Die Orienlkonferenz.

Die Räumung Thraziens.

Paris, 29. Okt. Nach einer Havasmeldung aus Kon­stantinopel läuft die für die Räumung Ostthraziens für die griechischen Truppen vorgesehene Frist in der Nacht vom 29. zum 30. Oktober ab. Heute Vormittag ist der türkische Zivilgouverneur des Vilajets Adrianopel mit Polizei und Gendarmerie nach Thrazien abgereist. Der Einzug der tür­kischen Behörden in den übrigen Teil Thraziens wird im Laufe des Monats Novmeber allmählich vor sich gehen. Auf der Suche nach demSchuldigen-.

Paris, 28. Okt. Nach einer Havasmeldung aus Athen sind das revolutionäre Komitee und die Regierung fest entschlossen, alle für den nationalen Zusammenbruch verantwortlichen Per­sönlichkeiten streng zu verfolgen. Prinz Andreas, der in Korfu verhaftet wurde, ist in Athen angekommcn und wird festgehal­ten. Der Prinz, der im Feldzug im Abschnitt des Sangarios das 3. Armeekorps befehligte, wird beschuldigt, zum Teil an dem Zusammenbruch im August 1921 die Schuld zu tragen, weil er es abgelehnt habe, sich nach den Befehlen des oberkommandieren­den Generals Papulas zu richten.

Dievornehme- Zurückhaltung Amer'kas.

Amerika nurBeobachter" auf der Orientkonferenz.

London, 28. Okt. Aus Washington meldet Reuter, die Ver­treter der englischen, französischen und der italienischen Regie­rungen hatten förmlich um aktive Beteiligung der Vereinigten Staaten auf der Konferenz in Lausanne nachgesucht. Staats­sekretär Hughes teilte darauf der englischen, der französischen und der italienischen Regierung mit, daß die Regerung der Ver­einigten Staaten, sich an der Konferenz nich offiziell beteiligen werde, weil Amerika mit der Türkei nicht Krieg geführt habe. Mit Rücksicht aber auf die wichtigen Interessen der Vereinigten Staaten im nahen Orient würden die Regierungen jedoch Beob­achter wählen, die an den Verhandlungen teilnehmen würden.

Russischer Anspruch auf Desiarabien.

London, 28. Okt. Reuter meldet aus Riga, zuverlässigen In­formationen aus Moskau zufolge, habe der revolutionäre Kriegsrat vorgestern das Problem der Wiedereroberung Bessa- rabiens erörtert für den Fall, datz die Wiedereinverleibung die­ser Provinz durch diplomatische Mittel scheitern sollte.

Die Räumung Tsingtaus durch die Japaner.

London, 29. Okt. Reuter meldet aus Tokio: Die japa­nische Zivilverwaltung in Tsingtau wird am 30. Oktober aufhören. Alle Vorbereitungen zur Räumung sind ge­troffen. Die Räumung wird gleich in den erHn Tagen des Monats November durchgeführt. Durch me Räumung der Mandschurei und Tsingtaus ist Japan aller Gewinne verlustig gegangen, die es von der Teilnahme am Krieg erhofft hatte. Die Gründe für die Räumung sind auf den Druck Amerikas zurückzu führen und auf das daraus resul­tierende Bestreben, mit Rußland und China Reibungen zu vermeiden.

Deutschland und Nutzland.

Gründung einer deutsch-russischen

Handelsaktiengesellschast.

ABC. Unser Helsingforser Korrespondent schreibt uns: Am 19. Oktober ist in Moskau vom Sowjet der Volkskom­missare ein überaus wichtiger Beschluß gefaßt worden, denn an diesem Tage hat der Vorsitzende des Sowjets der Volks-

Der C-Bund.

Eine Erzählung für Christenkinder vom Verfasser desarmen Heinrich".

