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Nr.
vonnerstug, cten 6. Nsvember 1AÄ
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Der Untersuchungsausschuß.
! Weitere Aussage» Bethmann Hollwegs.
Berlin, 5. Nov..
Gestern nachmittag wurde die Vernehmung d.-s frü- skren Reichskanzlers Bethmann Hollweg vor dem Unter- nchiingsansschnß wieder ausgenommen. Ter Vorsitzende Varmnth fragt, inwieweit der Rücktritt des amerikanischen Staatssekretärs Bryan die Auffassung über Wilsons Friedensabsicht beeinflußt habe und ob dem ame- ükanischen Botschafter in Berlin Gerard bestimmte z-riedcnsbedingungen mitgeteilt worden feien.
Bethmann Hsllweg: Ter Schritt von Brhan st selbstverständlich unter den politischen Umständen, uu- er denen er erfolgte, von mir nach jeder Richtung hin »eobachtet worden. Doch hat sich durch ihn der Eindruck neiner Zweifel, die sich im weiteren Verlauf bei mir jebildet hatten, nur noch bestärkt. Was die Mitteilung bnkreter Friedensbedingungen an Gerard betrifft, so wie- »erholc ich meine Erklärungen, daß ich ihm konkrete Frie- lensbedingnngen niemals gegeben habe. Dazu lag keine Veranlassung vor. Bunan mußte nach unserer Unterredung völlig im klaren darüber fein, daß mir und der wutschen Politik ein Friedensappell Wilsons erwünscht var. Offenbar besteht vielfach die Ansicht, daß wir mit >er Betreibung unseres Friedensangebots unter gleichzeitig lausender Betreibung einer amerikanischer Fnedens- iktion eine unzulässige und in ihren Folgen schädliche Tloppelaltion unternommen haben. Der Vorwurf eines Doppelspiels würde mich höchstens dann treffe!?, wenn ch, während ich die Wilsonsche Friedensak ion betrieb, jleichzeing an dem U-Bootkrieg gearbeitet hätte, aber das jabe ich nicht getan. Meine ganze Arbeit in der Friedens- iktion ist darauf gerichtet gewesen, den drohenden U-Boots- rieg »nichtig zu machen.
Professor Hoetzsch : Ist die Reise des Botschafters Perard Ende September 1916 von Ew. Exzellenz als sf-riedensaknon nach America benutzt worden oder nicht?
Bethmann Hollweg: Eine Instruktion zu ge- >en, war ich dem Botschafter gegenüber nicht in der Arge. Ich konnte nur versuchen, durch meine Haltung utd die Art meines Gespräches in ihm den Eindruck h.r- lorzurusen, von dem ich wünschen konnte, daß er ihn nit nach Amerika nehme.
Prof. Hoetzsch : Ha",c Gerard ein deutliches Bi d ion jenen Bedingungen mi genommen, die Sie als maß- )vll bezeichnelen?
R ethmann Hollweg : Tie östlichen Verhält- nsse interessierten in Amerika nicht; Gerards Interesse Achtete sich auf Belgien. Ich habe ihn auf die dies- lezüglichen Stelen meiner Reden h ngewiesen. In einer olch'en Rede sagte ich etwa: Selbstverständ ich ist es un- er Wunsch. Vorsorge zu treffen, daß Belgien nicht als Vollme k für die Zukunft von der Entente benutzt werde ;ur Scl ä.imug Deutschlands. Hinzugefügt habe ich dann, m wcic'-e Garantien da gedacht wäre. Gerard wußte aber, )aß icb k i i Aunexionist war.
ES folgt die erste Gegenüberstellung Bethmann und Lernstorff.
Prof. Hoetzsch: Hat Graf Bernstorff die Ansicht schabt, Gerard sei über die Absichten seiner Regierung nicht genügend informiert?
Graf Bernstorff: Ich würde nach meinen Erfahrungen annehmen, daß Gerard erst nach der Reise orientiert war.
