Deutsche Weinbräuche.
Wiewohl die ältesten Lieblingsgetränke der germanischen Völker Meth (aus gegorenem Honigwasser) und Bier, vereinzelt auch der Obstwein waren, die alle auch zum Eelöbnistrunk bei Verträgen verwendet wurden, fand nach den ersten kriegerischen Zusammenstößen mit den Römern auch der Traubenwein und besten Zubereitung in deutschen Landen rasch Eingang. In späteren Zeiten war es hauptsächlich Karl der Große, der nicht nur dem Weinbau, sondern auch der Kelterung und Schörung des edlen Traubensaftes große Aufmerksamkeit widmete. Sehr bald waren von einheimischen Sorten der Rheinwein, Elsäßer und Bo- zener neben den weit zahlreicheren ausländischen Marken geschätzt. Den Inländer bezeichnete man, wie uns höfische Dichter bezeugen, schlechtweg als lantwin (Landwein), doch gab es daneben auch einen mit verschiedenen wohlriechenden frischen wie auch gedörrten Kräutern hergestellten Kunstwein, Lautertrank genannt, und ebenso gefälschte Weine. Presse und Torkel, letzterer in manchen Gegenden als Kelter bezeichnet, stammten noch von den Römern her. Das Schwefeln scheint aber eine deutsche Erfindung zu sein, die erst im 6. Jahrhundert aufkam. Die Erzeugung unechter Weinsorten machte sehr bald strenge Weinvorschriften von Rechtswegen notwendig, die sich auch gegen den unehrlichen Weinhandel richteten. Ilm diese Gesetze erfolgreich durchzuführen, wurden namentlich in größeren Städten eigene Aufsichtsorgune eingesetzt, so in Frankfurt am Main die obrigkeitlichen Weinstecher, die nicht nur Käufer wie Verkäufer vor jeder Uebervorteilung schützen sollten, sondern auch die für jeden Weinkauf festgesetzte städtische Abgabe, das sogenannte „Stichgeld", einzuheben hatten, wovon ihnen selbst zwei Drittel gebührten. Auch ein Ausfuhrzoll, die Cteinsuhr, wurde erhoben und die Bürger mußten von dem ausgeschenkten Wein ein „Niederlag- oder Un-eld" entrichten. Wo Wein ausgeschenkt wurde, tat es kein Schild, sondern ein grüner Buschen aus Wcin- laub oder Tannenreis, sonst auch ein Strohbündel kund. Diesem Brauch ist man bis heute in vielen Gegenden treu geblieben. Beim Anzapfen der Fässer waren Visitierer» Weinknechte (Weinzapser), dann Weinrufer oder Wein- fager beschäftigt. Außer den Wein- (zugleich auch Bier-) Häusern gab es fast immer schon Weinschenken, die vorzugsweise von nicht zünftigen Handwerkern, Knechten und Dienstboten besucht wurden. Die Stunde, um welche sie verkästen werden mußten, meldete die „Weinglocke" und zwar vom 26. März an um 9 Uhr, vom Eallustag (16. Oktober) an um 8 Uhr abends. Es ist klar, daß der Weingenuß in den Städten sowohl durch die Errichtung von Ratskellern als auch durch das Studentenleben besonderen Aufschwung nabm. Nicht immer trank man so mäßig wie heute aus Gläsern: so diente unseren ältesten Vorfahren das mitunter in Silber gefaßte Horn als Trinkgeschirr, in
uralter Zeit sogar wurde aus den Schädeln" erschlagener Feinds getrunken, woher der Ausdruck „Schale" (ahd. schala) stammt, bald traten Becher aus Metall, Bronze, Silber, Gold, mitunter auch aus Holz an deren Stelle. Die Fässer wurden in der Regel am St. Martinstage (11. November) neu gefüllt. Noch heute geht der Most bis zu diesem Zeitpunkt unversteuert über die Maulgrenzen, nachher muß er bereits als Wein doppelt versteuert werden. Die größten Fässer, die es ehedem in Deutschland gab, waren die Königsteiner, deren größtes 1725 erbaut wurde, 34 Fuß lang und 24 Fuß hoch war und um 600 Eimer mehr faßte als das berühmte Heidelberger Faß. Auch wurde in späteren Zeiten nicht bloß aus Bechern, sondern auch aus Kannen und Humpen getrunkenr- Und so sehr man sich auch bemühte, durch „Orden der Enthaltsamkeit". „Bruderschaften der Mäßigung" und selbst Polizeivorschriften entgegenzuwirken, der „Durst" kümmerte sich doch wenig um alle diese volkserziehlichen Maßnahmen. Gingen doch gerade die Ratsherren in den Städten wie die Fürsten bei den Reichstagen meist als trinkfeste Helden beispielgebend voran. Und es gab selbst Kaiser, die keine Reise durch das Reich unternahmen, ohne auch ihr 2—3000 Eimer fastendes Weinfaß mit sich zu führen. Und Herzog Ernst von Lüneburg richtete sogar an Doktor Martin Luther die bezeichnenden Worts: „Wir wollen alle gern gute Christen sein, aber das Laster der Vällerei können wir nun einmal nicht ablegen. Wenn wir nichts dazu täten, wäre das Saufen längst abgestellt." Und ebenso berichtet der schlesische Ritter Hans von Schweinichen, besten Memoiren Goethes Würdigung gefunden haben, von seinem Besuche am Mecklenburgischen Hofe im Jahre 1573: „Habe auf diesem Ritt im Reiche große Kundschaft bekommen und mir mit meinem Sausen großen Namen gemacht." Beim Kurfürsten Christian II. von Sachsen trank man, wie auch anderwärts, förmlich um die Wette, so daß es wohl keine llebertrei- bung war, wenn dieser dem Kaiser Rudolf N. einst gestand, keine Stunde nüchtern gewesen zu sein. Wiewohl die Trunksucht der Deutschen von unserem gallischen Nachbarn oft verspottet wurde, so stehen doch die Franzosen, gerade was den Weingenuß betrifft, keineswegs nach. Und es ließen sich die Beispiele, besonders aus den Reihen des weiblichen Geschlechtes, anführen, die uns hierin die deutsche Frau wahrhaft als Tugendheldin erscheinen lasten.