Sieh, Theodor, sagte dieser zu seinem Sohne,- am Ende habe ich doch recht gesehen wenn ich dem Menschen nie recht traute. Wenn einer einmal den Stempel der Unredlich­keit so auf der Stirne trägt, so darf man sich darauf ver­lassen, daß der innere Gehalt nicht besser sein wird, denn Gott ist kein Falschmünzer. Mit der Folgerichtigkeit der Naturgesetze werden sich in eiyem solchen Menschen die Anlagen der Verkehrtheit zu Verbrechen entwickeln und eine Besserung ist da auch unter den glücklichsten äußeren Umständen und unter den besten Umgebungen nicht zu er­warten. Ich glaube doch, Sie urteilen zu hart, lieber Papa, erwiderte Theodor. Sie wissen, der Zehbund hat keine Eltern und keine Erziehung gehabt, ist, wie er uns selber sagte, unter Zigeunern ausgewachsen und hat nur böses Beispiel vor Augen gesehen. Da ist es leicht be­greiflich, daß das Böse in ihm die Oberhand gewinnen mußte. Eine bessere Erziehung hätte vielleicht etwas ganz anderes aus ihm gemacht. Nein, nein sagte der Vater, solche Züge auf der Stirne und über den Augen bilden sich nicht durch Erziehung, sondern sind von der Geburt an vorhanden. Seine Eltern sind ohne Zweifel Land­streicher gewesen, Schufte und Diebe, und von ihnen hat er diese Anlagen geerbt. Du bist ja auch in der Wildnis als Betteljunge ausgewachsen und doch haben deine El­tern beim ersten Blick die edlere Natur in dir erkannt. Gesetzt auch, entgegnete Theodor, es wäre so, wie Sie ver­muten, so müßten wir mit dem jungen Mann um so mehr Mitleiden haben: und die Hoffnung, daß noch eine bessere Seite bet ihm zum Vorschein käme, kann ich darum nicht aufgeben, denn die innersten Anlagen des Menschen zur Wahrheit prägen sich, wie mir scheint, nicht auf der Stirne aus- sie liegen tiefer. Der Erfolg wird» ja zeigen! schloß der Herr von Lukuwicza, indem er sich nach der Seiten­türe wandte, um seiner Gemahlin zu berichten, was vor- gekommen. -

rommissare, Lenin, den Vertrag bestätigt, der am 9. Okto­ber zwischen dem bolschewistischen Handelsvertreter in Ber­lin, Boris Stomonjakow, und dem deutschen Industriellen Dr. Wolf abgeschlossen worden war. Dieser Vertrag be­zweckt die Gründung einer russisch-deutschen Handelsaktien­gesellschaft. deren Kapital zur Hälfte von der russischen Regierung, zur Hälfte von einem deutschen Konsortium, an dessen Spitze Otto Wolf steht, gebildet wird. Das An­fangskapital der Gesellschaft beläuft sich aus 300000 Eold- rubel. Zu den Gründern gehören eine Reihe bedeutender deutscher Industriebetriebe, wie unter anderemPhönix" undNheinstahl". Die Sowjetregierung gewährt der ge­nannten Gesellschaft eine Handelskonzession, auf Grund deren die Gesellschaft das Recht hat, überall in Rußland Filialen zu eröffnen und unter der Kontrolle des Volks­kommissariats für Außenhandel Einfuhroperationen vorzu­nehmen. Für die Einfuhr nach Rußland durch die Gesell­schaft kommen hauptsächlich Eisen und Stahlerzeugnisse in Betracht. Gleichzeitig hat die Gesellschaft das Recht, russi­sche Rohstoffe auszuführen. Das deutsche Konsortium hat sich verpflichtet, der neugegründeten Gesellschaft einen Wa­renkredit von 7)4 Millionen Eoldrubel zur Verfügung zu stellen und außerdem der Sowjetregierung einen Kredit von 5 Millionen Eoldrubel. Dis Sowjetregierung und das Konsortium Wolf entsenden in die Direktion und den Rat der Gesellschaft eine gleiche Anzahl von Vertretern. Die Spezifizierung der Waren, die ein- und ausgeführt werden dürfen, erfolgt durch die Sowjetregierung und die Gewinne der Gesellschaft sind beschränkt.

Russische Auffassung über den privaten deutsch-russischen Wirtschaftsvertrag.

Moskau, 26. Okt. (Wolfs.) Der hier eingetroffene Leiter der Berliner Handelsvertretung der Sowjetregie­rung. Stomonjakow, hat sich Pressevertretern gegenüber über den mit dem Wolffkonsortium abgeschlossenen Vertrag dahin ausgesprochen, daß er ein Vertrauensvotum der deut­schen Jndustriewelt gegenüber den russischen Wirtschafts­organen bedeute. Der Beitrag sei die erste große Handels­konzession der russischen Regierung an das ausländische Kapital. Stomonjakow drückte die Hoffnung aus, daß in nächster ZeH eine Reihe anderer Verträge aus analoger Grundlage zum Abschluß gelangen werde. Das deutsche Kapital habe nur in geringem Maße die ihm durch den Vertrag von Rapallo gebotene Möglichkeit ausgenutzt, wo­ran der in Deutschland herrschende Mangel an Kapital und die schwierige internationale Lage Deutschlands schuld seien. Allerdings könne das deutsche Kapital mehr leisten, als es bisher getan habe. Er sei überzeugt, daß der Vertrag mit dem Wolffkonsortium für die deutsch-russische Wirt­schaftsgemeinschaft den Beginn eines neuen Zeitabschnitts bedeuten werde.

Deutschland.