Bethmann Hollweg: Ich bin der Ansicht )es Grasen Bernstorff, daß .Herr Gerard bis zum Antritt einer Reise nicht orientiert war. Mir ist klar, daß Ge- card .nicht zu den engsten Vertrauten des Prä identen gehörte, denen er einen Blick in die Falten seines Herzens gewährt hat.
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Bernchmung des Staatssekretärs a. D.
Zimmeruiann.
Vors. Abg. Warmuth: Nach einer Mitteilung )er „Voss. Ztg." haben Sie in einer vertraulichen Be- prechung mit der Presse erklärt, daß wir unser Friedens- rngebot'am 12. Dezember erlassen hätten, um der Aktion )es Präsidenten Wi.son zuvorzukomme n.
Z i w m e r m ann : Es ist mir sehr wohl erinnerlich, daß ich eine derartige Bemerkung gemacht habe. Ich habe mich da'.ei we'cntlich von inner-politischen Erwägungen leiten la scn. Eine Friedensvermittlung Wilsons war
der Mehrheit des deutschen Volks und des Reichstag« unsympathisch. Auf der anderen Seite konnte ich nnci der Sorge nicht verschließen, daß unser Fri.densaugeboi nicht nur im Ausland, sondern auch bei uuS als ein? Bitte um Frieden und als Zeichen der Schwäche ausgclegt werden könnte und daher verurteilt würde. Deshalb kam es mir darauf an, daß die deutsche Presse möglichst geschlossen hinter die Aktion der Regierung trete, weil ich mir daraus bei den Feinden und bei den Neutralen die Wirkung versprach, daß das deutsche Voll geschlossen hinter dem Friedensgngebot stünde. Um dieses Ziel zu erreichen, habe ich mich damals dieser Wendung bedient.
^ Vorsitzender W a rm u t h bittet um Auskunft über die Deportation der belgischen Arbeiter nach Deutschland. In einem Telegramm des Wiener Botschafters Wedel vom 21. Dezember 1916 wird erklärt, daß Gerard es für außerordentlich wichtig hält, daß die Deportationen aufhören. Sie hätten austcrordentliche Empörungen in Amerika hervorgerufen.
Z i m m ermann: Ich war ein sehr starker Gegner dieser Maßnahme. i
Bethmann Hollweg : Vom polituchew Stand- .-iinit ans waren mir diese Deportationen im höchsten Grad' anerwünscht. Sie find als militärische Notwendigkeiten' iegrüßt worden, um das Hindenburgprograinm ausführei^ ;u können. Trotzdem habe ich s,, Uebereinüimmvna mi4 Bissing dahin gewirkt, laß die .Härten beseitigt würben. Ich habe mich weiter um Abstellung nicht bemüht. Es handelte sich um eine Maßnahme, die von der Heeresleitung als militärisch zwingende Notweudigkeit"bezeichne1 wurde. . ' st
Z i m m e r m auu : Es war nicht möglich, meine politischen Ansichten gegenüber den miliitärischen Notwendigkeiten durchzusetzen. i lx >
Von den Abgeordneten Gotheiu, Siuzheimer und David werden verschiedene Fragen über die Verschickung der belgischen Arbeiter gestellt. ,
Bethmann Hollweg greift wiederholt in die Erörterungen über die Teportationsfrage ein, da in diesem Zusammenhang Dinge verknüpft worden find, die sich nicht rechtfertigen lassen. Schließlich ruft er in starker Bewegung, wir sollten doch nicht immer von nirfereri eigenen Verstößen sprechen, wo unser Volk durch die völkerrechtlichen Verstöße der Feinde, besonders durch die Hungerblockade auf Generationen hinaus verelendet ist.-.
Diese Aeußernng Bethmaiins wird von der. Versammlung mit stürmischem Beifall ausgenommen, s
Die Verhandlung wird nach 1 Uhr abgebrochen.
Neues vom Tage.
