Rundschau.

Degerloch, 24. März. Im hiesigen Gcmeindewald wurden laut Filb.-B. in jüngster Zeit Hunde verschiedener Rassen (wo- rnnlcr eine Bnll-Terrier-Hündin, dunkelgcstromt mit weißer Brust) lvt im Wege liegend ansgesunden; ebenso fanden sich, nachdem der Schnee «was geschmolzen, mehrere tote Füchse vor , die. in­folge der Kälte starr gefroren waren. Cs wird vermuicl, daß durch jemand Gift (Strychnin) gelegt worben, und es ist dcßhalb Untersuchung im Gauge, die Aufschluß in die Sache bringen wird.

Wie schon früher mitgeleiii worden ist, hat am Freitag den 24. v. M-, mittags 12 Uhr zu Bönnigheim der dortige 46 Jahre alte Weber Heinrich Bühlmaier, Vater von 7 Kindern, ans der Bühne seines Wohnhauses sein jüngstes Kind, einen drei­jährigen Knaben durch Einschlagen des Schädels mit einem Ham­mer gelötet. Die eingeleitetc Untersuchung hat nun unzweifelhaft ergeben, daß Bühlmaier schon seit längerer Zeit geistesgestört ist und dies insbesondere auch zur Zeit der Thal gewesen ist. Er ist deshalb durch Gerichtsbeschluß außer Verfolgung gesetzt worden; zugleich sind aber auch die erforderlichen Maßregeln getroffen worden behufs Unterbringung desselben in einer Irrenanstalt.

In Martinsmoos Oberauels Calw ereignete sich vor einigen Tagen einigen Tagen ein schreckliches Unglück. Ein vom Vieh­markt heimkehrender Bancr kehrte daselbst noch ein und übergab sein Paar Ochsen einem 12jährigcn Knaben zur Aufsicht. Kaum hatte der unglückliche Knabe die Tiere übernommen, als eines der­selben aus ihn loöstürzte und ihm den Bauch aufschlizte, daß an seinem Aufkommen gezwcifelt werden muß. Auch ein Knecht, der zur Hilfe eilte, wurde von dem wütenden Tier an der Brust nicht unerheblich verletzt.

Bon der badischen Grenze, 24. März. In dem badischen Ort Theningen, Amt Emmendingen, spielte sich am Donnerstag eine furchtbare Scene ab. Der Aufseher einer dortigen Cigarren­fabrik, Lorenz Link von Heiligenzell verheiratet nnd Vater von zwei Kindern, belästigte die Arbeiterinnen der Fabrik mit Zudring­lichkeiten, wurde aber abgewiesen. Zwei dieser Arbeiterinnen machten dem Eigentümer der Fabrik Mitteilung von dem Vor­gehen Links. Letzterer > dem nun mit Dienstentlassung gedroht wurde, kaufte sich einen Revolver und schoß beide Mädchen, 19 und 29 Jahre alt, nieder. An dem Auskommen der Verletzten wird gczwcifell. Link selbst schoß sich »ach der That eine Kugel durchs Herz und starb sofort.

Wegen eines Stückchens Zucker im Werte von 10 Pfg. hat ein 14jähriger Knabe von LimmerSdorf das 9jährige brave Mädchen der Steinbrechers-Witwe Nader grausam ermordet und in einen Wassergraben geworfen, in welchem das arme Kind, be­deckt mit Blut und Wunden, aufgcsundeu wurde. Bei der in der Schule stattgesundencn Verhaftung des jugendlichen Mörders wurde noch ein Teil des geraubten Zuckers bei ihm vorgefunden. Lange hartnäckig leugnend, gestand er endlich die entsetzliche That.

Geheimrat Hermann vom Rath in Köln schenkte 450,000 ^ zum Bau von 87 einstöckigen Häusern für Kölner Arbeiter auf seinem 15 Morgen großen Grundstück in der Nähe Kölns zum Andenken anseinen verstorbenen Vater. Die Miete soll ebenfalls zum Wohle der Arbeiter verwendet werden. Die Kolo­nie erhält den Namen Wilhelmsruhe.

In Dresden wurden zwei Personen durch die hiesige Polizei festgenommen, bei denen 72,000 fl. gefälschte Noten vor­gefunden wurden.

Ein Blitzstrahl schlug am 21. ds. in den Dom des Kapitols von Washington ein. Das Gebäude wurde heftig er­schüttert, allein der angerichtete Schaden war nur gering.

Einer leichten Verletzung ist ein Gerichtsassessor von Planen i. V. zum Opfer gefallen. Bei einer Fechtübung wurde derselbe von einem Referendar mit der Spitze des Rappiers ein wenig am rechten Augenwinkel verletzt. Mehrere Tage hindurch gab der Zustand des Verletzten, der sofortige ärztliche Hilfe in Anspruch genommen hatte, zu gar keinem Bedenken Veranlassung. Plötzich aber stellte sich eine bedeutende Verschlimmerung ein und nach wenigen Stunden war der junge 28jährige Mann eine Leiche.

