die russische Dampfwalze rollt nach Marschau zu. An- sanqs Februar des Jahres 1915 wird unter General Siwers das 10. russische Heer, das erneut in Ostpre»'- ßen einsatlen wollte, zwischen Johannesburg nno Hill kalten in großangclegtcr Umsassungsschlacht geschlagen. 100000 Gefangene und unzählbare Gcschütz- und Materialbeute fielen in deutsche Hand. Im M"' 1915 erfolgt die Durchbruchsschlacht von Gorlice- Tarnow. Im Hochsommer desselben Jahres erfüllt sich das Schicksal Polens. Tie Narewlinie wird den Russen entrissen- Tie Festungen Pul tust, Rost) an, Ostrolenka und Lomza wurden erobert. Am 5. August fällt Warschau, am 26. August Brest!-Li- towsk. In der Verfolgung des Feindes werden die Wälder von By aly stok und die Prip jet-Sümpfe durchschritten. Der Großfürst Nikolai wird abberu- sen. Im September fallen Grodno, und Wilna.
> Ter siegreiche Vormarsch geht bis Riga und Dü Halb urg. Russische Gegenoffensiven scheiterten unter ungeheueren Opfern. Tie Folge der russischen Schläge ist das Ende der Zarendynastie und der Beginn der russischen Revolution. Tie Revolutionsheere, von Keren ski erneut zum Angriff vorgetrieben, konnten den geplanten Durchbruch nicht erzielen. Statt dessen setzt ini Juli 1917 der Durchbruch der Mittelmächte bei Sloc- zow ein und befreit in schnellstem Tempo den Ostteil Galiziens und die Bukowina. Tie Einnahme von Riga, Iakobstadt, die Eroberung der Inseln O es el, T agö und Moon vollenden die Niederlage des gewaltige^ russischen Heeres. Friedeusverhandlungen werden eilige- /eitet, scheitern an dem Verhalten Trotzkis und zwingen den Deutschen noch einmal das Schwert in die Hand, mit dem su. in unglaublicher Schnelligkeit bis .Narwa, Pleskau, Polosk, Gomel und Kiew vordrinaend. den endlichen Friedensschluß erkämpfen.
Die „Zürcher Morgenpost" erfährt, au der-Schweizer Grenze wimmle es von französischen und amerikanischen Truppen. Man vermute einen Vorstost gegen das Oberelsaß. Der Pariser „Homme libre" (Clcmenceaus Bigtt) verrät, der Sommer 1918 werde den großen Luftangriff gegen Deutschland bringen.
Der Krieg zur See.
Berlin, 6. Mürz. (Amtlich.) Ein zur Einrichtung eines Etappenplatzes für die Hilfsaktion nach Finnland bestimmter Teil unserer Seestreitkcüfte hat am 5. März nachmittags bei Eckere auf den Aalandsinseln geankert.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Berlin, 6. März. Im Sperrgebiet um England sind neuerdings 20608 BRT. versenkt worden. Von zwei besonders wertvoll,.,! bewaffneten Tarnpfenz von je 6000 BRT. hatte einer Munition geladen.
„Der Verlust von auch nur zwei Schissen täglich" — schrieb der Marinemitarbeiter der „Times" am Januar — „macht einen großen Unterschied in der Menge von Brot und Fleisch aus, die zur Verteilung bereit stehen. Tie Vernichtung eines Weizenschiffes von 5000 BRT. bedeutet den Verlust von zwei Millionen Laib Brot und wenn ein entsprechendes Fleischschiff torpediert wird, so bringt dies einen Verlust von 50000 Hämmeln." — Nach diesem Maßstab must dieser Tanch- bootserfolg bewertet werden.
Haag, 6. "März. Es wird berichtet, daß der niederländische Dampfer „HeeMckint" torpediert worden sei Tie eine Hälfte der Besatzung sei gelandet, die andere werde noch vermißt.
Neues vom Tage.
Mnckwnnschgrützc. '
Berlin, 6, März. Anläßlich des Friedensschlusses mit Rußland sind zwischen dem Kaiser einerseits und dem König Ludwig vou Bayern und König Friedrich August von Sachsen Glüchvunschgrüste ansgetanscht worden. __
Inr Berfaffungsiindermrg in Sachsen.
