— (Eine gräßliche Rache.) Wie der „Kaspij" berichtet, fand man auf einer der Straßen der Stadt Baku verschiedene Körperteile eines Knaben zerstreut umherliegen. Die Untersuchung stellte heraus, daß der Knabe von einem Manne ermordet worden war, der in beständiger Feindschaft mit dessen Dienstherrn lebte. Um sich an diesem zu rächen, resp. ihn des Mordes verdächtig zu machen, ermordete er dessen Laufburschen zerstückelte die Leiche und zerstreute die Körperteile in den Straßen, wobei er besonders die Spuren nach dem Hause seines Nachbarn hinleitete. Die eigene Frau des Mörders spielte empört über die Grausamkeit ihres Mannes die Angeberin.
— (MalitiöS.) Zofe (zum Bräutigam ihrer Herrin): „Gnädiger Herr verlassen uns heute so zeitig !" — Herr: „Das Fräulein ist verdrießlich, es hat Zahnschmerzen." — Zofe: „O, das sagt sie nur so, damit Sie glauben sollen, ihre Zähne seien echt!"
— (Zum Duell Boulanger-Fioqmt: A. Mich wundert's doch, daß Boulanger den Degenstich Floqnets nicht zu parieren vermocht hat. — B>: Ich finde das sehr erklärlich, denn sein Ausschluß aus der Armee ist ja
hauptsächlich deshalb verfügt worben, weil er es nicht verstanden hat, zu parieren.
— (Unnötige Furcht.) Bäurin (den Posten am Kasernenthor fragend): „Lieber Herr Suldat, kennse mer nit sage, ob mci Bua hier drin iS?" — Posten: „Hier gibt's keine Buben, sondern lauter Männer." — Bäuerin: „Jesns Marie, der Bua wird doch nit geheirat' Han?"
— (Origineller Druckfehler.) In einem Münchener Blatte war dieser Tage ein hübscher Druckfehler zu lesen. Anläßlich eines Berichts über die Centcnarfcier hieß cs u. A.: „die Abends statifindende Befeucht- u n g der Stadt verspricht eine großartige zu werden." Stimmt übrigens auch; denn wie man leicht voraussehen kann, werden etliche Mäßleins auf den Kellern hinter die Binde gegossen werden, namentlich wenn es hübsch warm ist, welches ungewohnte Ereignis bis dahin vielleicht eintritt.
— (Großer Verlust.) Denken Sie sich! Da brennt mir der Kerl mit meinem ganzen Vermögen durch. — Da hört aber alles auf. Wie Viel war eö denn? — Eine Mark und 50 Pfennige.
— (Protest.) Tochter: „Ich mag gar
keinen Roman mehr lesen! JedeSmal hörte er auf, wenn sie sich kriegen und es dann am schönsten wird!" — Vater: Dummes Zeug! Wer hat dir denn gesagt, daß eö dann am schönsten wird?"
— Das Leben einer Frau, sagt ein feiner Beobachter und ungalantcr Mensch, „ist vom 18. bis 26. Jahr- der siebenjährige Krieg zwischen Herz und Verstand; vom 25. bis 55. der dreißigjährige Krieg der Natur mit den Künsten der Toilette, und von da weiter: die hartnäckige Verteidigung einer festen Citadellc gegen die sturmlaufende Zeit.
— (DerNaturfreund.) A.: „Sind Sie ein Naturfreund?" — B.: „Ja, ich esse sehr gern schöne Birnen."
Roman.
Verliebt beisamcn saßen Allabendlich er und sie,
Es ging mancher Tag zu Ende,
Der Beiden Liebe nie.
So saßen sie viele Tage,
Doch eines Abends nicht mehr —
Sie saß bei einem Andern,
Bei einer Andern er.
Gebeugt, aber nicht gebrochen.
Erzählung von C. Cornelius.
Nachdruck verboten.
10 .
Ich konnte mich noch nicht entschließen, meinem Wunsche zu entsagen, indem ich Ihrem Vater eine abschlägige Antwort sandte."
Trotz dieser in Ton und Worten vollkommen ruhige» Antwort, merkte Arnold wie sehr Adele litt.
„Darf ich mit Ihrem Vater über die Angelegenheit reden?" fragte er.
„Mein Vater weiß gar nicht, daß Sie darin beteiligt sind, und es könnte Ihnen bei seiner Heftigkeit leicht unangenehm werden, wenn Sie sich um meinetwillen bemühen."
„Ich möchte wenigstens das Meinige gethan haben, Ihnen zur Verwirklichung Ihres Wunsches zu verhelfen. Ich erkläre Ihrem Vater selbst wie ich zu der Sache stehe, vielleicht läßt er sich bereden, zu gestatten, daß Sie das Kind wenigstens zeitwillig bei sich haben und für dessen Erziehung sorgen."
„Ich erkenne Ihre Freundlichkeit an, Herr Roden, aber ich rate Ihnen um Ihrer selbst willen ab, ich fürchte, auch Sie werden leinen Erfolg haben. Wenn Sie es trotzdem versuchen wollen, so habe ich nichts dagegen. Ich habe schon mehr als einen sehnlichen Wunsch aufgebe» müssen," fügte sie mehr wie zu sich selbst redend hinzu, „ich werde auch dies noch ertragen."
