Donnerstag auf Freitag ist laut Gänb. in Rohrau eine Scheuer- abgebrannt. Die zwei Besitzer derselben sollen nicht versichert sein. Nur mit großer Anstrengung gelang es der Feuerwehr, die Nachbarhäuser zu retten.

Magstlldt, 17. November. In der vergangenen Nacht brannte hier die Doppelscheuer des Bauern Wilhelm Schlecht vollständig nieder. Große Vorräte von Futter unv Stroh gingen dabei zu Grunde. Brandstiftung wird vermutet. Von dem Thäter hat man leine Spur.

Vom Bodensee, 15. November. Das verunglückte Dampf- bootStadt Lindau" ist nunmehr, nachdem es durch einen Taucher ganz i» Ketten gehängt worden, im ganzen etwa 500 Meter von der Unglücksstättc weg gegen die SchissSwerfte gebracht worden; cs liegt jetzt ganz außer der Kurstinie und kau» die Schifffahrt nicht stören. Man glaubt, dem Seebl. zufolge, das Schiff in einigen Tagen in der Schiffswerft? zu haben, wo sich dann das Schicksal desselben entscheiden wird.

Von der hohenzolleriischen Grenze, 16. November. Der steckbrieflich verfolgte G. Pfister, Armen- und Schulfondsrechner aus Burladingen, den man bereits auf dem Ozean wähnte, stellte sich heute vormittag der hiesigen Staatsanwaltschaft. Den größten Teil des von ihm gestohlenen Betrags soll er wieder bci- gebracht haben.

Königsbronn, 14. November. Bäcker Naisle hier gewann laut Kocherb. mit Losnummer 79,835 in der Braunschweiger Lotterie die Summe von 30,000

Berlin, 16. November. Fürst und Fürstin Bismarck, sowie Gras Rantzau sind gestern abend 9 Uhr eingetroffen. Prinz Wilhelm erwartete den Reichskanzler in dessen Palais.

Berlin, 16. November. Privatmeldungen aus San Remo zufolge erfolgte vorgestern Nacht der Ausfluß einer gelblich schlei­migen Masse (wahrscheinlich Eiter) aus dem Kehlkopfe des Kronprinzen; nach dem Ausfluß trat ein Abfall der Geschwulst ein; der Kronprinz fühlte sich wesentlich erleichtert. Das Allgemeinbefinden des Kronprinzen ist fortgesetzt ein vorzügliches. Der Nationalzeitung zufolge handelt es sich wahrscheinlich um eine Folge des Oedems uud des durch die Knorpelentzündung gebildeten Abscesses. Ein Präparat aus der Masse soll Virchow übersandt werden. (Oedem ist die Ansammlung wässeriger Flüssigkeit in den Maschen den zwischen den feineren Orgau- bestandteilcn gelegenen Bindegewebes.)

Al. Den 11. Nov. dieses Jahres, der Tanftag Luthers, wurde dicsesmal für ganz Deutschland ein Tag der Trauer, des Kummers, der Sorgen.

An diesem Tage traten in San Remo die Ärzte zusammen, um in ernster Diskusion über die heimtückische Krankheit unseres allverehrten, vielgeliebten, des deutschen Kronprinzen ratzuschlagen. Die Aerzle mußten zu unserem große» Leide konstatieren, daß das neu auftauchende Uebel krebsartig sei und höchst gefährlich werden könne. Der Kroprinz selbst nahm diese Aeußernng der Aerzte gelassen auf. Ein Teil der Aerzte entschied nun für so­fortige Entfernung des ganzen Kehlkopfes, der andere Teil der Aerzte war für einen Lustrvhrenschnitt. Der Kronprinz selber ist gegen jede Operation, wie auch seine Gemahlin. Der Kaiser und die Kaiserin sind schwer gebeugt durch diese Bekanntmachung der Aerzte. Der Kaiser wünscht eine sofortige Operation. Mag sich der deutsche Kronprinz nun auch zuerst gegen eine Operation sträuben, zuletzt wird er doch auch in Erwägung seiner hohen Pflicht, sich so lange als möglich seinem Vatertande zu erhalte», in solche Operation einwilligen. Schwer lastet der Druck der Trauer nichtbloß auf dem ganzen Kaiserhause, sonden es ist All­deutschland, das in Trauer um seinen Kronprinzen heiße Thränen vergißt und tausend bitten um Erhaltung seines teuren Lebens zum Himmel schickt. Wir geben deshalb auch die Hoffnung nicht ganz auf. Möge Gott dieses Leiden zum Besten wenden.

Berlin, 16. November. Fürst Bismarck wird voraussichtlich dauernd hier bleiben. Es stehen dem Vernehmen nach wichtige staatsrechtliche Erwägungen und Entschließungen bevor, die durch den nunmehr konstatierten Zustand des Kronprinzen veranlaßt werden. Als Ergänzung zu dieser Nachricht bringt ein Ber­liner Privattelegramm desN. Wien. Tgbl." folgende wichtige Mitteilung:

Es verlautet, Fürst Bismarck werde dem Kronprinzen den Rat erteilen, unbedingt ans die Thronfolge zu verzichten, um durch diesen Schritt völlig freie Hand in der Wahl der etwa noch anzuwendendeu, mehr oder minder gefährlichen Mittel zu gewinnen.

