Rundschau.

In Feuerbach wurde ein dort in Arbeit stehender Maurergeselle, als er die Bahnhofrestauration von Pflüger verließ, von 3 fremden Männern überfallen und ihm ein Stich in ven Arm, in die Brust und in den Kopf beigcbracht. Der Schwer­verletzte wurde auf einem Wagen ins Spital überführt, die Thäter von dortigen Personen auf ihrer Flucht auf der Straße nach Stutt­gart verfolgt, aber leider nicht mehr eing> holt.

Bei Obereßlingen hat sich ein Mann, dessen Personalien noch nicht festgestellt sind, unter einen Güterzug gelegt und wurde über­fahren.

Nagold, 10. März. In der Kirche zu Schielingen wurde gestern nachmittag wäh­rend des Gottesdienstes der Pfarrgemcinde- rat Gutckuust vom Herzschlag gerührt und mußte sofort tot hcimgetragen werden. Nach­dem die Gemeinde noch 3 Strophen von dem LiedWer weiß, wie nahe mir mein Ende I" gesungen und der Ortsgeistliche Pfarrer Nieder eine ergreifende Ansprache gehalten hatte, leerte sich das Gotteshaus.

Aalen, 10. März. Heute nacht wurde ein Unterbedienstcter der Eisenbahn hier fest­genommen, der einen Kaffeeballeu auf dem Bahnhof gestohlen hat. Ein ähnlicher Dieb­stahl, ausgcführt vor etwa 6 Woche», wird gleichfalls diesem Mann zugeschriebcn.

Nagold, 12. März. In dieser Woche findet am hiesigen Seminar mit 40 Aspiran­ten die Aufnahmeprüfung statt. Von diesen werden etwa 25 ausgenommen werden. Der Zudrang zum Schulstand hat in den letzten Jahren um mindestens 25 Proz. abgenom­men.

Horb, 5. März. Auf dem Wege zur Eisenbahn wurde gestern früh der Postbote V. Hcrtkorn von Ahldorf, der in Rottwcil vor die Strafkammer mit seinem Sohne zu erscheinen hatte, vom Schlage gerührt und sank vor den Augen dieses Sohnes tot zur Erde. Eine schmerzliche Ucberraschung für die Angehörigen, als man den Vater der vor wenigen Stunden die Heimat gesund verlassen hatte, tot ins Haus brachte.

Ebingen, 12. Mäaz. In tThalhcim erhielt vorgestern eine Haushälterin im Stall von einem Pferd einen furchtbaren Huf­schlag ins Gesicht, so daß die Nase zer­trümmert wurde und ein Auge völlig her- auShängt. Der Arzt mußte Knochensplitter der Nase und Augenhöhle herausnchmen, so Laß die Folge der Verletzung ein entstelltes Gesicht sein wird. In Fridingen liegt ein Mann schon drei Tage in tiefem Schlaf.

Rvttweil, 12. März. Ein unheimlicher Gast ist in unserem Nachbarorte Deißlingen eingckehrt, der Typhus, welcher seit Anfang dieses Jahres daselbst bösartig aufgetreten ist, und es hat sich derselbe seit einigen Wo­chen zu einer förmlichen Epidemie ausge- brcitet; wohl 50 Personen sind bis jetzt er­faßt, davon schon einige mit Tod abgegangen, und noch hat sie nicht den Höhepunkt er­reicht, da man täglich von neuen Erkrank­ungen hört.

Stetten, OA. Tuttlingen, 10. März. Heute kam hier laut N. Albb. ein schweres Unglück vor. In einem Steinbruch beim Schießen wurden einem Arbeiter, einem Bayern, beide Beine abgeschlagen u. er auf HauscShöhc in den Bruch geschleundert, so daß er bewußtl. vom Platze^getragen wurde.

-imaittwortltcher Stedakteur: Lern

Dem im 26. Lebensjahre stehenden Franz Lorenzer wurde auf dem Bahnhöfe in Antendorf beim Ankoppeln der Fuß un­ter dem Knie total abgedrückt.

Biberach, 12. März. Vorgestern ist in Jungerkingen, hiesigen Oberamts, ein größeres Bauernhaus niedergebrannt. Das Unglück ist durch Kinder, welche einFeuerle" mach­ten, entstanden und das Element verbreitete sich so rasch, daß der Besitzer des Hauses und dessen Sohn, beide krank darniederlieg- end, kaum den Flammen entrissen werden konnten. Der Schaden ist ziemlich erheblich.

Ettliugeu, 11. März. In der hiesigen Kaserne ereignete sich gestern ein schwerer Unglücksfall. Ein Füsilier der Unteroffi­zierschule war mit dem Kaffeekochen beschäf­tigt und fiel durch Unvorsichtigkeit in den mächtigen Kessel hinein. Schwer verbrüht wurde der Arme aus dem siedenden Kaffee gezogen und nach dem Spital verbracht, wo er bald darauf starb.

Frankfurt a. M., 12. März. Der Frankfurter Zeitung wird aus Berlin ge­meldet: Staatsminister v. Bötticher wird als derjenige bezeichnet, dem die Nachfolge des Reichskanzlers zugedacht ist. Es ist fest- znhallen, daß der Kern der Kanzlerkrisis darin besteht, daß Kaiser und Kanzler sich überzeugt haben, sic können dauernd nicht zufammenwirken ; eine Entscheidung steht nicht mehr lange aus.

Mannheim, 10. März. Maschinen­fabrikant Heinrich Lanz stiftete anläßlich seiner silbernen Hochzeit seinen Angestellten zur Gründung einer Unterstütznngskasse 100 000

V Straßburg, 10. März. Der Straß­burger Post, zufolge ist zum Vertreter der Reichslande bei der Berliner Arbeiterschutz- konfcrenz Eduard Köchlin, zum Vertreter Hessens Frhr. v. Heyl in Worms ernannt.