Dresden, 6. Mürz. Ter Verfassungsausschnst der Zweiten sächsischen Kammer nahm den nationalliberalen Antrag auf Einführung des gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts mit zwei Z u s a tz st imni c n, die nicht nach Einkommen und Vermögen zngeteilt werden dürfen, an. — Ter Ausschuß der Ersten Kammer stimmte gegen 2 Stimmen der Regierungsvorlage über die Neugestaltung der Erste;! Kammer ohne Aenderung zu.
Haag, 6. März. (Amtlich.) Das Ministerium des Aeußern teil! uüt, daß oie deitticlw Regierung die Zulassung einer niederländischen Kommission, die den Bedarf von Sand und Kies für bürgerliche Zwecke im besetzten Belgien und in Nordstanstvich untersuchen sollte, abgelehnt habe. Die deutnbe Regierung fei bereit, vorläufig von der Tnrch'ichr von Sand und Kies aozn- sehen, um der niederländischen Regierung Schwierigkeiten zu ersparen. Sie bleibt aber auf ihrem Rechtsstnud- punkt und behält sich vor, aus die- Angelegenheit zurückzukommen.
Wicdvr Lord Lanstzo-Bne.
L'-'ttdou, 6. März. Remer.' Lord Lansdowne sagt in esnem-neuen Brief au den „Dach) Telegraph", die lente Rede Hertliugs biwenie einen merklichen Fortschritt im GedankeuauSlau? h. Ter wesentliche Satz in der Papstnote vom 1. August 19!". die Hertling in seiner Rede anführtc, fei die Forderung, daß Belgien geräumt und daß seine volle Pvlstisthe, militärische und wirtschaftliche Unabhängigkeit von allen Mächten gewährleistet werde. Für die Uebereiustnnmung bezüglich der vier Punkte Wilsons, des internationalen Gerichtshofs — seiner Meinung nach — bezüglich Belgiens sei eine Grundlage vorhanden Viel grTßer würden die
Schwierigkeiten, wenn man an die Ansprüche ans Ge- bietsnbergabe von einer Macht an die andere herantrcte. Solche Schwierigkeiten ergaben sich bezüglich Elsaß- Lothringens. und bezüglich Italiens Anspruch ans gewisse österreichische Gebiete, sowie bezüglich der britischen Ansprüche auf gewisse Teile des türkischen Reiches, Lans- dvwne glaubt, daß es unvermeidlich sei, diese letzteren / Fragen einem Friedenskongreß zu unterbreiten, der, wie ! Lloyd George sagte, am Ende des Krieges abgehalten , werden würde. Zum Schluß erklärt Lansdowne, daß auch die Frage der deutschen Kolonien einem solchen Kongreß Vorbehalten bleiben müsse.
Ter „Verl. Lokalanzeiger" bemerkt zu dem Brief: Hält Lord Lansdowne unsere Staatsmänner für so kindlich, daß sic auf seine Lockungen eingehcn sollten?
Das belgische Nmrrpsparlament.
Le Havre, 6, März. (Agenee Hävas.) Tte in Paris sich aushaltenden belgischen Senatoren und Abgeordneten jaben ihre in England und Holland weilenden Kollegen infgesorderl, in Paris eiuzutreffen, um ihre Meinungen auszutauschen. Die Zahl der belgischen Purlamcntamer im Auslande beträgt etwa 60, das ist ein Fünftel der Senatsmitglieder und Deputierten, die die Volksvertretung bilden.
Dir Rückgabe Cyperns ist fällig.
Wien, 6. März. Ter Geograph Professor Ober- hnmmer erinnert in der „Neuen Freien Presse" daran, daß der am 4. Juni 1878 zwischen England und der Türkei abgeschlossene Cypern-Vertrag am 1. Juli 1878 einen Zusatz erhielt, der die Verwaltung Cyperns regelst und im Artikel 6 bestimmt, daß, wenn Rußland der Türkei Kars und die anderen Eroberungen, die es in Armenien während des letzten Krieges geinacht hatte, zurückerstattet, die Insel Eyperu von England geräumt wird -und die llcbercinkunst vom 4. Juni 1878 hinfällig wird. Sonach hätte. England mit der Rückgabe dieser Bezirke an die Türkei jeden Nechistitel auf den Besitz Cyperns, geschweige denn auf seine Einverleibung in das britische Reich verloren.
