Zuvor setzte sie ihr 10 Monate altes Kind ans eine Bank, umgab cS mit Betten und rückte den Tisch ganz nahe an die Bank. Das Kind glitt auf den Kissen aus und blieb mit dem Kopfe zwischen Bank und Tisch hangen, so daß es erstickte.

Crailsheim, 2. Okt. Bei einer Samm­lung sür die Hagelbcschädigten kamen in unserer Stadt 375 ^ 70 zusammen.

Vom Bodensee, 1. Okt. Heute mittag brach beim Beladen des württembergischen Trajektkahnö im Hafen von Bregenz die Kuppelung, welche die Trajeklbrücke mit dem Kahn verbindet; infolgedessen wurde der Kahn vom Land getrieben und cs fielen zwei Obstwagen in den See, ein dritter blieb zur Hälfte auf der Brücke. Durch den starken Stoß, den der Trajcktkahn cm- ftug, wurde derselbe gegen die entgegenge­setzt liegende Hafenmauer getrieben, wo das Fahrzeug einen starken Leck erhielt. Der­selbe, welcher fast über dem Wasserspiegel sich befindet, konnte gut verstopft werden, so daß eine weitere Gefährdung des Fahr­zeugs nicht zu befürchten war. Der Trajekl- verkehr mit der Station Bregenz wird durch diesen Unfall auf einige Tage unterbrochen werden.

Kel'ene.

Ein Bild aus dem Leben.

3.

Die Walzermusik war verrausch! und Helene halte sich glückstrahlende» Blickes von Felix zu ihrem Platze zurückgeleiteu lassen. Ihre Wangen zeigte» ein lebhaftes Not. die Augen blitzten vor Erregung, aber wiederum wies sie die von der Mutter ge­äußerten Besorgnisse scherzend zurück und bald flog Helene auf's Neue, diesmal mit einem andern Tänzer, dahin und auch den nächsten Tanz konnte sie sich nicht versagen, wenngleich ihre Wangen glühten, die Augen fiebrisch zu glänze» begannen und die Pulse stürmisch klopften. Aber von allen Seiten sagte man Helene Schmeicheleien, teils fade, teils geistreiche, über ihre Schönheit, ihr blühendes Aussehen, ihre Tanzkunst, von allen Seilen drängte sich die Schaar ihrer Verwundeter und längst dachte sie nicht mehr daran, wie Dr. Werner der Mutter mög­lichste Schonung für Helene anempsohlen halte und die eitle Mutter selbst schien die Warnungen des alten Arztes über den Tri­umphen, welche ihre Tochter feierte, verges­sen zu haben, denn sic fand kein Wort ern­sten WiederspruchcS mehr, wenn Helene immer wi-der in das wogende Meer der Tanzen­den entführt wurde.

Der letzte Tanz vor der allgemeinen Pause wurde jetzt vom Orchester eingeleitet und Felix war für denselben abermals in Heln.en's Karte eingezeichnet. Mit dem Ausdrucke zärtlicher Besorgnis ruhten in­dessen seine Blicke auf dum Antlitze deö jun­gen Mädchens denn die fieberhafte Röte, welche auf den Wangen Helenens brannte, schien in der That dafür zu sprechen, daß sich die kaum Genesene allmählich doch zu viel zngemutet habe und lebhaft drang der junge Man» in Helene, den bevorstehenden Tanz wenigstens auszusetzen. Mit einem reizenden Schmollen bestand Helene jedoch darauf, noch einmal vor der großen Pause, tanzen und versprach sie, sich für den übri­gen Teil des Balles einer um so größeren

Frankfurt a. M-, 2. Oktober. Eine entsetzliche Mordthat trug sich heute morgen zwischen 6 und 7 Uhr in dem gegenüber­liegenden Sachsenhauscn zu. Der daselbst Gartenstraße 33 wohnhafte Eisenbahnsekre­tär Thun erschlug ohne jegliche Veranlass­ung seine ruhig im Bett schlummernde Ehe­frau mit einem schweren Hammer. Da die Eheleute in geordneten und friedlichen Ver­hältnissen lebte», so kann man nur anneh­men, daß der Unglückliche plötzlich von einem Wahnsinnsanfall gepackt worden ist. Diese Annahme wird dadurch noch wahrscheinlicher, daß Thun nach vollbrachter Thak ganz ruhig blieb und den Vorfall selbst der Polizei schriftlich anzeigte,

Der ReichslagSabgeordnete Stöcker bereist zur Zeit den Wahlkreis Siege», um bei den Wählern durch Reden seine Wieder­wahl zu betreiben. Die Nationalliberalen erklären von Berlin aus, daß sie Herrn Stöcker nicht mehr in den Reichstag lassen wollen.

Eiseiibahnzusammelistoß im Tunnel Von Aliano. Ein entsetzliches Unglück wird aus Italien gemeldet, wo bei Ariano, der nordöstlich von Avellino in den Apenninen auf hohen, Tufsteinfelsen gelegenen Kreis-

Zurückhaltung zu befleißigen und da sie ihre Erhitzung aus die allerdings sehr schwül und drückend gewordene Temperatur im Saale zurückführte, so ließ sich Felix in seinen liebenden Bedenken nur leicht beschwichtigen und bald glitten Beide wieder in den Wogen ocs Tanzes dahin.

