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Es geht ein Klingen und Wogen, >

Ein Rauschen durch die Natur,

Nun kommt der Lenz gezogen, z

Durch Auen, Wald und Flur.

Er kommt auf Windesflügeln,

In Sturm- und Wetterbraus,

Er weht von Berg und Hügeln Die Nebel in's Land hinaus.

Osterklänge,

Festes-Sänge

Tönt der Glocken melodischer Chor Zum ewigen Himmels-Dome empor.

Und wie die Nebel versinken Im dunklen Erdenschlund,

Und sonnige Strahlen erblinken Auf grünendem Thalcsgrund,

Da tönt's in Acthers Gefilde Wie himmlischer Gesang,

So klar und hell und milde Wie Engelschores Klang:

Aus Todesbanden Christ ist erstanden Frühling ist zum Leben erwacht Ans des eisigen Winters Macht.

v n.

Und des Frühlings lebendige Flnthen, Der Sonne erwärmender Strahl, Entfachen des Lebens Gluthen Auf Erden allzumal.

Des Lenzes Kräfte beleben Das zagende Menschengcmüch,

Daß geboren zu neuem Streben Der Hoffnung Blume erblüht.

Preisende Lieder Erschallen wieder Zu des Schöpfers ewigen Thron,

Der uns gesendet den göttlichen Sohn.

ES waltet die göttliche Liebe Noch jetzt auf dem Erdenrund,

Und des Lenzes grünende Triebe Sie geben sie heute uns kund.

So mag auch im Lenzes Wehen Der Keim in der Menschenbrust Zur Nächstenliebe erstehen,

Des Guten und edlen bewußt. Oster-Sänge Frühlings-Klänge Schwingen sich heute himmelwärts Tönend ans dankbarem Menschenherz.

KünstterbaHnen.

Novelle von F. Stöcke rt.

Nachdruck verboten.

34 .

Aber nein, nein, sich von Neuem zu de­mütigen, das vermochte sie nicht I Es war ja auch nicht gut möglich, daß er ihr ver­zeih.» würde! Ihre Lüge, ihre Verstellung, ihre Untreue muste ihn auf's tiefste empören. Sie kannte des Gatten leidenschaftliche Natur zur Genüge, so gelassen und vornehm er auch stets erschien. War sein Zorn erst entfacht, so war das Schlimmste zu befürchten.

So schwieg sie, und suchte de» Gatten über ihr blasses Aussehen, so grtt es ging, zu beruhigen. Mit Freuden faßte sic dann den Vorschlag zu einer Reise ani, und be­gann voll Eifer, Pläne dazu zu machen.

Ich möchte das Meer einmal s hen!" rief sie,Du hast es mir längst schon ver­sprochen, die Nordsee einmal mit mir zu besuchen. Die »rische Seeluft, denke ich, muß mir gut thnn, auch der Dcctor sprach neulich schon davon."

Die Nordleebäocr sind etwas kostspielig, wankte der Oberst ein, vielleicht läßt sich die Reise aber roch in diesen. Fahr noch auöführen Deinem Wohl, Dein rGelund- heit bringe ich ja gern jed.s Orter."

Die junge Frau senkte ei» wenig das schuldbewußte HauptDu bist io gut, so aufopfernd, Karl! Jeden Wunsch erfüllst Du Deiner kleinen Frau, wie soll ich Dir für Alles danken!"

Du mir danken! Ich allein habe Dir zu danken. Oder rechcnst Du eS für nichts, daß Du Deine schöne Jugend mir, dem so viel altern Mann geopfert!"

Irene erwog diese Worte.

Er hatte Recht, er allein war ihr zum ewigen Dank verpflichtet. Wie groß das Opfer gewesen, was sie ihm gebracht, das war ihr erst jetzt klar, jetzt nachdem sie zu ihrem Elend erkannt, wie wunderbar schön das Leben auch für sie hätte sein kön­nen ! Ja eS war seine Pflicht, ihr das arm­selige Dasein an seiner Seite auf jede Weise

zu verschönern, ihr jeden Lebensgenuß zu verschaffen, damit sie wenigstens zeitweise dieses Opfer vergessen konnte.

Der Oberst küßte zärtlich die Stirn seiner Gattin, ahnungslos darüber, welche Gedanken er durch seine Worte bei ihr hervorgernfen.

