Theologie seinem Leben ein Ende. Derselbe schoß sich auf dem Perron mit den Worten: „Leb' wehl, du schöne Welt!" mit einem R volv r in die Schläfe und verschied auf der Stelle. Ais Motiv der That wird ein amerikanisches Duell vermutet.
Homburg, 14. Aug. Der Prinz von Wales ist zu mchrwöchcntlichem Kurze brauch hier eingetroffen.
Straßburg, 14. August. Nach einem an den Bürgermeister Back gelangten Telegramm des Oberhofmarschallamles haben der Kaiser und die Kaiserin das den Majestäten von der Stadt Straßburg angeborene Fest hnldvollst angenommen. Dasselbe wird am Abend des 21. August stallfinden.
— Aus einem Gefängnisse Mexikos entsprang kürzlich ein Verbrecher. Man verwendet dort zu Lande Bluthunde zur Verfolgung Entsprungener; diesmal aber waren jene von gar keinem Nutzen, denn der Flüchtling hatte sich einige Pfunde Schnupftabak verschafft und denselben auf seinem Wege verschüttet. Die Hunde ließe» bald vom Suchen ob und waren durch nichts rmedcr zur Arbeit zu bewegen.
Paris, 14. Aug. Der oberste Gerichts
hof erklärte in seiner NachmittagSsitzung Boulangcr wegen Veruntreuung und Unterschlagung öffentlicher Gelder mit Ausschließung mildernder Umstände für schuldig
Paris, 14. Aug. Der oberste Gerichtshof verurteilte Boulanger, Dillon u. Roche- fort zur Deportation nach mem befestigten Ort.
Paris, 15. Aug. Der Eindruck, den die Verurteilung Boulangers hervorrief, ist ein mäßiger. Der Abend verlief ruhig und ohne Zwischenfall. Die hervorragendsten Mitglieder des bulangistischen Komites reisten gestern abend nach London, um mit Boulanger eine Proklamation abzufassen.
— Die Eiffel-Turm-Gescllschaft macht gute Geschäfte. Infolge Beschlusses der Generalversammlung vom 20. Juni gelangte bereits das zweite Fünftel des Gescllschafts- kapitals von 5,100,000 Frcs. mit 100 Frcs. für jede Aktie zur Rückzahlung. Die Einnahmen des Unternehmens beliefen sich vom 15. Mai bis 30. Juli auf zusammen 2,421,739 Ares.
(Zerstreut.) Frau: „Wann kommst Du heute heim, lieber Mann?" Mann: „Vielleicht gar nicht oder später."
LiLLerarrifches.
— Die Inhaber der Neuen Blei- und Farbstiftfabrik von Johann Faber in Nürnberg haben bei Gelegenheit des 70jährigen Geburtstages des Herrn Johann Faber und des 10jährigen Bestehens der Fabrik eine äußerst geschmackvolle, elegante Fesischnst herausgegeben. Der Inhalt derselben gibt interessante Aufschlüsse über die Geschichte des Bleistifts und über die Johann Faber'sche Fabrik im Speziellen. Künstlerisch auSge- führte Photolithographien illnstnren den Text, während Karten die vielen überseeischen Reisen, welche die Reisenden dieser Firma gemacht haben, veranschauliche». Mit Erstaunen ersieht man, in welch' kurzer Zeit sich diese Bleististsabrik einen Weltruf verschafft hat und heute als die größte Fabrik ihrer Branche in Deutschland dastcht. Die wöchentliche Produktion wird aus 6000 Groß Bleistifte angegeben, zu welchen im Jahre 1888 — 745 000 Kilo Ced rholz verarbeitet wurden. Solche Etablissements gereichen unserer deutschen Industrie und unserem deutschen Gewerbefleiß zur Ehre.
Dev WcrzovclLsHevv.
Novelle von F. von öimpnrg.
Nachdruck verboten.
10.
Drüben am Fensterpfciler lehnte Weng- den mit verschränkten Armen, von jeinen schönen Zügen war jeglicher Spott gewichen, er hatte alle Damen ringsum vergessen, und sah nur eine vor sich: Die schöne Comtesse mit den dunklen ernsten Augen, welche so wundervoll sang. Meinte sic ihn mit dieser Sprache des Dichters?!
Als die letzten Worte des LiedeS zitternd verhallt und die Schlußakkordc verklungen waren, trafen sich Beider Augen sekundenlang in unverschleiertem Empfinden — und Margarethe erhob fick, den Sturm von Bitten und ein zweites Lied nur mühsam ab- wrhrend. Sie konnte nicht mehr singen, ihr Herz war übervoll, und sie sah zu ihrer größten Erleichterung wie die Gäste sich entfernten.
„Darf ich morgen Nachmittag kommen, um mit den Herrschaften auszureiten?" hatte Wengden gefragt, als er Abschied nehmend vor Margarethen stand und wie traum- Vceloren ihre kleine Hand fest in die seine preßte, und leise hatte er hinzugesügt, „ich möchte Ihnen draußen im Walde für dies Lied danken, gnädige Comteß."
