bei diesem Vorhaben um, und alle drei Insassen stürzte» ins Wasser. Ein Entsetzensschrei vieler Hunderter von Zuschauern erscholl, die den Vorgang mitangcsehen, und eine Anzahl von Segel- und Nudeböten, welche sich in der Nähe befanden, eilten der Unglücksstelle zu, um die Rettung zu versuchen. Leider glückte diese indes nur unvollständig, denn nur der älteste der drei Brüder konnte dem Tode des Ertrinkens entrissen werden und fand in einem Segelboote Aufnahme, während man nach den beiden jüngeren Brüdern vergeblich ansschante; dieselben kamen nicht wieder znm Vorschein. Die Verzweiflung der unglücklichen Eltern, welchen der gerettete Sohn die Trauerbotschaftpersönlich überbrachte, war unbeschreiblich. Sofort wurde die Untersuchung des Strombettes angcordnet und vorgenomme», doch gelang es erst am andern Vormittag, die Leichen der beiden Brüder auszufinden. Dieselben wurden in der Nähe des Ruderklubhauses Hellas von den Wellen ans Land geschwemmt.
Freiburg i. B. Aufsehen erregt die Verurteilung deö hiesigen BahnhofwirtS Stiegler durch das Schöffengericht zu vier
Wochen Gefängnis u. 500 Geldstrafe, sowie die seiner Schwester zu 200 ^ wegen Ausschanks von Bierüberresten.
— Zu Whril (Kreis Pleß) lebt eine Arbeitersfrau Sophie Kroczek, die l15 Jahre zählt. Die Greisin, die das Gnadenbrod eines GutspächterS genießt, kann seit mehreren wegen Altersschwäche das Bett nicht mehr verlassen.
— In der Gemeinde Böhren bei Remels in Ostfriesland hat der dem Schnapsteufel i» sehr reichlichem Maße huldigende Böttcher I. G. Kannegießer vor einigen Tagen mit einem Gewehrkolben seine Frau derartig geschlagen, daß sie den Mißhandlungen erlegen ist.
— Der gewiß seltene Fall kam dieser Tage in Fürth vor, daß der Prinzipal eines dortigen Geschäftes, gleichzeitig auch dessen Buchhalter, die Reisenden und die Commis zu einer mehrwöchigen Uebung zum Militär einberufen wurden. Der Geschäftsinhaber hat deshalb an das Landwehrbezirks- Kommando Nürnberg sich mit der Bitte gewendet, daß er oder einer seiner Leute später einrücken könne.
Budapest, 3. Juli. 1300 Ungarn sind
in 4 Separatzügen nach Paris abgereist; 900 davon gehen über Turin, um daselbst Kossuth zu besuchen.
— Gepfändeter Zirkus. Der Zirkusbesitzer Wulff reiste vor einigen Tagen mit Sonderzug von München nach Pest. Um 5 Uhr 45 Minuten nachmittags traf der Sonderzug in Hctzendorf ein, wo er im Aufträge des Bezirksgerichts Hießinq aufge- halten wurde. Herr Wulff schuldete nämlich der Direktion der Staatsbahu seit längerer Zeit den Betrag von 1767 fl. Die Direktion der Staatsbahu batte nun gegen Herrn Wulff eine fliegende Pfändung erwirkt, und die betreffenden Beamten erwarteten den Sonderzug. Als derselbe in Hetzendorf an- langte, wurde Herrn Wulst die Mitteilung gemacht, daß gegen ihn wegen des obenerwähnten Betrages eine Pfändung vorgcrom- men werden müsse. Nach einigen Einwendungen erlegte Herr Wulff zu Händen des Gerichtsdieners 1800 fl., wonach der Son- derzug die unfreiwillig unterbrochene Fahrt sortsctzen konnte.
— sJmmer im Dienst.) Lieutenant (der seine Braut zum Alter führt): „Aber liebste Ella, so halte doch Tritt!"
WtuLrache.
Roman von H. von Ziegler.
Nachdruck verboten.
18 .
Vivian beobachtete den jungen Offizier scharf, sein Benehme» war so seltsam erregt, beinahe atemlos, auch schien er Nora gar nicht zu beobachten.
Diese saß wieder wie vorhin am Fenster, die Hände in einandergefaltet und teilnahm- los hinauSstarrend, es schien als wisse sic kaum, daß ihr V tier anwesend sei.
„Es thut mir so leid," fuhr letzterer fort, etwas verlegen seinen Helm herumdreh- end, „denn ich wollte Euch gerade heute eine frohe Neuigkeit Mitteilen."
„Nun, Arthur, und welche?" srug Frau von Bohlen sich beherrschend, um mühsam zu lächeln.
„Aber bitte, Herr von Bohlen, setzen Sie sich doch," unterbrach der Marchese, dem jungen Offizier einen Stuhl anbietend; erstaunt nahm ihn derselbe an. Seit wann machte del Noga die Honneurs im Bohlen- schen Hanse?
„O, beste Tante, cs paßt eigentlich nicht in daS HanS der Trauer, indes — Ihr seid meine nächsten Verwandten und solltet kS so wie so zuerst erfahr, n. Ich habe mich — verlobt."