Ich denke im Spätsommer läßt sich diese Reise ermöglichen," sagte er freundlich, cs verlangt mich selbst danach, die Nord­see wieder zu sehn, vor langen Jahren, als noch das ganze reiche Leben vor mir lag, war ich einmal dort. Das großartige Ele­ment hat damals einen unauslöschlichen Ein­druck auf mich gemacht, es liegt etwas so erhabenes in der Unendlichkeit des Meeres, man vergißt bei diesem Anblick alle klein­lichen Erdensorgen.

Irene nickte träumerisch. Vielleicht daß ihr die Wellen auch das Lied vom Vergessen sangen, daß, ihr jetzt noch so stürmerisch pochendes Herz, dann wieder Ruhe und Frieden finde!

Einige Wochen sind vergangen, für Mag­nus waren dieselben reich an biltern Täusch­ungen gewesen.

Die Stunden, die er in den mit Schön- korns befreundeten Familien gegeben, waren ihm größtenteils gekündigt. Einige kurze Andeutungen des Oberst hatten genügt, ihn in diesen Kreisen unmöglich zu machen. So discret dieser auch verfahre» war, haupt- lächlich um ein Begegnen des jungen Künst­lers mit Irene zu verhindern, so hatte man doch über Magnus unverzüglich den Stab gebrochen. Was fragte die Gesellschaft nach solchem jungen unbekannten Talent, der­artigen Erscheinungen begegnete man ja heut­zutage auf Schritt und Tritt; und wenn die wenigen Menschen, die solch ein Talent be­schützen, die Hand davon zurückziehen, dann läßt man es eben fallen, und wendet sein Interesse andern z». Gelingt es einem sol­chen Vergessenen, vielleicht nach langen auf­reibenden Kämpfen, sich doch noch einen Na­men zu machen, dann erinnert man sich ja nicht ungern dieser ehemaligen Bekanntschaft. Wie viel Elend und Verzweiflung solch ein

Verfahren Hervorrufen kann, das bedenkt man in der Regel nicht weiter.

In einer armselige» Dachstube, in einer engen dumpfigen Straße gelegen, finden wir Magnus wieder. Die Wohnung, die er zu- eist bezogen gehabt, hatte er sich genötigt gesehen, sehr bald wi.dcr zu verlassen, da sich harauSgestellt, daß sie pioch viel zu ele­gant und kostspielig für seine jetzigen Ver­hältnisse war.

Die kahlen nackten Wände der Dach­stube, das armselige Möbelment boten einen grellen Contrast mit der früheren Wohnung, welche Irene beinah luxuriös ausgestatlet hatte. Durch die, durch keinen Vorhang geschützten Fenster sandle die Junisonne ihre brennenden Strahlen. Magnus saß an einem alten wurmstichigen Tisch mit Nolen- abschrciben beschäftigt. Diese Arbeit war fein einziger Verdienst jetzt, womit er sein kümmerliches Dasein fristete. Heute war ihm die letzte seiner Stunden gekündigt, und alle seine Bemühungen, neue Schüler zu be­kommen, waren bis jetzt erfolglos gewesen, da die Ferien herannahten, und man sich überall zu Sommerreisen rüstete.

H.Uer Schweiß tropft dem eifrig Schrei­benden von der Stirn, mit einem Seufzer wirst er endlich die Feder weg und tritt an das Fenster. Heiß brütete die Junisonne auf den Dächer» , die einzige Aussicht, die sich hier bietet; vumpf wie fernes Meeres­brausen dringt das Leben und Treiben der großen Stadt hier herauf.

Magnus starrt eine Weile sinnend her­ab auf das Häusermeer unter sich, dann streicht er sich das Haar aus der erhitzten Stirn, und greift mit leichtcnden Blicken »ach seiner Geige. In all den Täuschungen, die Not in den Entbehrungen der letzten Zeit, ist die Musik seine einzige Trösterin gewe­sen. Sein Talent hat sich glänzend bewährt, nichts hat es zu erschüttern vermocht.

(Fortsetzung folgt.)

M s :

Soll Dir die SiegeSpalmc winken,

Darfst Du beim Kampfe nicht abschweiüftn^!

Redaktion, .Druck und Verlag von Bernhard H osmann in Wtldbad.

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