glkichliche Mahl kostete, Beleuchtung und Ausschmückung eing rechnet, 200,000 Franken. In der Garderobe wurden 10,100 Cylinderhüte abgegeben. Der Garderobechef hat ausgerechnet, daß man, wenn man diese Hüte aufeinander legen würde, einen hohe» Portikus aufrichten konnte, dessen Gewölbe auf vier Säulen ruhen würde, und daß dieses Monument den Eissel-Turm um 10 w überragen würde. Daneben gab es 1140 Filzhüte von gewöhnlicher Form, harte und weiche, dunkle und Helle.
Verschiedenes.
— Eine schuldenbelastete Mitgift. Ein junger Kaufmann hatte auf dem bekannten „nicht mehr ungewöhnlichen Wege" eine Gattin mit „einigem Vermögen" gesucht und schließlich auch eine Wittwe gefunden, die 12,000 rKl besaß. Wenige Wochen nach der Trauung wurde er jedoch auf eine sehr unangenehme Weise überrascht, indem verschiedene Leute erschienen und namhafte Beträge, die seine Gattin ihnen schulde, nunmehr von ihm verlangten. Die Zahlung wurde verweigert. Nun verlangen die Gläubiger, daß sie durch die Summe, welche
ihre Schuldnerin mit in die Ehe brachte, schadlos gehalten werden. Da die Schulden der Frau ca. 16,000 ^ betragen, hat der junge Ehemann, weil er getäuscht worden sei, die Scheidungsklage angestrengt.
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(Es kommt immer besser.) Junger Ehemann: „Weißt du, mein Kind, ich denke, unser Wortschatz an Kose-Namen ist groß genug, ohne daß du ins Tierreich zu greifen brauchst. Herzchen und Schnuckelchen sind ja gut geuug Verschone mich also mit Mätzchen und Mäuschen und süßes Tierchen." — Gattin „Aber, du Schaf, das geschieht ja doch nur aus Liebe!"
.-. (Der neue Automat.) Ein holländischer Apotheker hat sich ein Patent auf einen Automaten genommen, der in Gestalt einer hölzernen, menschlichen Figur hcrgestellt ist. Jeder Körperteil enthält nun verschiedene Abteilungen, deren jede zur Aufnahme eines Geldstückes nach Art der ge- gewöhnlichen Automaten eingerichtet ist und den Namen irgend eines Nebels oder einer Krankheit trägt. Bei Benutzung des Automaten erhält man die gegen die betreffende
Krankheit erforderliche Pille oder Salbe oder was es sonst sein mag. Wir schlagen vor, den Apparat wegen Kurpfuscherei zu belangen.
(Ein vermißter Bräutigam.) Seit einigen Tagen wird in Frankfurt ein 27 Jahre alter Techniker vermißt. ' Derselbe hatte sich mit einem wohlhabenden Mädchen verlobt. Nachdem er die Schwiegereltern unter allerlei Vorwänden angepumpt hatte, gab er vor, eine Geschäftsreise nach Nürnberg antreten zu müssen. Seitdem hat er nichts mehr von sich hören und sehen lassen. Inzwischen stellte cs sich heraus, daß er Schmucksache» von Braut und Schwiegermutter mitgenommen und zwei Wechsel gefälscht hat.
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(Sicheres Zeichen.) „Aber Anna, Du hast heute schon wieder trotz meines Verbotes ein Rendezvous mit dem Doktor —".— „Liebe Mama, er hat die redlichsten Absichten; er hat mir ja sogar geküßt!"
Auflösung der Scherz-Frage in Nr. 100.
„O d e r."
Der WazorntsHer-r.
Novelle von F. vou öimpnrg
Nachdruck verboten.
16.
Eines Tages war Graf Morenau zur Stadt gefahren, die Gräfin Mutter hatte starke Migräne und Margarethe saß bei ihr, um ihr vvrzulesen ; nur Melanie war allein und trieb sich vergnügt im Schloß und Park umher. Endlich kam die Stuude, wo der Schloßherr heimkchren mußte und heimlich eilte das junge Mädchen ins Zimmer, um »och eine späte Rose in die Locken zu stecken. Dann begab sie sich in den der Landstraße zunächst gelegenen Teil des Parkes, um den heimkchrenden Grafen zuerst zu begrüßen. Auch sic wollte das Spiel endlich beenden, cS fing an, ihr langweilig zu werden.
Richtig, dort wirbelte dicker Staub auf, sie hörte taö Peitschenknallen und sah endlich den eleganten Jagdwagen Morenans; er kam immer näher und jetzt ließ sie das Taschentuch in der Luft wehen. Er mußte es sehen, es ging nicht anders.
Auch Graf Kuno bemerkte das Zeichen; mit jähem Rucke hielt der Wagen, Graf Morenau warf dem Kutscher die Zügel zu und sprang herab. Gleich darauf stand er vor Melanie mit flammenden Augen, die reizende Erscheinung vor sich betrachtend.
„Melanie, Sie haben mich vermißt? Sic warten 'schon lange auf mich ?" frng Graf Kuno freundlich.
