Unsere Dörfer und ihre Namen.
Von Hans Reyhing.
Hätten wir ein Bilderbuch, darin alle unsere Dörfer aufge- no,:men wären, jedes auf einem besonderen Blatt — nicht satt sehen konnten wir uns an dem schönen, reichen Buch. Gewiß, immer wieder ähnlete ein Bild dem andern, und das ganze Buch würde uns anmuten wie der hundert- ja tausendfache Ausdruck eines lieben und trauten Gedankens — Heimat, Dorfheimat!
Schon die Namen haben einen heimeligen Klang. Hören wir z. B. einmal: Gerlingen, Ettlingen, Renningen (bei Leonberg), oder: Jngcrsheim, Heutingsheim, Höpfigheim, Mundelsheim (am Neckar bei Ludwigsburg und Besigheim), oder: Gospolds- hofen, Hcrlazhofen, Eebrazhofen (bei Leutkirch) — und so könnten wir fortmachen mit gleichauslautenden Gruppen. Sie alle klingen lieblich zusammen wie der Reim eines Gedichtes, wie Heimatglockenklang, und es will sich dem nachdenklichen Menschen die Vermutung aufdrängen, als halte ein innerer Sinn und eine verborgene Kraft die Namen zusammen. In der Tat, diese Dörfer haben immer etwas Gemeinsames und erzählen in ihren Namen ihre Geschichte. Es ist uns allen bekannt, daß die Orte mit „ingen" als Endung alamannische Sippensiedlungen, d. h. Familienniederlassungen sind, also alamannische Urdörfer. Auch ein hohes Alter haben die Dörfer mit der Endung „heim".
Oder nehmen wir einen andern Strauß aus dem Riesengebinde der Ortsnamen heraus — Ortsnamen mit „stetten"! Wir fahren mit der Eisenbahn nach Ulm: Amstetten, Westerstetten, Beimerstetten liegen an der Bahn und zur Seite ganze Nester, links: Schalkstetten, Weidenstetten, Neenstctten, Gerstetten, Söhnstetten, rechts: Radelstetten, Scharenstetten, Feldstetten, Donn- stetten, Erabenstetten, oder gegen die Mitte der Alb: Mehrstetten, Apfclstetten, Dürrenstetten, Erbstetten, Ehestetten, Oeden- waldstetten, Oberstetten, Pfronstetten, Aichstetten, Huldstetten, viele von ihnen stattliche Dörfer mit großer Markung. Also müssen sie wohl entstanden sein zu einer Zeit, da die Welt noch nicht weggegeben war, bald nach den „ingen"-Orten.
Häufig finden wir auch die recht freundlich und heimelig anmutenden Endungen „Hausen" und „Hofen", die gar nichts anderes sind als eine alte Mehrzahl von Haus und Hof, z. B. zu ^snem Haus an der Jagst kommen noch mehrere, und nun geht ^.,an ,Lu den Jagsthausen" und der Platz erhält den Namen Jagsihausen. Oder zum Hof eines Dietbold bei Leutkirch werden noch andere gebaut, und nun heißt es ,LU den DietbolLshofen" oder Diepoldshofen.
Ihre besondere Geschichte erzählen di« Namen der Dörfer, deren Endungen den natürlichen Ort der Niederlassung oder seine Art, den Vodenwuchs usw. bezeichnen: berg, buhl, bol (Hügel), first, stauf (--- fußloser Becher in umgekehrter Stellung), wang (Wange, gerundet« Erhebung), tal, loch (von loh — wald), Winkel, gehr (spitziges Stück), schieß (oorspringendes Stück), Horn, eck, stein, ried, moos, aue, ach, bach, brunnen, feld, fels, see, hülbe, wald, Holz, Hardt (Weidewald), buch usw. Orte mit diesen Na
men liegen alle auf ehemals weniger einladendem und weniger zugänglichem Boden, im Schwarzwald, Welzheimer und Murrhardter Wald, in den Ellwanger, Löwensteiner und Waldenbur- ger Bergen, im Hohenlohifchen und zerstreut auch im Oberschwäbischen, also in den Waldgebieten (urspringlichen Urwäldern) unserer Heimat. Auch das Hohenlohische gehörte ja ehemals zu ihnen, weil die Römer auf eine weite Strecke vor dem Limes keine Niederlassungen erlaubten und so größtenteils Urwald entstehen mußte.
Die ältesten Dörfer, die auf ingen, heim, stetten, stehen allermeist auf altbewohntem und -bebautem Boden. Schon die Menschen der Steinzeit haben hier gelebt und gearbeitet, vor mehreren tausend Jahren schon, dann Kelten und Römer. Bodenfunde beweisen es tausendfach. Aber in den genannten Wald- und Berggebieten und in manchen Teilen Oberschwabens waren unsere Vorfahren vor etwa 700—900 Jahren die ersten, die menschliche Niederlassungen gründeten. Jene anderen Gegenden waren im allgemeinen waldfrei, diese aber mußten mit Axt und Spaten in der Hand gerodet werden, und erst nach mühseliger Arbeit konnten hier Felder angelegt werden und erstanden hier einfache Häuser. Aber heute noch rauscht in den Namen der Dörfer der alte Wald: Burgholz, Breitenholz, Kohlwald, Eaugenwald, Thomashardt (Hardt-Wald), oder blitzen Axt und „Neuthau" (mit der man die Wurzeln der Bäume herausreutete) auf: Reute*), Reutti, Bergatreute, Ottmarsreute, Blitzenreute (alle im Oberland), oder erzählen die Namen selbst von der Arbeit der Waldbekämpfung: Langenbrand und Engelsbrand im Schwarzwald, Schwendi bei Lauphcim, Schwann und Weltenschwann ebenfalls im Schwarzwald (von schwenden — schwinden machen) und rufen die Tage in Erinnerung, da der Wald besiegt wurde und der Rauch erstmals aus dem feuerflackernden Herd in die Höhe stieg, während aus den kleinen Fenstern ein Heller Lichtschein keck in die Nacht des Urwaldes hinausfiel.