Berlin, 15. November. Prinz Wilhelm wird dem russi­schen Kaiser bis zur Grenze nach Wittenberge entgcgenfahren. Der Kronprinz wird nach getroffener Disposition vorläufig in San Remo verbleiben.

Leipzig, 13. November. Der 22 Jahre Tischlergesklle Berger aus Lindenau hatte sich vor dem hiesigen Landgericht wegen Selbstvecstümmetung zu verantworten. B. hatte oft ge­äußert, er werde sicher vom Militärdienst wegkommen, gleichviel auf welche Art uud Weise. Er wählte dazu das Mittel der Selbstverstümmelung, indem er sich das obere Glied des linken Zeigefingers mit einem Beil abhackte. B. wurde daher zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilt.

Ein furchtbarer Brand hat, wie wir bereits kurz gemeldet haben, in der Montagsuacht einen großen Teil des Palais des Ministeriums der Landwirtschaft, der öffentlichen Arbeite» und der schönen Künste in Brüssel in Asche gelegt. Kurz nach 2 Uhr brach das Feuer ans nicht näher bckanntcr Ursache aus und wurde zuerst vo-n einer Tochter des Ackerbau­ministers de Moreau bemerkt, der einen besonderen Flügel des Gebäudes bewohnt. Der Minister gab telephonisch das Alarm­signal nach der Pompierskascrne und dem Polizeiposten. Die Flammen halten, vom heftigen Winde angefacht, bereits die zweite Etage des Gebäudes und das Dach gewonnen, als die Brüsseler Feuerwehrcorps anlangten. Unglücklicherweise begann den vierzehn Pumpen nach kurzer Thäligkeit das Wasser zu mangeln, infolge dessen sich der Brand mit wachsender Heftigkeit ausbreitctc. Fast alle Munster- wareu zur Stelle; de Moreau selbst und der Kabinettschef leiteten die Bergung der Dokumente und Papiere. Erst als um halb 4 Uhr die Dampfpumpe der Vorstadt Schaer- beck an Ort und Stelle anlangte und bald darauf eine andere mit frischer Kraft eiugriff, gelang cs, das Feuer zu bewältigen. Das Ministerium des Ackerbaues ist bis auf das Erdgeschoß völlig ausgebrannt. Von den Dokumenten ist ein großer Teil, jedoch der minder wichtige, vernichtet. Seit wenigen Jahren ist dies bereits der dritte große Brand, der öffentliche Gebäude heimsucht: vor drei Jahren brannte das Gebäude der Deputierien- kammcr nieder, im vorigen Jahre ein großer Teil der Universitätsbibliothek.

Wegen langjähriger Zulassung von Zolldefraudationen sind in Hamburg acht Beamte verhaftet worden.

Der infolge des Jahrmarktes in Zittau vollbesetzte, um 7 Uhr abends abgehende Personeuzug entgleiste vor Warnsdorf. Die Lokomotive, der Pack- und der Postwagen sind umgestürzt. Ein Bremser wurde verletzt.

Aus Avbo in Finnland wird der Fr. Ztg. gemeldet, daß dort am Montag 13 Grad Kälte konstatiert worden sind.

Ans Odessa wird gemeldet, daß der russische Kriegsdampfer Elbornus" mit einem englischen Dampfer auf dem Bug bei Nikolajeff znsammenstieß und cvsterer sank. Sieben Mann der Besatzung sind ertrunken.

Aus Paris: Das Urteil in dem Prozesse wegen des Ordensschachers lautet: General d'Andlau wurde zu fünf Jahren Gefängnis, 3000 Franken Geldbuße und dem Verlust der bürger­lichen Ehrenrechte auf zehn Jahre; Bayle zu vier Monaten Ge­fängnis; Frau R-üazzi zu dreizehn Monatm Gefängnis nnd 2000 Franken Geldbuße; Frau Veron, genannt de Courteuil, zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt; Frau Depreanx de Saint-Sanveur wurde frcigesprochen.

Aus Paris: General Thibaudin, dessen Liebesbriefe a» die Limousin sie Runde durch alle Blätter machen, ist seines Postens als Platzkommandant von Paris enthoben und zur Re­serve versetzt worden.

Petersburg, 15. November. Die Handelsschiffe verlassen Petersburg, da Frost eingetreten ist.

Hiesiges.

Wildbad, 18. Nov. Der lctztvergangene Mittwoch sollte für eine hiesige Familie verhängnisvoll werden. Der 15 jährige Sohn des Metzgers Jakob Fischer half seinem Vater in dein Schlachthaus beim Abschlachten eines Schweines u. wollte unter- anderem dem Schwein an den Füssen die Hornschuhe abmachen, wobei ihn: das Messer ausglttt u. er sich derart in den Ober", schenket stach daß er trotz aller angewendeter ärztlichen Hilfe am Donnerstag abend, infolge großen Blutverlustes, starb. Die Be­erdigung findet Sonntag nachmittag 1 Uhr statt.

Redaktion, Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wildbad,