^ Mit größter A»frr:srZsaMkert.
London. 6. März. Ter Minister des Auswärtigen,
Batsonr, erklärte, ans Anfragen im Unterhaus, er sei jetzt nicht imstande, über die Lage im asiatischen Rußland etwas zu sagen. Er könne aber versichern, daß die britische Regierung die Vorgänge in Sibirien mit größter Aufmerksamkeit verfolge. (Dazu wird England allen Grund hapeu; bei dem Vorgehen der Japaner in Sibirien ist es Lloyd George so wenig wohl zumute wie Wilson. T. Schr.)
Dis rrene spanische Kann«er.
N'bdb'd, 6. Mä^z. (Havas.) Tie neue Kammer wird sich folgendermaßen znsammenstchen: 95 Demokraten, 39 Anhüngee Romanones, 30 Anhänger Albas, 10 unabhängige Liberale, 93 Konservative, 27 Anhänger Madras, 25 Anhänger La Cierras, 3 unabhängige Konservative, 9 Ton Jaimisten, 2 Katholiken, 1 Agrarier, 15 Republikaner, 9 Reformisten, 6 Sozialisten, 1 unabhängiger Republikaner, 20 Catalonur, 3 nationalistische Republikaner, 3 eatalouische Nationalisten, 7 Baskische Nationalisten, 1 a-oristher Negionanst, 1 audalusischer Re- gionälist.
Rcm, 6 März. (Agenzia Stefan!.) Kardinal Sera f i n i ist gestorben.
Wie EreiZrMs im Osten.
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Berlin, 6. März. Ter „Deutschen T-agesztg." wird
r Regierung auf das Vorgemäß dem Friedensver- aus Finnland zurückzu-
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Finnlmid? und um die Petersbr- ger Regierung zur Erfüllung der. Friedensbestimmungeii zu zwiiiacn, in Finnland Truppen zu landen, aner-- kannst Wenn Nstkland seiner Verpflichtuiia, seine Truppen .ans Finnland surüchzuflehen, nachkommt, so werde es 'zu keiner feindseligen Handlung kommen. In die inneren Anaelegenheileu Finnlands werde sich' Deutschland nicht einmischen.
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TAs Leistens!!»»? a's A-ohch'äcko. In Schmeinfurt hat die ! ' r ro. >ine solche Höh: eicht, das; sag.»'.' da? Teichen-
zu- Bciroh: ung h-a-go o-,en und. D.n Magst rat har iiir dl - Ii'sl.v dsnzung AN:, bewilligt.
Bei Metiumhmis n (Westsa! ns vier Männern, die er iregui
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Ein Urrrkrl der Königin Luise den Heldentod gestorben. .Llülcurnont Graf I i driai Milh.l.n o. Hohenaus Schwa- dronfiihrcr im L-.ürafsier-Argiment von Driesen (Sest>ä:isches- Nr. 4. is infolge eines im Dn-iüte erlittenen tiuzullchssalls ze- erben. Lee V rsto.be.ic war rin L bei des Prinz n Albrech: (Vaters ro.i Preußen, ans dessen inorgaiunische'r. Ehe urit vlvsn i>- v. Ranch, die vom Herzog von Lachsrii-Mciningcn den Lite! einer Gräfin von Hohenau erhielt. Er würde als :i:iziger Sohn des st raren B-i h.lm von Hohenau, dess n zweiter Eeniah ii Marxar-et-e, ged. Peinzessin zu tzohenlolic-O-eiiringen, am Li». September lLD zu Ssi oeutstl; geboren und im Juni Nell! zum Leutnant im Kwa sier Regimen! von Dcichni iWrst- äuscheeg iRr. 4 in Miin'N'e i. AZ. ermumt, in dem er am >8, Argus: MN! zum Obeileuiiiant befördert wurde. Der Ne>siorbcne mar Ailler des Eiserne» Kreuzes I. Klasse und 'ohl> 3 her andercr Arieger,»szcichaiiage:i.
