehund „Christopher" , der in der jüngsten Ausstellung von Colliehunden in London den ersten Preis davontrug, ist an einen amerikanischen Hundeliebhaber, Mr. Mitchell Harrison in Philadelphia, für 1000 Pfd. St. (200 000 verkauft worden. Es ist dies der höchste Preis, der jemals sür eine» Collie gezahlt wurde. Sei» bisheriger Besitzer, Mr. Streich, hatte ihn vor zwei Jahren für 60 Pfund gekauft.
— (Ein Reise-Mentener.) Ein Pri
vatier aus Berlin, welcher über Hamburg nach Amerika auSwaudcrn wollte, machte auf der Reise von Berlin nach dort im Coupe die Bekanntschaft eines angeblichen Kaufmannes aus Hamburg. Dort angekommen, lud ihn der Kaufmann, welcher sehr liebenswürdige Manieren zur Schau trug, ein, mit ihm ein Restaurant in St. Georg zu besuchen, worauf der Privatier bereitwilligst einging. Nachdem man sich längere Zeit dort aufgehalten hatte, verließ der angebliche Kaufmann!, das Restaurant mit dem Bemerken, einen kurzen Geschäftsweg in der Nachbarschaft machen zu wollen; er werde sogleich wieder zurückkehren. Der Privatier wartete jedoch vcrgeb-ns auf die Wiederkehr des neuen Bekannten und da ihm endlich die Zeit zu lang wurde, rief er den Kellner herbei, um seine Zeche zu bezahlen. Als er jedoch sein Portemonnaie hervorholen wollte, entdeckte der Berliner zu seiner unangenehmen Ueberraschung, daß dasselbe verschwunden war. In dem Portemonnaie warm etwa 80 ^ und ein Passagcbillet nach Amerika enthalten.
(Aberglauben.) Vor dem Schöffen
gericht zu Wesel stand dieser Tage ein Bauernknecht unter der Anklage des Diebstahls eines Hahnes zu seiner Rechtfertigung führet er an, er sei, wie ersichtlich, stark mit Warzen behaftet; ein Insasse der Kolonie Liebeuthal habe ihm nun zur Vertreibung der Warzen augeraten, einen Hahn zu stehlen, diesen selbst zu schlachte», gut gekocht oder gebraten zu verzehren und die Knochen zu vergraben. Dieses habe er auch gethan, aber der erwartete Erfolg sei nicht eingctre- ten. Der Vortrag erregte allgemeine Heiterkeit. Das Gericht schenkte den Angaben Glauben und verurteilte den armen Tropf zur geringsten gesetzlichen Strafe, zu einem Tage Gefängnis, indem es ihm zugleich den Rat gab, dem Bestohlenen den mit 3 ^ abgeschätzten.- Wert des Tieres alsbald zu ersetzen.
qr
.-. (Lob der Großmut) Banquier bzum Verlobten seiner Tochter) : „In meiner Tochter, lieber Baron, erhalten Sic eine Frau, die an Güte und Großmut nicht ihresgleichen hat." — Baron: „Hoffentlich hat sic diese schätzenswerten Eigenschaften von ihrem Vater."
Soköcrtenüebe.
Erzählung aus dem Kriegsjahre 1870j71 von Carl Cassau.
Nachdruck verboten.
7.
Lieutenant vom Busch hatte diese Entwaffnung und den ersten Transport der Gefangenen mit zu leiten, dann vergönnte ihm endlich der strenge Dienst ein paar freie Stunden, und sogleich eilte er übcr Trümmer, Karren, lode Pferde und alle anderen Anzeichen des männermordenden Krieges in die eroberte Stadt. Bald stand er vor dem Kleber-Denkmal, und da war ja auch der Klcberplatz.
Eine alte Dome empfing den Offizier in dem Hause, welches die Geliebte als ihre Wohnung angegeben hatte.
Sie suchen gewiß Madmoisellc Vilneuve; eilen Sie, denn gerade wollte die Familie absahrcn, der Wagen hält am Zwinger Nr- 5!" antworte die Dame dem jungen Offizier.
Auch dieser Weg war bald von Arthur zurückgelegt.
Eine miserable alte Kutsche rumpelte ihm entgegen. Ein Heller Jubelruf erklang, der Wagen hielt, Cäcilie lag an Arthurs Brust und Herr Vilneuve kletterte zum Schlag hinaus.
Herzlich war auch die Begrüßung zwischen Arthur und dem alten Herrn. Trotz seines bösen Gesichtes mußte der Kutscher umkehren, und Herr Vilneuve, Cäcilie und Arthur gingen in das nächste Hotel, wo sic sich in ein Zimmer zurückgezogen und sich der Freude des Wiedersehens Hingaben.