Ablehnung der deutschen Einwände hinsichtlich der Beschlagnahme von Ackerland durch die Besatzungsbehördeu.

Erz. Koblenz, 25. Okt. Wie bekannt, ist das Reichskom­missariat für die besetzten rheinischen Gebiete bereits mehr­fach bei der Interalliierten Rheinlandkommission gegen die Beschlagnahme von Ackerland zu militärischen Zwecken vorstellig geworden. In einem entsprechenden Schreiben vom 8. November v. I. war zugleich eine Uebersicht gege­ben worden, nach der bis dahin von den Vesatzungstruppen

Unterdessen war der Adjunkt nach der Bezirksstadt ge­führt und in eine Zelle neben der der beiden Falschmünzer gesetzt worden. Auch seine Büchse hatte man als corpus delicti mitgenommen und bei dem Gericht hinterlegt. Am Verhörtage mußten der Förster und der junge Gutsherr auch erscheinen um ihr Zeugnis für oder gegen den Ange­klagten abzulegen. Der Gefangene wurde vorgeführt. Er hatte Zeit gehabt, sich aus seine Verteidigung zu besinnen, und beschlossen, wegzuleugnen. Er sei an demselben Mor­gen, sagte er, ganz auf der entgegengesetzten Seite im Waldweiser Schlag beschäftigt gewesen, den Verderbern einer jungen Waldanpflanzung aufzulauern und könne also nicht zu gleicher Zeit in dem Stromwald gewesen sein, wo der Wilderer geschossen worden. Man werde seine Büchse noch geladen finden, sie sei an dem ganzen Mor­gen nicht losgeschossen worden. Der Förster bezeugte das, und Theodor versicherte, er habe bisher den Adjunkten nie über einer Unwahrheit oder sonst einer schlechten Tat er­tappt. Ferner sagte der Adjunkt, daß der Wilderer einen Haß auf ihn habe und deswegen ihm den Mord zuschieben wolle, begreife er ganz gut. denn er habe ihn schon lange als Wilddieb im Verdacht gehabt und ihn daher nicht nur einmal gewarnt und bedroht. Der Untersuchungsrichter schien auf all diese Aussagen nicht viel Gewicht zu legen, und schritt zur Gegenüberstellung. Der Wilderer suchte seine Angaben durch die weitere Behauptung zu bekräfti­gen. daß der Adjunkt auch sonst nicht sauber sei und sprach von seinem Betrug bei Gelegenheit des Bauholzverkaufs an die abgebrannte Gemeinde. Wie er zu der Erkenntnis dieser Vergehungen gekommen, wollte er nicht angeben, verlangte aber, die betreffenden Personen sollten verhört werden. Bis das geschehen konnte, wurde die Verhandlung vertagt.

Die Verhafteten wurden in ihre Zellen zurückgebracht. Beide waren nur durch eine dünne Scheidewand getrennt, und frühere Gefangene hatten eine Oefsnuug durchgegra­ben, um miteinander kommunizieren zu können. Diese Oeffnung war auf eine unmerkliche Weise mit einem Stejy veHchlossen, D4r Wun^ hex die. beiden Falsch-

an Kulturland rund 2100 Hektar beschlagnahmt worden waren und zwar für Flug- und Luftschiffplätze 1100, für Uebungsplätze 400, für Exerzierplätze 300, für Sport- und Spielplätze 100 Hektar und für sonstige Zwecke 500 Hektar. Ferner wurden mehrere 100 Hektar Oedland, Wald-, Spiel- LNv Sportplätze für verschiedene militärische Zwecke in An- spruch genommen. Jttzmischen waren in der französischen Zone weitere Flächen, zum Teil hochwertigen Geländes, von den Truppen entweder schon angefordert, oder für militä­rische Anlagen in Aussicht genommen. Man hat sich also nicht mit den vorhandenen deutschen militärischen Anlagen begnügt, sondern im Gegenteil, weiteres Gelände angefor­dert. Das Neichskommissariat für die besetzten rheinischen Gebiete hatte darauf aufmerksam gemacht, datz, wenn der Bedarf an dem für militärische Zwecke erforderlichen Ge­lände einheitlich festgelegt würde, sich gewiß ergeben würde, daß bei sachgemäßer Zeit- und Raumeinteilung die jetzt vorhandenen Anlagen zum mindesten ausreichen. An diese Vorstellungen hatte der Reichskommissar durch ein neues Schreiben vom 15. August ds. Js. nochmals erinnert und darauf nunmehr von der Rheinlangkommission die Ant­wort erhalten, daß diese sich nach Empfang des erwähnten Schreibens mit den Militärbehörden in Verbindung ge­setzt Habs, die ihrerseits diese Frage mit der größten Auf­merksamkeit geprüft hätten. Die Freigabe von Speyer, E i l und Dorsfeld sei eine Folge hiervon. Die Mili­tärbehörden würden es sich immer angelegen sein lassen, kein Gelände, das für die Ausbildung der Truppen nicht unbedingt notwendig sei, zu beanspruchen, aber es könne keine Rede davon sein, eine grundsätzliche Regelung.in die­ser Angelegenheit zu tresfcn, die in erster Linie den Unter­halt und die Ausbildung der Truppen angehe."