Mein Himmel", sagte einer der zu­schauende» Herren zu einem neben ihm Stehenden,ist denn das nicht Helene von Wallcnberg, die dort mit dem jungen Mer­tens dahinfliegt? Mein Onkel hat ihr ja noch heute früh seinen ärztlichen Besuch ab- gestattct und sich nachher mir gegenüber ge­äußert, wenn Fräulein von Wallcnberg wirk­lich auf den heutigen Ball ginge, könne er für nichts stehen .... und nun ist sie doch erschienen welch' ei» Wahnsinn!"

Und doch," erwiederte der Angercdete, würde dem Balle die Krone fehle», wenn Fräulein v. Wallcnberg nicht anwesend wäre, sie ist, unter uns gesagt, die Schönste der Schönen, nur"

Ein Schrei aus der Mitte der Tanzen­den unterbrach den Sprecher und Alles drängte erschrocken der betreffenden Stelle zu, während die Musik mit einer grellen Dissonanz abbrach Helene von Wallen- beig lag leblos in den Armen des Gelieb­ten, der noch immer wie erstarrt auf die theure Last blickte. Milten im Tanzen hatte Helene mit einem Aufschrei nach ihrer Brust gegriffen, um dann wortlos in die Arme ihres Tänzers zurückzusinkcn, der wie be­täubt unter der Wucht des entsetzlichen Un­glücks dastand. Da ertönte ein neuer Schrei Frau von Wallenberg halte die Gruppe erblickt und wollte sich verzweifelnd auf den regungslosen Körper der geliebten Tochter stürzen, aber ohnmächtig brach sie selbst zu­sammen.

Die furchtbarste Verwirrung und Be­stürzung herrschte im Saale, doch rasch ent­schlossen, trugen einige Herren Frau von Wallenberg nach einem Nebenzimmer, um sie hier der Fürsorge der anwesenden Damen zu überlassen, während man die Tochter nach einem andern Zimmer brachte. Ein Arzt

Hauptstadt, zwei Pcrsoncnzüge aufeinander- gestoßen sind. Die Katastrophe wird da­durch noch furchtbarer, daß der Zusammen­stoß bei Nacht erfolgt ist, ja in doppelter Nacht, denn der Schauplatz des Unglücks ist ein enger Tunnel, so daß die Lage der bedauernswerthen Opfer eine noch schreck­lichere wurde. Eingekeilt in fürchterliche Enge, unter Trümmern und in rauchiger Luft fast erstickend, befanden sie sich an einem Platze, auf dem ihnen nur äußerst schwierig und langsam Rettung und Bei­stand gebracht werden konnte. Eine weitere Panik wurde durch die aus dem Viehwagen auSbrechcndcn Rinder heraufbeschworen, so daß alle Umstände sich vereinigten, um den Zustand der von Todesangst und Schmerzen gepeinigten Verwundeten zu verschlimmern.

Jassy, 30. Sept. Beim hiesigen Bau- guier David wurde in letzter Nacht ein Ein­bruch verübt und 120,000 Frcs. in rumäni­schen Bankbilletten, 7000 Napoleonsd'or und Schmucksachen im Werte von 30,000 FrcS. gestohlen.

.-. (Erkannt.) Mädel (zu ihrem Schatz): Sei g'scheidt, Seppel, nud forder dreist 800 ^ zur Aussteuer vom Vater, sonst nimmst Du mi nit!" war hier rasch zur Stelle, aber er konnte nur noch den cingetretcnen Tot des noch vor wenigen Minuten so übermütig und heiter sich gebenden schönen Mädchens kon­statieren und vergebens knieete Felix in Hel­ler Verzweifclung neben dem leblosen Kör­per nieder, um das weiche Haar, von den blaugeränderten Schläfen zurückzustreichcn, den pulslosen Arm zu drücken, nach dem Klopfen deö Herzens zu horchen Helene war tot!

Ende.

Vermischtes.

.'. Nachstehendespoesievolle" Heirats- Gesuch enthielt vor einiger dieKöln. Z":

Vier Mädchen vom Lande, mit städtischem Verstände

Hätten gern vier Männer, zarter Herzen Kenner,

Germanias stolzen Wuchs die eine prä­sentiert, ^

DeSdemvnas Haar und blaues Augenpaar die zweite ziert,

Heckenröslein zart und fein, blühte nicht mehr gern allein,

Und ein schelmisch keckes Reh verzehrt sich in Liebesweh,

Familie ist bei allen fein, Verwegen teils groß teils klein.

Wer treu uns will beglücken, mag Brief und Bild bald schicken.

Offerten unter Q. 348 an die Expedition dieser Zeitung.

Solchen Herren der Schöpfung, denen es auf schlechte Verse nicht ankommt und wegen Mangel an Damenbekauulschaft" seither nicht möglich war,unter die Haube zu kommen" ist hier also die schönste Ge­legenheit geboten.

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.-. (Gut auSgedrückt.) Frau, Du ver­zärtelst die Kinder. So eine Affenliebe! Sei Du nur still, sonst will ich Dir sagen, wie groß Deine "Affen-Liebe" ist, wenn Du ins Wirtshaus gehst.

Verantwortlicher Redakteur -Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von B e r nh ard H o sm » nn in Wildbad.