sehen erregende Vorfall führte zu weiteren Haussuchungen und Verhaftungen.
— Seit einigen Tagen befinden sich in Dresden 6 jugendliche Arbeiter in Haft, die man auf frischer That ertappt hat, als sie die an den Anschlagsäulen angchefteten kaiserlich?» Erlasse über den Arbciterschutz beschmutzten und abrissen.
— Aus Gens wird berichtet: In Dro- leS erstach ein gewisser Blanc mit Messerstichen seine drei Kinder im Alter von 4, 7 und 10 Jahren, weil er wegen mangelhasten Schulbesuchs derselben bestraft worden war. Blanc versuchte vergebens sich mit einem Rasiermesser nmzubringen.
— Ein schreckliches Unglück hat sich laut Fr. Ztg. am Samstag nachmittag in Fried- bcrg (Hessen) ereignet. Drei junge Leute, das Fräulein Deicke, 17 Jahre alt, Herr Löb, 83 Jahre alt, und Herr Hetz, 24 I. alt (die beiden crsteren von Friedberg und letzterer aus Laubach), begaben sich nach Bad Nauheim zum Schlittschuhlaufen auf dem dortigen'Weiher, brachen daselbst ein und ertranken.
(Wehe, wenn sie losgelaffen !) Zwei Ladenmädchen in einem Geschäft am Bau
graben in Frankfurt a. M. gerikten in Wortwechsel; dabei kam es zum Austausch von Ohrfeigen, wobei eines der Mädchen so erregt wurde, daß es ein Metermaß ergriff und seiner Gollegin damit einen so wuchtigen Hieb auf den Kopf versetzte, daß die Getroffene eine offene Wunde davon trug und ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen mußte. — Ein Scilknstück hierzu, mitaller- dingS weniger erstem Abschluß wird erzählt: Am Ausgang der Rapunzelgasse nach dem Römerberg fand gestern abend ein großer Mcnschenausiauf statt. Eine Frau halte nämlich ihren Manu erwischt, wie er mit einem Dienstmädchen, welches sie schon lange in Verdacht halte, das Herz ihres Mannes umstrickt zu haben, schön that. Furien gleich, mit schrecklichem Geschrei, sielen sich die Weiber in die Haare, zerkrazten sich das Gesicht, bissen sich und wälzten sich auf der Erde. Als der Kampf auf dem Erdboden tobte, öffnete sich plötzlich ein Fenster in bekannte Verbiudungsgange des Hauses auf dem Römerberg zu dem gegenüber liegenden Haufe und zwei Eimer Wasser wurden auf die Kämpfenden gegossen, die nun durchnäßt von einander löslichen.
— An- Flensburg wirb dem Berl. Tagebl. gemeldet: Die Personenpost von Sonderburg nach Flensburg wurde Freitag abend 10 Uhr bei Gravcnstein beraubt. Die Räuber hatten die Chaussee durch Bäume gesperrt, schlugen den Postilon nieder und erbrachen das Wertgelaß, aus dem sie Werte in der Höhe von etwa 10,000 c/tl entwendeten. Die Gendarmerie ist in voller Thätigkcit, um der Räuber habhaft zu werden.
— Aus New-Aork wird gemeldet: Der große Damm des Hassayampaflusses ist unterhalb von PreSkott (Arizona) durch die Gewalt des Stromes ei,.gestürzt. Nach d>n bisherigen Meldungen sind etwa 40 Personen dadurch ums Leben gekommen. Die in der Nähe des Dammbruchs gelegene Stadt Wickenburg ist bedroht. Der durch das ausgetretene Wasser angerichtete Schaden wird auf eine halbe Million Dollars geschätzt. — In Richmsnd (Virginia) sind 3 Tabak- fobriken niedergebrannt. Der Verlust soll ca. 220,000 Dollars betragen.
Merks!
Im Kampfe zu viel Hitz Bekundet wenig Witz!
Die weiße Dame.
Eine komische Oper in drei Aufzügen von
B o i e l d i e u.
Nachdruck verboten.
5 .
In dem großen Festsaal treffen die beiden zusammen — genau in dem Augenblick, wo Miß Anna in den Gewölben des Schlosses, nicht allein die Statue der weißen Dame mit ihren Schätzen, sondern auch den geheimen AuSgang in die Festhalle gefunden hat. Sic öffnet behutsam die kleine, in der Mauer verborgene Thür — schon will Anna eintreten, als sie die beiden Männer, welche sie als Hauptfeivde ihres edelmütigen Vorhabens betrachten muß, in eifrigem, heimlichem Gespräch beisammen sieht. Und was muß sie hören!