Oer Länseckoüior.
Humoristische Novelle von O. Gans-Bachmann.
Herr Gras zog die Augenbrauen in die 5?öye: ivm war jetzt der erleuchtende Gedanke aekommen. Aba, dachte ,er bei sich, jetzt wird mir die Geschichte klar: der Her .püetter vom Land hat selber ein Radel zu vs-l nun nü'- 'aüe Narren hält er andere dafür. Na. jedenfalls nmche ick» mich so bald als möglich aus die Strümpfe; das ist ein gefährliches Haus, mag Frau Riedel sagen, was sie will.
Frau Kienholz aber fuhr klagend fort: „Heute zum Beispiel kommt er wieder gar nicht nach Hause, ich weiß nicht, wo er bleibt, das har er sonst nie getan; er ist doch bloß in die Felder gegangen, und da verspätet er sich sonst höchstens um einige Minuten. Heute habe ich Ihretwegen, Herr Graf, die Speisestnnde später angesetzt, und er ist noch nicht da, ich fürchte ein Unfall."
Herr Graf war ruchlos genug, das innerlich nicht als Befürchtung zu empfinden, er sagte aber beruhigend: „Nun, nun, das.Unwetter wird eben irgend einen Schaden angerichtet haben, dessen Erhebung längere Zeit dauert."
„Sie mögen recht haben, Herr Gras, hoffentlich ist es nichts anderes," entgegnete sie. „Darf ich Sie aber jetzt zu Tisch bitten?"
Graf verneigte sich und sie gingen zusammen, beide froh, daß die fatale Sache abgetan war.
Aber im Speisezimmer harrte Frau Amalie des Gastes und sie stürzte auf ihn zu, ihm beide Hände entgegenstreckend.
„Ich danke Ihnen für den Triumph, den Sie mir eute bereitet haben!" ries sie aus. „Sie sind ein Opfer neiner Kunst geworden, aber ich hosfeFSie schlagen die Unannehmlichkeiten, die Ihnen daraus entstanden sind, nicht zu hoch an."
Graf hatte sich schnell gefaßt. „Sie sind bereits vergessen," entgegnete er anscheinend begeistert, „aber die Erinnerung an den hohen Kunstgenuß wird bleiben.*
„Sie sollen noch mehr davon haben," versprach sie großmütig. „Schenken Sie uns noch einige Tage das Vergnügen. meine Verwandten werden gewiß entzückt sein."
„Gewiß, gewiß," beeilte sich Frau Berti zu versichern.
„Ich muß leider den Viernbnng benutzen, so gern ich
auch rn Diesem Hause verwetten möchte," cketcuerie Gras, vor fick selber über diese dick aufgetraaene Heuchelei errötend. Frau Betti ihrerseits hatte Mühe, ihre Freude über diese Aeußerung zu verbergen.
Dann ging es ans Vorstellen der Kinder, das heißt mit Ausnahme Fritzens, der Befehl erhalten hatte, in der Küche zu essen, eine Strafe, die er aus. Furcht vor dem Grafen sehr gern annahm. Trine hatte erst versucht, ein Gespräch anzuknüpfen, aber Fritz verharrte in düsterem Schweigen, teils weil erfürchtete, es könne ihm Wider Willen ein Wort von dem Geheimnisse entsplüpfen, teils, weil er ihr mit diesem Schweigen imponieren wollte. Dies gelang ihm nun allerdings nicht, denn Trinens allem Hohen abgewandter Sinn suchte den Grüsch seiner düsteren Stimmung nur in einer besonders ausgiebigen Ration Prügel, die er erhalten haben mochte.
„Kommt denn Papa nicht zum Mittagessen?" fragte Mariechen, als man sich ohne den Hausherrn zu Tisch setzte. Die Mutter seufzte tief auf.
„Ich weiß nicht, wo er ist. liebes, Kind, hoffentlich ist ihm kein Unfall zugestoßen."
„Papa versäumt doch sonst nie das Mittagessen," bemerkte Waldemar besorgt.
„Der Herr Graf meint, das Wetter wird irgendwo einen besonderen Schaden angcrichtet haben und Papa wird dadurch zu besonderen Maßüahmen veranlaßt," erwiderte Frau Kienholz.
