wollten dem Häuptling einer benachbarte» Insel einen Besuch abstatten. Auf der Hinfahrt wurde ihr 30 Fuß langes Boot am 23. November vom Winde in das offene Meer hinanSgetrieben. 18 Tage hindurch waren die Unglücklichen ohne Speise oder Trank. Am 11. Dezember, als die Net am höchsten war, beschloß der alte König, daß sein 16jähriger Sohn getödet werden müsse, um die Uebrigen am Leben zu erhalten , und die Vorbereitungen für das Opfer waren nahezu getroffen, als die Segel deS „Joseph Spinnest" am Horizont erschienen und der Jüngling gerettet wurde. Der Kövig und ein anderer Insulaner starben bald nach ihrer Aufnahme an Bord des amerikanischen Schiffes vor Erschöpfung.
— Ein siebenjähriger Giftmischer. Zn Weng in Oberstticrmark Versuchte der si-ben- jährige Knabe Peter Draxler seine Mutter mittels von Zündhölzern abgestreistcn Phosphors, welchen er ihr in den Kaffee gab, zu vergiften. Die Mutter liegt schwer erkrankt darnieder. Der Knabe ist geständig und gab schlechte Behandlung seitens der Mutter als Ursache der That an. Ans den Aussagen des Knaben geht hervor, daß der
Vater von der Absicht des Knaben mußte, weshalb der Vater verhaftet wurde.
Verschiedenes.
.'. (Eine Kaifer-Wilhelm-Anekdote. In Offizicrskreisen erzählt man sich vom Kaiser Wilhelm eine launige Anekdote. Nach einer militärischen Uebung' nahm der Kaiser an der Offizierstafel teil. Die Unterhaltung kam auf die deutsche Sprache, „Es ist doch noch sehr schlimm mit ihr bestellt!" meinte der Kaiser, „Sie können gewiß auch nicht die Orthographie beherrschen!" wendete er sich au einen jüngeren Offizier. Als dieser ras Gegenteil behauptet-', veranlaßtc ihn rer Kaiser zu schreiben: der Müller mahlt, darauf: der Maler malt; das führte der Offizier richtig aus. „Nun schreiben Sie walk beiden malen (mahlen)", sagte der Kaiser.
Da legte der Offizier die Feder fort.
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(Unangenehmer Druckfehler.) Um nicht Bücher zu kaufen und Zeitungen halten zu müssen, hatten sich die Honoratioren eines Städtchens zu einem „OrtslescVerein" zusammengethan und kündigten dies im Wochenblatt an. . Durch einen impertinen
ten Druckfehler wurde die Gründung „Ortseselverein" genannt.
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-l:
.-. (Unglaublich aber wahr.) Eine ledige 2öjährige Dicnstmagd in Trossingcn verzehrte nach dem allgemeinen Mittagstisch noch folgendes : 22 Stück rohe Würste, rin halbes Pfund Schwarzbrot, einen Wecken, eine Flasche Bier und drei Häfen voll gestandene Milch und die ganze Leistung wurde während einer Stunde fertig gebracht. Gewiß ein guter Appetit I
-K »
(Fürchterliche Aussicht.) Mann ('?- trunken nach Haufe schwankend) : „Del iS doch schauerlich, wenn ick daran denke, det ick bei meiner Ankunft zu HauS del Jesichte von meiner Alten doppell und dreifach sehen muß!"
.'. (Mutig.) A.: „Ich sagte ihm, er wäre ein Schurke." — B.: „Das war mutig, er hätte Ihnen das Genick brechen können." — A.: „Ich sagte es ihm durch's Telephon."
— Ball-Kompliment. Jüngling zu einer ältlichen Tänzerin, die sitzen geblieben: „Ihr Fräulein Tochter tanzt wohl soeben?"
Die weiße Dame.
Eine komische Oper i» drei Aufzügen von
B o i e l d i e u.
Nachdruck verboten.
3.
„Im Namen der weißen Dame I" ries cs ihm mit schreckliche Stimme zu — wie sein Zittern und Zagen ihn hören ließ — und ein Blatt Papier flatterte zu seinen Füßen nieder. Der arme Furchthase hat nicht den Mut es zu entfalten, seinen Inhalt zu lese», und der Offizier zu dessen Geschäft es ja gehört, keinerlei Furcht zu haben, thut es sür ihn. Das spuckhafte Papier enthält jedoch in durchaus natürlichen und leserlichen Schrifizügen, die Weisung für Dickson, sich seinem früheren, der weißen Dame gegebenen Versprechen gemäß, heute vor Mitternacht nach dem Schlosse Avencl zu begeben und dort im Namen Julius von Avenel Einlaß zu verlangen. „Das ist zu viel begehrt!" stöhnt der Arme, das vermag er nicht. Da erbietet sich Georg Br., dessen Neugierde durch das geheimnisvolle Thun der sagenhaften weißen Dame immer mehr gereizt wird, Dicksons Stelle zu Übernehmern, statt seiner nach dem Schlosse zu gehen, und daS Abcndteuer mit dem weiblichen Spukgeiste zu bestehen. Dickson ist es hvchznfrieden, und von den Wünschen des jungen Paares begleitet, tritt Georg Brown seine nächtliche Wanderung nach dem vermeintlichen spuckhaften Schloß an.