„Wenn es in Frankreich unmöglich ist, Herr vom Busch," warf der alte Herr so beiläufig hin, „daß mit Cäcilie, in Frieden leben können, das heißt Hochzeit feiern dürfen, so ziehen wir mit Ihnen nach Deutschland!" Eine Thräne perlte dabei aus den treuen Augen deS alten Herrn.
„Aber was wird aus Robert, Papa!" srug Cäcilie überrascht.
Der alte Herr erschrack.
„Ja so! Nun, Gott wird Alles wohl wachen I"
Er neigte sein Haupt und setzte leise hinzu:
„Ich will ja nichts als Euer Glück, meine Kinder!"
Die paar Stunden des Urlaubs, den Arthur halte, vergingen schnell. Auf Arthurs Frage nach Robert entgegnete Cäcilie:
„Robert ist zur Armee, Arthur! Auf Gambettas Ruf ist er mir Tausenden von jungen Franzosen zur Armee gegangen;"
Nun wenn ich mit ihm zusammentreffen sollte, Geliebte, ich würde für seine Schonung sorgen."
Sie sah ihn dankbar an und drückte ihm die Hand. Der alte Herr Vilneuve aber wiederholte:
„Gott wird Alles wohl machen!"
Die Zeit des Urlaubs war um, Arthur mußte aufbrcchcn, die Kutsche fuhr vor.
„Wir gehen nach Marseille zu Verwandten," sagte beim Abschiede Herr Vilneuve „schreiben Sie ruo äu mor, Nr. 328. Adidu, leben Sie wohl und bleiben Sie gesund !"
Cäcilie war bleich wie der Tod beim Abschiede und Arthur wie zerschmettert. Noch einen heißen Kuß tauschten die Liebenden und dahin rollte die alte Landkutsche mit dem Thenersten, was Arthur vo», Busch auf Erden zu besitzen glaubte. Jetzt trug Cäcilie auch Arthurs Ring am Finger.
Dahin, dahin aber war das schöne Mädchen, und Artbur stellte sich an jedem Tage wohl tausend Mal die Frage, ob er sic je Wiedersehen werde. Der treue Bursche Berger Halle in diesen Tagen seine liebe Not mit seinem Herrn, dem er kaum einen Bissen geniesen sah.
„Die Lieb' bereitet Freude,
Die Liebe macht uns Pein;
Sie flicht ins Haar uns Rosen
Und windet Dornen d'rein. so sagt ein neuerer Dichter," meinte Arthur, „und er hat recht."
Arthur war jetzt in das Stadium ge
treten, wo er über die zweite Hälfte jenes VerseS tagelang grübeln konnte.
„Ich will mich d'rein versenken Und bin für Ewigkeiten Dein!"
Doch der unermüdliche General von Werder sorgte schon dafür, daß seine Ossiziere nicht allzuviel Muße fanden, über unglückliche Liebe zu klagen und über philosophische Fragen zu tüfteln. Zunächst ging es gegen Belfort, und dann rückte der alte Werder bis Dijon vor, wo sein kleines Heer sich bald von der großen Armee Bourbakis angegriffen sah. Zugleich erstanden auf Gambettas Ruf die Franktireurs, die tückisch hinter jedem Busche lauerten, die deutschen Kämpfer meuchlings nieder zu schießen.
Arthur lag mit den Seinigen wohl manche Nacht im Schnee, zu einer Zeit wo das Thermometer fast ebenso viel Grade Kälte zeigte als im Sommer Wärme. Dabei vergaß der junge Offizier seine Liebes- schmerzen und lebte nur dem strengen Kriegsdienste für das theure Vaterland.
4. Kapitel.
Viel Ungeheures bildet man sich im Traume ein,
Die Schreckgestalten weichen jedoch beim Sonnenschein.
Es war vor der blutigen, dreitägigen Schlacht von Belfort, als Arthur neben Berger und Rößler im Schnee auf der Decke erwachte. Während Berger den Kaffee besorgte, erzählte Arthur seinen Traum.
„Siehe", meinte er, „ich lege nicht viel auf Träume, aber dieses war doch zu sonderbar. Mir träumte ich stand zu Langenhausen unter dem Bilde, von dem ich Dir gesagt habe; da trat plötzlich ans dem Rahmen deS Gemäldes der Ahnherr unseres Hauses und Gemahl Jsabellens heraus und legte mit einem Faustrohr auf mich an. Der Schuß traf. Dann lag ich im Sarge, und neben mir — Cäcilie bekränzt mit weißen Rosen I — Wenn ich nur nicht falle I"
(Fortsetzung folgt.)
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rnhard Hofmann in Wilddad.
Verantwortlicher Redakteur: Bern hart, Hofmann.) Druck und Verlag von B e