„Ach ja", seufzte sie betrübt, „sehr lange; es war so öde und still im Schlosse."
„Auch ich habe in der Stadt Jemand vermißt, mein kleines Fräulein" , fuhr er fort, sich neben sie setzend und ihre Hände in die seinen nehmend.
„Sonderbar wie man sich doch an eine gewisse Stimme gewöhnen kann! Ich habe Ihr neckisches Lachen fortwährend zu hören gemeint, aber Sie waren nicht da."
„Sie scherzen, Graf!" bemerkte sie mit verbindlichem Lächeln und fuhr dann fort. „Ja, die schöne Zeit in Morenau ist für
mich bald vorüber, denn — Margarethe hat mich glaube ich gar nicht mehr lieb."
Kuno lächelte eigentümlich. „Desto lieber hat Sie aber ein Andrer im Schlosse Melanie. Wissen Sie denn noch immer nicht, daß ich — Sie liebe?"
Mit meisterhaft gespielten naiven Erstaunen blickte das junge Mädchen zu ihrem Begleiter auf.
„Sie, — Graf Morenau? — Der reiche Majoratsherr liebt mich — armes Mädchen?"
„Gewiß, Melanie, ich liege schon längst in den goldnen Fesseln einer kleinen blauäugigen Elfe gefangen, hatte aber noch immer nicht das Glück, es ihr unter vier Augen sagen zu dürfen."
Das schöne Mädchen fühlte, wie ihr Herz stolz zu klopfen begann; der Traum, die Sehnsucht ihres Lebens ging in Erfüllung, denn nun bot sich ihr eine gute Partie. Sie dachte nicht mehr an den stattlichen, hohen Seeoffizier, für den ihr Herz geschlagen und dem sie das süße Wort: „Ich liebe — —" gestammelt, vor ihrer Seele glänzte und lockte jetzt die neunzackige Grafenkrone des Majoralsherrn und die Reich- tümer des Grase» Knno's, der Melanie soeben umarmte und küßte.
Die Sonne ging inzwischen unter und graue Wolken stiegen am Horizonte auf, eine stürmische Nacht ankündend, doch der Majoratsherr und Melanie merkten es nicht. Graf Kuno zog jetzt den Arm seiner Braut durch den seinen und führte sie glückselig dem Schlosse zu.
„Wir wollen es der Mama erst morgen sagen," meinte Graf Kuno, „heute ist sie wahrscheinlich noch krank und würde sich vielleicht nicht so über unser Glück freuen können, als sie sollte."
„Wer weiß, ob ich ihr eine angenehme Schwiegertochter bin," meinte Melanie zweifelnd, „aber das schadet nichts, ich heirate ja Dich und nicht Deine Mama. Wir wollen schon mitcinader auskommcn."
Natürlich gab es unter der Dienerschaft großes Aufsehen, als der Schloßherr Arm
in Arm mit Fräulein von Förster die Frei- Treppe des Schlosses Hinaufstieg und in den Speisesaal trat. Margarethe stand schon wartend am Fenster und wandte sich ihnen lächelnd zu, blieb jedoch wie erstarrt vor dem Anblick, der sich ihr bot, stehen.
„Nun, Schwesterchen," lächelte Kuno, „bist Du erstaunt über diese neueste That- sache? Sieh hier meine Braut!"
„Melanie, Du?" kam es fast schmerzlich von den Lippen Margarethens und die schöne Verlobte ward plötzlich rot, als sei sie bei einem Unrecht ertappt. Doch sogleich hob sie wieder das blonde Haupt stolz und mit entschiedenem Selbstbcwußtsein.
„Allerdings, ich, liebstes Gretchen, bin Deines Bruders Kuno Braut. Willst Du nicht die erste sein, welche mir Glück wünscht?"
Die Umarmung der neuen Schwägerinnen schien etwas kühl und förmlich vor sich zu gehen. Man setzte sich dann zu Tische, doch blieb Maröarethe still und nur das Brautpaar lachte und scherzte viel zusammen ; endlich erhob man sich, allseitig zufrieden, daß das Mahl beendet war und trennte sich auch in nicht allzulanger Zeit darauf.
Graf Kuno und Melanie von Förster hatten ja noch an dem Abend alle Hände voll zu thun, um durch Depeschen, Briese und Zeitungsanzeigen ihre Verlobung hin» anszuposaunen.
„Mein theurer Friedrich," murmelte Margarethe, als sie in ihrem Zimmer am offenen Fenster stand, „Gott sei Dank, daß wir ein ander Paar sind, wir hätten im ersten Glückesrausch weder an Depeschen, noch Briefe gedacht. Aber, mein armer Bruder Albrecht! Wie wird der Schlag ihn treffen! Und doch ist es gut, vaß es so kam, denn Melanie war seiner nicht wert. Kuno ist eine kalt berechnende Natur, dessen Leidenschaften bald entfesselt sind, aber auch bald verzauchen; Albrecht hätte Liebe verlangt, Kuno wünscht nur Schönheit und Repräsentation und daS gewährt Melanie.
(Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wildbad.