Fortuna bat ßch diesmal sehr verständig gezkig: uns die Halde Mllion Franken einem wacke^ n Lrbiilcr, Älter von 6 Kindern, in den Schoß geworfen. Der Glückspilz ist ein Buchdrucker Linnens FranssenS, ein ge­borener Belgier, der seit langer Zeit hier ansässig ist und seit 14 Jahren in einer Druckerei arbeitet. FranssenS hatte nur den einen Bon Nr. 54,639 gekauft und benützte den gestrigen Feiertag, um die Liste der ge­zogenen Nummern durchzusehen. Man kann sich eine freudige Uebcrraschung vorstellen, als er die Gewißheit erlangte, daß sein Bo» den Haupttreffer gemacht. Er fuhr noch gestern nach dem Credit foncier, dessen Bureau aber geschlossen waren, weshalb er erst heute den wertvollen Bon gegen eine Empfangs­bestätigung hinterlegen konnte. FranssenS wird erst am 1. Dezember den Betrag von 485,000 Frcs. 15,000 Frcs., d. i. 3 Prozent, beträgt die Gewinnststeucr be­heben können und dann, wie er erklärte, von seinen Renten leben. Inzwischen wird er mit Glückwünschen und natürlich auch mit Bettelbriefen überhäuft, so daß er wahr­scheinlich seine bescheidene Wohnung in der Rue du Chateau, wo auch der Abgeordnete Jacques, der Mitbewerber BoulangerS am 27 Januar, seine Branntweinbrennerei hat, wird verlassen müssen.

lieber den Einsturz einer Teppich­fabrik in Glasgow während des Sturmes vom Freitag werden der Fr. Ztg. folgende Einzelheiten gemeldet: Das Unglück crfo'glc

nach 5 Uhr nachmittags, als der Sturm sehr heftig war. Eine 5 Stockwerk hohe Mauer des im Umbau begriffenen Fabrik­gebäudes stürzte auf den im stehengebliedenen alten Teil befindlichen Arbeitssaal, in wel­chem über 150 Arbeiterinnen an mit Dampf getriebenen Webstühlen beschäftigt waren. Die Maurer hatten die Arbeit eben verlas­sen. Plötzlich erloschen alle Lichter und der ganze Saal wurde mit Balken und Steinen bedeckt. Der Mehrzahl der Arbeiterinnen gelang es, zu flüchten. Die Löschbrigade unternahm das Rettungswerk. Bis Mitter­nacht waren 18 Schwerverletzte, 3 Lebende und 17 Tode ausgegraben. 30 weitere Per­sonen sind verschüttet. Das Fundament der Mauer ruhte auf einer alten Kohlengrube!

Verschiedenes.

Der in England seiner Zeit einer beinahe unglaublichen Beliebtheit sich er­freuende Komiker Sothcrn bestellte einmal bei einem Unternehmer von Leichenbegäng­nissen alles für ein Begräbnis im vornehm­sten S»le Notwendige. Nachdem er im Ver­lauf des nächsten Tages zweimal sich nach dem Fortgange der Vorbereitungen erkundigt halte, erschien er abends abermals u. fragte den Unternehmer, wenn er in den Besitz des Leichnams kommen könnte.Des Leich­nams?" fragte der Unternehmer bestürzt. Nun ja doch", erwiderte Sothern.Be­sorgen Sie den nicht auch?" Als der Unternehmer ihn hierauf hilflos anstarrte,

zog Sothern eine EmpfehlungSkarte des Ge­schäfts hervor, hielt sic ihm hin undjsagte: Hier steht doch deutlich: Alle zu Leichen­begängnissen erforderlichen Dinge werden gut und prompt besorgt. Ist nicht die Leiche das Erste aller erforderlichen Dinge?"

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(Der Dieb im Eisenbahnwagen.) Auf dem Bahnhofe in Genua schlich sich ein Dieb in einen mit Kornsäcken gefüllten Packwagen. Ehe er jedoch mit seiner Beute entwischen konnte, plombierte der Bahnwäch­ter den Wagen; gleich darauf wurde der­selbe nach Mailand dirigirt. Als man nun hier den Wagen zum Ausladen öffnete, lag der Bursche unter den Säcken verborgen. Er hatte, um seinen Hunger zu stillen, eine Menge Korn verzehrt und war nun froh, wieder ans Tageslicht zu kommen.

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Als Herr und Frau Gladstone neu­lich in einem Hotel eines kleinen Bade- platzes übernachteten, unterhielt sich die ge­sprächige katholische Wirtin mit Frau Glad­stone vor dem Frühstück über den Zustand Irlands.Was wird auch das Schicksal des unglücklichen Landes sein, liebe Frau Gladstone?" seufzte sie, und indem sic demütig die Augen nach Oben richtete, fuhr sie fort:Der Eine, der über uns ist, wird es wohl wissen."Ja," erwiderte Frau Gladstone ruhig,er wird gleich her- Unterkommen, er bürstet nur noch seine Haare."

Die Rose von Augsburg.

Historische Erzählung von Carl Cassau.

Nachdruck verboten.

10 .