Aufruf uu das Volk. '
Berlin, 5. Nov. Tie Reichsregieruirg erläßt einen Aufruf an das deutsche Volk, ähnlich wie ihn die bayerische Negierung dieser Tage hiuausgegebeu hat. Besonders die Grubenarbeiter werden zu gesteigerter Kohlenförderung und Landwirte zu schleuniger Ablieferung der Kartoffeln ermahnt. ' ' i i?,
Prämien. i ^
Berli'k, 5. Nov. Ter preußische Eiseubahuministei hat die Direktionen ermächtigt, für gesteigerte Leistungen in den Eiseubahnbetricbswerkstätieu. Prämien ein- zuführeu, obgleich die Arbiter sich gegew Akkord und Prämien erklärt haben. - , c
General v. d. Goltz z. D. ä ^ i Berlin, 5. Nov. Laut „Berl. Geueralanz." ist General v. d. Goltz zur Disposition gestellt worden.
Berlin, 5. Nov. Von den in russische Heeresdienstk übergetreteneu deutschen Truppen ^es sollen 35 000 Main- sein) haben sich nach eingegangener Meldung Äs jetzt 5500 Mann durch abgesandte Offiziere zur Rückkehr nacl Deutschland bewegen lassen. r „
Tic Erpressungen werden fortgesetzt.« § Berlin, 5. Nov. Ter Oberste Rat hat durch eim Note mitgeteilt, daß drei der verbwideten Mächte der Friedensvertrag bestätigt haken und der Zeitpunkt der Aufjtelln-.ig des ersten Protokolls gekommen sei. Die Aufstellung werde aber erst erfolgen, wenn Deutschland ir einem zweiten Protokoll anerkannt habe, daß es eine Reihe von Bedingungen des Waffenstillstands nicht er- sullt habe. Es seien noch Lokomotiven und Wagen zu ilesern. Die ans russischem Boden befindlichen deutfclsei Gruppen seien noch nicht zurückgezogen. Das voklständigi
Vetzeiconis der von den Tentschen söejcülaanahmtgn Weich
und Gelder seien noch nicht übergeben. Man habe die deutschen Schiffe in Scapa Flow zerstört. Auch in anderer Punkten, die aufgeführt sind, habe Deutschland seine Pflichten nicht oder nicht voll erfüllt. T-er Oberste Rat habt infolgedessen eine Reihe von Strafbestim munger aufgestellt, darunter die Auslieferung von fünf leichter Kreuzern und von 400000 Tonnen an schwimmender Tocks, Krähnen, Schleppern und Baggern. Auch soll die Besatzung der in Scapa Flow versenkten Kriegsschiffe zurückbehalten werden. Für den Fall der Weigerung sind Zwangsmaßnahmen angedroht. ,
Generalstreik in Berlin ?
Berlin, 5. Nov. Tie Arbelterräte und Führer aus den Reihen der Unabhängigen und Kommunisten haben Oie Weisung zum Generalstreik ansgcgeben. Ter Generalstreik wird allgemein als Einleitung eines Putsche? betrachtet.
Für den Jahrestag der Revolution haben in Groß- Berlin die Unabhängigen 38, die Kommunisten 47 Versammlungen einberusen.- ,
Brannschweig, 5. Nov. Eine Arbeiter-Versammlung forderte bis 6. November die Wicd.-rcinstcllnng aller 'Arbeiter bei der Firma H. Büfing, andernfalls werde un ganzen 'Freistaat (!) der Generalstreik verkündet.
Die Sachsen find Helle.
. Dresden, 5. Nov. Als Gegenleistung sür die Abgabe der sächsischen Staatsbahnen verlang- die sächsische Regierung die Uebernahme der sächsischen St.wtsschu den in Höhe von 1371 Millionen Mark durch das Reich.
Russen in Berlin.
