Rundschau. I
. ' ' I
HcilbrolNt, 29 Febr. Um dem immer fühlbarer werdendem ! Mai.gel cm kleineren Wohnränmcn teilweise abznhelfen, hat der hiesige Wohnnngsvcrein IcuN N.-Ztg. in seiner Versamliiiig am Montag bescklossen, drei weitere Wohnhäuser für zusammen 14 dis 16 Familien im Käfcrflug zu erstellen und diesclden baulich so tinznrichle», daß jede Familie ihren eigenen Hansgang hal. Dicseö gemeinnützge Vorgehen verdient allseitige Anerkennung.
Ulm, 29. Fedr. Ei» ehrbares hiesiges Dienstmädchen wurde kürzlich von einem seit kurzer Zeit hier in Arbeit stehenden 39- jährigen Schneidergesellen arg angeschmindelt. Dieser versprach ihr die Heirat und vcranlaßte sie, znk Anfertigung ihrer Aussteuer sich in ihre Heimat zu begeben, ihre Kleider u. s. w. aber i» die neugemütete Wohnung zu Verbringen. Als das Mädchen vor einigen Tagen zum Besuche des Bräutigams hierher znrück- kchrle, war dieser verschwunden, nachdem er vorher die Effekten seiner Braut samt und sonders versetzt hatte. Auch mehrere hiesige Geschäftsleute hat derselbe geschädigt, indem er Stoffe zn mehreren Anzügen, Schmuckgegcnständc, Uhr, Eheringe u. s. w. kaufte und sofort versetzte. Der Dieb und Betrüger ist steckbrieflich verfolgt.
Bilicrach, 29. Febr. In der vergangenen Nacht wurde der Rollladen eines hiesigen Geschäftes von außen gehoben. Nachdem solches gelungen, spazierten der oder die Diebe durch die zufällig unverschlossene Ladenthüre ins Verkanfslokal und entleerte» die Kasse ihres Inhaltes von 30 Bei einem zweiten Geschäfte wurden ebenfalls einzndringen versucht, jedoch vergeblich, da der Rollladen durch einen Schließer gesperrt war.
Waiblingen, 1. März. Heute früh brach in eine»! der unzugänglichsten Teile hiesiger Stadt, im sogenannten Sack, bei Weingartner Dieterle Feuer ans Der Besitzer wollte den Brand löschen, aber wie er die Treppe betrat, brach diese zusammen, er stürzte ins Feuer und erlitt, obgleich schnelle Hilfe da war, doch bet udente Brandwunden. Das Feuer wurde auf seinen Herd beschränkt.
Heidenheim, 2. Febr. Gestern vormittag mußte hier ei» 22jähriger Hausierer verhaftet werden, weil er unrichtige Papiere bei sich führte. Da er nebenbei mit einer ansteckenden Krankheit behaftet war, sollte er zunächst ins Krankenhaus verbracht werden. Als nun eben ein Bahnzng vorbeifnhr, wollte er sich darunter lege» und konnte nur mit Mühe von seinem Begleiter zurückge- halten werden; gleich darauf suchte er sich in der Brenz zu ertränken, und endlich mit vieler Mühe ins Krankenhaus verbracht, wollte er dort sich erhängen. Man mußte ihn schließlich in der Jrrenzelle unterdringeii.
Von der Jagst, 1. März. Ans der Beilsteinmühle, Gemeinde Untersonlhcim, scheuten gestern ein Paar junge Pferde des Müllers, als er in den Hof mit einem Frnchtwagen cinfuhr. Ein Mahlknecht eilte zu Hilfe erlitt aber so schwere Verletzungen, daß er nach einer halben Stunde starb. Der Verblichene hinterläßt Frau und Kinder.
Vom Ries, 1. März. Dieser Tage wurde der älteste Veteran des Rieses, der sog. alte Michel in Radelstetten, beerdigt; er machte die napolevnischen Feldzüge mit und hat das seltene Alter von 103 Jahren erreicht.
Kappel, OA. Riedlingen, 29. Febr. Letzten Sonntag feierten hier im engsten Familienkreise die Nagelschinied Kappenmann- schen Eheleute ihre goldene Hochzeit. Beide sind gesund, der Mann ist noch sehr rüstig. Der Gatte steht im 79., die Gattin im 68. Lebensjahr.
Schorndorf, 28. Febr. Im nahen Plüderhansen verhaftete vor einen Tagen der Polizeidicner einen beim Bettel betroffenen Handwerksburschen und wollte ihn aufs Rathaus verbringen. Auf dem Wege dorthin wiedcrsctztc sich der Vagabund und weigerte sich, zu folge», als zufällig der in Adelberg stationierte Landjäger dazukam, welchen der Polizeidicner »m Unterstützung bat. Allein der Strolch ließ sich auch jetzt nicht bewegen, mitzugche»; er überhäufte den Landjäger mit Scbimpfreden, drohte ihn zn erstecken und machte auch wirklich Miene, stzch thätlich an ihm zu vergreifen. Nun mackte der Landjäger von seiner Waffe Gebrauch und schlug dem Verhafteten, der wiederholt uack ihm griff, schließlich im Handgemenge mit dem Gewehr beide Arme ab. Der Hand- werksbnrsche wurde ins Bezirkskrant>nhaus nach Welzheim verbracht.