Jetzt wandte Nora das blonde Haupt, ein Blick unsäglicher Verachtung traf den eleganten Vetter, der ihr selbst vor wenigen Tagen erst von Liebe erzählt, und sie sagte langsam mit scharf spottendem Tone: „Verlobt, Vetter Arthur? Da muß man ja viel Glück wünschen, zunächst der Braut über ihre vortreffliche Wahl. Vivian," sie wandte sich plötzlich mit einem rührenden Ausdruck des Vertrauens zu ihrem Bräutigam, „erzähle ihm, daß — daß wir —"
Erstaunt blickte Lieutenant von Bohlen zu.rst auf die erregte Kousine, welche den stattlichen Mann mit „Du auredete und sodann auf diesen, der jetzt voll ernster Herzlichkeit näher trat und die kleine Hand ergriff, welche nach ihm ausgcstrcckt wurde.
^Verantwortlicher Redakteur: Bern
„Sie sehen hier gleichfalls ein — Brautpaar, Herr von Bohlen," sprach er ruhig; „wir fanden uns in ernster, dunkler Stunde und erfüllten damit gleichzeitig den letzte» Wunsch des Toten."
Arthur halte wohl den verächtlichen Ton Noras vervmmen, doch er bemühte sich tapfer, ihn zu übersehen ; so war ja alles am beste» geordnet.
Sonderbar daß alles so kam," stortertc er etwcS verlegen, „und gerade —
Nora zuckte zusammen bei dieser taktlosen Andeutung, und unwillkürlich zog Vi- Via» die kleine Hand noch inniger an sich, während er den jungen Offizier zugleich merklich kühl srug: „Wie heißt Ihre Fräulein Braut, Herr von Bohlen ? Sie vergaßen, uns den Namen der — neuen Kousine zu nennen."
„Hm — ja, — Sie haben Recht, Herr- Marchese ! Es ist — Fräulein Selma Born- Heim — Tochter des reichen Kommerzienrats Bornheim."
Eine lange drückende Panse folgte den Worten, auf die niemand eine Antwort halte; der glückliche Bräutigam erhob sich endlich, froh, daß die Zeit gekommen war, sich mit einigen nichtssagenden Worten zu empfehlen.
Als die Thür hinter ihm zugefallcn, wandte Nora das ln bliche Gestchlchcn zu dem Marchese:
„Und Sie — Du konntest denk-n, daß ich Arthur liebe?"
„Ich danke Gott dafür, Kind, daß dem nicht so ist; Du wirst einst einen Man» mit besserem Charakter und festeren Grundsätzen wählen -- und mit demselben glücklich werden."
Das Herz des jungen Mädchens zog sich von neuem schmerzlich zusammen; warum sprach er immer von jener Zeit, wenn das Wort, was sie einander heute gegeben, wieder aufgehoben sein würde!
Halte er, der gestern um ihr Herz, ihre Hand gewo-ben, denn heute keine Liebe mehr für sie?
Und doch empfand sie ein noch nie ge- ahntcS Gefühl, wenn sie auf ihn schaute,
Harb Hosmann.) Druck und Verlag von B e
in seiner Gegenwart wurde das arme, köpfende Herz ruhig, stiller Friede zog ein in dasselbe und eine innere Stimme frug: „Ist das die Liebe?" — —
Drei Wochen nach dem Tode des Oberst waren dessen Witwe und Tochter reisefertig, sie wollten für den Nest des Winters nach Genf ziehen, und man hatte ausgemacht, daß Vivian ihnen bald folgen solle.
Unten vor dem Hanse stand der Wagen schon, welcher die drei Personen zur Bahn bringen sollte; der Diener trug Plaids und Handgebäck hinab, nur Frau v. Bohlen schien noch nicht reisefertig, denn man wartete auf sic.
Drinnen im Wohnzimmer standen Hand in Hand Vivian und Nora um Abschied von einander zu nehmen.
„Gott behüte Dich, Kind," sagte er einfach, aber es bedurfte all seiner Manneskraft NM ihr nicht zu zeigen, wie sein Gemüt erregt war, „und vergib, daß ich Dir diese Verlobung auferlegte, doch sie war nötig; ich hätte sonst nie all die fatalen Sachen zu ordnen vermocht. Aber Du sollst bald wieder frei sein, Nora, mein Wort darauf."
Sie wurde sehr blaß, eine tätliche Angst erfaßte sie bei dem Gedanken, sich von ihm und auf immer trennen zu sollen u. plötzlich ergriff sie seine Hand.
„Vivian," sagte sie hastig in gepreßtem Tone, „laß mich — nicht allein — habe Geduld mit mir — und ich will Dir mein ganzes Leben hindurch den Dank abtragen, den ich Dir schuldig bin. Aber — geh nicht
— für immer fort."
Da bog er sich nieder zu ihr und in seiner Stimme erklang ein Jubelton.
„Nora, Nora, was hast Du gesagt? Habe ich Dich recht verstanden, Du willst
— mein Weib werden?"
„Ja, Vivian, ich will," nickte sie, ohne aufzusehen, „meine Dankbarkeit gegen Dich ist so groß —"
(Fortsetzung folgt.)
Scherzfrage.
Wer kan» alle Sprach.» rede» ? rnhard Hofmann in Wildbad.