Arnold sah sic an mit stiller Bewunderung. Er, ein thatkräftiger, junger Mann, hatte bisher meist mit verächtlichem Mitleid auf jede Art ruhigen Duldens hingeblickt. Vor den Frauen im allgemeinen hatte er in dieser Hinsicht niemals große Hochachtung empfunden, weil sie ihm fast sämtlich energielos vorko men. Jetzt ging ihm zum erstcn- male die Wahrheit aus, daß zum Dulden oft mehr Willenskraft nötig ist, als zum Handeln. Ablenkend nahm er das vor Ade-
len auf dem Tische liegende Buch zur Hand und sagte:
„Auch ein alter Bekannter von mir."
„Ich bi» erfreut, Frl. v. Heimdahl, in Ihne» eine Dame zu finden, welche nicht in dem lächerlichen Wahn befangen ist, daß die Naturwissenschaften den verbotenen Früchten vom Baume der Erkenntniß vergleichbar sind, wie ich vor kurzem ein Mädchen sagen hörte."
„Der Ausspruch war jedenfalls sehr übertrieben, wenn auch etwas Wahres darin an- gedeutet ist," erwiderte Adele. „Auf manches Mädchen mag das Lesen derartiger Bücher wirken, wie der berauschend Duft frischer Blumen auf eine» Schläfer im engen Raume. Er erfreut sich nicht an den manigsaltigen Farben und Gestalten derselben, ihr Duft betäubt ihn, verursacht ihm schwere Träume und kann seiner Gesundheit gefärlich werden."
„Solche Schläfer, Fräulein von Heim- dahl, welche träumend durchs Leben gehen, finden sich leider auch unter den Männern und das ist sehr schlimm, weil sie dem allgemeinen Fortschritte sehr hinderlich sind. Bei einer Frau ist cs nicht so schlimm, sie kann trotzdem ihre Pflichten ganz gut erfüllen."
„Denken Sie so gering von den Pflichten der Frauen? Glauben Sie nicht, daß wir auch unser Teil zum Fortschreiten der Menschheit beizntragen haben?"
„O doch gewiß," entgegnete Arnold ein wenig verwirrt, „ich meine nur, daß Unwissenheit oder besser gesagt, geringes Wissen einer Frau viel weniger schadet, als einem Manne."
„Das gebe ich zu. Vor dem, „Viel wissen" habe ich überhaupt keine große Achtung, wenn nicht zugleich die anderen Geisteskräfte harmonisch gebildet sind. Wenn unsere Bildung nur den Verstand, nicht auch unser Gemüt und unseren Willen betrifft und solgleich auf unser Thun und Lassen keinen Einfluß hat, so kann sie wenig nützen, bei den Frauen noch viel weniger, als bei den Männern. Wenn eine Frau aber nicht ans
Eitelkeit, sondern aus aufrichtiger Neigung sich den Wissenschaften hingiebt, so wird sie in den meisten Fällen mehr erzielen, als durch ein einseitiges Aufhäufen positiver Kenntnisse. Wer nun an einen Fortschritt der Menschheit glaubt, der kann nicht zweifeln, daß cs von großem Nutzen ist, wenn auch die Frauen ihren Geist zu bilden suchen, wenn sie an die Stelle der Gewohnheit im Thun und lassen die eigene aus Ueberzeug- ung hervorgegangcne freie Wahl setzen. Es mag sein, daß einer Frau wegen ihres natürlichen Berufs die Gelegenheit, meinetwegen auch die Fähigkeit abgeht, mit den Männern in geistiger Hinsicht gleichen Schritt zu halten, aber sollen uns daraum die Wissenschaften ganz fremd bleiben? Thut ein einsames Mädchen nicht besser daran, sich zu erheitern, an den Wissenschaften zu erfreuen, als bis an das Ende ihrer Tage Papageien und Schoßhündchen zu liebkosen? Ist ersteres nicht vielmehr ein vortreffliches Mittel, das eigene Ich in den Hintergrund zu drängen und quälenden, törichten Gedanken zu entgehen ?"
„Das mag theoretisch ganz richtig sein, aber was sollte aus der Welt werden, wenn alle Frauen nur auf wissenschaftliche Bildung bedacht wären? Ich meine:
Ein guter Mensch in seinem dunkeln Drange,
Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.,,
„Daran zweifle ich durchaus nicht, ich glaube aber, daß die Geistesbildung dazu beiträgt, gute Menschen zu erziehen. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß mehr Unrecht und Unheil geschieht aus Unwissenheit und Gedankenlosigkeit, als aus Bosheit. Sie verstehen mich nicht richtig. Ich gebe zu, daß eine Frau, welche ihre nächsten Pflichten über dem Studieren vernachlässigt, mehr versäumt, als sie für sich und andere dadurch profitieren kann. Ich glaube auch nicht, daß Lesen und Reden über wissenschaftliche Gegenstände das einzige Mittel für uns Frauen ist, unfern Geist zu bilden.
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Mldbad.