„So wird es sicher sein," meinte Graf bestätigend.
„Wo ist denn aber Fritzchen?" fragte Edith.
„Der muß strafweise in der Küche essen," erklärte seine Mama.
„Doch nicht meinetwegen?" fragte der Graf. „Das gebe ich nicht zu, und überhaupt will ich den kühnen Helden näher kennen lernen."
„Im Interesse des Sünders verlangen Sie das erst nach dem Essen," versetzte Frau Emma scherzend. „Erkannte hier vor Angst doch keinen Bissen herunterbringen."
„Also nach dem Essen," entschied Graf, „aber kommen muß er."
Das Mahl verlief ganz angenehm zur großen Befrie- dcgung der Familie Kienholz. Herr Graf würzte es mit allerhm.d Witzen, nicht gerade jüngsten Jahrgangs, aber sie > fanden doch Anktann: beim lchwarzen Kaffee wurde Fritz i
Die Not wächst.
Tie Zeichen mehren sich, daß England mit seiner Bolksernährung bereits vor außerordentlichen Schwierigkeiten steht. Kapitän v. Müller wußte schon zu berichten, daß die Verpflegung in England im Dezember .voriger Jahers erheblich knapper geworden wäre un^ h dann rasch weiter verschlechtert habe. Tie Beoban, tnngen des Kommandanten der „Emden" werden n. a. bestätigt und ergänzt durch einen in Holland einge- ^trosfene n deutsche n A ustauschgefa ngenen , der infolge der
geholt. Er blieb in der Lür stehen und schaute unverwandt den Gast an.
„Na, so komm doch her, du tapferer Held!" redete ihn dieser an.
„Ja, aber," klang es zaghaft von der Türe her, „lassen Sie mich auch gewiß nicht einsperren?"
Fritz trat heran.
„Sage mal, warum hast du mich denn gar so grauslich behandelt?" fragte Graf.
Fritz zögerte einen Augenblick, dann sagte er: „Weil Sie doch die Tante Amalie entführen wollten."
Graf machte gin ungeheuer verblüfftes Gesicht, aber weil die andern ebenso verblüfft waren, so fiel das weiter nicht auf. Tante Amalie erholte sich zuerst.
„Also mich hast du beschützen wollen, du süßer Junge?" rief sie erfreut. „Ach, so komm doch her und laß dich küssen."
Fritz träf keine Anstalten, dieser Aufforderung Folge zu leisten, und Graf fragte weiter: „Ja, wer hat dir denn das nur gesagt?"
„Der Jörg." entgegnete Fritz schnell: „o. er hat mir noch viel mehr gesagt, eigentlich der Dorc, ich hab's bloß gehört" , Und er erzählte alles, was er gehört hatte.
„Wer ist denn dieser Herr Jörg?" fragte Graf interessiert; „das muß ja ein riesig gescheiter Herr sein."
„Es ist der Pferdeknecht," rief Tante Amalie empört ,Wie er zu solchen Geschichten kommt, ist mir ein Rätsel."
„Mir nicht," bemerkte Emma mit tiefernster Mier „Der göttliche Funke, der heute unserem Gast als Flamme mtgegengelodert ist, hat auch die Phantasie der armen Dienstleute entzündet, daß sie so Ungeheuerliches geleistet hat; man umgibt dich eben mit dem Glanze der Romantik."
Amalie sah Emma zweifelnd an. Etwas an dem Redeschwall gefiel ihr nicht; daß er eine Nachahmung ihrer eigenen etwas schwülstigen Redeweise war, merkte sie jedoch nicht, und da Emma unverändert ernst blieb, beruhigte sie sich. „Was die Leute sich alles zusammendichten!" seufzte sie nur.
Gustav und Waldemar hatten einen Blick gewechselt; aber teils aus Rücksicht auf Edith, teils aus Furcht, mit dem Lachen loszuplatzen, unterließen sie eine Fortsetzung der Augensprache.
Das harmlose Mariechen schaute neugierig drein und Frau Kienholz saß wie auf glühenden Kohlen, seit der wandernde Fritz im Zimmer war.