Anstatt die erwartete günstige Entscheid» ung, bringt Mac Jrton Gaveston eine Botschaft, die diesen nicderzuschmettern droht: Dunkan, der verräterische Erzieher des jungen Grafen Julius, hat auf dem Totenbett vor Zeugen sein Verbrechen bekannt, und beschworen, daß er den Knaben unter dem Namen Georg Brown erzogen, daß dieser aber später von dem Schiffe entflohen und unter die Soldaten gegangen sei. — Entsetzen! — Und dieser Georg Brown ist hier — er ist sogar der Käufer des Schlosses, daS ihm unter anderen Verhältnissen schon von Rechtswege» als Erbe gehhrte I Was ist nun zu thun I Schnelle Verhaftung, ein sicheres Gewahrsam allein, können hier noch retten. — Mit einem leisen Freudenrus vernimmt Anna diese wunderbare Botschaft und hinter ihr schließt sich der geheime Eingang wieder. — Die beiden Männer vermögen nicht weiter zu überlegen, denn schon nahen die Bewohner der Gegend: die Stunde ist gekommen, wo die Bezahlung der großen Summe erfolgen muß. Mit den schottischen Landleuken tritt Georg Brown ein und aufgefordert die 500 000 Thaler zu zahlen, meint er mit seinem früheren Leichtmut, daß dies einzig und allein die weiße Dame anginge, in deren Auftrag er gehandelt habe.
Verantwortlicher Redakteur: Pern
Wie höhnt ihn nun Gaveston, bereits wieder siegesgcwiß, ob seines tollen Aberglaubens, denn die weiße Dame lebt ja nur in der Einbildung, in den Köpfen des dummen Volkes I Da ertönen plötzlich wieder die geheimnisvollen Harfenklänge, und wie alle erstaunt sich wenden, da — o, Wunder! erblicken sie auf dem vorhin noch leeren Picdestal die Gestalt der weißen Dame, von dem wallenden Schleier umhüllt und in den Händen das Kästchen, welches die Juwelen und die Schlüssel zu den sonstigen goldenen Schätzen der gräflichen Familie birgt. Laut verkündet sie den ergriffen Horchende», daß der rechtmäßige Erbe des Schlosses lebt, unter ihnen weilt, und daß der junge Offizier Georg Brown kein anderer sei, als — Graf Julius von Avenel!
Wie wandelt sich da die bange Ueberaschung der wackeren Hochländer in die hellste lauteste Freude! Nur Gaveston springt zornentflammt auf die geheimnisvolle Gestalt zu, die sein jahrelanges verbrecherisches Bemühen zu nichte gemacht hat. Er glaubt nicht an das Gespenst, will wissen wer sie ist und reißt ihr den Schleier ab. — — „Anna?" schreit er auf — und „Anna?! meine schöne Unbekannte, als weiße Dame, auch hier mein holder Schutzgeist I" ruft der junge Graf freudetrunken, daS einer Ohnmacht nahe Mädchen in seinen Armen auffangend und auf die Stirn küssend «IS seine Braut und bald seine treue Gemahlin.
Der Jubel der wackeren schottischen Landleule, die ihren Herrn und Gebieter mit Hilfe der weißen Dame glücklich wicder- gefuuden haben, die selige Freude der alten treuen Dienerin Margareta Euch zu schildern, überlasse ich — der herrlichen Musik Bvicldieus. —
» *
>»
Die weiße Dame war und blieb Boiel- dieus Meisterwerk, sie wurde die letzte, doch auch die reinste Lebensfreude des damals schon kranken liebenswerten Meisters, der am 8. Oktober 1834 für immer aus dem Leben schied, von ganz Frankreich, den Musik-
hard H»fm,nn.) Druck mrd Verlag von Be
freunden der ganzen gebildeten Welt tief betrauert. Als mau seine sterblichen Ueber- reste unter dem ungeheuren Zudrang der Pariser Bevölkerung zu ihrer letzten Ruhestätte nach dem kör« l-aodaiss trug, da spielten die Musiker seines Theaters einen rührenden Traucrmarsch — das Lied der alten Margareta aus der weißen Dame:
— So lange dich, mein Rädchen still und leicht,
Und bricht der Faden ab — ist doch mein Ziel erreicht. —
— Ende. —-
Verschiedenes.
— Zu einer kühlen Wette hat sich jüngstens ein Amerikaner entschlossen. Derselbe hat sich verpflichtet, aus hundert Konkurrentinnen, die sich auf eine Heiratsannonce melden werden, sich eine Frau durch'sLoos erwählen zu lassen. Diejenige der heiratslustigen Kandidatinnen, auf welche die Nr. 67 trifft, wird er zu seiner Gattin machen, mag sie nun alt oder jung, häßlich oder hübsch sein. Das Reugeld ist auf 6000 Dollars festgesetzt. Der Amerikaner hat sich augenscheinlich auf die Richtigkeit des Sprichwortes „kortss kortuna aäjuvat" verlassen. » *
— Modern. Baron: „Schrecklich, diese ewige Influenza! Gewiß haben Sie auch einen Anfall gehabt?" — Banquier : „Ich? Nein!" — Seine Tochter (leise): „Aber Papa, blamier' dich doch nicht!"
(Passender Vorschlag.) „Ich habe an meiner Frau weiter nichts auszusetzen, aber ein bischen schwatzhftig ist sie meine Rosa linde!" — »So? Dann nennen
Sie sie doch Rosapappel!"
» *
(Die verfluchten Fremdwörter I „Ich versichere Sie, Ihr Fräulein Tochter hat auf dem gestrigen Balle geradezu Aura re
gemacht l" „Sie wollen wohl sagen-
Fouragc?"
rnhard Ho fmann in Wildbad.