Deutschnationaler Parteitag.

Görlitz, 28. Okt. (Wolfs.) Der Deutschnationale Par­teitag wurde geschlossen, nachdem u. a. eine Resolution an­genommen worden war, die vom Reich, den Ländern und den Parlamenten erhöhte Schutzmaßnahmen zugunsten des gewerblichen und kaufmännischen Mittelstandes fordert, dessen Schutz in der Neichsverfassung feierlich verbrieft sei. Die Resolution richtet sich weiter gegen die etwa beabsich­tigte Wiedereinführung der Zwangswirtschaft. Angenom­men wurde ferner eine Resolution, wonach die Bildung einer großen Rechten das Ziel der Partei bleibe. Bis dahin müsse der vereinigten Sozialdemokratie gegenüber ein Zusammenschluß aller bürgerlicher Elemente das Gleich­gewicht bilden. An der Wiederaufrichtung des Vaterlandes mitzuarbeiten, sei die Partei auch auf dem Boden der ge­genwärtigen Staatsform allezeit bereit.

Bayern und die Frage der Zwangswirtschaft in Milchprodukten.

München, 27. Okt. Die Meldung derMünchener Zeitung", wonach die Einführung der Zwangswirtschaft in Milchprodukten nur noch eine Frage von Tagen sei, entspricht nicht den Tat­sachen. Es wurde in einer Sitzung der Kemptener Börse ledig­lich folgendes mitgeteilt: Wenn ein gütliches Uebereinkommen mit den Milchbanern nicht erzielt werden kann, sieht sich die bayrische Negierung gezwungen, beim Reich Schritte zur Herbei­führung geeigneter Zwangsmaßnahmen zu unternehmen. In­zwischen ist eine Einigung erfolgt.

münzer immer mit einander reden hörte, aber nicht ver­stehen konnte, sah sich aufmerksam um, ob nicht ein Mittel vorhanden sei, den Inhalt ihrer Gespräche zu erfahren, um dann seine weitere Verteidigung darnach einrichten zu kön­nen, denn an Schlauheit fehlte es ihm nicht. Er entdeckte den lockeren Stein, zog ihn während des Lärms, den ein vorüberrollender Wagen erregte, vorsichtig heraus und konnte nun, wenn er auf die Zehen stand, nicht bloß hören, was drüben gesprochen wurde, sondern auch den alten Mann auf seiner hölzernen Pritsche liegen sehen. Ach Rudi, sagte dieser, hätt uns der Baltes damals nicht so angeführt, als er uns von den reichen Schätzen im Kapellenberg vorplau­derte, wären wir jetzt nicht in dieser jämmerlichen Lage. Ja, erwiderte Rudi, und um meinen Buben bin ich da­mals auch gekommen. Den hat mir die Eundel nach Calu» geschleppt und dafür nichts als den elenden Ballen Zeug mitgebracht, den wir nachher doch zuriicklassen mußten, als uns der Schultheiß von Münklingen wegen Betrugs ein­stecken wollte und wir genötigt waren, bei Nacht und Ne­bel zu fliehen und uns in die böhmischen Wälder zu ver­graben. Nun mit dem Nebel wars nicht so schlimm entgeg­nete der Alte mit leisem Kichern,- du weißt, es war Heller Mondschein als wir in dem Graben der Schwedenschanze hinunterschlichrn; und den Esel mußten wir auch zurück­lassen, der hat wohl dem Riemenmüller noch lange seine Mehlsäcke tragen müssen, und aus den Krügen, die dahin­ten blieben, wird der Müller manchmal seinen Apfelmost getrunken haben, während wir Durst leiden mußten wie ein Seehund. Und das, fuhr Rudi fort, war noch nicht ein­mal das schlimmste,- daß aber die Eundel unterwegs an der Ruhr starb, das hat der Baltes auch zu verantwor­ten; und was aus den beiden Mädels geworden ist, die uns bei Nürnberg durchgingen, das wissen wir auf die Stunde nicht nicht. Sei still damit! sagte der Alte, warum in den alten Narben wühlen! Wir haben lauter Unglück gehabt; und ich glaube doch, daß wir die Kisten noch gefunden hät­ten, wenn uns der Schultheiß nur hätte fortgraben lassen.

Fortsetzung folgt.