*) Es gibt etwa 20 „Reute", meist in Oberschwaben.
Wie ein Maurergeselle eine Vaurentochter gewinnt.*)
Von AugustLämmle.
In c mem Flecken am Fuß des Welzheimer Waldes ein armer Teufel von einem Maurergesellen, aber ein lustiges, lediges Blut, hatte auf dem Jahrmarkt eine fremde Vaurentochter kennen gelernt und sie fröhlich geschwenkt im Tanz. Sie war das einzige Kind ihrer Eltern gewesen und jetzt eine Waise, hatte ein nettes Bauerngut, auch brav Batzen und war gut beieinander, so daß sie für einen armen Schlucker wie unseren Maurer ein wahres Herrenfressen vorstellte.
Der aber gedachte bei sich: Nutzt es nichts, so schadt's auch nichts, fing an und machte ihr in aller Bescheidenheit ein wenig
*) Aus „Bunte Geschichten", einer prächtigen Sammlung von Mären und Schwänken, Verlag Strecker u. Schröder, Stuttgart.
Näuch^vor, daß er daheim auch was habe,' dies un8" sell, und (ak ihr schön und erregte ihr Wohlgefallen.
Und als sie weiter tanzten und sich so gut ineinander schickten und nachher noch ein Eläslein Wein selbander genossen, da wurden sie eins, er solle ihr Gütle besehen und sie solle sein Sach besehen; und so sie beide befriedigt wären, so wollen sie sich zusammenfinden und Hochzeit miteinander halten.
Unser junger Luftibus stellte sich auch nächsten Sonntag pünktlich bei der Begehrten ein und wurde wohl ausgenommen. Und hatten sie sich am Marktag gefunden und Wohlgefallen eins am andern gehabt beim Tanz, so heute noch mehr: er freute sich an Haus und Hof, wo alles reicher war, als sie gesagt, und an ihrer schicklichen und ruhigen Art, sie an dem hübschen Burschen und an seiner Freundlichkeit und Fröhlichkeit. Und als sie am Abend Abschied nahmen, da trennten sich die Hände schwer; und sie versprach, im Lauf der Woche ihn heimzusuchen in seinem Dorf.
Die junge Bäuerin kam bald und unangemeldet und fand den Freund fleißig bei der Arbeit. Sie hielt sich nicht dran auf, daß er vielfach geflickte Kleider trug, ja sie legte ihm das als Sparsamkeit aus, denn sie sah mit den Augen der Liebe.
Der Geselle führte seinen Besuch erst ins Wirtshaus, wo sie einen kleinen Imbiß einnahmen, und dann durch Obstgärten und Wiesen hinaus aufs Feld, wo seine Güter liegen sollten. Er redete klug und ein wenig selbstbewußt von der Schönheit der Landschaft und rühmte die Güte des Bodens. Und als sie da an einem schönen Obstgut, wo die roten Aepfel und die gelben Birnen durchs Laub schimmerten, und dort an einem braven Kartoffelacker vorbeikamen, schlug er mit der Hand, wie zur Bekräftigung, auf die Flickbletze seines Eewairdes und sagte: „Das Stück gehört mir!" und: „Das Stück ist auch mein!" Im Weitergehen zeigte er ihr im Tal eine fette Wiese und am Verghang einen braunen Weinberg, patschte, wieder wie um der Sache Nachdruck zu geben, auf die grüne Juppe und die braune Hose und sagt: „Das braune und das grüne gehört auch mir!" Dazwischen redete er munter dies und das von Anbau und Ernte, von Leben und Arbeit und lobte mit vorsichtigen Worten, wenn sie auch etwas dazugab. So kamen sie auf eine Anhöhe, wo man den ganzen Zehnten übersah. „Fa," sagte er, „ich habe hinten und vornen noch manches Stücklein und manchen Bröäel," und meinte seine Flickbletze; sie aber meinte Garten und Feld.
Die Bauerntochter war selig, da alles so und über Erwarten zu ihrer Zufriedenheit ausgefallen. Also gingen sie zusammen noch am gleichen Abend ins Pfarrhaus und aufs Rathaus, bestellten das Aufgebot und machten nach ein paar Wochen Hochzeit.
Nachher stellte es sich freilich heraus, was er mit den bra inen und den grünen Stücken gemeint; aber da er ein braver fleißiger Kerl war und sie ihn lieb hatte, und da er zu seiner Entschuldigung sagen konnte, daß er aus Liebe zu ihr und um sie zu gewinnen so getan, so verzieh sie ihm bald und schickte sich mit guter Miene in die Sache.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Otto Seitmann. C« lw.
Druck und Verlag der A. Oelfchläger'fchen Buchdruckerei. Calw
Amtsgericht Calw.
Im Handelsregisiek für Einzeifirmen wurde heute einzeiligen die Firma: Garnhaus Heinrich Rühle i» Calw; Inhaber: Heinrich Rühle, Kausman» ln Calw.
Den 17. Oktober 1922.
Odersekretär Dürr.
Oberhaugstett.
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und wollen Angebote nach Lebendgewicht bis Montag, den 23. ds. Mts., vormittags 11 Uhr, ans dem Rachaus av^,. geben werde».
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