Erzherzog Alkrecht wählte ihn zum Neli- gionslehrer unk Beichtvater seiner Töchter und empfahl ihn für die Stelle des Feldbischofs. Gruscha, der sehr thätig und energisch ist, führte in Oesterreich nach deulschem Muster die katholischen Gesellen- Vereine ein.
— In Mo de Janeiro .sind 40 Ma- rincsoldaten, die für den Kaiser Dom Pedro manifestierten, kriegsgerichtlich erschossen worden.
Verschiedenes. (Reichtum in der Armut.) R-icher Kindersegen ist in diesen Tagen dem Schweinehirten von Galgonya, einem Orte nahe von Stuhlweißutburg, beschert worden, indem ihn seine Gattin mit ierlingen — drei Mädchen und einem Knaben beschenkte — Die ganze, auf einmal so groß gewordene Familie befindet sich wohl, und stolz erzählt ihr Oberhaupt, das tags zuvor noch kinderlos gewesen, im ganzen Dorfe von „seinem Sohn und seine» Töchtern".
.'. (Pariert.) Frau: Wenn du doch nur ein einziges Mal den Hausschlüssel hier
W e k e H r t.
Novelle von F. Stöckelt.
Nachdruck verboten.
19.
„Nun, morgen Abend um diese Zeit haben cnd ich diese Strapazen ein Ende, und wir sitzen wieder in aller Behaglichkeit zu Hanse!" hörte Born Frau Schmidt nahe fast frohlockend rufen, dann sah er beide Damen in eine Droschke steigen. Trübe starrte Born dem davon rollend. Wagen nach.
„Das nenne ich Sckicksalstücke," murmelte er, „mir daS geliebte Mädchen, einem Traumbild gleich, vor Angen zu führen, und somit meine mühsam errungene Ruhe und Fassung auf lange Zeit wieder z» stören." Langsam wandte er sich dann, um ein in der Nähe liegendes Hotel ausznsuchen, wo er mit seimm Freund Bruno Salden, einem jungen Baumeistir, ein Zusammentreffen verabredet hatte.
Hier in Gesellschaft noch einiger Bekannten, in der anregenden Unterhaltung derselben, wurde Born allmählig seiner erregten Stimmung Herr.
Man sprach non Reisen; die ersten Früh- lingSstürme waren ja durchs Land gezogen und hatte» die Wanderlust wach gerufen. Mit Bruno Salden hatte Vorn vor einigen Jahren eine Reise nach dem Schwarzwald gemacht, und Beide erinnerten sich lebhaft jener sckönen heitern Zeit.
„Von uu,ci n ZutnnNsträumen damals, hat sich leider wenig erfüllt!" rief jetzt Salden lachend, „nicht einmal ein Weib haben wir errung'li in den drei Jahren. Allerdings bin ich einigemal sehr nahe daran gewesen, mir einen häuslichen Herd zu gründen, aber schließlich dünkte mir die goldene Freiheit des Junggesellen immer noch verlockender, als cm holdes Ehegemahl, und ein Mädchen die ganz meinen Ansprüchen genügt hätte, fand ich auch nicht!"
„Man vergißt derartige Ansprüche manchmal gänzlich bei gewissen Frauenerscheinungen," sagte Born sinnend. . „Es giebt so
lassen könntest? — Mann: AL, Herz, dafür Hab' ich Dich viel zu gern, als daß ich Dich jede Nacht so spät Herausschellen möchte.
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(Veränderung macht Vergnügen.) Im Delitzschen Kreisblatt Nr. 3 findet sich folgendes Inserat:
„Bekanntmachung. Um zügellos ihrer Genußsucht frönen zu können, entlief am 17. v. M. meine Veränderung liebende Frau zum zwanigstenmale aus ihrem Ehestände. Ich warne hiermit jedermann meiner Frau geh. Frenzel aus Petersroda etwas aus meinen Namen zu borgen, indem ich nichts für dieselbe bezahle.
Borsdorf bei Leipzig.
H. Ahn er, Tischlermstr."
— Immerhin zeigt es von großer Nachsicht, daß der „ahnende" Tischler es sich 19mal hat gefallen lassen!
(Gut pariert.) Zwei junge lebenslustige und fidele Brüder gehen an einer Dame vorüber, welche tief verschleiert einherstolziert. „Sie da," ruft der eine von ihnen, „die schönste Frau, die mir je be- genet ist!" Diese kehrt sich um und er-
eigene individuelle Reize, die uns oft un- wiedcrstehlich anziehen, wenn man auch kaum zu sagen weiß, worin sic bestehen, — Gölhe nannte derartige seltene Menschen: eine Natur!"
„Lieber Freund Du bist verliebt,
Und willst es nicht bekennen I" rief Salden lachend. „Ich will nicht forschen und indiskret sein, aber einen Roman hast Du sicher hinter Dir, Freund Born, und die kleine Stadt von der Durchaus nie sprichst, birgt jedenfalls jenes eigenartige Geschöpf, jene Natur! Ist sie schön? Ist sie blond oder dunkel?" —
Born lachte und sagte: „Das nennst Du nicht indiskret sein? Soviel kann ich Dir übrigens sagen: Der Traum ist aus! Später erzähle ich Dir vielleicht einmal Alles."