Mengen, 29. Febr. Heute früh wurde Feuerlärm gemacht; cs brannte in einem städtische», als Scheuer benützten und an das Anwesen von Bränmeister Ruppaner zum Drei-König anstoßenden Gebäude. In demselben hatte Rnppaner ein großes Quantum
Fniter und Stroh gelagert, welches samt dem Gebäude ein Raub der Flammen wurde. Die sogleich sehr zahlreich auf dem Brand- platz erschienene Feuerwehr mußte große Anstrengungen machen, i» dem eng gebauten Gäßchen die zahlreich augebanten Neben- und Hintcrhänßcr, namentlich aber das am meisten bedrohte Branerci- gcbäude zum Drei-König zn retten, was ihr auch vollständig gelang, so daß die Nachbarhäuser nur wenig beschädigt wurden.
— Zwischen zwei Studierenden in Halle a. S. fand laut Fr. Ztg. am 1. ds. ein Pisiolenduell statt, mit tödlichem Ausgange lür Dr. Schmitz aus Köln, der Assistenzarzt an der Universitätsklinik war.
Straßbnrg, 29. Febr. Professor Knßmaul ist mit 11 Uhr- Gottharezng ans San Nemo hier angekoiumen.
Berlin, 1. Mä,z. Geh. Medizinalrat Prof. Waldeyer, Direktor des anatomische» Institutes, ist nach San Nemo adgercist.
Berlin, 1. März. Der Kronprinz halte einen erquickenden Schlaf von 2 Uhr an und dürste heute sckon etwas länger auf dem Balkon verweilen. Es werden ernste Differenzen der Aerzte gemeldet. Bergmanns und Mackenzies Ansichten gehen soweit auseinander, daß eine Verständigung unmöglich erscheint.
San Remo, 1. März, 9 Uhr 50 Min. abends. Infolge eines Hustenansatls ist gestern die Kanüle beransgeschlüpft und mußte eine neue Angeführt werden; daher Atmnngsbeschwerden.— Prinz Wilhelm wird morgen erwartet. — Da die Aerzte keine Auskunft mehr erteile», kann ihr Berichterstatter nur mehr nicht- osfiziöse Nachrichten enveninell übermitteln.
San Remo, 2. März, 9 Uhr 15 Min. Prinz Wilhelm ist heute morgen 9 Uhr hier angekommen. Prinz Heinrich fuhr ihm bis Genna entgegen.
Turin, I. März' Durch eine über Jparona im Thal del Orlo niedergegangenc Schneelawine wurden 30 Personen getötet.
— Rach am 1. ds. in Lübeck eingetroffenen Nachrichten brennt die Stadt Berge» in Norwegen, deren Häuser meist ans Holz gebaut sind. Das Feuer richtet große Verheerungen an.
— Einer Petersburger Depesche zufolge hat sich der Zustand des Prinzen Hohenlohe-Oehringen gebessert.
Petersburg, 1. März. Oberst Kleigel, Flügeladjntant des Zaren, ist definitiv zum Oberpolizeimeister Warschaus statt des Grafen Tolstoi ernannt worden.
— Der britlisckc Dampfer „Corinthian" ist am 15. v. M. auf der Fahrt von Vera Cruz' nach New-Aork infolge der Explosion des Kessels untergegangen. Der erste Ingenieur, der zweite Steuermann, 3 Heizer und 2 Matrosen büßten ihr Leben ein. Da das Schiff nach der Explosion sofort Feuer fing, so mußte sich der übrige Teil der Besatzung in den Booten retten, ohne nur Zeit zu haben, Vorräte einzunchmeu. Nach 37stünd!gem angestrengten Rudern landeten die Schiffbrüchigen in der Nähe von Galv'ffton, Texas.
New-Uork, 26. Febr. Das Uuionsquaretheater ist niedergebrannt. Durch den Einsturz eines Teils des brennenden Daches wurden 6 Feuerwehrleute verletzt.
— In Kabul, der Hanplresidenz des Emirs von Afghanistan, wird, so schreibt die indische Zeitung Kaisar i Hind, noch alle drei Monate ein Sklavenmarkt abgehalten. Die Sklaven kommen zumeist von Kafristan. Die Mädchen erzielen einen höheren Preis als Knaben oder erwachsene Frauen. Die Mädchen werden verkauft, indem man sie mit der Spanne der Hand mißt, und kosten 20—60 Rupie» die Spanne. Dagegen werden die von Hajara und Panachfeer kommenden Mädchen nicht nach Maß verkauft, sondern nach ihrem persönlichen Werte, welcher von 80—120 Rupien schwankt. UebrigenS dürfen nur Mohamedaner Sklaven kaufen. Sollte ei» Hindu sich dazu verstehen, so wird er nebst seiner Familie gezwungen, zum Mohamcdismus überzutreten.
— Der 79 Jahre alte Friedrich Wilhelm Meyer, welcher seit den letzten 35 Jahren im Bureau des österreickisch-nnzarischen Generalkonlnlats in Newyork angestellt war und zuletzt die Stelle des Vizekonsuls bekleidete, hat sich vergiftet, indem er Pariser Grün verschluckte. Die Gründe des Selbstmords sind nicht bekannt geworden.
Der Gipfel der Vervollkommnung. .. Ich sage Ihnen, der neue Keller ist großartig eingerichlel! Sogar eine Dampfma- sckine habe» sie drin zum Hinanswcrfen von Betrunkenen oder Zahlungsunfähigen!"
Wohlmeinender Rat. „Johann, schicken Sie mir die Köchin herauf!" — „Ach, gnä'Frau, wollen S'nickt noch a bist warten, die ist grad in einsr fürchterlichen Laune j"