— Emin leidet an einem Schädelabsceß und tcilweiser Zungenlähmung; er will Ba- gamoyo nicht verlassen, wo er in völliger Zurückgezogenheit lebt und nur den deutschen Arzt sicht.
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— Taufe mit Hindernissen. Um seinen jüngsten Sprößling taufen zu lassen, fuhr — so schreibt man aus Memmingen — ein glücklicher Vater mit Pate und Patin nach der Martinskirche. Als jedoch die Taufe vorgenommen werden sollte, fand sich, daß man — den Täufling vergessen hatte!
* (Strafe sür einen Kuß.) Ein teurer Kuß ist cs geworden, den jüngst in Haßloch auf einer Festlichkeit ein junger Mann einer Schönen ohne deren Einwilligung raubte. Die gekränkte Schöne erhob Klage, und der Richter verurteilte den Räuber zu einer Entschädigung von 400 ^
.-. (Januar-Töchter.) Ein altes Pro- gnostikon sür im Januar geborene Töchter besagt: „Ern Töchtcrlein, das Januar bescheret, hat in der Haushaltung großen Wert; es hält seine Pfennige hübsch zu Rate, vertändelt sich nicht im Flitterstaate;
ist einfältig, wie die liebe Natur und küßt ihren Liebsten als Hausgesponnst nur."
— Im Verlage von P. I. Tanger in Köln ist ein ebenso hübsches, wie leicht absetzbares Gcschenkwerk von E. Pasqu 5 erschienen: 20 Opern-Erziihlungen" eleg. drosch. 2 Mk., schön geb. 3 M. Dieselben bringen in anregender, für die Jugend bestimmter erzählender Form den textlichen Inhalt der schönsten und bekanntesten Opern. Referent möchte nicht behaupten, daß das übrigens wunderhübsch ausgestattete Werk nur der Jugend dienlich ist, — auch Erwachsene werden ihre Freude daran haben und das betreffende Operntextbuch beim Besuch einer Oper entbehren können, wenn sie sich aus obigem Werke vorher über den Inhalt der Handlung in Kenntnis gesetzt haben. Ist es doch an und für sich störend, wenn nicht ganz unmöglich, während der Vorstellung im Textbuche nachzulesen — die „Pas- quö'schcnWerkes ist, daß die einzelnen „Opern- Erzähliingen" geschichtliche Erläuterungen über die Entstehung jeder einzelnen Oper und biographische Daten enthalten, wie auch der Inhalt dazu angethan ist, das musikali
sche Verständnis zu fördern. Für die Jugend erfüllt das wertvolle Buch seine Mission insofern, als es die Lust und Freude an den musikalischen Meisterwerke erweckt.
— Kriegskunst-Ausstellung Köln 1890. Die Abteilung „Armecbedarf" der Kriegskunst-Ausstellung erfreut sich eines ganz außerordentlichen Interesses in kaufmännischen Kreisen, und sind cs ganz besonders die Gruppen „Lederfabrikation" , „Tuche" und „Nahrungsmittel", welche zahlreiche Anmeldungen aufzuweisen haben. Die beteiligten Kreise scheinen verstanden zu haben, daß selten eine Fach-Ausstellung so viele Vorteile für ihre Teilnehmer in sich schließt, als gerade die Kriegskunst-Ausstellung, deren reichhaltiges Programm den Vertretern der verschiedensten Industriezweige Gelegenheit bietet, die Aufmerksamkeit der Militärbehörden aller Staaten auf ihre Erzeugnisse zu ziehen. Ein äußerst zahlreicher Besuch der ersten deutschen Kriegskunst-Ausstellung von Fachleuten aller Länder darf mit Bestimmtheit erwartet werden. Wie die Leitung mitteilt, ist der Schlußtermin für Anmeldungen auf den 15. Februar 1890 festgesetzt.
W e k e H r t.
Novelle von F. Stöckert.
Nachdruck verboten.
14.
Centaerschwer lastete das Unglück ihres Retters auf ihrer Seele, wie ein nie zu sühnendes Schuldbewußtst!».
In den ersten Tagen nach dem Brande war Dora in ihrer Unruhe und Aufregung nach dem Hause des Doktors geeilt, und hatte dort ihre schwachen Kräfte zur Pflege des Kranken angeboren, war aber von dem Doktor wenn auch gütig, aber doch sehr bestimmt abgewiesen worden.
„Sie taugen nicht dazu, Fräulein Dora," Hatto er gesagt, „ich habe eine erprobte Krankenpflegerin engagiert, deren Hände fest und sicher sind, die nicht zittert und aufschrett, wen» ein Schnitt in's Fleisch gemacht wird, wie solche Dämchen wie Sie es zu thun pflegen. Sie wurde» ja ohnmächtig, als ich Ihren Herr» Onkel vor einiger Zeit Ader ließ. Freilich konnte ich es Ihnen nicht wehren, wenn der Herr Assessor Ihnen näyerstände, wenn Sie mit dem Recht einer Braut" —
„Nein, nein I" hatte ihn da Dora mit glühend rotem Antlitz unterbrochen und war dann eilends hlnwcggeeilt aus dem Hause, in welchem Born sich in den heftigsten Schmerzen auf seinem Lager hin und her warf und in seinen Fieberphantasien die harte schwere Hand seiner Pflegerin von sich stieß, und nach einer andern wuchern Hand verlangte, die rosige Haideblumen zwischen den Fingern hielt und dann fortwährend nach der schlanken leichten Mädchengestalt fragte, die er doch in den Armen gehalten.