Wie sieht das deutsche Reichsbanner aus, mit dessen Tragen hinter dem Traucrwagen der General v. Pape keine ge­ringe Kraftprobe ablegte? Es ist eine in schwarz und gold ge­stickte weiße Fahne. . . . Acht kohlschwarze Pferde, in düsteren Allasdeckeu mit silbernen Adlern, von 8 Stabsoffizieren geführt, neben welchen 8 Lakaien einhergingen, zogen den offenen Leichen­wagen. Auf einem schwarzen silberumsäumtcn Untersatz, welcher sn ein wahres Blumenparterre gebettet war, ruhte der purpurne

Sarg. Ein mächtiges goldenes Kreuz und ein goldener Ritter­helm mit schwarzem Reiherbusch lagen auf dem Sargdeckel, das Visier des Helms herabgelassen. Zu beiden Seiten des Purpur- schrcines, in welchem Kaiser Wilhelm zur ewigen Ruhe gebettet lag, leuchteten goldene Griffe. Vier Generale, Ritter des schwar­zen Adler-Ordens, trugen die Zipfel des am Wagen herabhängen- dcn Leichentuches. De» kostbaren Baldachin, welcher über dem Sarge zu schweben schien, hielten an den vergoldeten Stangen 12 Generalmajors. Ein Lambrequin mit goldigen Zacken, auf welchem flache silberne Adler schimmcrlen, umzog den Baldachin, dessen Fond schwarz war und über welchen hinaus 12 schwere silberne Adler ragten. Unter den Fittichen dieser stolzen Aare wurde der in ewige Nacht gesunkene Herrscher zur Gruft der Eltern hinaus­getragen. . . . Das Leibreilpferd deS Verewigten führte ein greiser Diener. Von der Mähne des treuen Rosses wosses wallte ein langer Flor herab.

Eine alte Bürgersfrau zu Bekum (Münsterland), die im selben Jahre wie Kaiser Wilhelm geboren war, verfolgte seit Jahren mit besonderem Interesse die über das Befinden des Monarchen in den Zeitungen veröffentlichten Berichte.So lange der Kaiser gesund bleibt," so pflegte sie in harmlosem, aber un­erschütterlichem Aberglauben ihren Angehörigen zu erklären,so lange halte ich eS auch aus." Und sie hielt in der That aus. Krankheit und Schwäche kannte sie kaum mehr, als der bis in sein hohes Alter so eiseufeste Kaiser. Aber als die ersten schlim­men Botschaften von Berlin kamen, da lag auch die alte Frau ans dem Lager, Von dem sie nicht mehr anfstehen sollte. Zwei Tage nach dem Hinscheiden des Monarchen ist sie ihm in die Ewigkeit gefolgt.

Wien, 23. März. Der Anwesenheit des Königs von Ru­mänien wird eine erhebliche politische Tragweite beigelegt.. Der König konferierte wiederholt stundenlang mit dem Grasen Kal- noky und die gleichzeitigen Konferenzen des serbischen Ministers im Auswärtigen Amt werden als Beweis für die Richtigkeit der natürlichen Annahme erachtet, daß die infolge der fortdauerndue Ansammlungen russischer Truppen an der südlichen Grenze Ruß­lands um ihre Selbständigkeit besorgten Balkanstaaten Rückhalt nnd Rat bei den größeren Mächten suchen.

Oldenburg, 18 . März. In der kleinen Nachbargemeinde Sage wurden am 2. Sept. v. I. zwei Schulmädchen, Töchter des Landwirts Bahrs, in der Nähe der Wohnung des Arbeiters Hein­rich Bliefernicht ermordet aufgefnnden. Beiden Kindern war die Kehle durchschnitten und mit einem dolchartigen Messer der Unter­leib bis zur Bauchhöhle aufgeschlitzt worden. Wegen dieses grauen­haften Doppelmordes wurde in den letzten drei Tagen der abge- laufcncn Woche vor dem hiesigen Schwurgerichte, teilweise unter Ausschluß der Oeffcutlichkeit, gegen den genannten Arbeiter Blie- sernicht verhandelt. Bliefernicht wurde zum Tode verurteilt.

Paris, 21. März. DieFrance" meldet, bereits gestern sei der Untersuchungsrat über Boulanger zusammengctreten. Die Zu­sammensetzung des Rats werde geheim gehalten. Die demselben vorgelegte Frage laute: Kann der General Bonlanger wegen schweren Disziplinarvergehens ans dem Militärdienst entlassen werden (ötrs mis sn rekormo)? Für Montag werde das Urteil erwartet.

Brüssel, 22. März. Nach der Jndcpendance hatten die Af- rikasorschcr Macar und Manuel in der Nähe der Station Lul- naburg in Innerafrika einen Kampf mit Negerstämmen zu be­stehen. Die Forscher mußten den Rückzug antreten, wobei 15 ihrer Begleiter sielen.

Paris, 22. März. DerTemps" veröffentlicht unter aller aller Reserve heute Abend ein Telegramm aus Wien, wonach dort das Gerücht gehe, 10,000 Mann russischer Truppen ständen in Sewastopol zur sofortigen Einschiffung nach einem nicht näher be- zeichuetcn Bestimmungsort bereit. Als solcher werde Varana vermutet.

Pest, 22. März. Die durch das Hochwasser mit Untergang bedrohte Stadt Bckes-Csaba ist vor der äußersten Gefahr gerettel, da die Fluthen zwei Eisenbahndämme in einer Ausdehnung von drei Kilometern durchbrochen und sich einen Abfluß nach anderer Richtung erzwungen habe». Ungefähr 60,000 Joch Ackerland stehen unter Wasser.

In Bonn brannte die Minoritenkirche ab._

Annoncen welche in das Samstagblatt Aufnahme _ , ^ finden sollen, wollen längstens bis Gründonners­tag abends in der Druckerei abgegeben werden.