^Berlin, 5. Nov. Der Massenznzng von Ausländern nach Berlin, besonders ans den östlich'.-» Grenztän- dern, hat sich neuerdings derart verstärkt, daß man im (Anblick auf unsere Ernährungs- und Wohnungsnot mit .-.-sonderen Maßnahmen dagegen Vorgehen will. Das ..'ohnnngsamt hat an den Reichswehrminister eine dringende Eingabe gerichtet, in seiner Eigenschaft als Ober- esehlshaber aus Grund des Belagernng-zuftaiid. die poli- wiliche Meldeps.icht sür Ausländer einznsühren. Diese Meldepflicht sei nötig, um die Zuwanderung überhaupt cst einmal zah enmäßig zu erfassen. Sei dem 1. März ). I, haben sich nur rund 2000 Ausländer polizeilich^ ;e meldet, während die durchschnittliche Monatszahl" wr Zuwanderung aus Rußland nach Berlin sich chätznngsweise auf 10 000 beläuft. Man kann die Zahl ;cr gegenwärtig in Berlin weilenden russischen Staatsristehörigen auf rund 70 000 annehmen. Tie größte lnzahl treibt Frwiescnermaßen Schieber- und Wu- ) er'besch ä f<-e. Es besteht auch die Befürchtung, daß ei einem Zn'aminenbruch der bolschewistischen Herrschaft n Rußland ein biene, Strom dieser unerwünschten El» «eilte sich n--'- ' - ° ----- "iimden wird.
Die Z.ezenzucht im November. In diesem Monat' wird man zur ausschließliche!! L>laM,altung übergehen müssen. Ziegen, che dauernd draußen gewesen sind, müssen allmählich daran gewöhnt werden, und es ist Sorge zu tragen, daß die Stallwärme nicht gar zu hoch steigt. An schönen Tagen, die auch im No- ocmber noch nicht ganz fehlen, sorgt man sür Lufterncuerung im Stalle. An Grllnfutter ist draußen nicht mehr viel zu holen. Das etwa noch vorhandene ist ohne großen Wert, und man verzichtet am besten ganz darauf und geht zur ausschließlichen Dersütterung von Rauhfutter über. Das Grünfultcr wird jetzt ersetzt, indem man Runkeln zerschneidet, mit etwa vorhandenen KüchenabfäUcn vermischt und üas Gemenge mit Kleie oder noch besser Schrot (hoffentlich gibt cS von beiden jetzt etwas mehr) überstreut. Ein Fehler ist es, dieses Futter mit Wasser zu ver- mischen, also eine sogenannte Tränke zu bereiten. Wasser soll vielmehr als Getränk nachher gereicht w.-rdcn, damit di« Ziege nicht mehr davon aufzunehmen genötigt ist, als sie bedarf. -Reicht man das eben genannte Fnttergemisch als Tränke ,so rvird der Magen der Tiere unnötig mit Wasserballast überladen und die Verdauung beeinträchtigt. Futter- und Mclkzciten sind regelmäßig innezuhalten. In der Zwischenzeit müssen die Tiere ihre Ruhe haben. Durch reichliche Einstreu sorge man sür trockene Lagerstätten. Körperpflege, Putzen und Klauenschnciden ist im Winter von größter Bedeutung.
Fördert die Milchsckafzucht. Das Milchschaf li-ferl uns täglich im Durchschnitt 2 bis 3 Liter Milch, alle Jahre ein schönes Quantum Wolle und einen leckeren Brate». Es nützl die Weide besser aus als die Ziege und ist nicht so emvfindlich wie diese. Leider ist der Preis für diese Tiere jetzt so hoch, daß an eine große Verbreitung wohl nicht gedacht werden kann.
Cchutzstellen für Forellen. Es ist sehr wenig bekannt, das starker Hagclschlag den Fischbcständen, besonders den Forellen in flachen 'Gewässern, sehr großen Schaden zusügen kann. Ee ist daher !>n Interesse der Fischzüchter, besonders an der Wetter- feite stark belaubte Gebüsche anznpflanzen. wozu jetzt die ge- eigncckte Zeit ist. sowie durch Einbanen von Steinunterschlupflöchern den Fischen einen schützenden Unterschlupf zu schaffen Die kleine Mühe und Arbeit bringt hohe Zinsen.