Wenn man von solchen Trinkerunsitten vergangener Zeiten hört, verdient eigentlich unsere Zeit, was das Maß- Halten betrifft, Bewunderung. Heute wird namentlich in Weingegenden, wenn der „Heurige" (der junge Wein) ausgeschenkt wird, der Tag benutzt, um bei den Hauern (Weinzierln) selbst den Tropfen zu kosten. Musik fehlt dann selten. Und es ist kein Wunder, wenn so in Stimmung versetzt, bald die Zecher, von denen die ervrobtcsten „Wein- beitzer" genannt werden, im Chorus in die Lieder einstimmen. Es geht da gewöhnlich noch lustiger zu als bei der
Weinernte (Weinlese), die, von Tanz, festlichen Umzügen und sonstigem festlichen Gepränge begleitet, im Monat Oktober oder November jedes Jahres gefeiert wird und jung und alt herbeilockt. Der süße Traubenmost zeitigt noch lange nicht die befeuernde Wirkung wie der fertige Wein. Wird er aber einmal zum „Sturm", in dem sich bereits die Spaltung des Traubenzuckers in Weingeist und Kohlensäure vollzieht, so daß es in dieser Zeit sogar gefährlich ist, den Keller zu betreten, findet er nicht so viel Liebhaber wie nach seiner Klärung, die mit jenem Geschmack verbunden ist, den ja alle Freunde des „heurigen Weines" so sehr zu schützen wissen. Das Recht des „Verleitgehens" (irrtümlich „Leutgebrecht") war den hausgesestenen Weinbauern von jeher verbrieft. Die Weinpreise waren ihm immer streng vorgcschrieben, jede Preistreiberei strenge verboten. Die Strafe in solchem Falle war sehr hoch. Dafür hatten die „Geschworenen" der Weinberggenosten ebenso zu sorgen wie der „Bürg" oder Hüter für die Beaufsichtigung der Weinberge. Prof. W. A. Hammer - Wien.
Ser „b»me Hund" und der DerNiWemil.
Die neueste Mode der Pariser Modedamen: ihren Lieblingshund in den Farben ihrer Kleidung zu färben, stammt aus New-Pork, und zwar war es eine junge blonde, blauäugige Miß, Margaret Owen, die, ganz der blauen Farbe in allen Schattierungen ergeben, eines Tages ihre weiße Angorakatze himmelblau färbte, „damit sie zu ihren Strümpfen paßte"! Diese Farbenharmonie bekam ihr aber sehr schlecht, denn- der New- Porker Tierjchutzverein, durch den Pastor Harry D. Mora» vertreten, brachte sie wegen „Unfugs" vor Geriet. Mister Moran erklärte vor dem Richter die Methoden, nach welche» Hunde und Katzen im allgemeinen gefärbt würden. Es sei dazu nötig, daß das Tier alle zwölf Stunden mindestens einmal in das sehr heiße Farbbad gebracht würde, und da jetzt meistens Kaffee. Tee oder gebrannter Zucker zur Färbung genommen werde, grenze diese Behandlung an Vergiftung. Das Coffein und Tecin durch die Hautporen gebrau t, wirke direkt schädigend, der gebrannte Zucker aber müsse mit Chinin gemischt sein, um das Ablecken zu verhüten, was sogar Delirien verursache! Miß Owen erklärte, daß sie nicht daran gedacht habe, ihren Liebling zu vergiften; in anbetracht aber, daß die übliche Farbe, die sie benutzte, sehr viel Arsenik enthalte, wurde sie wegen „groben Unfuges" verurteilt und mußte Nc^-Vork Verlusten, um sich zu ihren Eltern nach Florida zu begeben. In Paris herrschen solch zarte Rücksichten auf die Tiere nicht, und der „Bunte Hund" ist jetzt dort sehr beliebt. Man sieht nicht nur rote, blaue, grüne Vierfüßler stolz in den fein abgetönten Lederkissen der Autos sitzen, sondern Streifen und Kairos wetteifern bereits mit sibablonierten Mustern. -Es ist doch gut, daß wir in Deullchland andere Sorgen haben ... Th. v. Nommel - Dießen.