„Warum kam sie nicht? War sie dennoch verbrannt? Hatten die Flammen das gelbe Atlaskleid erfaßt? Waren die geschmeidigen jungen Glieder, Alles, Alles ein Raub derselben geworden, und hatte er nur geträumt, daß er sie gerettet! War Alles nur ein Traumbild gewesen? Auch das himmelblau draperierte Schlafzimmer, in welchem sie auf dem Fußboden gelegen, starr und
Leranlwortlicher Redakteur: Bern
regungslos, — — als er aber ihren Namen gerufen, da habe sic die braunen Kindcr- angen anfgzschlagrn, und als er dann mit ihr auf der Fensterbrüstung gestanden, habe sie geflüstert: „Sie sind cs I Sie retten mich !" Ach, sie habe doch daraus ersehen müssen, daß nur heißes Lieben ihn dazu getrieben! Aber sie liebe ihn wohl nicht wieder, sonst wäre sie doch wohl ein einziges Mal an sein Schmerzenslager gekommen und hätte die kleine weiche Hand auf seine Stirn gelegt." — Die Wärterin hörte alle diese Reden des im Fieber phantasierenden Assessors gleichgiltig mit an, während sie mit geschickter, aber wenig liebloser Hand Com- pressen auf den erhitzten Kopf des Kranken legte, bis die fieberheißen Lippen verstummten, und er müde in die Kissen sank.
Einige Wochen banger Sorge war vergangen, bis die Aerzte endlich au Born's Krankenlager rückhaltlos die Jubelworte aus- rufen konnten, daß er gerettet sei. Born war aber noch sehr schwach und lernte erst allmählich wieder klarer denken, und Traum und Wirklichkeit unterscheiden.
Der alte Herr Schmidt brachte seinen Damen an einem sonnigen Oktobertag die erfreuliche Nachricht aus der Stadt mit, daß der Assessor Born nun gänzlich außer Gefahr sei.
„Nun wird ja wohl mein armeS blasses Nichtchen auch ein Mal wieder etwas fröhlicher ausschanen," wandte er sich gutmütig an Dora, die kein Wort über die Lippen gebracht und nur wie im stummen Gebet die Hände gefaltet hatte; heiße Thränen wallten dabei über ihre Wangen.
Ihr Onkel blickteZeinc ,Fran kopfschüttelnd an.
„Sie ist wie verwandelt, gar nicht wieder zu erkennen," murmelte er, als Dora jetzt das Zimmer verließ und nach dem kleinen Garten ging.
Der Oktoberhimmel wölbte sich fast tiefblau über der bunten, herbstlichen Erde. Astern und Reseda blühten noch in reicher Fülle in dem Garten, und die zierlichen
Harb Hofmann.) Druck und Verlag von Be
Ranken des wilden Weins hingen in leuchtend rother Pracht draußen an dem Stackcl herunter. Ein Hauch von Melancholie aber lag doch über all diser bunten Farbenpracht, die Luft war so mild und wie träumerisch, zitternd sielen die Knuten welken Blätter von den Bäumen und Sträuchen zur Erde. — Die Natur lag eben im Sterben, und es war nur ein trügerisches Aufleuchten, welches ihr der sonnige Octobertag schenkte. Ein einziger Nachtfrost vermochte Alles zu zerstören, womit Mutter Erde sich, einer verblühten alternden Schöne» gleich, heute noch so kokett geschmückt.
Dora hatte sich in die weinumsponnene Laube gesetzt, anch in ihren Augen hatte der sonnige Herbsttag eine sehr melancholische Bedeutung. Trotz der guten Nachrichten, die der Onkel über Born's Befinden gebracht, war cs ihr unendlich bange um's Herz. Die nächste Zeit mußte ein Wiedersehen mit ihrem Lebensretter bringen; es würde ihr dann endlich vergönnt sein, ihm zu danken. Sie hat sich diesen Moment schon sehr oft ausgemalt. Aber wie sollte sie ihm danken! Jedes Wort dünkte ihr armselig und verbraucht ihm 'gegenüber. Sollte sie ihm sagen: Daß ihr ganzes Leben, ihr ganzes Sein fortan ihm gehörte, daß sie mit der hingcbendstcn Liebe ihm Alles lohnen wollte. Aber wie, wenn er ihre Liebe, ihre Hingebung nur als ein Opfer ansah, das er nicht annehmcn wollte, weil er ein siecher verkrüppelter Mann geworden war, dem auf seinen Lebenswegen Frauenliebe nicht mehr erblühen kann?! — Was sollte Dora dann beginnen ? Sollte sie sich so tief vor ihm demütigen, daß sie um seine Liebe bettelte.
(Fortsetzung folgt.)
Merk's!
Nicht Worte braucht die Lästersucht, Die lieblos uns're Fehler hechelt: So manche gift'ge Kränkuvg wird Anstatt gesprochen — nur gelächelt!
rnhard Hosmann in Wildbad.