Sie blickte ihn an mit so reizender Verwirrung, daß er sein Herz rascher klopfen fühlte, und nichts von jener kalten Zurückhaltung prägte sich in ihrem Wesen aus, durch die sie ihn so oft zurückgewiesen hatte.
„Wir werben gegen fünf ausreilen," entgegnelc sic stockend, „und — es ist sehr
freundlich-wenn Sie uns begleiten
wollen."
Rosig r Sonnenschein war in Margaretens Seele gefallen, aber nur für kurze Zeit.
Als Comteß Margarethe und Melanie von Förster später ihre Zimmer aufsuchten, hing sich Melanie vertraulich an Margarethens Arm und flüsterte lächelnd:
„Ach, Gretchen, Rittmeister von Weng-
" Bcrantwortlicher Redakteur: Vern
den ist abscheulich. Er hat das Vielliebchen gewonnen und mir fast eine Liebeserklärung dabei gemacht; aber wenn er denkt, daß er auch mit mir spielen kann, wie mit Anderen, dann irrt er sich gewaltig, ich werde ihm die Wahrheit sagen."
„Ach, laß Dich nicht irre machen, Melanie, der Rittmeister — ist ein veränderlicher Mann, und ich glaube kaum daß er wirklich zu lieben vermag," erwiderte Margarethe.
Diese Worte kamen seltsam hell und klar aus dem Munde der Comteß, ihr Herz pochte laut und die Stimme drohte zu versagen ; nichts destoweniger beherrschte sie sich und küßte, bei ihrem Zimmer angelangt die Freundin auf die Stirn.
„Gute Nacht, Melanie, träume von Alb- recht und seiner Liebe zu Dir, sic ist echt und wahr, ihr kannst Du Dich vertrauen — nicht jenem —"
Die Thür flog zu und verwundert blickte Fräulein von Förster auf.
„Ah, ich verstehe," murmelte sie dann, „mein stilles Gretchen liebt diesen leichtfüßigen Wengden trotz aller seiner Flatterhaftigkeit und vielleicht ist sein Spiel mit mir nur dazu berechnet, ihre Neigung zu ihm rascher zu entfalten. Wenn ich nicht mit meine» eigenen Angelegenheiten soviel zu thun hätte, könnte es mir Spaß machen, beide zusammen zu bringen —"
Drinnen aber in ihrem reichausgeslatte- ten Zimmer lag Gretchen auf den Knieen, das blasse, kalte Gesicht in den Händen vergraben und kämpfte schwer mit dem eignen blutenden Herzen.
O Gott, sie hatte vor einigen Minuten geglaubt, Wengden liebte sie. Alle Zweifel waren von ihr gewichen, als sie nach dem Gesänge seinen innig-n Blick in dem ihrigen versunken sah, und nun kam Melanie und zc>störte rücksichtslos den schönen Glauben an WengdenS Liebe. Und sie, Margarethe, hatte sich täuschen lassen. Vielleicht zuckte er lachend die Achseln über ihr Erröten, ihre Befangenheit!
O, was hätte sie darum gegeben, weit, harr Hosmann.) Druck und-Verlag von B e
nicht mehr sehen, seine Stimme nicht mehr hören zu brauchen ; die Qual war zu groß, sie überstieg fast des Mädchens physische und moralische Kräfte.
„Wengden," murmelten die blassen Lippen, „ich liebe Dich so unsäglich und dennoch spielst Du mit jener Coquette. Golt behüte Dich und mache Dich glücklicher — als ich es je ohne Dich zu werden vermag."
Auch in Albrechis Zimmer .brannte bis tief in die Nacht hinein das Licht, ruhelos wandertc der Schatten des Bewohners hin und her, daß ein etwaiger Beobachter vom Park aus an eine gespenstische Erscheinung hätte glauben können.Z
Morgen muß der schöne Marineoffizier fort, auf sechs lange Wochen fort I
Noch nie war ihm eine Abwesenheit, auch wen» sie, wie die letzte, Jahre dauern sollte, so ewig lang erschienen, wie diese sechs Wochen. Und weshalb? Das Commando war ein ehrenvolles, heitre Kameraden fand er in großer Anzahl, er liebte das blaue Meer über die Maaßen, und dennoch seufzte er schwer beim Gedanken an die Abreise und — Heimkehr.
Jene blauen, nixenhaften Mädchenaugen Hallen sein Herz bezaubert, die goldblonden Locken Melanies ihn gefesselt, und sein innigster Wunsch war der, die schöne kleine Fee für immer sesthalten zu dürfen, sie zum Talisman« seines Lebens zu machen.
„Melanie," flüsterte er zärtlich in die dunkle Nacht hinaus, „theurcs Mädchen! Werde ich nach diesen langen sechs Wochen das heißersehnte Wort von Deinen Lippen hören. Ich liebe Dich I"
Drüben am Horizonte flammte ein fahlgelber Blitz auf, es wetterleuchtete. Doch der stattliche Mann achtete kaum darauf trotzdem er Seemann war, lag ihm je der Aberglaube fern, er würde sich die Himmels- erschcinung niemals als Vorbote kommenden Schmerzes gedeutet habe».
(Fortsetzung folgt.)
Scherzfrage.
Warum haben die Müller weiße Hüte?^ rnhard Hofmann in Wildhad.