4
In dem Vorbau des Schlosses Avenel saß um dieselbe Zeit die mittlerweile recht alt gewordene, doch noch immer rüstige Dienerin Margareta beim Spinnrad und sang dazu ihr Liedchen, worin sie den lieben Gott recht inbrünstig bat, sie nur noch so lauge auf der Erde zu lassen, bis sie die Rückkehr ihrer Herrschaft, deS jungen Grafen Julius, erlebt habe. In einer einfachen Weise, die jeden sinnigen Hörer rühren muß, erklingt der Refrain ihres Spinnerliedes :
„Nur so lange drehe dich,
Mein Rädchen still und leicht;
Nur so lang drehe dich,
Dann ist mein Ziel erreicht!" —
Die gute Alte muß ihr Spinnen und Singen enden und sich entfernen, denn der finstere Gavcston tritt in das Gemach, um mit Miß Anna, die er bei Margareta weiß, zu reden. Er verlangt von ihr das Geheimnis zu erfahren, welches die Gräfin vor dem Sterben seinem Mündel anwrtraut hat. Da ertönt Plötzlich die Glocke am Thor des Wartturmcs, und bald darauf tritt hastig trippelnd, die alte Margareta ein und meldet in freudiger Weise, daß ein junger fremder Manu im Namen Julius von Avenel Einlaß begehrt, und sie ihn daraufhin auch sofort auch gerne eingelassen habe. Gave- stons Zorn flammt auf, denn er fürchtet bereits in dem fremden Gast einen neuen Käufer für das Schloß. Unter keiner Bedingung will er ihn über Nacht in seiner Behausung dulden, und wenn cs sein muß, mit Gewalt wieder daraus entsirnen. — „Es ist Dickson, der Wort gehalten hat," sagt sich Anna, dann verspricht sich doppelsinnig Gavestou, ihm. morgen das Geheimnis der sterbenden Gräfin von Avenel an- zuvertrancn, wenn er dafür Unwilligen wolle, den Einlaßsuchcuden für diese Nacht im Schlosse zu beherbergen. Nach längerem Zögern erklärt sich endlich Gaveston mit dem Vorschlag einverstanden, und die Frauen entfernend, befiehlt er de» Fremden ihm zu- zusühren, damit er erfahre, ob er in ihm wirklich einen Mitbewerber zu fürchten habe, oder nicht.
Georg Brown erscheint, und von Gavcston befragt, was er um Mitternacht im Schlosse suche, erklärt der junge Mann mit einer heileren Ungezwuugeuh-it, daß die weiße Dame ihm gerade um die zwölfte Stunde hier ein Rendezvous gegeben habe, und er als galanter Offizier eine Dame doch nicht vergebens warten lassen dürfe. Gavcston wendet sich mit verächtlichem Achselzucken von ihm ab. „Er ist ungefährlich, ein junger Tollkopf!" sagt er sich und überläßt seinen
Gast, der die Nacht in diesem Saal zubringen wird, seinem Schicksal.
Georg Brown ist allein. Er denkt an die geheimnisvolle weiße Dame, doch auch an seine, nicht minder geheimnisvolle schöne Unbekannte, die zu suchen er auSgezogen, um statt ihrer — ein Abent>uer mit einem spukhaften weiblichen Wesen zu finden! Herzlich lacht er darüber, doch beginnt er auch in galanter Werse die weiße Dame, die er sich hold und hübsch verstellt, zu bc- schwöreir ihm zu erscheinen. Da verkündet die Uhr auf dem Thorturme Mitternacht, zugleich ertönt leiser, geheimnisvoller Harfen- ktang und wie er sich wendet, ah! — da steht sie wirklich vor ihm, die er beschwörend gerufen, und ersehnt, im weißen Gewände, Kopf, Gesicht und Körper in einen langen wallenden Schleier gehüllt. „Es ist also doch kein Wahn, sondern ein wahrhaftiger Spuck!" sagt sich Georg Brown. Als die gespenstische Erscheinung ihn aber mit den Namen „Dickson" anredet, lacht er heiter auf und entgeg et: „Ein überirdisches Wesen willst Du sein, und weißt nicht einmal, daß ich nicht Dickson bin?" — Die vermeintliche weiße Dame, die ja keine andere als Miß Anna ist, schreckt bei diesen Worten der ihr fremden Stimme zusammen; im ersten Augenblick glaubte sie sich verloren — doch erkennt sie nur zu rasch den Offizier wieder, den sie vor einigen Jahren in fremdem Lande gepflegt, und dessen Bild sie tief in ihrem Herzen bewahrte. Rasch sich fassend, flüstert sie ihm mit einer schelmischen Uebcrlegenhcit zu: „Wohl kenne chi Dich I Du Heist Georg Brown, bist Offizier, wutdcst im Feld verwundet, wo ein junges Mädchen dich pflegte". „Ganz recht! cs war meine schöne Unbekannte!" ruft der junge Mann freudig erregt.
(Fortsetzung folgt.)
Merk's!
„Mit Deinem liebesdurst'ge» Sinn,
Rat' ich Dir zieh' nach Kamerun hin, Vielleicht sind sie da noch dumm, — Hier bist Du doch — die Reihe rum!"
Verantwortlicher Nedakteur: Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wldbad,