„Wenn wir wieder einmal zusammen Gottes schöne Welt durchwandern, nicht wahr?" entgegnete Salden. „Dann erschließen sich die Herzen, wie damals im Schwarzwald, wo ich Dir auch den einzigen kleinen Noman meines^Lebens beichtete, Du erinnerst Dich wohl noch, von der jungen schwarzäugigen skoketten Witwe, deren Knaben ich ans dem Wasser gezogen hatte, und die dann in ihrer Dankbarkeit so rührend liebenswürdig war, daß ich mich sterblich in sie verliebte. Zu meinem Glück ist nichts aus meinem damaligen — — Hei- ratSplane geworden, die Dame, ich habe sie neulich wiedergeschen, hat sich sehr zu ihrem Nachteil verändert. Sie ist, glaube ich, fast zwei Cenlner schwer geworden, und ihr einst so hübsches Antlitz ist jetzt ganz zinnoberrot. Ich preise jetzt wirklich mein Geschick, daß ich damals meine Neigung zu der einst so liebenswürdigen Witwe überwunden habe. Die Zeit heilt eben in ihrer Weise alle Wunden, Du wirst das auch noch an Dir erfahren, lieber Born I"
„Du verstehst so seltsam zu trösten, alter Junge," sagte Born belustigt, „und ich glaube wirklich, wenn ich in Deiner heitern Gesellschaft noch einmal reiste, würde mein Herz vollständig gesunden."
widert indigniert in spöttischem Tone: „Wohl wünschte ich, mein Herr, aus Erkenntlichkeit ein Gleiches von Ihnen sagen zu können." „Wie," versetzte der Galan ärgerlich, „können sie denn nicht auch so lügen wie ich?"
. . (Unv rbesserlich.) Professor (examiniert in Gegenwart der Studenten einen Kranken, der kürzlich das Delirium überstanden hat): „Wie lange seid Ihr denn schon in der Klinik?" Alter Trinker: „Zwce Wochen, schätz' ich!" Professor: „Nun erzählt einmal diesen Herren, was Euch fehlt." Alter Trinker: „Nischt als Schnaps, meine Herren!"
.-. (Der Fuchs im Sarg.) Als dieser Tage im schlessischen Städtchen Volkenhayn aus Anlaß einer Beisetzung eine Familiengruft geöffnet wurde, vernahm der Totengräber ein Geräusch in einem Sarge. Auss höchste erschreckt, holte er schnell Hilfe herbei. Die Untersuchung ergab, daß ein Fuchs, der durch einen Abzugskanal in die Gruft hineingekommen war, das Fußende des Sarges durchbrochen und sich dann in dem Sarge eingelagert hatte. Hascnbälge, Rehhuhnfedern rc. bewiesen, daß der Fuchs dort schon längere Zeit gehaust hatte.
„Nun, das ließe sich leicht ausführen. Ich habe oft schon nach nach jenem stillen schönen Erdenwinkel im Schwarzwald unbeschreibliche Sehnsucht gehabt. Das Tan- nendunkcl, das Wiesengrün, der kleine himmelblaue See, das Häuschen am Waldesrand, in welchen wir uns damals eingemietet hatten, wie ein wunderschöner Traum, liegt das Alles vor meinen Augen."
„Auch mich erfaßt es oft wie Heimweh danach," sagte Born, „sie waren unbeschreiblich schön, jene Tage, die wir dort znsam- men verlebt haben. Unendlich reich erschien mir damals das Leben und die Zukunft I Und nun ist mir, als hätte mich die Jugend und das schöne Vorrecht derselben, zu hoffen und zu träumen seitdem für immer verlassen. Frauenlicbc wird mir auf meinen Pfaden wohl nie mehr lächeln!"
„Und warum nicht?" rief Salden.
„Ich bin ein Krüppel!" erwiderte Born voll tiefer Bitterkeit — und ich .habe in dieser Beziehung schon eine sehr herbeTäusch- ung erlebt. — Von einer Dame hatte ich, und ich war in einer Art auch wohl berechtigt dazu, trotz alledem erwartet, daß sie mir dennoch Liebe entgegen bringen würde. Ha, ha ha I" lachte er höhnisch auf, „glaube auch noch Einer an tiefe Fraucnliebe, die eine große Prüfung erträgt I Ich kann es nicht mehr!"
Salder blickte den Freund betraffen au. Sein sorglos heiteres Gemüt hatte für ein tieferes leidenschaftliches Empfinden kein rechtes Verständnis und er war momentan um Worte verlegen, bis Born selbst dem Gespräch eine andere Wendung gab. Schließlich kam man wieder auf die Reisepläne zurück, und faßte den Beschluß, im Sommer zusammen eine Rheinreise zu machen u. dann jenen kleinen Badeort im Schwarzwald aufzusuchen, wo, wie Salden dem Freund versicherte, ihm jedenfalls wieder neue Lebenslust und Freude aufgehen solle.
(Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von B e r nh ard Hofmannin Wildhad,