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Im hiesigen Handeksregi ter für Gefells bafisfirmen wurde beule e.ngelragen: Hengsteuberg L Co. in Airiau, offene Hanoclsgc'ell'chaft seit 1894. Gelcllschaster sind: Heinrich Heu chenbera, Kaniinann in Hirsau, Elilabelhe Kolslmus ocb. Henallenbern, Ebenau des L. alter Kalsbans, Kawnignns in Dwsbnrg, Heinrich Iobannes Hengstcnbera, Aüusu au» in Nnbrorr. Johanna Dmolhea Kiomo oe>>. Hcngltcnberg, Ehe rau des Fabrikdireklors Inlins Klomp in Woi'cnbiitlel und Immunes Hengsten.>erg, Kansmnnn in Nnbrort. Die Gesell'cha ler Koishaus, Heinrich Johannes Henallenlierq »nd Klomv siiio von der Vertretung der Ge- 'ell'ch nt ansneschlosse» Die Gesellschaft hat ihren Sitz von Nu >ror: nach Hir.au verlegt.
Den 2l. Oktober 1922.
Oberfekretär Dürr.
Bekanntmachung.
Infolge der sort'chreilcnden Eeldcwweriung Ist es uns nicht mehr möglich, die
Gas- und Strompreise
zum Voraus sesiznietzen. Eie werden kiinslig z» Beginn des dem Verbrauchsnionat folgenden Monws bekannt ge- reden wcroen.
D e siir Oktober bereits veröffentlichte» Preise sind hinfällig. Der
Kolrspreis
beträgt für alle ab 20. Oktobcr ansgcsiihrlcn Lieferungen ii>r zerkl. Koks 6bO tu k. jiirunzerkl. KoksbLS Mb. siir Boh»»»lioks 859 Mb. für Ab alll.oks 8Ü9 Mk. je ab Werk. tGeniemderalsbc uilug vom 19 Okt. 1 22). Calw, de» 23 Oklober 19-2.
Etäbt. Gas- und Llektr.-Werk: Sch laich.
Mitgliederversammlung des Kleinhandelsbund
Bez rk La!w
an, nächste» Mittwoch, 28.2k ober 1922, mittags 1 Ul.r im „i' ößie" i» Calw, mit ,rhk wichtiger Ta esordiinng. D.e Milglleder mcrSen eingeladen, zahlreich z» ericheinen.
j^ie-nhandelsbun-r, Bez.rk Calw.
Schmieh.
Eine 15 Wochen trächiige
hal zu verknusen
Katharine Kusterer.
Für sofort oder spälcr wird ein oru«nll>ches
MW
gesucht bei > wer Behandlung u»o hohem Log».
Bon wem, jagt die Ge- jchüitsilclle os. Bl.
MW. «MklklS VW.
Der Verein Sludentenhilse in Tübingen hat sich bc- reit erklärt,
Studenten zur Hilfe bei den Herbstarbeiten
zur Verfügung zu stellen. Landwirte, die von diesem Angebot Gebrauch machen wolle», wollen dies bis spnlellcns Mittwoch voriwttagdem Uwerzeichnelcn telephonisch »'weilen.
Geschäftsstelle : I. K u e ch t.
Verlaufen
bat sich ein schwarz n. rast- brauner Dobermann. Abzngeben gegen Belob». Carl Fischer, Calw, Schuhgeschäft.
Vor Ankauf wird gewarnt.
FuitelschnetüUiM.ne,
gut erhallen, zu verkaufen. D. Ayafse, Altburgerslr
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ü. KLLN'M
karnsprecker 9. keäerslrasLe 151.
Won sg, 3ll. v - L Uk'n sd » N»
Usi-tEN 2U btark 30 » in ckei Lucbbtllg.
, 25 - »nck 2'.— ^4
tlg. k> UtiuSLlel»
Neuweiler—Oberkollwangen.
Wir beehren uns Verwandle, Freunde und Bekannte zu unserer am Donnerstag, de» 26. Okt. 1922 statlsinoenoen
Hochzeits-§eier
in unser elterliches Hans Gasthaus zur „Krone" in Neuweiler >reund ichst cmzwade».
Karl Fenchel,
Sohn des Ulrich Fenchel, Kroueuwirt in Neuweiler.
Cqristine Waide!,ch,
Tochler des Job. Georg Wawelich, Bauer iu Oberkollwauge».
Kirchgang 12 Uhr.
Wir bitien, dies statt jeder besonderen Einladung cwgegennehmen zu wolle».
Liebelsberg.
Einen zur Zucht geeigneten
Zurren
»
12 Monate alt, (Gelbschcck)
»M»- verkauft »
I. Keppler.
Deckenp.ronn.
Einen 7'/-Monade allen
Eber,
gut im Nilt, verkauft
M. Hengel,
Ederhalter.