Bedenkt man das unerhörte Vorkommnis der heimlichen Ehe eines Erbpr. mit einer Baders- ivätter, und zieht dabei den Aberglauben jener Zeit in Betracht, erwägt man ferner, was für die ganze bayerische Dynastie durch die Ehe des Erbprinzen Albrecht mit einer unebendürtigen Frau auf dem Spiele stand, so wird man den Gcdankengang des Her­zog? Ernst jedem:4S begreifen können.

Nach einem kurzen leisen Zwiegespräch des Herzogs mit dnn Stadtrichter und dem Abt Eupheonus begann das Verhör der Bernauerin.

Wie heißt Ihr?" fragte der Stadt- richter.

ÄgueS Bernauerin, Tochter KaSpar Bernauer's in Angcburg, ehelich Gemahl Herzog Albrcchl'S von Bayern!" entgeanete Agnes ruhig.

Ihr irrt; jene Ehe ist ungültig I" er­klärte der Stadtrichter aber bestimmt.

Vor Menschen vielleicht, vor Gott nie­mals !"

Ihr sollt Euch von Herzog Albrecht lossagen !

Ja, wenn mein Herz aufhört zu schla­gen I"

Seine herzogliche Gnaden, Herzog Ernst, der gebietende, regierende Herr von Bayern, haben in diese Ehe nicht gewilligt und er­klären sie für ungültig!",

Wer kann trennen, was Gott geeint?" erwiderte Agnes mit einem Seufzer gen Himmel.

Ihr sollt Eures Lebens versichert sein, ttzrnn Ihr auf die Ehe mit Herzog Alb-

Berantwsrllicher Redakteur: Bein

recht verzichtet und einen Mann aus dem Bürgcrstande ehelicht!"

Ich lasse nie von Herzog Mlbrecht, er ist mein Gatte!" schrie da AgneS in leiden­schaftlichem Schmerze empor und erhob flehend die Hände gen Himmel..

Auf einen Wink des Herzogs gab der Stadtrichter den Vorsitz darauf an den Abt Euphronus ab. Dieser erhob sich mit den Worten:

Irr uomins Domini et 8anotorum, Du, Agnes Bernauerin, Gemahl Herzog Al- brechts von Bayern, bist der Hexerei und Zauberei angeklagt, indem Du sothanen Her­zog Albrecht mit zauberischen Buhlkünsten berückt und zur Ehe verlockt hast!"

Agnes ward rot vor Scham.

Das sagt Ihr, Herr Abt, der Ihr mich heute früh noch zur Flucht verleiten wolltet?"

Ja, aus übergroßem Mitleid wollten wir Euch retten, aber Enre Hartnäckigkeit zwingt uns zur Strenge. Henker, thue Dei­nen Dienst!"

Sofort rollte ein Vorhang auf, der bis­her den Henker im roten Gewände nebst seinem Gehilfen, der das höhnisch lachende Gesicht Veit Röthel's trug, verborgen hatte.

Wollt Ihr Eure Sünde gestehen?" fragte Euphronus noch einmal.

Wenn cs eine Sünde war, was ich that, so beging ich nur die eine: Herzog Albrecht zu lieben!"

Henker, thue Deine Pflicht!"

Der Henker und sein Gehülfe Veit Nöthel, stürzten sich auf Agnes, rissen ihr die Kleider vom Leibe und brachten sie auf die Folter. Man unterwarf das schwache Weib drei Graden, bis die Aermste, von den furchtbarsten Schmerzen gequält, aus- rief:

Harb Hofmann.) Druck und Verlag von B e

Ja, ja, ich will Alles bekennen, Alles bekennen I

Man schraubte sie nun von der Streck- leiter los und warf ihr einen Armeusünder- kittel über. Nun nahm Abt Euphronus ein Protokoll auf des Inhalts, daß besagte Deliquentin Agnes Bernauerin mit Zauber­künsten, so sic vom Teufel selbst gelernt, mit dem sie in der Walpurgisnacht getanzt, Herzog Albrecht an sich gefesselt und zur Ehe verlockt habe, daß sie Umgang mit Hexen gehabt und sich sammt diesen in schwarze Katzen oft verwandelt und nun um gnädige Strafe bitte. Agnes ließ aus Furcht vor der Folter Alles aus sich herausfragen, Alles sich herausfragen, Alles mit sich geschehen. Als sie unterschreiben mußte, seufzte sie nur:

O Schwester Klara, warum mußte ich schreiben lernen?"

Das Urteil war bald gesprochen; in An­betracht, daß besagte Hexe, Agnes Bernauerin aus Augsburg, Teufelskünste getrieben, den Herzog Albrecht von Bayern zu berücken, sie zu freien; in Anbetracht ferner, daß sie die ganze Welt mit TcufelSkunst bestochen, sie für einen Engel zu erklären, solle in der Donau Wasser an der Brücken ersäuft wer­den.

DaS Gericht übergab «un Agnes, die mit gefalteten Händen dastand, den Henkern. Veit Nöthel legte die erste Hand an sie:

Willigt ein mein Weib zu sein und Ihr sollt gerettet I" flüsterte er. Aber sie antwortete nichts als die Worte:

Elender Schelm!"

Er wollte nun frech Agnes mit Schimpf­namen belegen, aber da schnit ihm ein her­zoglicher Heroldstrompeter das Wort ab, indem er mit lauter Stimme bekannt machte:

(Fortsetzung folgt.)

rnhard Hsfmann in Witbbad.