DenHamb. Nachr." zufolge ist als Termin zur Einberufung des Reichs­tags der 15. April ins Auge gefaßt. Der Kaiser soll die Eröffnung noch im März gewünscht, indes wegen des Rückstandes der Vorarbeiten und der notwendigen Ostern­pause davon Abstand genommen habe».

DemBerl. Tagbl." wurte in Bremen ein Kassierer verhaftet, welcher im Lause mehrerer Jahre seinen Prinzipalen die Summe von 700 000 -Ki veruntreut und mit seiner gleichfalls verhafteten Geliebten, einer Putzmacherin, verthan hat.

(Sie werden nicht alle ) Die 38- jährige Frau des MaschinenbauarbcitcrS H. in der Ackerstraße wollte am Mittwoch in dem eisernen Ofen der Wohnstube Feuer machen. Da dies nicht brennen wollte, goß die Frau in beliebter Manier Petro­leum aus die glimmenden Holzstückchen, wo­rauf sich das Petroleum entzündete und die Flammen der Unvorsichtigen im Gesicht, am Arme und an den Händen ziemlich erheb­liche Brandwunden beibrachlen. Die Ver­unglückte mußte sich alsbald in ärztliche Be­handlung begeben.

(Redegeschwindigkeit.) Der gegen­wärtig beim Reichstage mitarbeitende Hilfs­stenograph des Dresdener Instituts, Stud. Höfer, hat Zählungen in Betreff der Rede­geschwindigkeit einer Anzahl von Reichstags­rednern vorgenommcn. Daraus ergab sich, daß Nickert 153 Worte in der Minute ge­sprochen hat, Graf Bismarck 144, Fr. v.

- ard Hosmann.) Druck und Verlag von B e

Stumm 148, Dr. Bamberger 129, Singer 121, Dr. Büsing 112.

In Dünkirchen ist die Filiale der französsischen Bank in der Nacht zum Mitt­woch niedergcbrannt. Der Schaden beträgt 300,000 Francs.

Die neue Forth-Briickc. Zum Bau der Fundamente und Pfeiler der neuen Forth-Brücke sind, wie man aus London schreibt, über 21,000 Tonnen Zement, 707,000 Knbikfuß Granit, 117,000 Knbik- yards Maucrwcrk verwandt worden. Das Gewicht des für den Oberbau benutzten Stahles war 51,000 Tonnen. Die Niet­stifte der Brücke würden, ein Ende an das andere gelegt, eine 380 Meilen lange Linie bilden; es sind 5,000,000 Nietlöcher ge­bohrt worden. Die Platten für den Bau der Röhren würden, eine an die andere ge­fügt, 44 englische Meilen lang sein.

Mcmel, 7. März. Heute Morgen 7 Uhr wurde im inneren Hofe des hiesigen Laudgcrichtsgebäudes durch den Scharfrichter Fr. Reindel aus Magdeburg die durch rechtskräftiges Urteil des hiesigen Schwur­gerichts vam 16. November 1889 wegen Mordes zum Tode verurteilte Witwe des Wirts Michael Kybranz, Marie, geb. Lab- renz, aus Keebeln im Kreise Memel, mit­telst Beiles hingerichtrt. Die Hinrichtung wurde mit Raschheit und Sicherheit ausge- sührt.

Münster, 7. März. Ein hiesiger hoch­stehender Offizier ritt während der letzten Manövertage bei Minden einen Fuchs von edler Abstammung und großer Ausdauer. Die Blicke des Kaisers ruhten längere Zeit auf dem schönen Tiere, doch die Anstreng­ungen des Manövers gestatteten keine wei­teren Unterhaltungen über dasselbe. Vor einigen Tagen kam nun ein kaiserlicher Stall­meister hierher mit dem Aufträge das Pferd eventuell zu kaufen. Der Besitzer hat es gern an den Kaiserlichen Marstall abgetreten.

Aus Mailand, 9. März, wird ge­schrieben: Vor dem Schwurgerichte von Ca­tania standen dieser Tage Giovanni Barba- gallo und die Brüder Mongeri des Mordes angeklagt. Giovanni Barbagallo hatte sich in die blutjunge Carmela Tropea verliebt, welche mit ihrem alten 80jährigen Oheim und mit ihrem Bruder Mariano ein kleines Landhäuschen bewohnte, und wandte sich an diese beiden, um die Hand deö jungen Mäd­chens zu erlangen. Diese aber weigerten sich entschieden, die zartfühlende schöne Car- mela dem als jähzornig bekannten Giovanni zur Frau zu geben und wiesen den Freier kurz ab. Derselbe war darob furchtbar er­zürnt, denn er hatte einen abschlägigen Be­scheid nicht erwartet, und er that ein feier­liches Geliebde, sich für die erlittene Schmach der Weigerung rächen zu wollen. Seine beiden Schwäger, welchen er von der Sache Mitteilung machte, bestärkten ihn in feinem Vorsatze und er bewog sie, ihm bei der Aus­führung seines Rachcplanes bchülflich zu sein. Die Drei drangen während der Nacht in das Haus Tropca's ein und erschlugen den Bruder mit einem Beil, während er in seinem Bette schlief. Dann brachten sie dem alten Onkel und dem Mädchen mehrere schwere Wunden mit der Axt bei und ent­flohen. Die Brüder Mongcric wurden zu 30 Jahren, Barbagallo zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt.

rnhard Ho fm » nn in Wildbad.